Während ich mich nach den letzten Spieltagen der Fußball-Bundesliga hier bei den Ruhrbaronen mit den ‚Problemkindern‘ der noch jungen Saison etwas näher beschäftigt habe, komme ich diesmal an einem ‚Gewinner‘ der bisherigen Spielzeit einfach nicht mehr vorbei. Der FC Bayern München hat bisher alle Pflichtspiele in dieser Saison siegreich beendet und scheint Anlauf auf eine erfolgreiche Spielzeit 2012/2013 zu nehmen.
Der Rekordmeister aus dem Süden
Fußball: Erneute Startschwierigkeiten zum Saisonbeginn beim BVB
Als BVB-Fan fühlt man sich derzeit doch stark an die vergangene Saison erinnert!
Nach einer erfolgreichen Meistersaison und einem entspannten Sommer kommt die Dortmunder Borussia auch diesmal in der neuen Spielzeit bisher nur recht schwer in Tritt!
Überraschend? Nicht wirklich!
Fußball: Der 1. FC Köln ist in Liga 2 noch nicht angekommen
Sechs Spieltage der neuen Saison sind im ‚Unterhaus‘ der Bundesliga schon in den Geschichtsbüchern. Der traditionsreiche 1. FC Köln, Absteiger aus dem Oberhaus des deutschen Fußballs, wartet bisher noch immer auf den ersten ‚Dreier‘ und auch auf die ersten aus dem Spiel heraus erzielten Tore der Spielzeit 2012/2013.
Bisher reichte es lediglich
Fußball: Der unwürdige Abgang des ‚Capitano‘
In seinen besten Tagen wurde Michael Ballack respektvoll ‚Capitano‘ genannt. Doch die Glanzzeiten des ehemaligen Kapitäns der Nationalmannschaft sind seit Jahren Geschichte. In den letzten Wochen und Monaten wurde es ruhig um den 35-jährigen. Nun tauchte sein Name mal wieder auf. Er stehe angeblich kurz vor einem Wechsel zum australischen Team ‚Western Sydney Wanderers‘… Wohin? Es droht offenbar das letzte Kapitel eines unwürdigen Abgangs!
Michael Ballack wurde stets respektiert in der deutschen Öffentlichkeit. Wirklich geliebt wurde er nie. Oft erntete er auch ‚Mitleid‘, bittere Finalpleiten pflasterten seinen Weg. Allzu häufig wurde er ‚nur‘ Vizetitelträger. Zweimal das Champions League-Finale verloren (2002 mit Leverkusen und 2008 mit Chelsea), mehrfacher Deutscher Vizemeister, Vizeweltmeister 2002, Vizeeuropameister 2008, deutscher Vizemeister 2000, 2002 und 2011, nur um einmal einige seiner zahlreichen ‚Vize-Titel‘ zu nennen. Die Liste ist lang.
Dabei gerät rasch in Vergessenheit, dass der Görlitzer auch einige Titel sammeln konnte: Deutscher Meister 1998, 2003, 2005 und 2006, Englischer Meister 2010, DFB-Pokalsieger 2003, 2005, 2006.
Fußball: Droht das Projekt 1899 Hoffenheim zu scheitern?
Betrachtet man den bisherigen Saisonverlauf in der Fußball Bundesliga, dann fällt eines auf: 1899 Hoffenheim, das ‚Lieblingsspielzeug‘ von SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp, steht noch ohne einen einzigen Punkt auf der Habenseite am Tabellenende. Auch im Pokal ist das Team aus der Nähe von Heidelberg bereits sang und klanglos (bei einem Viertligisten) ausgeschieden. Das ‚Projekt‘ scheint, trotz der in den letzten Jahren von Hopp großzügig investierten Millionen, kurz vor dem Scheitern zu stehen!
Bombendrohungen und Buttersäure-Angriff gegen Aachener Antifas
Buttersäure-Attacke, Bombendrohungen, Feuerwerkskörper und Pfeffersprayeinsatz. Es hat schon gemütlichere Wochenenden in Aachen gegeben. Landes-Innenminister Ralf Jäger zählt die Region neben Dortmund, Köln und Wuppertal zu den Hochburgen des Rechtsextremismus in NRW. Diesem unschönen Ruf, u.a. gehegt und gepflegt von der Kameradschaft Aachener Land, machte die Stadt in den letzten Tagen mal wieder alle Ehre. Von unserem Gastautor Daniel Pichler.
