Die Fortschritte, die Künstliche Intelligenzen (KIs) in den letzten Monaten bei der Erstellung von Bildern und seit Neuestem auch bei der Schaffung von sinnvollen Texten gemacht haben, sind erstaunlich. Die kleinen Fehler, die vor Kurzem noch unser Schmunzeln hervorgerufen haben, die uns als tröstlicher Beweis dienten, dass die ja niemals einen Menschen ersetzen könnten, die werden immer seltener. Eine KI, die einer sonst fotorealistischen Figur sechs Finger malt, ist nicht dumm, sondern hat einfach nur einen bestimmten Aspekt noch nicht gelernt. Jede Woche lernt sie dazu.
Bilder zu generieren ist beeindruckend, erscheint aber noch einigermaßen nachvollziehbar: Es ist eben wie ein Puzzle aus unzähligen Bausteinen und Regeln, die man aus einer Vielzahl von eingespeisten Beispielen extrahieren und neu zusammenfügen kann. Tatsächlich ist es mit Sprache nicht anders. Diese logische Erkenntnis kann aber die Sprachlosigkeit nicht abmildern, die die jüngsten Entwicklungen auslösen. Zumindest bei uns Laien.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges fällt die AfD im Landkreis Leipzig und ihr stellvertretender Vorsitzender, Jörg Dornau (Mitglied des sächsischen Landtages), auf Facebook durch extrem viel Verständnis für Russlands „Spezialoperation“ auf: Die bevorzugten Quellen bei den Postings sind Russia Today und die Website „Anti-Spiegel“, die von Thomas Röper aus St. Petersburg aus betrieben wird. Beide Quellen fallen unter die Kategorie „Russische Fake-News-Schleudern“.
Jetzt haben Jörg Dornau und der AfD-Kreisverband Landkreis Leipzig wieder etwas auf Facebook rausgehauen – um den Europäern die Furcht vor einem kalten Winter zu nehmen.
Für mich immer noch eines der lesenswertesten Bücher zu diesem Themenbereich, wenn man etwas über die Hintergründe und Wirkungsweisen von Manipulation durch Medien und soziale Netzwerke erfahren möchte.
Beim Stöbern in der Buchhandlung fiel mir Anfang der Woche ein anderes Buch zu der Thematik in die Hände: Bereits im April 2020 erschien im SPIEGEL-Verlag Das ist keine Propaganda – Wie unsere Wirklichkeit zertrümmert wird von Peter Pomerantsev (Die Coronakrise ist auch eine Desinformationskrise).
Etwas ganz anderes als das oben erwähnte und im April 2020 vorgestellte Buch: Ein Rückblick auf Massenmanipulationskampagnen der jüngeren Vergangenheit – und auf die Macher dahinter.
Durch Feinfühligkeit, Intelligenz oder soziales Verhalten ist die Facebook-Gruppe der Corona-Rebellen bisher noch nie besonders aufgefallen: Dort werden auch gerne mal antisemitische Inhalte und täglich irgendwelche AfD-News geteilt.
Ansonsten fällt die Gruppe vor allen durch Verbreitung von allerlei Falschinformation und Hasskommentare gegen die Bundesregierung auf.
Seit gestern läuft über diese Gruppe ein Shitstorm gegen ein Video auf der YouTube-Plattform der Brandstätter-Gruppe, die das beliebte Kinderspielzeug der Marke Playmobil produziert.
Stress für die Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Moers in diesen Tagen: Nachdem Informationen über ein Projekt der Schülervertretung – zum Thema Verschwörungstheorien – in der Öffentlichkeit bekannt wurden, bliesen „Corona-Rebellen“, Impfgegner und sonstige Verschwörungstheoretiker zum Angriff.
Am Montag ging die Schulleitung, das Lehrerkollegium, die Schülervertretung und Schulpate Ibrahim Yetim (MdL, SPD) an die Öffentlichkeit und thematisierten den aktuellen (kleinen) Shitstorm.
Der Artikel der Rheinischen Post vom gestrigen Abend, brachte Carsten Born (Spitzenkandidat für die Kommunalwahl 2020 der Partei DIE PARTEI) ordentlich in Rage.
Sodele! Nach zwei Wochen gibt es ein Update zum Thema Irrsinn auf Facebook in Sachen COVID-19-Pandemie. Die AfD verbreitet aktuell wieder abstruse Dinge und verlinkt gerne Videos des Verschwörungsbarden Xavier Naidoo.
QAnon-Gruppen explodieren aktuell wegen neuen Mitgliedern, was im ersten Moment vielleicht erschreckend klingt. Ich werde dies nachher etwas relativieren.
Weitere Themen: Die Heilung von Coronaviren (Ja! Heißt so!) mittels Licht, Liebe und Vergebung, die baldige Wiederkehr von Michael Jackson und Lady Diana (Die ihren Tod vorgetäuscht haben!) und auf den Fall der aktuellen satanischen Weltordnung warten. Auch gerade beliebt bei Aluhüten: Der sinistre Bill Gates, der mittels Impfungen die Menschheit eliminieren möchte.
In meinem Screenshot-Ordner „FCKing Bullshit“ liegen aktuell ca. 150 Screenshots von verstörenden und kaputten Beiträgen: Ich werde hier heute nur eine kleine Auswahl thematisieren. Nach den ersten vier Teilen (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4) dieser Serie plus dem Beitrag zu Xavier Naidoo, habe ich mit diesem Beitrag ca. 10% des verstörenden Contents, den ich seit Beginn der Corona-Krise gesammelt habe, im Blog verarbeitet.
