Ein Ex-Genosse zum SPD-Problemfall Gerhard Schröder

Gerhard Schröder Foto: Olaf Kosinsky Lizenz: CC BY-SA 3.0 de

Auch im Urlaub, wenn man eigentlich negative Dinge ausblenden möchte, ist der russische Angriffskrieg Thema für Gespräche und Diskussionen. Auf Mallorca ist das nicht anders: Die völkerrechtswidrige Annexionen in der Ukraine und das Pseudo-Referendum des russischen Despoten Wladimir Putin sorgen für Gesprächsstoff.

Nicht anders war das in den letzten Tagen in unserer mallorquinischen Stammbar Ute aus Duisburg, in der in erster Linie deutsches – speziell: duisburger – Publikum verkehrt.

Längere Gespräche zur aktuellen Lage – und zur Rolle des Ex-Kanzlers Gerhard Schröder – hatte ich mit Hermann N., der früher als Finanzbeamter tätig und lange Zeit Mitglied der SPD war. Grund seines Austrittes nach der verlorenen Bundestagswahl 2005 und dem Rückzug von Gerhard Schröder aus der Bundespolitik: Sein Engagement für Gazprom und Wladimir Putin.

Ich hatte ein paar Fragen über seine Sicht – mit seiner kritischen Sicht auf das Wirken des Kanzlers,war und ist der ehemalige Genosse seiner Partei voraus – auf die Lobbyarbeit des Ex-Kanzlers für Russland.

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Ich schäme mich für Sie, Gerhard Schröder!

Gerhard Schröder als Bundeskanzler zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten George Bush. Quelle: Wikipedia, Lizenz: Gemeinfrei

Es gibt Dinge im Leben, die man im Laufe der Jahre irgendwann bitter bereut. Für mich zählt dazu, dass ich in meinen jungen Jahren Gerhard Schröder und seine SPD unterstützt, in den Jahren mit ihm als Spitzenkandidaten für das Bundeskanzleramt auch stets gewählt habe.

Man, was habe ich mich damals gefreut, als Schröder im Herbst 1998 Helmut Kohl und seine CDU aus dem Kanzleramt vertrieben hat. Bis 2005 regierte Schröder dieses Land bekanntlich. Es waren Jahre, in denen ich mich mit ihm und seiner auch damals schon umstrittenen Art, noch ganz gut identifizieren konnte. Der Mann hatte etwas. Mir gefiel seine Ausstrahlung und sein Charisma. Ach, was war ich doch naiv damals.

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Der FC Schalke 04 und die UEFA könnten der Welt beweisen, dass auch der Fußball politisch ist

Gazprom ist auf Schalke seit Jahren immer dabei. Archiv-Foto: Michael Kamps

Auch wenn es von einigen Protagonisten gerne betont wird, dass er es nicht sei, dass Sport sehr wohl politisch ist, ist eigentlich völlig klar. Egal in welchem Bereich sich Vereine und Sportler gesellschaftlich engagieren, es wird eine Nachricht gesendet, die häufig auch als Bekenntnis in Sachen Gesellschaft verstanden werden soll.

Beispiele dafür gibt es ohne Ende. Bundesligavereine tun häufig ‚Gutes‘ und werben offensiv damit, engagieren sich zum Beispiel seit langem im Kampf gegen politischen Extremismus, wollen eine Gedenkkultur in ihren Reihen etablieren. Häufig tun die Klubs dies, im sicheren Gefühl, dass große Teile der Gesellschaft ihr Handeln für gut und richtig halten. Das ist löblich, aber eben auch ein Stück weit bequem.

Jetzt, wo die Ukraine-Krise die Welt seit Tagen in Atem hält, wird es schwieriger, aber nicht weniger wichtig Flagge zu zeigen und sich zu engagieren. So gerät der Zweitligist FC Schalke 04 mit seinem Hauptsponsor Gazprom aktuell ebenso in die Diskussionen, wie die UEFA, die das Champions League Finale 2022 im kommenden Mai ausgerechnet nach St. Petersburg vergeben hat.

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Katar-Zoff beim FC Bayern München: Dieser Klub soll wirklich professioneller als alle anderen geführt sein?

Am Stadion in München. Foto: Robin Patzwaldt

Diskussionen zwischen Sportvereinen und ihren Fans über umstrittene Sponsoren und Geldgeber gibt es schon seit Jahren. Egal ob der SC Werder Bremen mit Wiesenhof, der FC Schalke 04 mit Gazprom, oder aber auch der VfL Bochum mit Netto oder Vonovia, viele Klubs entschieden sich zuletzt für Gönner, die bei relevanten Teilen der Fanszene unbeliebt waren und es noch immer sind. Von Hertha BSC und seinem umstrittenen Geldgeber Lars Windhorst einmal ganz zu schweigen.