So wurde das AZ Aachen in der Nacht zu Freitag zum wiederholten Male Opfer eines Buttersäureangriffs. Parallel gab es Bombendrohungen gegen die Antifa-Demo am Samstag und den Gästeblock des FC St. Pauli, der gestern bei Alemannia Aachen zum Zweitliga-Duell antrat. Der Absender bezeichnet sich selbst als „White Unity Underground Agency“.
Frithjof Kraemer, Geschäftsführer der Alemannia, aus deren Fankreisen es Ende letzten Jahres einen nach dem derzeitigen Wissensstand rechtsextremistisch motivierten Angriff auf Anhänger von Erzgebirge Aue gegeben hatte, gab gegenüber der Aachener Zeitung an, das Nazi-Problem im Vereinsumfeld unterschätzt zu haben. Dass die eigene Kurve u.a. seit Jahren fröhlich den Song „Mexico“ der Böhsen Onkelz trällert, kann ihm aber eigentlich nicht wirklich entgangen sein.
Im Verlauf der Antifa-Demo durch die Aachener Innenstadt kam es dann gestern zu mehreren Zusammenstößen. Die Präsenz einer Gruppe Nazis auf der Protestroute wurde laut Augenzeugenberichten mit Feuerwerkskörpern beantwortet. Am AZ Aachen angekommen reagierte die Polizei auf das Zünden von bengalischem Feuer und Flaschenwürfe mit dem Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken. Die
WAZ Watching – Die Lokalzeitung in der PR-Falle
Die Lokalredakteurin Elisabeth Höving berichtet in der Gelsenkirchener Ausgabe der WAZ am Samstag von einem besonderen Ereignis. „Gefeiert wie ein Popstar“ ist ihr Artikel über den Besuch von Schalke-Trainer Felix Magath beim Schalker Gymnasium überschrieben. Mit Lokaljournalismus hat der Beitrag allerdings wenig zu tun und fällt eindeutig in die Rubrik Gefälligkeits-Berichterstattung.
Wie viele andere Unternehmen hat der FC Schalke 04 ein Projekt der Schule gefördert, dass den Oberstufenschülern wird professionelle Studien- und Berufsberatung bietet. So diktiert der Meistertrainer in die Blöcke der anwesenden Journalisten: „Schließlich gehört die Entscheidung für eine schulische oder berufliche Weiterbildung zu den wichtigsten im Leben“. Soviel Lebensweisheit trübt schon mal die Erinnerungsfähigkeit und das kritische Bewusstsein, denn der Fall Julian Draxler liegt erst wenige Wochen zurück. Da hatte Felix Magath das 17jährige Fußballtalent und seine Eltern dazu überredet, die Schulausbildung abzubrechen und lieber erfolgreich vor die Kugel zu treten. Getreu dem Motto: Der Junge braucht kein Abi. Das hat bundesweite für Kritik gesorgt und nicht nur die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV) hat Schalke 04 einen „unverantwortlichen Umgang mit dem Jungstar“ vorgeworfen.
Erst das Schulgesetz in NRW hat das Ausbildungsende verhindert und die schulische Laufbahn geht für Draxler nach den Sommerferien an der Gesamtschule Berger Feld weiter. Die gilt gemeinhin als Musterschule bei der Ausbildung von Profifußballern, die auch neben dem Platz etwas lernen wollen. Schulleiter Georg Altenkamp zeigte sich nach dem Gespräch mit dem Profi dann auch sehr überrascht: „Ich hatte den Eindruck, dass er über die Möglichkeiten der Schule gar nicht richtig informiert war.“ Dabei kooperiert die Gesamtschule schon lange mit Schalke 04 und die Trainingsplätze des Vereins liegen direkt nebenan. Gestandene Profis wie Manuel Neuer, Alexander Baumjohann und Mesut Özil haben hier die Schulbank gedrückt. Im Juni 2007 wurde die Gesamtschule Berger Feld als vierte deutsche Schule vom DFB als „Eliteschule des Fußballs“ ausgezeichnet.
Das könnte auch Felix Magath wissen. Ein paar kritische Fragen der Lokaljournalistin kann erwarten, wenn der Trainer plötzlich die schulische Ausbildung und mit dem Scheck winkt. Das fehlt in der Berichterstattung allerdings vollständig. „Ein Popstar ist nichts dagegen“ begeistert sich die Kollegin dagegen an dem tollen Termin. So geht die Gelsenkirchener Lokalredaktion ohne Gegenwehr der Schalker PR-Offensive auf den Leim. Die setzt derzeit auf Angriff nicht nur in sozialen Netzwerken wie facebook auf Angriff. Das Image des Vereins und des Meistertrainers haben in der letzten Zeit arg gelitten.
