Und plötzlich soll alles schlecht sein, was vor Tagen noch titelreif schien?

Foto: Robin Patzwaldt

Die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland habe ich bisher nur beiläufig verfolgt. Als langjähriger Beobachter der Sportszene ist das Thema aber natürlich trotzdem nicht komplett an mir vorbeigegangen. Das geht auch schlecht, denn das öffentliche Interesse am ‚Frauenfußball‘ ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, die mediale Präsenz dementsprechend mit. Selbst wenn man wollte, man kam an dem Thema in den vergangenen Tagen und Wochen gar nicht vorbei.

Mir fiel dabei auf, dass

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#Katar2022: Gibt es beim Fußball ‚gute‘ und ’schlechte‘ Flitzer?

Der WM-Pokal. Foto: Robin Patzwaldt

Auch in der zweiten Wettkampfwoche beschäftigt die umstrittene FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar die Gemüter weit mehr mit Themen abseits des Platzes als mit dem sportlichen Geschehen auf dem Platz.

Am Montag sorgte zum Beispiel ein ‚Flitzer‘ beim Spiel zwischen Uruguay und Portugal (0:2) für viel Aufsehen. Der Mann, der zu Beginn der zweiten Spielhälfte auf den Platz stürmte, verband mit seiner Aktion mehrere politische Botschaften: Auf der Vorderseite seines Superman-T-Shirts stand ‚Save Ukraine‘ (‚Rettet die Ukraine‘), auf dem Rücken ‚Respect for Iranian Woman‘ (‚Respekt für iranische Frauen‘) und er trug eine Regenbogen-Fahne über den Platz. Jetzt machen sich viele Zeitgenossen Sorgen um die Sicherheit des Aktivisten, der von Ordnern vom Platz geführt wurde.

Mich beschäftigt an der Sache heute zudem noch ein ganz anderer Aspekt.

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Köln-Ehrenfeld: Der 60 Dezibel-Muezzin und die iranischen Frauen

Muezzin (مؤذّن) ruft (c) K. Gercek

Ein Jahr ist es her, dass die Ruhrbarone über das Modellprojekt der Stadt Köln zum muslimischen Gebetsruf berichteten. Gestern um Punkt 13:25 Uhr wurde auf dem Vorplatz der Kölner Zentralmoschee zum Gebet gerufen. Zur Premiere erschienen viele Gläubige, der Vorstand der DITIB und der türkische Generalkonsul sowie viel Presse. Bereits vor einem Jahr wurde heftig über das Kölner Modell gestritten.

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Die Metaphysik des Heimatbegriffs. Eine Annäherung

  Es gibt für den sesshaften Menschen nur ein ernstes philosophisches Problem: die Heimat. Die Entscheidung, ob und wo das Leben in Sesshaftigkeit sich lohne oder nicht, beantwortet die Grundfrage der Moderne. Alles andere – ob die Welt drei Dimensionen oder der Geist neun oder zwölf Kategorien habe – kommt erst später. Das sind Spielereien; zunächst heißt es Antwort geben. Und wenn es wahr ist, dass – nach Nietzsche – ein Philosoph, der ernst genommen werden will, mit gutem Beispiel vorangehen müsse, dann begreift man die Wichtigkeit dieser Antwort, da ihr dann die endgültige Tat folgen muss.

Die Banalität des Blöden

Die Südtiroler Rechtsrockband Frei.Wild bringt es in ihrem Song „Heimat“ folgendermaßen auf den eindimensionalen Punkt:

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Wäre ich noch Katholik, ich würde mich schämen!

Die Kirche St. Peter in Waltrop. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Kritik an der römisch-katholischen Kirche gibt es schon lange. In meiner Kindheit, in den 1970er-Jahren, lernte ich bereits etliche Eltern von Mitschülern kennen, die sich stark in der örtlichen Kirchengemeinde engagiert haben, dort aber unbedingt an ihrer Meinung nach dringend notwendigen an Reformen mitwirken wollten.

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ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann: Wer schlecht ist, muss auch kritisiert werden dürfen!

Claudia Neumann. Foto: Copyright: ZDF/Peter Kneffel

Gestern war wieder einmal einer dieser Tage. Im Sommer, wenn der Fußball in diesem Lande eigentlich noch in der Sommerpause ist, dann schlägt regelmäßig die Stunde von Reporterin Claudia Neumann.

Immer dann, wenn das ZDF die Rechte an einer Fußball-Liveübertragung hat, dann droht den Fans in diesem Lande zu dieser Zeit ein Abend mit einer vergleichsweise schlechten Kommentatorin, die zu kritisieren aber eine komplizierte Angelegenheit ist, da es häufig mit dem Schlagwort ‚Frauenfeindlichkeit‘ abgetan wird, obwohl einfach die Leistung am Mikrofon schlecht ist.

Der ‚Audi Cup 2019‘, das Finale zwischen dem FC Bayern München und Tottenham Hotspur, war diesmal die große Bühne der 55-Jährigen. Und sie konnte auf dieser viele Fußballfreunde einmal mehr nicht überzeugen, wie ein Blick durch die Sozialen Netzwerke zeigt.

Wie undankbar es jedoch häufig ist Frau Neumann für ihre mangelhaften Leistungen zu kritisieren, dass beweist auch die heutige Ausgabe des Fußball-Newsletters ‚Fever Pit’ch‘ des renommierten Kollegen Pit Gottschalk, dem früheren Sportchef der Funke-Mediengruppe (u.a. WAZ) aus Essen.

