Der Ruhrpilot

Joachim Gauck Foto: Matthias HiekelPräsi: “Ich unterstütze Joachim Gauck” als Präsidentschaftskandidat – kleine Ecke für eigene Blogs/Internet-Seiten…Pottblog

Präsi II: FDP streitet offen über Kandidat Gauck…Spiegel

Präsi III: Twitter-Aktionsform: #mygauck als Mosaik…Netzpolitik

Präsi IV: CDU und FDP wollen nur „zuverlässige“ Wahlmänner auswählen…Frontmotor

Karstadt: Wer kriegt Karstadt?…FAZ

Karstadt II: Woche der Entscheidung für Karstadt…Ruhr Nachrichten

Karstadt III: Kampf um Karstadt…Welt

NRW: Offener Brief des NRW-Bündnisses Eine Schule für Alle…Walhus Blog

Bochum: Kein Public-Viewing…Pottblog

Bochum II: Griechisches Kulturfestival hält Geschichte wach…Ruhr Nachrichten

Duisburg: 5000 protestieren in Duisburg gegen Gaza-Politik…Der Westen

Duisburg II: „Sportkulturen Ruhr“…Xtranews

Essen: Fragen über Fragen bei RWE…Der Westen

Gelsenkirchen: Frank Baranowski, ser Anti-Held…Hometown Glory

Internet: Facebook und Flattr blocken…F!XMBR

Recht: Eine Schublade für jeden von uns…Law Blog

Krise: Luftbuchungen im Rangierbahnhof…Weissgarnix

Apple: Apple iPad 3G und der Vodafone-Tarif…Pottblog

Singen oder singen lassen

Im Normalfall singe ich manchmal bei Kindergeburtstagen und das meist recht leise. Ansonsten erhebe ich meine Stimme alle 14 Tage für „Blau und weiß, wie lieb ich dich“ und die erste Strophe des Steigerlieds im Stadion. Demnach bin ich der ideale Kandidat für den „Day of Song“. Nachdem meine Frau begeistert von der gelungen Eröffnungsveranstaltung im Musiktheater im Revier zurückkehrte, haben wir uns am Samstag kurzfristig zum Gang in die Arena auf Schalke entschlossen, wo das musikalische Finale auf dem Plan stand.

Das weite Rund war mit 56 000 mehr oder weniger Gleichgesinnten gut gefüllt, aber viele Plätze blieben dennoch leer. Eine Stunde vor Beginn begann das Einsingen mit Anleitung und das machte den Besuchern schon hörbar Spaß. Das Programm begann mit „Gück Auf“ und „Let it be“ auch ganz mitsingfreundlich. Ich ließ mich von der guten Stimmung anstecken und folgte mit gemäßigter Lautstärke den Textzeilen im SING-Songbook. Die erste Freude hielt allerdings nicht lange an, denn der Schwierigkeitsgrad stieg beständig an. Zwar wollte ich immer schon den Gefangenchor von Nabucco singen und auch Habanera aus Carmen steht bereits lange auf meiner Liste, aber das überstieg meine zugebenermaßen recht bescheidenen Fähigkeiten recht deutlich. Allerdings traf das auf die meisten anderen willigen Sänger im Block 11 ebenfalls zu, denn es wurde recht still um mich herum. Die Opernsängerin Vesselina Kasarova füllte das Vakuum dann gewohnt stimmgewaltig aus.

So wurde das Programm immer mehr von den Profis bestimmt und kaum von den Amateuren. Schließlich konnten nur noch die trainierten Chöre im Innenraum halbwegs mithalten. Am Ende war es dann mehr eine professionelle Leistungsshow und weniger ein Mitmach-Event. Mit den Wise Guys und dem ChorWerk Ruhr kamen allerdings noch zwei unerwartete Highlights. Bereits im Vorfeld gab es in Gelsenkirchen Ärger mit einigen Chören, die am geplanten Programm nicht mehr teilnehmen wollten. Die Lokalredaktion der WAZ berichtete zwar darüber, aber man verzichtete auf weitere Recherche und die Gründe blieben unklar. Die Begeisterung der Zuschauer war dennoch bis zum Ende ungebrochen, aber die Moderatoren konnten sich nicht mal zu einer Zugabe aufraffen.
Die gab es dann wenigstens auf dem Heimweg in der Straßenbahnlinie 302 mit allen vier Strophen des Steigerlieds. Immerhin weiß ich jetzt wie es ausgeht: „Wir Bergleute sein kreuzbrave Leut. Denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht. Und saufen Schnaps.“ Mehr ist nicht zu sagen und ich finde, wir sollten jetzt auch im Stadion alle vier Strophen singen.