Kein Wunder, dass immer mehr Leser der Zeitung den Rücken kehren und man sich als Abonnent immer öfter erklären muss. Zwar bestätigten Zeitungsforscher der WAZ-Gruppe im letzten Jahr steigende journalistische Qualität, aber Leser und selbst die Redakteure in den Redaktionen sehen das anders. So ist die Redaktion in Gelsenkirchen am Wochenende manchmal nur mit einem Redakteur besetzt. Das merkt man dann an der unzureichenden Berichterstattung in der Montagsausgabe. Zwar gibt es jetzt ein Rechercheblog der WAZ im Internet, aber mehr Personal und mehr journalistisches Handwerk wären noch besser.
Gift im Essen – Nein Danke!
„Hunger. Wenn ich das schon höre!“ Nun ja, so etwas passierte hin und wieder, wenn einer der Kerle miese Laune hatte. Dann brüllte er uns Jungs an: „Hunger. Ihr wisst doch gar nicht, was das ist: Hunger. Wir damals – wir hatten Hunger!“ Und wir wussten auch schon, wie die Platte weiterläuft. Egal. Offenbar war die Gattin gerade nicht da. Einkaufen oder so. Kein Problem: wir gingen einfach ein paar Häuser weiter. Wir hatten nämlich Kohldampf. Kein Wunder: wenn man ein paar Stunden auf dem Bolzplatz Fußball gespielt hatte, dann musste man auch mal etwas zwischen die Rippen bekommen. Genau genommen war das schon ziemlich praktisch. Unser Bolzplatz lag mitten in der Stahlarbeitersiedlung, in der wir alle wohnten. In diesen kleinen Häuschen mit diesen kleinen Vorgärten; und bei einigen war man, wenn man reinkam, direkt in der Küche. Oder die jeweilige Mutter war bei dem gutem Wetter, das wir zum Fußballspielen nutzten, ohnehin im Vorgarten oder Hof – Wäsche aufhängen oder so. Ziemlich praktisch insofern, als dass es galt, nicht allzu viel Zeit zu verlieren. Also riefen wir schon in einer Entfernung, ab der es die von uns auserlesene Mutter hätte hören können, was jetzt an hausfraulichen Pflichten anstand. Wir riefen – wegen der besagten knappen Zeit – einfach „Hunger“, und schon konnte es losgehen mit dem Stullenschmieren.
Mitunter hatte man halt Pech, und Neider hatte man sowieso. Wenn also statt der Stullenschmiererin einer dieser missgünstigen Biertrinker bei seinen nachmittäglichen Reflexionen gestört wurde, fing mit hoher Wahrscheinlichkeit die Dudelei dieser offenbar in allen Haushalten vorrätigen Schallplatte an: „Hunger – dass ich nicht lache! Soll ich Euch mal erzählen, was wirklich Hunger ist?! Aus Kartoffelschalen hatten die Weiber Suppe gekocht. So war das damals! Am schlimmsten war es ja gar nicht im Krieg, sondern nach dem Krieg. Winter 46 / 47. Ach, was rede ich?! Der Hungerwinter 47 / 48, der war schlimm, kann ich Euch sagen. Die Hühner hatten wir ja im Winter zuvor schon alle geschlachtet; da war dann natürlich Essig. Und heute kommt Ihr an und schreit Hunger. Ich will Euch mal was sagen: Euch allen geht es viel zu gut!“ Ja ja. Wie das so ist: auch die schärfste Schallplatte wird, wenn man sie zu oft gehört hat, irgendwann einmal langweilig. Und außerdem hatten wir meistens echt keine Zeit für diesen Scheiß. Wir hatten doch nur eine kurze Fußballpause.
