TV (und heute auch Radio) ohne Fußball – viele Tagestipps (III)

Liebe Fußballdesinteressierte, heute ist der erste von mindestens/vielleicht nur 😉 drei harten Tagen: Deutschland spielt (um 20.30 h).

Was können Sie tun? Sie haben hoffentlich gestern lecker eingekauft. Dann kochen Sie sich heute was Schönes. Und legen sich dazu mal eine schöne Langspielplatte auf. Sie haben doch noch welche, oder? Dann können Sie heute um 15.05 beim Deutschlandfunk hören, wie reich Sie damit geworden sind. Doch Vorsicht! Dieser Sender schreckt nicht davor zurück, Sie mit kritischem Sportjournalismus, z.B. über die mafiöse Politik des Weltfußballverbandes FIFA oder des DFB doch für Fußball zu interessieren. Beim Fernsehen sind Sie davor sicherer. Das einzige journalistische und kritische Format („Sport inside“/WDR) macht während der WM was? Na klar, Pause! Wir wollen doch nicht unsere eigene Produktpräsentation mit Kritik stören, da haben wir nicht genug Leute für – aber ich schweife schon wieder ab.
Massenhaft Tipps heute:
für die Eisenbahn-Bekloppten Pflichtprogramm: Eisenbahnromantik (16 h, SWR)
Für Fans von Clooney und der Regiebrüder Coen: Ein unmöglicher Härtefall ( USA 2003, 20.15 h, RTL)
Um 22.15 h bringt Pro7 Shaft – noch Fragen? (USA 2000), bestimmt ein Super-Cop-Thriller, aber ich ziehe das Original aus den 70ern mit Richard Roundtree, der hier übrigens einen Gastauftritt hat, vor.
Nach dem Fußball für Schlaflose noch ein gutes Angebot der ARD, die zielsicher alle Perlen nachts versenkt: Couscous mit Fisch (Frankreich 2007) um 23.55 h.

Waka Waka – Warum die Fifa TV-Berichterstattung zensiert

Waka Waka. Ein fulminanter Auftakt am Donnerstagabend mit Shakira und den Black Eyed Peas und am Freitag das erste Tor der WM durch die Gastgeber selbst.

Bafana Bafana, wie die Südafrika ihr Team nennen, schaffte im Auftaktspiel der ersten Fußballweltmeisterschaft auf dem schwarzen Kontinent ein respekatables 1:1 gegen die favorisierten Mexikaner – und hätten sogar gewinnen können. So viele Chancen haben die Südafrikaner versemmelt. Einmal in typischer Klose-Manier direkt an den Pfosten.
Für die Mexikaner und die Südafrikaner war es die leichtetste Begegnung in der Gruppe mit Frankreich und Uruguay. Kaum vorstellbar, dass die beiden Team, die das Auftaktspiel bestritten, jetzt noch einen der beiden Plätze ergattert, mit denen man die Vorrunde übersteht.
Was aber vielleicht noch gravierender ist: Einmal mehr hat die der Weltfußballverband FIFA die mediale Herrschaft über die TV-Bilder dafür genutzt, um einer leidvollen Debatte aus dem Weg zu gehen – nämlich die leeren Zuschauer-Plätze. Wenn es stimmen sollte, was der ARD-Kommentator so über den Sender geschickt hat, dann waren nur etwa 84.400 Zuschauer beim Auftaktspiel der WM – und damit wäre es sicherlich eines der wenigen Male gewesen, dass die Eröffnung einer Kicker-WM nicht ausverkauft war. Zum Vergleich: Ins Stadion von Johannesburg, Soccer City, passen laut Angaben des südafrikanischen Verbandes rund 94.000. Ergo: Fast 10.000 Plätze hätten leer sein müssen. Gesehen hat die Welt-Öffentlichkeit davon allerdings nicht. Auch die ARD hüllte sich in Schweigen, ohne auf diesen Mißstand einzugehen.
Gezeigt wurden die leeren Sitzränge natürlich nicht. Warum auch? Denn die Bilder werden ja nicht von der ARD produziert, sondern von der FIFA selbst – eine umfangreicheres Zensur gibt es vielleicht nur noch in Nordkorea.
Damit setzt sich die Debatte um leere Ränge fort, die schon 2006 bei der Sommermärchen-WM in Deutschland und davor auch schon in Frankreich hoch kam: Statt echte Fans werden immer mehr Karten an Edel-Fans vergeben – also Sponsoren und andere Personen, die vielleicht so viel mit Fußball zu tun haben, wie NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) mit einer erfolgreichen Regierungszeit. Ich bin gespannt, wann die ARD sich des Themas annimmt – oder ebenso lange und intensiv unterdrückt, wie Jürgen Emig das Thema „Doping im Radsport“ vom Sender hielt und statt dessen über die Schönheit südfranzösischer Kirchen parlierte….