Glück auf!

Der Ruhrpilot

Kirche: Bischof Overbeck spricht nicht mit Schwulen…Der Westen

NRW: SPD verlangt Rüttgers Rückzug…Zeit

NRW II: Meinungsforscher warnen vor Neuwahlen in NRW…Welt

Ruhr2010: Schachtzeichen-Ballons wegen Wind eingeholt…RP Online

Bochum: Begegnung nach 47 Jahren…Bo Alternativ

Bochum II: Jusos fordern  Entschuldigung SPD-Landtagsabgeordneten  Yüksel…Pottblog

Dortmund: Airport will länger öffnen und wachsen…Ruhr Nachrichten

Essen: Zurück zu den Wurzeln aus Stahl…Welt

Gelsenkirchen: Freiheit…Hometown Glory

Ruhr2010: Der Glöckner vom Dortmunder U-Turm…WDR

Umland: Elementarkräfte in Hannover…Frontbumpersticker

Linkspartei: Unrecht, das zum Himmel schreit…Die Achse des Guten

Der Ruhrpilot

NRW: Bärbel Beuermann (Linkspartei) kann (oder darf?) jetzt wieder reden…Pottblog

NRW II: Die zwei Linksparteien…Sprengsatz

NRW III: Linke wirft NRW-SPD Wahlbetrug vor…Bild

Kultur: Rock-Hard-Festival…Der Westen

Karstadt: …wartet dringend auf Steuerverzicht von Köln…Ruhr Nachrichten

Umland: Dirt Masters Freeride Festival in Winterberg: Ein Kurzbesuch…Zoom

Krise: Japan – nicht Griechenland, sagt Krugi…Weissgarnix

Internet: Vorratsdatenspeicherung als Auskunftsbeschleuniger?…Netzpolitik

Internet II: Google Streetview, Nerds und ihre Spielzeuge…F!XMBR

Werbung


Der Ruhrpilot

Ruhr2010: Das größte Kunstwerk der Welt…Dattelner Morgenpost

NRW: Hannelore Krafts “hidden agenda”…Sprengsatz

NRW II: Kraft startet Plan B…Spiegel

NRW III: Und was jetzt?…Welt

Ruhr2010: Urbanatix in Bochum…Pottblog

Bochum: Neuer Intendant Anselm Weber stellte Spielplan vor…Ruhr Nachrichten

Essen: Bürger kommen vom Sparkurs ab…Der Westen

NRW IV: Senioren Union hat Bedenken gegen Kitas in Wohngebieten…Der Westen

Medien: Gesprächskreis Netzpolitik der SPD positioniert sich gegen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag…Pottblog

Internet: Politische Polarisierung der Blogs…Weissgarnix

Internet II: Gelsenkirchen unterstützt Bürger gegen Google Street View

Foto: Panorama vom Tippelsberg (Fotomontage), Bochum, Copyright: ujesko/Michael Moos

Mohnstrietzel und Mutantentaschen

Mitten in der Neustadt im Gelsenkirchener Süden liegt die Backstube von Ägidius Krause – hier wird seit über 100 Jahren nicht nur Brot gebacken. Berühmtheit über die Stadtgrenzen hinaus haben die Apfeltaschen des 66jährigen erlangt, die von den zufriedenen Kunden auch schon mal als „Mutantentaschen“ oder „Apfelkoffer“ bezeichnet werden. Die Teilchen sind nicht nur besonders groß, sondern sie schmecken auch besonders gut.

Wer das Ladenlokal an der Ecke Wiehagen/Mühlenbruchstraße betritt, fühlt sich in einen Tante-Emma-Laden der 50er Jahre zurückversetzt. Die Ladeneinrichtung entstammt nämlich dieser Zeit. An der Wand hängen die Meisterbriefe der Mitglieder des Familienbetriebs, der älteste stammt aus dem 19. Jahrhundert. Bereits am frühen Morgen ist hier schon viel los: Jugendliche einer nahegelegenen Ausbildungseinrichtung holen sich ihr Frühstück, ältere Stammkunden warten auf das frisch gebackene Brot, und Pendler kaufen Teilchen für die Pause, um im Büro mit den Riesen-Apfeltaschen für Aufsehen zu sorgen.