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Die ‚Beschwerde‘ der Deutschen Frauen-Fußball-Nationalmannschaft ist schlicht unsachlich

Wer kennt diesen Mann? Foto: Robin Patzwaldt

Sie kämpfen einmal wieder um mehr öffentliche Anerkennung. Die Frauen-Fußball-Nationalmannschaft sorgt mit einem Werbespot ihres Sponsors ‚Commerzbank‘ aktuell für viel Aufsehen.

„Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze“, lassen sie darin unter anderem wissen. Das schafft Aufmerksamkeit. Vor allem für die bevorstehende WM, die vom 7. Juni bis 7. Juli 2019 in Frankreich stattfinden wird.

Spielführerin Alexandra Popp, Mittelfeldregisseurin Dzsenifer Marozsán und Kolleginnen versuchen mit Klischees und Stereotypen aufzuräumen. Denn: „Seit es uns gibt, treten wir nicht nur gegen Gegner an, sondern gegen Vorurteile.“ Soweit, so gut.

Doch hier beiläufig auf die Mitleidstour zu setzen, sich leicht schmollend als von der Masse der Leute in diesem Lande ungerecht behandelte Opfer darzustellen, das wirkt nicht nur ziemlich peinlich, das ist schlichtweg falsch.

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Was wirklich im „sexistischen“ Google-Manifest steht

Programmieren, statt das Google-Manifest zu lesen.
Photo by Crew on Unsplash

Wie verschieden sind Frauen und Männer? Wie verschieden werden sie gemacht? Die Geister scheiden sich an dieser Frage. So auch im viel diskutierten Thesenpapier eines Google-Mitarbeiters zur Gleichstellung beim Suchmaschinen-Konzern. Die einen sagen, es können der Beginn einer respektvollen intellektuellen Auseinandersetzung über wichtige gesellschaftliche Fragen sein. Die anderen finden, es sei schlimmster Sexismus und rundweg abzulehnen  Das Google-Manifest ist jedenfalls einen Blick wert. Unser Gastautor Tim (aka @keinetheorie) hat es übersetzt und mit Anmerkungen versehen.

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Frauen als Opfer der Flüchtlingskrise

keuninghaus
Frauensicherheit und Flüchtlingskrise. Spätestens seit der Silvester-Vorfälle vor einem Jahr scheinen diese beiden Themen untrennbar miteinander verknüpft. Durch jüngere prominent gewordene Verbrechen, die von Männern mit Migrationshintergrund an Frauen ohne einen solchen begangen wurden, ist die Debatte neu angeheizt. Der bevorstehende Jahreswechsel, den man heute Nacht auch in Köln nicht wird ausfallen lassen können, tut sein übriges. Doch was hat sich für Frauen wirklich verändert? Welche harten Fakten stehen zur Verfügung, wo wird gemogelt und was wird in dem Diskurs vergessen? Ein Blick auf das wesentliche.

Die Zahl der Asylanträge in Deutschland und Europa ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das Jahr 2015, das als Beginn dieser sogenannten Krise datiert wird, war mit knapp einer Million Flüchtlingen der Höhepunkt dieser Entwicklung. In diesem Jahr wurden mit weiteren 300.000 gerechnet – eine erschreckend hohe Anzahl, die heute beinahe erreicht wurde. Auf 80 Millionen deutsche Staatsbürger und 357.168 km² verteilt sind diese Zahlen allerdings noch immer zu gering, um – besonders in Großstädten – wirklich ins Gewicht fallen zu können. Es sei denn, man glaubt, wie es viele zu tun scheinen, dass Gewaltstraftäter und Frauenverachter einen signifikanter Anteil unter ihn ausmachten. Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind ein beliebtes Argument gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Rechtspopulisten nennen Männer afrikanischer und nahöstlicher Herkunft gerne abfällig „Antänzer“.

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Der Krieg der Männer gegen die Frauen

Eine kleine Chronik des alltäglichen Wahnsinns, der kein Ende nimmt.

Kiel. Ein Mann übergießt eine Frau vor einer Klinik im Stadtteil Kronshagen mit einer brennenden Flüssigkeit. Er entzündet sie. Sie verbrennt bei lebendigem Leib. Zeugen versuchen, die Flammen zu löschen. Vergebens. Die Frau stirbt.

Berlin. Ein Mann steht in einem U-Bahnhof. Vor ihm wartet eine 20-jährige Frau. Die Bahn fährt ein. Der Mann nimmt Anlauf. Er stößt die Frau auf die Gleise. Das tonnenschwere Gefährt überrollt sie. Sie hat keine Chance. Sie stirbt. „Ruhig, fast erleichtert“ entfernt sich der Täter, sagen Zeugen später aus.

Hameln. Ein Mann bindet einer Frau ein Seil um den Hals. Das andere Ende knotet er die Anhängerkupplung seines Autos. Er startet den Motor. Über eine Strecke von 250 Metern schleift er sein Opfer mit hohem Tempo über den Asphalt. Ihre Tortur endet nur, weil sich das Seil vom Wagen löst. Sie liegt im Koma. Lebensgefahr.

Berlin. Ein Mann sieht eine Frau die Treppe einer U-Bahnstation in Neukölln hinuntergehen. Er nähert sich ihr. Er tritt zu. Die Frau

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