Die Sommerpause im deutschen Profifußball ist endlich vorbei. Mit der großen Mehrheit der Spiele in der ersten Runde des DFB-Pokals und dem DFL-Supercup 2023 ging es an diesem Wochenende nach gut zweimonatiger Pause wieder los mit dem regelmäßigen Spielbetrieb.
Und es gab auch gleich wieder viele spannende Themen, die sich hier im Blog zu diskutieren lohnen würden. Eines überstrahlt jedoch alle anderen, so dass auch wir hier bei den Ruhrbaronen an diesem Sonntag daran nicht vorbeikommen: Harry Kane, die Rekordverpflichtung des FC Bayern München, steht bei Fans und Medien im Mittelpunkt. Jedoch ganz anders als von den meisten gedacht.
Als BVB-Fan fragt man sich in diesen Tagen ja, wo in dieser Sommerpause denn eigentlich die echten Verstärkungen für den Kader der Bundesligamannschaft bleiben. Die bisherigen Neuzugänge Ramy Bensebaini und Felix Nmecha können wohl nur mit viel Wohlwollen als ein halbwegs gleichwertiger Ersatz für die beiden prominenten Abgänge Jude Bellingham und Raphaël Guerreiro angesehen werden. Wenn überhaupt. Verstärkt wurde der Kader bisher jedenfalls (noch) nicht.
Um in Zukunft einmal wieder am Branchenprimus, dem FC Bayern München, vorbeiziehen zu können, braucht es jedoch unbedingt eine stärkere Mannschaft in Dortmund. Diese ist bisher, trotz der langen Vorbereitungszeit auf diese Transferperiode, aktuell nicht in Sicht. Zuletzt machten immer wieder Schlagzeilen von geplatzten Verhandlungen die Runde. Kaderplaner Sebastian Kehl gerät somit zunehmend unter Druck, wenn er seinen vielen wohlklingenden Worten bis zum Start der neuen Saison 2023/24 auch noch erfolgsversprechende Taten folgen lassen will.
Inzwischen sind vier Tage seit der verpassten Meisterschaft des BVB am Ende der Saison 2022/23 vergangen. Wirklich besser geht es mir bei dem Gedanken an das Geschehen vom vergangenen Samstag aber noch immer nicht.
Nachdem die Borussia es verpasst hatte den FSV Mainz 05 in der heimischen Arena zu besiegen, am Ende nur 2:2 spielte, während der FC Bayern München zeitgleich gegen den 1. FC Köln auswärts mit 2:1 gewann und dadurch seine elfte (!!!) Meisterschaft in direkter Folge einfuhr, ist mir der Spaß am Fußball weitestgehend vergangen. Und ich fürchte, das wird auch erst einmal so bleiben.
Der BVB hat am Samstagnachmittag die selten günstige Gelegenheit verpasst, die Deutsche Meisterschaft 2023 einzufahren. Am Ende fehlte ein einziger Punkt (oder eine bessere Tordifferenz), um den Serienmeister FC Bayern München an der Spitze der Fußball-Bundesliga abzulösen und die Meisterschale zum ersten Mal seit 2012 wieder an den Borsigplatz zu holen. Im Heimspiel gegen Mainz 05 reichte es für die Schwarzgelben nur zu einem enttäuschenden 2:2, während die Münchener sich beim 1. FC Köln mit 2:1 durchsetzen konnten und so die Tabellenspitze in letzter Sekunde zurückerobern konnten.
Jetzt trägt Dortmund Trauer. Die immense Euphorie, die sich in den vergangenen Tagen in der Stadt breitgemacht hat, ist urplötzlich einer gigantischen Katerstimmung gewichen, wie sie die Stadt wohl seit dem verlorenen Champions League Finale 2013 nicht mehr miterlebt hat.
Dass der FC Bayern München sein Heimspiel gegen RB Leipzig am 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 1:3 verlieren würde, war so sicherlich nicht zu erwarten. Zwar rechneten viele Beobachter im Lande in der Endphase der Saison durchaus noch mit einem ‚Stolperer‘ des Rekordmeisters, waren die Leistungen der Münchener in den vergangenen Wochen doch einfach zu wechselhaft, um eine durchgängige Erfolgsserie zum Saisonende zu glauben. Und Aufgaben gegen Leipzig und Köln gaben für Fans, die sich nach zehn Meisterschaften in direkter Folge der Bayern einmal wieder einen anderen Deutschen Meister wünschen, auch durchaus gute Gründe für Hoffnung. Doch dass es dann tatsächlich eine solch klare Niederlage gegen die Ostdeutschen werden würde, damit rechneten wohl nur die Wenigsten.