Dennoch: wenn man etwas nur oft genug hört, bleibt eine Menge davon hängen. Unsere Kindheit war deshalb nicht nur ziemlich praktisch, sondern auch sehr lehrreich. Wir lernten, dass das Wort „Hunger“ offenbar zwei zwar irgendwie zusammenhängende, aber doch nicht ganz deckungsgleiche Phänomene beschreiben kann. Einmal das sich mehrmals täglich meldende Primärbedürfnis, etwas zu essen. Ein anderes Mal das vermutlich extrem unangenehme Gefühl, das sich einstellt, wenn man über einen längeren Zeitraum nicht oder nicht hinreichend in der Lage ist, Nahrungsmittel zu akquirieren. Die Ursache des Phänomens Nummer Eins ist ganz natürlich: rennst Du ein paar Stunden über den Bolzplatz, hast Du Hunger. Fertig. Mit der Ursache für das Phänomen Nummer Zwei scheint es sich offenbar wesentlich komplizierter zu verhalten. Klar war – das lernten wir auch aus ganz anderen Zusammenhängen: Krieg taugt nix. Man konnte zum Beispiel auch ziemlich satt sein. Wenn man es aber nicht rechtzeitig in den Bunker geschafft hatte, …
Sie müssen wissen, dass zufälligerweise direkt neben unserer Stahlarbeitersiedlung eine Stahlfabrik stand (und steht). Und weil die während des Krieges naheliegenderweise Rohre für die Panzer gebaut hatte, wurden wir damals ständig angegriffen. Logisch. Dass der Hunger, also der etwas dauerhaftere, kausal auch durchaus etwas mit dem Krieg zu tun haben könnte, leuchtete mir ebenfalls unmittelbar ein. Entweder Kanonen oder Butter, klar. Dass es aber nach dem Krieg mit dem Hunger schlimmer gewesen sein sollte als im Krieg, fand ich dagegen etwas befremdlich. Nur: so hatten es alle Kriegsberichterstatter in unserer Siedlung erzählt. Als ich das dann später auch noch in der Schule unterrichtet bekam, verflog mein Verdacht, dass es sich bei dieser Story einfach nur um dummes Zeug handeln würde. Bis ich mal dahinter kam, dass sich die Alternative Kanonen oder Butter gar nicht so drängend stellt, so lange man andere Leute für sich schuften lassen kann, hat es eine Weile gedauert. Da hatte ich wohl etwas auf der Leitung gestanden. Es hätte mir aber auch mal irgendjemand sagen können. Hatte aber keiner. Komisch eigentlich.
Bei Wikipedia ist unter dem Stichwort „Nachkriegszeit“ zu lesen: „Für später Geborene ist es kaum nachvollziehbar, worüber man alles nicht sprach, nicht einmal in den Familien. Statt dessen gab es – freilich nicht wenig – realen Stoff für Klagen (Kriegsgefallene und nicht heimkehrende Kriegsgefangene, Bombenterror, Flucht und dann Vertreibung, Hunger und Kälte), jedoch mit einem den Besatzungsmächten sofort auffallenden ausufernden Selbstmitleid und großem Unwillen, dasjenige Leid und Elend ins Auge zu fassen, das zuvor das nationalsozialistische Deutschland ringsum und in der eigenen Mitte anderen zugefügt hatte.“ Selbstmitleid hin oder her: das mit dem Hunger (Definition Zwei) war blöd. Außerdem traf die während meiner Kindheit übliche Formulierung „schlimmer als im Krieg“ den Nagel nicht so ganz auf den Kopf. Im Krieg hatten die alten Herrschaften nämlich überhaupt keinen Hunger.
Sie hatten auch eigentlich nie etwas Anderes behauptet; sie hatten bloß einen irreführenden Eindruck erweckt. Bestimmt, damit keiner von uns verwöhnten Fußballspielern einen Verdacht schöpft oder sich gar noch genauer erkundigt. Es durfte nämlich auf gar keinen Fall rauskommen, dass in all den Kriegsjahren Gift im Essen war. Im reichhaltigen Essen der Kriegsjahre steckte die Arbeit der von den Deutschen besetzten Völker, die für ihre nicht bestellte Beglückung horrende „Besatzungsgebühren“ zahlen mussten. Im Essen steckte die Maloche der unzähligen Zwangsarbeiter, die nicht für einen Appel und ein Ei, sondern hungernd für die deutschen Herrenmenschen schuften mussten. Im Essen steckte das Blut der Juden, die vor ihrer Vergasung noch der Vernichtungsarbeit ausgesetzt waren. Jeder hatte – jedenfalls nach dem Krieg – die Bilder dieser ausgemergelten Gerippe gesehen.