Das eigentliche Geheimnis findet sich allerdings in den hinteren Räumen des Hauses. Hier steht der Steinofen der Firma Mohr von 1938, der heute noch im Einsatz ist. „90 Brote werden hier in der Woche gemacht – vor ein paar Jahren waren es noch 270“, sagt der 66jährige. „Morgens beginnen wir mit 12 Sorten Hefegebäck, dann kommen Weizenmischbrot, Stuten, Schweineohren und am Ende das Feingebäck.“ Seit etwa 1 Uhr nachts steht Ägidius Krause in der Backstube, und erst gegen 9 Uhr morgens ist Feierabend. Nach einem kleinen Schläfchen geht die Arbeit am Nachmittag dann im Verkaufsraum weiter. Viele Jahre lang hat der Bäcker alleine gearbeitet, seit einiger Zeit hat er Mitarbeiter für die Backstube und den Verkauf.

Die Bäckerei Krause gibt es seit 1897 in der Neustadt, sie wurde damals vom Großvater des heutigen Inhabers gegründet. Ganz am Anfang stand hier noch ein sogenannter Königswinterofen, der direkt mit Kohle beheizt wurde. Inzwischen sorgt eine Öl-Anlage für die entsprechende Energie. „Ich kann nur hoffen, dass der Ofen noch eine Zeitlang durchhält und nichts kaputt geht“, wünscht sich Ägidius Krause. „Wahrscheinlich gibt es heute keine Ofenbauer mehr, die so etwas reparieren können.“

Eine lange Zukunft hat die Bäckerei in der Neustadt wohl nicht, denn die beiden Söhne haben kein Interesse daran, die Tradition fortzusetzen. „Ich habe dann mit meiner Frau beschlossen, weiterzumachen, bis wir aufhören und auf Modernisierungen zu verzichten“, erklärt Ägidius Krause. So hat sich der Charme des Ladenlokals bis heute erhalten – und die handgemachte Qualität hat sich herumgesprochen. Seine Kunden stammen nicht nur aus der Neustadt und nicht nur aus Gelsenkirchen. Und wenn am Ende des Tages etwas übrig bleibt, dann bekommt die Gelsenkirchener Tafel die Backwaren. In der Neuzeit ist die Bäckerei inzwischen dennoch angekommen: Auf der Internetseite der Gelsenkirchener Geschichten diskutieren die Forumsteilnehmer angeregt über die geschmacklichen Vorzüge von Mohnstrietzel und Streuselplätzchen mit Puddingfüllung.