Die gute Nachricht ist: In den Gruppen und auf den Seiten der Aluhüte sind inzwischen auch normale Typen, wie ich halt, unterwegs. Um sich zu informieren was bei den komplett Durchgeknallten so läuft.
Der Corona-Shutdown geht weiter und bis zum 19. April 2020 haben wir, ist ja auch nichts los draußen, noch viel Zeit um uns verstörende, lustige und traurige News reinzuziehen:
News, die Verschwörungstheoretiker, Populisten und esoterisch angehauchte – nennen wir es mal freundlich – „komplett Durchgeknallte“ aktuell verbreiten.
Richtig mental irritierende Videos, wie im letzten Teil, werden in diesem Beitrag nicht zu sehen sein: YouTube hat einige Esoteriker auf Corona-Kreuzung, Dank sei Gott im Himmel, gesperrt. Ein kurzes Filmchen zum Thema „Coronavirus-Inszenierung“ gibt’s am Ende dieser Safari.
Oh! Ein alter Bekannter ist auch wieder im Spiel: Nach monatelanger Facebook-Abstinenz ist Journalist und Aktivist Martin Lejeune wieder investigativ unterwegs: Natürlich in Sachen „Corona-Putsch“.
Generell gilt: Der liebe Herrgott sollte dringend Hirn regnen lassen, oder zumindest Ziegelsteine. Und die richtigen Leute damit treffen.
Soweit es die Kommentare und geteilten Inhalte auf Facebook in Sachen Corona betrifft:
Es gibt leider wenig Hoffnung, dafür aber auch verdammt viel Elend.
Am 16. März 2020 haben die Ruhrbarone, hier im Blog, den Themenkomplex „Fake-News und Hoaxes zur Corona-Pandemie“ angeschnitten.
Nicht grundlos: Das Thema ist aktuell. Die Thematik ist brandgefährlich.
Ich habe mich heute, nur wenige Tage nach dem letzten Beitrag zur Thematik, im Web umgeschaut und war entsetzt: Was aktuell ungeprüft geteilt, mit Likes versehen und positiv kommentiert wird, macht die aktuelle Lage mit Sicherheit nicht besser.
Eine wirklich erschreckende Safari zum Thema „Corona in Social-Media“.
Der erste Februar 2020. Es war Samstag und die Situation in China beherrschte bereits die Berichterstattung in den Medien. Ich betrat an der Haltestelle Kremerstraße in Duisburg eine ziemlich überfüllte Straßenbahn. Die anderen Fahrgäste standen, alle Plätze waren belegt. Oder genauer formuliert: Fast alle Plätze waren belegt.
In meiner direkten Nähe waren drei Plätze frei. Auf einem Platz saß eine junge Frau, nach Gesichtspartie und Outfit (Eine Jacke mit Nippon-Stern!) zu urteilen: Japanischen Ursprungs. Und sie trug eine Schutzmaske vor ihrem Mund. Diese Masken, sah man übrigens auch vor Corona, meistens bei Menschen die mutmaßlich aus dem asiatischen Teil der Erde kommen.
Ohne groß nachzudenken setzte ich mich auf den freien Platz, gegenüber der jungen Frau. Die Sporttasche die ich dabei hatte, ist mit einer japanischen Flagge, verziert.
Die junge Frau schaut auf die Flagge, schaut mich an und neigt ihren Kopf, die japanische Art der Begrüßung (Aisatsu ist die Bezeichnung für diese Zeremonie. Auch in diesen Tagen zu empfehlen: Komplett kontaktfrei!), ich erwidere den Gruß. Ein freundliches Konnichiwa (Guten Tag!) erspare ich mir.
Einige andere Fahrgäste schauten mich an, als hätte ich gerade eine eine besondere Heldenleistung vollbracht. Was natürlich kompletter Unsinn ist.
Ich habe, in der ganzen Bahn, die logischste Entscheidung gefällt: Anstatt in der Herde zu stehen, mit einer Vielzahl von Menschen die auf Schutz keinen besonderen Wert legen, setze ich mich in den sichersten Bereich der ganzen Bahn. Eine Gesichtsmaske bedeutet: Jemand schützt sich. Nichts anderes.
Eine Schutzmaske ist kein Sprengstoffgürtel: Sie ist keine Gefahr. Sie schützt vor Gefahren.
Außerdem, das muss ich ehrlicherweise zugeben: Zu diesem Zeitpunkt, habe ich mir noch nicht wirklich Sorgen wegen Corona gemacht.
Ich erwähne diese Anekdote aus einem aktuellen Anlass: Vor wenigen Tagen wurde in München eine Frau mit chinesischen Wurzeln rassistischen beschimpft und mit Desinfektionsmittel besprüht (Hier der Bericht dazu in der Süddeutschen Zeitung!).
Nicht der erste Vorfall dieser Art, seit der Corona-Virus seine Runden dreht. Ihren Ursprung haben diese Attacken in der Berichterstattung, gerade in den sozialen Medien.
Diese Mischung aus Hetze, Panikmache oder Verharmlosung der Pandemie ist ein gefährlicher Trend. Ich meine jetzt nicht die „Mainstream“-Medien: Sondern Informationsquellen mit eher zweifelhaften Ruf.
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