Jetzt ist es also tatsächlich da, das große, emotionale Saisonfinale in der Fußball-Bundesliga. Und das ist, unabhängig vom Ausgang, eine sehr gute Nachricht für die Liga und den Profifußball generell in diesem Lande. Endlich haben ‚wir‘ hier wieder einmal das, was früher eher die Regel als die Ausnahme war, einen echten Titelkampf bis zum Schluss.
Drei Spiele, neun Punkte! An der Bilanz der ersten drei Pflichtspiele im Kalenderjahr 2023 von Borussia Dortmund lässt sich nicht herummäkeln. Auch wenn die dabei erbrachten Leistungen der Mannschaft bis zum 2:0 bei Bayer 04 Leverkusen vom Sonntag nicht wirklich berauschend waren, an den nackten Ergebnissen gibt es nichts auszusetzen.
Als BVB-Anhänger bleibt zu hoffen, dass Team und Umfeld jetzt nicht sofort wieder abheben. Leider sind erste Anzeichen in diese Richtung schon wieder zu erkennen.
Es gibt Nachrichten im Sport, die lassen einem auch in fortgeschrittenem Alter und mit mehr Lebenserfahrung noch immer die sprichwörtliche Kaffeetasse aus der Hand fallen, wenn man sie morgens liest. Einer solche war in diesen Tagen für mich eindeutig die zum wiederholten Male auftauchende Spekulation in einigen Medien, dass der 2017 im Unfrieden aus Dortmund zum FC Barcelona gewechselte Ousmane Dembélé offenbar ein Kandidat für einen Wechsel zum FC Bayern München zu sein scheint.
Eine Personalspekulation, die, wenn sie in den kommenden Tagen oder Wochen denn Realität würde, für nichts anderes als die dann wohl endgültig verlorengegangene Fan-Nähe in der Fußball-Bundesliga stehen würde.
Der FC Bayern München ist seit diesem Wochenende die 31. Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Es ist die neunte (!!!) in Folge. Seit dem der BVB im Jahre 2012 die Fußball-Bundesliga mit Trainer Jürgen Klopp in großes Entzücken versetzte, ist es keinem anderen Team mehr gelungen diesen Titel zu erringen als den Münchenern.
Und ausgerechnet die Dortmunder waren es auch, die die Bayern am Samstagnachmittag abermals auf den nationalen Fußball-Thron hievten. Borussia bezwang am 32. Spieltag den Tabellenzweiten RB Leipzig im heimischen Westfalenstadion mit 3:2 und sorgte dadurch dafür, dass die Bayern schon vor ihrem drittletzten Spiel der Spielzeit gegen Mönchengladbach nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen waren.
Der Jubel in München, er hielt sich coronabedingt in engen Grenzen, wäre in Anbetracht der inzwischen gewonnenen Routine im Feiern aber wohl auch sonst überschaubar geblieben. Dass die Bayern dann im Top-Spiel des Spieltags die andere Borussia vom Niederrhein mit 6:0 aus dem Stadion schossen, interessierte dann schon noch kaum jemanden, war das Spiel der Münchener dann doch sportlich schon bedeutungslos, was das Meisterrennen betraf.
Wobei ‚Rennen‘? Ein richtiges Rennen war es auch in dieser Saison wieder nicht, was aber gar nicht so sehr an den schier übermächtige Bayern selber lag.
Man muss sich wirklich wundern, wie scheinbar selbstgerecht und offenbar arg verblendet von den eigenen sportlichen Erfolgen führende Köpfe des FC Bayern München in diesen Tagen wiederholt öffentlich auftreten.
Dass die Fußball-Bundesliga ein extrem schnelllebiges Geschäft ist, das ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Und doch kann man sich aktuell des Eindrucks nicht erwehren, dass sich das Tempo der Stimmungsschwankungen bei Fans und Medien stetig noch weiter beschleunigen.
Jüngstes Beispiel: Trainer Hansi Flick, der bei den Bayern nach zwei Siegen zum Auftakt in seine Interimstätigkeit nach der Entlassung von Niko Kovac vorschnell als womöglich perfekte Trainerlösung beim Rekordmeister gefeiert wurde, und nun, zwei unglücklichen Niederlagen später, ebenso rasch wieder komplett infrage gestellt wird.
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