Allmachtsträume auf Chinesisch: Shanghai Expo 2010

Shanghai Expo 2010, Bild: Gerhard Holzmann Nicht nur im Pott gibt es Leute, die sich unbedingt zu Lebzeiten ein Denkmal setzen wollen. Noch schlimmer als RUHR.2010 ist die Shanghai EXPO 2010.

Ein guter Freund war dieser Tage beruflich in Shanghai und nutzte die Gelegenheit, sich auch die EXPO 2010 anzusehen. Für diese wurde ein ganzer Stadtteil evakuiert und plattgemacht.

Er war nicht begeistert:

Ich war nur in drei oder 4 Pavillions…Wartezeiten von 3 bis 6 Stunden in den guten Pavillons – dafür war mir die Zeit zu schade.

Was mir aufgefallen ist – so gut wie jeder Pavillon hat einen starken Bezug zum dargestellten Land, der auch international erkennbar ist. Nur die Deutschen und die USA haben irgendein Hightechklotz hingehauen der m.E. mit Deutschland oder eben den USA so rein gar nichts zu tun hat.

Deutschland hatte übrigens weit mehr als drei Stunden Wartezeit in der Schlange um überhaupt hineinzukommen (siehe Bild, das war ca. bei dreiviertel der Warteschlange gestanden). Wenn man da auch nur annähernd alle Pavillons ansehen wollen würde, dann würde man mind. eine wenn nicht zwei Wochen Zeit benötigen…

Aber im Grunde ist es nicht mehr als eine Touristenmesse, vielleicht interessant für den ein oder anderen Architekten aber richtig technische Neuigkeiten, Erfindungen oder ähnliches waren nicht zu sehen. Dazu noch die vielen Menschen und die Hitze … Naja – ich war mal auf einer Weltausstellung und damit isses auch schon gut 🙂 wird mir wohl nicht mehr passieren, dass ich mich durch so ein Ding quäle….

Gut, das ist die Seite des Besuchers – doch auch für die Chinesen ist dieses Monsterprojekt keine Freude: Wie der Dokumentarfilm „Shanghai Dreams“ verrät, wurde ein ganzer Stadtteil Shanghais für die EXPO „entwohnt“, abgerissen und planiert. Und ich persönlich finde nicht nur den deutschen und auch den (im Film gelobten) französischen Pavillion häßlich, sondern die meisten, die mein Freund fotografiert hat.

IBA, Expo und so…

Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski wird sich durchsetzen. Das Ruhrgebiet wird sich zur Expo bewerben. Schade ist, dass es sich bewerben muss.

Es ist ok, wenn sich das Ruhrgebiet für die Expo bewirbt. Eine Region mit fünf Millionen Einwohnern kann so etwas machen. Klar,  Felix hat Recht, wenn er auf Frontbumpersticker auf die Problematik einer solchen Veranstaltung hinweist und aufzeigt, dass sich in Hannover viele Erwartungen nicht erfüllt haben.

Aber man kann man aus den Fehlern anderer lernen. Und die  Renovierung des Nahverkehrssystems im Zuge der Expo hat sich für Hannover gelohnt. So etwas könnten wir im Ruhrgebiet auch gut gebrauchen. Dazu kommt, dass eine solche Veranstaltung gutes Marketing sein kann. Man muss ja bei der Expo nicht, wie im Ruhrgebiet sonst üblich, auf importierte Deppen setzen. Klimawandel halte ich als Grundthema für nicht so spannend. In zehn Jahren wird der demographische Wandel das zentrale Thema des Ruhrgebiets sein. Und für weite Teile Europas, Japan und China. Auch dazu kann man gut was machen.

Man kann also eine Expo machen. Aber das Problem ist, dass das Ruhrgebiet sie machen muss. Denn nur über solche Veranstaltungen bekommen die Städte so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl.  Da können sie gemeinsam um Förder mittel betteln. Darin haben sie Übung, dass können sie. David hat heute in der WAZ beschrieben, dass später, wenn all die Internationalen Bauaustellungen und Kulturhauptstadtevents vorbei sind,  kein Geld da ist, die Hinterlassenschaften der alten Großprojekte zu sichern. Man könnte hinzufügen, dass es auch meistens an vernünftigen Nutzungsideen fehlt. Mir persönlich geht die Musealisierung des Ruhrgebiets durch die ewige Beschwörung der ach so einzigartigen Industriekultur schwerst auf die Nerven.

Die Expo soll eine Einigkeit herstellen, die es im Inneren nicht gibt, wo noch immer die Kirchturmpolitik den Alltag bestimmt. Also schleppt sich das Ruhrgebiet von  Großprojekt zu Großprojekt. Wenn man gewinnt, mag das noch halbwegs funktionieren. Aber man kann nicht immer gewinnen. Und wenn ein paar Niederlagen hintereinander kommen, könnten  die Städte  Zusammenarbeit auf den Prüfstand stellen.

Es bleibt dabei: Was das Ruhrgebiet braucht ist eine starke Klammer und die braucht Geld. Der RVR müsste endlich, wie die Landschaftverbände, direkt Mittel aus der Landeskasse bekommen um finanziell selbstständiger zu werden. Das hat aber niemand in den Wahlprogrammen gefordert. Die Grünen nicht und auch nicht Frank Baranowski, der Chef der Ruhr-SPD.   Im Regionalverband Ruhr hat die Verbandsspitze keine Lust sich für das Thema zu engagieren. Expo2020? Klar, kann man machen. Aber bevor man auf einen Kuchen die Sahne packt sollte man sich auch mal mit der Herstellung des Teigs beschäftigen.