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Deutschland ist besser als Argentinien, oder so

Bald geht es endlich los.  Das Runde rollt wieder ins Eckige. Am Sonntag, den 13. Juni, greift dann auch endlich unsere Nationalmannschaft ins Rennen um den Weltmeistertitel in Südafrika ein. Und nach dem grandios herausgespielten Sieg über Bosnien-Herzegowina kann eigentlich kaum noch ein Zweifel daran herrschen, dass Jogis Buben den Pokal holen und sich den vierten Stern an die Brust heften können.

Die Voraussetzungen sind doch alle da. Im Tor mit Manuel Neuer ein Schalker Jung, der sich voll auf seine Vorderleute verlassen kann: Arne Friedrich vom Zweitligisten Hertha BSC, der den Abstieg des Hauptstadtklubs zwar nicht verhindern konnte, aber wegen seiner konstant herausragenden Leistungen dennoch für die WM nominiert wurde. Mit ihm und Holger Badstuber, Per Mertesacker, Philipp Lahm, Dennis Aogo, Jerome Boateng sowie Serdar Tasci steht unsere Abwehr. Felsenfest. Und dann unser Mittelfeld! Bastian Schweinsteiger, ein Spieler, der vor allem dann zur Hochform aufläuft, wenn auch die ganze Mannschaft einen Lauf hat. Dazu noch die Ausnahmekicker Piotr Trochowski und Marcell Jansen, die in diesen Tagen sicher zur Superform auflaufen werden.  Potenzial haben vor allem aber unsere Jungstars Toni Kroos, Mesut Özil, Marko Marin und Sami Khedira – und das werden sie bestimmt auch auf Anhieb abrufen können. Da verblassen doch Schönwetterfußballer wie Mascherano, Veron, Fabregas, Xabi Alonso, Xavi und Iniesta sowie Kaka.

Und schließlich unser Sturm. Eine Augenweide. Eine Tormaschine. Lukas „Prinzchen“ Podolski und Miroslav „Einatmen-Ausatmen-Nicht-Vergessen“ Klose.  Ich sehe die gegnerischen Abwehrreihen um Demichelis, Heinze, Puyol, Ramos, Arbeloa, Alves, Lucio oder Maicon bereits erbeben.  Wer sind da die argentinischen Randfiguren Messi, Milito, Higuain, Aguero oder Tevez? Oder Villa und Torres aus Spanien? Oder gar die Samba-Kicker Luis Fabiano, Grafite und Robinho? Lächerlich. Wir können uns sogar den Luxus leisten, Kießling, Müller, Gomez und Cacau zu Ergänzungsspielern zu machen.

Deutschland wird aus all diesen Gründen Weltmeister, ganz sicher. Allerdings nicht  bei dieser Weltmeisterschaft. Vielleicht 2014 oder 2018. Aber in diesem Jahr werden Argentinien, Spanien oder Brasilien den Sieg unter sich ausmachen. Wahrscheinlich werden die Gauchos am 11. Juli den Pokal in den Nachthimmel Johannesburgs recken. Denn neben den ordentlichen Balltretern haben sie mit Diego Maradona einen Trainer, dessen Taktik und Spielweise schon in der Vergangenheit in den entscheidenden Momenten Hand und Fuß hatte…

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