Familienministerin Barley fordert eine Frauenquote für Unternehmensvorstände. Das ist zunächst mal konsequent, gibt es doch bereits seit Mai letzten Jahres eine solche Quote für die Aufsichtsräte. Angesichts der Zahl der Personen, die davon betroffen wären, hätte eine solche Quote vor allem symbolischen Wert. Aber Symbol für was?
Was wirklich im „sexistischen“ Google-Manifest steht
Wie verschieden sind Frauen und Männer? Wie verschieden werden sie gemacht? Die Geister scheiden sich an dieser Frage. So auch im viel diskutierten Thesenpapier eines Google-Mitarbeiters zur Gleichstellung beim Suchmaschinen-Konzern. Die einen sagen, es können der Beginn einer respektvollen intellektuellen Auseinandersetzung über wichtige gesellschaftliche Fragen sein. Die anderen finden, es sei schlimmster Sexismus und rundweg abzulehnen Das Google-Manifest ist jedenfalls einen Blick wert. Unser Gastautor Tim (aka @keinetheorie) hat es übersetzt und mit Anmerkungen versehen.
Kristina Schröder und die Frauenquote
Familienministerin Kristina Schröder setzt Unternehmen unter Druck. Sie will mehr Frauen in Führungsetagen sehen, sonst droht Deutschland die Frauenquote. Und die kann nicht gut sein.
In einem Interview mit dem Handelsblatt sagt Familienministerin Kristina Schröder (CDU): „Ich kann nur solange guten Gewissens auf eine Quote verzichten, solange ich in der Wirtschaft eine stetige Verbesserung sehe.“ Das sei aktuell der Fall, so Schröder. Bis 2015 will sie 20% Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten sehen. Wie das gehen soll? Eine gesetzliche Berichtspflicht für Unternehmen soll her – diese sollen offenlegen, wer wie und warum im Unternehmen arbeitet. Eine Quotenregelung ist das nicht, „aber die Folge ist, dass die Unternehmen sich der Diskussion stellen müssen.“ Frauen- und Familienpolitik soll hier als Imageretter dienen. Die Telekom hat es vorgemacht und will bis 2015 eine Frauenquote von 30% erreichen. Freiwillig. PR goes Politik.
Nun ist die Mehrheit der Bevölkerung, egal ob Männchen oder Weibchen, weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat. Der durchschnittliche Deutsche sitzt im Büro oder steht (noch) bei OPEL am Band. Aufsichtsräte sind ihm schnurzpiepegal, solange er seinen Job hat und das Geld pünktlich auf dem Konto landet. Über Frauen in Führungsetagen machen sich die meisten wahrscheinlich selten Gedanken – eine Frauenquote tangiert uns aber alle.
Es ist bitter, dass Frauenquoten zur Diskussion stehen. Keine Frau möchte zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, weil mal wieder jemand mit einer Gebärmutter und zwei Brüsten an der Reihe ist. Eine Quotenregelung würde die Frau mehr degradieren als es ihr nützen würde. Den Chef durch Leistung und nicht durch den Sexus zu überzeugen, hat schon immer mehr Spaß gemacht.
Natürlich ist es diskriminierend, wenn Frauen um die Dreißig beim Vorstellungsgespräch skeptisch gemustert werden, weil sie noch keine Kinder haben. `Da ist doch bestimmt was in Planung.´ Die Frage ist eher, warum die Personalchefs so denken? Angeblich tickt ja irgendwann die berühmte biologische Uhr:1, 2, oder 3 – letzte Chance vorbei. Und so sind die Gedanken der Personalchefs irgendwie verständlich: Sie gehen davon aus, dass Frau ein Kind bekommt und dann zu Hause bleibt. So war es bisher ja auch Usus.
Was wir brauchen, sind keine Frauenquoten. Wir brauchen eine Krippenplatzgarantie (Kristina Schröder hat schon einen Plan) und eine neue Denke (die muss sie wohl noch lernen). Und wir brauchen Männer. Männer, die damit zurecht kommen, wenn die Frau mehr verdient. Männer, die mehr als die verpflichtenden zwei „Vätermonate“ nehmen – nur damit das Elterngeld gezahlt wird. Und Männer, die nicht von der Erziehung komplett ausgeschlossen werden. Vor allem nicht in den ersten drei Jahren.
Das größere Problem ist aber, dass Kristina Schröder über Frauen in Führungsetagen spricht. Sie sagt, in der Wirtschaft mangelt es an qualifizierten Frauen. Dass viele Unternehmen gern mehr Frauen einstellen würden, aber niemand Geeignetes finden. Nun ist es so, dass gerade Führungspositionen viel Erfahrung brauchen – Erfahrung, die Männer sammeln, während die eigene Frau um die Dreißig zu Hause sitzt und das Kind hütet. Eine sinnvolle Frauenförderung kann nur funktionieren, wenn man beide Geschlechter berücksichtigt.
Vielleicht hat Kristina Schröder auch endlich begriffen, dass der so oft beschriene Geburtenrückgang in Deutschland ein Protest ist. Denn fest steht: Je erfolgreicher eine Frau beruflich ist, desto weniger Kinder hat sie. Weil in Deutschland „Kind und Karriere“ immer noch ein Paradoxon ist, verlagern karriereorientierte Frauen ihre Prioritäten. Wir wollen keine Quotenfrauen sein. Denn eigentlich ist es ziemlich simpel: Gebt uns Krippenplätze, wir geben euch Kinder. Und das hat wahrlich nichts mit Gender Mainstreaming zu tun.