Die Gründe für die Kritik an diesen Sponsoren sind vielfältig. Es geht und ging dabei schon um Tierwohl, schlechte Arbeitsbedingungen oder sonstige wirtschaftliche Hintergründe, die vielen Anhängern als unwürdig erschienen ausgerechnet mit ihrem Lieblingsverein in der Öffentlichkeit verbunden zu werden.

Im Regelfall entledigten sich die Vereine diesen störenden Debatten durch schlichtes Aussitzen. Das versuchte in der vergangenen Woche auch der FC Bayern München. Jedoch agierten die Vereinsvertreter an der Isar, mit Präsident Herbert Hainer und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Oliver Kahn an der spitze, dabei im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Bayern so unsouverän und geradezu amateurhaft, dass aus der Angelegenheit  im Nachgang sogar ein nationales Thema wurde, das wieder einzufangen jetzt offenbar das dringende Anliegen der Vereinsführung ist.

Dass ausgerechnet der sportlich und wirtschaftlich allen anderen Vereinen im Lande so deutlich überlegene Branchenprimus im Umgang mit Kritik seiner Fans an seinen Sponsorenverträgen und Geldgebern aus Katar so ungeschickt auftritt, das verwundert dann schon.

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Werbung


Die Fußball-Bundesliga und die häufig gar nicht so heile Welt ihrer Werbepartner


Vor knapp zwei Wochen sorgte der insgesamt ca. 300 Mio. Euro umfassende neue Werbedeal zwischen Borussia Dortmund und dem aus der ehemaligen ‚Ruhrkohle AG‘ hervorgegangenen Essener ‚Evonik‘-Konzern deutschlandweit für Schlagzeilen.

Der Kooperationsvertrag sichert dem Deutschen Fußball-Vizemeister der letzten beiden Jahre eine langfristig konkurrenzfähige Situation beim Kampf um die Ligaspitze mit dem FC Bayern München. Zumindest ein Stück weit.

Zufriedene Gesichter überall. Überall? Nein, längst nicht. Bei etlichen Evonik-Mitarbeitern sorgte der Deal für kritische Minen.

Konzernweit sollen bei Evonik nämlich in den nächsten Jahren, unter dem vornehm klingenden Titel ‚Administration Excellence‘, etwa 1000 Stellen in der Verwaltung abgebaut werden, was etwa 230 Millionen Euro an Kosten einsparen soll. Ziemlich genau also der in den BVB gerade frisch investierte Betrag. Dass das manch einem Mitarbeiter den schwarzgelben Torjubel zukünftig etwas erschweren dürfte, sollte klar sein.

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Schalke, Sozialdemokraten, Gazprom und die Mafia

Wer sich für die Aktivitäten von Gazprom und der russischen Kleptokratie interessiert, hätte es schon vor vielen Jahren wissen können. Das gilt ausdrücklich für die Politiker und Funktionäre der SPD. Das Interview mit Jürgen Roth stammt aus dem Jahr 2012. Leider ist der Publizist 2017 verstorben.

Interview: Michael Voregger

Wie gefällt es Ihnen das Schalke in der nächsten Spielzeit in der Champions League spielt und quer durch Europa reisen wird?

Jürgen Roth: Auf der einen Seite ist es mir ziemlich egal, weil ich kein Schalke-Fan bin. Auf der anderen Seite ist es natürlich ein ziemlicher Imagegewinn für Gazprom. Damit machen die Schalke-Fans, ob sie wollen oder nicht, Propaganda für ein totalitäres System in Russland. Das halte ich für ziemlich zynisch. So gesehen wünsche ich mir, dass Schalke häufiger verliert.

Warum ist Gazprom kein normaler Konzern und damit auch kein normaler Sponsor?

Jürgen Roth: Gazprom ist eine politische, wirtschaftliche und geheimdienstliche Waffe der Kreml-Kleptokratie. Und Russland ist bis heute der korrupteste Staat in Europa. Von daher unterscheidet sich der Konzern von allen anderen Multis in der Welt. Natürlich gibt es auch bei denen Korruption – insbesondere bei den Energiekonzernen – und das Geld fließt in die Taschen der Aktionäre. Nur der zentrale Unterschied ist, dass sie in aller Regel in demokratischen Staaten beheimatet sind. Dort gibt es einen mehr oder weniger funktionierenden Rechtstaat, ein demokratisches System und es herrscht zumindest ein wenig Transparenz. All das trifft auf Gazprom beziehungsweise Russland nicht zu.

Die persönlichen Verbindungen des russischen Staatsapparats liegen aber doch in der Vergangenheit?

Jürgen Roth: Die liegen nicht in der Vergangenheit, sondern funktionieren bis heute. Putin und Medwedew wären ohne Gazprom nicht dort, wo sie heute stehen. Gazprom wäre auf der anderen Seite nicht der mächtige imperiale Konzern – diese

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