So mussten sich unsere Vorfahren schon vor siebzig Jahren mit Gift im Essen herumschlagen. Aber: es hatte damals nichts geschadet. Es scheint auch heute nicht wirklich zu schaden. Und Sie wissen ja: es hört nicht auf. Ständig dieses Gift im Essen. Dieses Jahr soll es besonders schlimm werden. Vermutlich werden diesmal so viele Menschen verhungern wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Die Nahrungsmittelpreise sind förmlich explodiert. 2009 hat – wegen der Weltfinanzkrise – die Zahl der Hungertoten auch schon kräftig zugelegt. Dieses Jahr scheint es dicker zu kommen, wenn man das so sagen darf. Es kommen so viele Faktoren zusammen, nicht nur Kriege. Und auch nicht nur die EU-Agrarpolitik – das muss auch mal gesagt werden! Zugegeben, die Nahrungsmittel sind bei uns so billig, weil sie in Afrika so teuer sind.
Na sicher: wenn die EU ihre Lebensmittelsubventionen einstellen würde, gäbe es hier einen Rabatz, dagegen wäre jetzt der Knatsch in Tunesien einfach nur Kindergarten. Aber in Tunesien verhungert kein Mensch; und was weiter südlich so läuft, wie gesagt: da kommen viele Faktoren zusammen. Außerdem: so billig sind die Nahrungsmittel bei uns nun auch wieder nicht. Wenn die jetzt auch noch teurer werden … Man weiß doch ohnehin schon nicht mehr, was man überhaupt noch essen soll. Essen kann, essen darf. Wenn ich an diese Dioxine denke, die können doch überall drin sein. Ständig dieses Gift im Essen, das hält doch auf die Dauer kein Mensch aus! Sie müssen bedenken, dass wir ja alle ständig älter werden. Da können sich diese Gifte im Körper ganz schön akkumulieren. So kann es jedenfalls nicht weitergehen. Es müsste mal einer kommen und mit diesen ganzen Ganoven ein für allemal aufräumen.
Einmal gab uns eine Mutter, als wir uns über ihren Alten wegen dieser Hunger-Litanei beschwert hatten, den brandheißen Tipp, wir sollten doch statt Hunger demnächst einfach Appetit sagen. Das sei ohnehin gepflegter. Spätestens da war mir der Appetit vergangen. Das brachte immerhin den Vorteil, dass ich alsbald diese Nachkriegshunger-Schallplatte nicht mehr aufgelegt bekam. Da in den 1960er Jahren jeder, der nicht mindestens 20 % Übergewicht auf die Waage brachte, als unterernährt galt, bekam ich fortan etwas ganz Anderes zu hören: „Du musst mehr essen, Junge! Du siehst ja aus, wie ein Biafra-Neger.“
Oppa erzählt vom Krieg oder: Damals unter Präsident Ottokar Wüst war beim VfL Bochum doch wirklich alles besser!
Sportlich dümpelt der VfL Bochum momentan in der 2. Bundesliga und der Wiederaufstieg der „Unabsteigbaren“ ist momentan nicht wirklich gesichert.
Zusätzlich zur sportlichen Misere kommt das Vakuum im Aufsichtsrat, welches durch den überstürzten Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden Werner Altegoer und weiterer Mitglieder des Aufsichtsrates verursacht wurde. Zwar besteht der VfL Bochum darauf, dass man handlungsfähig sei, doch die Frage in welche Richtung sich der VfL Bochum zukünftig entwickeln wird, ist weiterhin offen. Wenn es irgendwo zu Umbrüchen kommt, werden die verschiedensten Vorschläge gemacht und in die Diskussion eingebracht. So auch beim VfL.
Es fing alles mit einem unscheinbaren DIN A4-Zettel an, der vom Layout her irgendwo zwischen „Kindergartenkinder versuchen sich an Erpresserbriefen“ und den ersten Layoutversuchen mit Hilfe von Schreibmaschine und Pritt-Stift anzusiedeln ist:
WATTENSCHEID IST UNSER LEBEN
Wir sind Wattenscheider Jungs! Geboren, aufgewachsen und geformt in dieser kleinen Weltstadt mitten im Pott. Eine harte Schule zwischen Ghetto und Einöde, zwischen Prolldisco und Straßenkampf, zwischen Fußball und Langeweile. Die SG Wattenscheid 09 hat unsere Jugend bestimmt. Mit ihrem Abstieg aus der ersten Bundesliga verebbte unsere Liebe für das runde Leder. Fußball-Legasthenie war die Folge. Kein Interesse, kein Antrieb, keine Kultur. Jetzt sind wir zurück zu den Wurzeln, auf dem Rasen, der die Welt bedeutet – beim Auswärtsspiel der Wattenscheider Kicker in der NRW-Liga. Ein Erlebnisbericht von Herrn Schlange und Herrn Joswig.