Fotos von Andreas Weiss

Der Ruhrpilot

Der Westen: Verschlimmbessert…Pottblog

CDU: Röttgen rangelt um Chefposten…Stern

NRW: Moron warnt SPD vor Linksbündnis…Spiegel

NRW II: Linke sondieren Bündnis in NRW…Bild

Ruhr2010: Hanna Schygulla gastiert erneut bei den Ruhrfestspielen…Der Westen

Ruhr2010 II: Wettbewerb zur Ruhrgebietsküche…Genussbereit

Ruhr2010 III: Festival Akzente verspricht magische Momente…Der Westen

Bochum: Europäische Bildungskongress Ende Mai…Bo Alternativ

Bochum II: Mobbing Vorwürfe gegen Ex-Polizeipräsident…Ruhr Nachrichten

Dortmund: Mehrheit der Dortmunder für Airport-Ausbau…Ruhr Nachrichten

Gelsenkirchen: Sommerfest in der Künstlersiedlung Halfmannshof…Hometown Glory

Blogs: Das neue Sozialhilfeniveau für Profiblogger…Blogbar

Arbeitsagentur: Bescheide jetzt ganz easy…Law Blog

Rotterdam: Genosse Ahmed…Achse des Guten

Online: Six Things You Need to Know About Facebook Connections…Zoom

Tauss: Prozess beginnt heute…Welt

Kinderbetreuung in NRW und Dalli-Dalli mit Politikern

Seit 2006 setzen alle im Landtag vertretenen Parteien in NRW auf die Offene Ganztagsgrundschule, also die Versorgung und Betreuung der Kinder nach der Schule. Ein Erfolgsmodell ist die Geschichte bisher allerdings nicht geworden. Es wurde bei der Ausstattung gespart, die Erzieher beklagen schlechte Arbeitsbedingungen und die Eltern vermissen die Qualität der Angebote. In Gelsenkirchen fand zu diesem Thema ein Veranstaltung mit Politikern statt. Eingeladen hatten mit Arbeiterwohlfahrt, Caritas und evangelischer Kirche die lokalen Träger der Ganztagsbetreuung. In der Stadt besuchen derzeit 2300 Kinder den offenen Ganztag in den Grundschulen.

Der Saal war gut gefüllt und etwa vierhundert Eltern, Erzieher und Lehrer hatten den Weg zu der Diskussionsveranstaltung gefunden. Nach ein paar Minuten wähnten sich viele Besucher in der falschen Veranstaltung. Ein gut gelaunter Moderator des örtlichen Radiosenders Emscher Lippe erklärte die Regeln für ein Spiel, wo die Zuschauer rote und grüne Karten hochhalten durften. Die übergroßen Buchstaben hinter dem Podium waren nicht die Überreste des Bingos der Frauenhilfe, sondern Teil eines vorher festgelegten Frage- und Antwortspiels. Die Antworten sollten von den anwesenden Landtagsabgeordneten Heike Gebhart (SPD) und Oliver Wittke (CDU) kommen. Dazu kamen mit Christoph Klug (FDP) und Paul Humann (Bündnis 90/Die Grünen) noch zwei Lokalpolitiker. Die wichtigen Männer und die eine Frau durften Buchstaben wählen und dann die vorbereiteten Fragen beantworten. Das Publikum sollte seine Meinung mit der grünen oder roten Karte kundtun. Die Volksvertreter bekamen bei entsprechender Zustimmung kleine Schultüten, die der freundliche Moderator vor sich liegen hatte. Erst am Ende der auf zwei Stunden angelegten Veranstaltung sollten die Anwesenden „auch ein paar Fragen stellen dürfen“. Allerdings führte die „fernsehgerechte“ Präsentation nicht nur beim Autor dieser Zeilen zu Verwunderung und lautstarker Ablehnung. Nach der ersten Quizrunde ließ sich die Choreographie der Veranstaltung nicht länger durchhalten, da die Fragen der Eltern und Erzieher immer drängender wurden.

Das Land NRW verfügte bis vor fünf Jahren mit den Horten eine qualitativ hochwertige Betreuungsmöglichkeit für Kinder im Nachmittagsbereich. Die Einrichtungen hatten ausreichend Fachpersonal, eine eigene Küche, viele Gruppenräume, Freiflächen und flexible Betreuungszeiten. Das hat 2005 auch der christdemokratische Minister Armin Laschet erkannt: „Horte leisten eine wichtige Arbeit in der Bildung, Erziehung und Betreuung der Grundschulkinder. Derzeit kann die Offene Ganztagsgrundschule diese Leistung noch nicht voll ersetzen.“ Man wollte sich in der CDU an dieser Qualität orientieren. Versprochen hat man eine neue Lernkultur, naturwissenschaftliche Erziehung, musische Bildung und hochwertige Angebote. Davon ist man derzeit allerdings weiter entfernt als noch vor fünf Jahren. Selbst so einfache Dinge wie die Hilfe und Betreuung der Hausaufgaben funktionieren wegen Personalmangel nur ungenügend. In den meisten Ganztagsschulen gelingt es nicht mal eine Betreuung bis 17 Uhr zu organisieren, was für berufstätige Eltern durchaus Sinn macht. Die Liste der Probleme ist lang und hier ist natürlich auch mehr Geld notwendig.

Das Land gibt pro Schuljahr für jedes Kind 615 Euro aus und die Kommun müssen einen Eigenanteil von 410 drauflegen. Beim regelmäßigen Besuch des Angebots ergibt das für jedes Kind einen Stundensatz von 1 Euro und das sagt schon sehr viel. Trotz aller Kritik waren die gelb-schwarzen Koalitionäre mit ihrer Politik ganz zufrieden. „Wir haben sehr viele Betreuungsplätze im Land geschaffen und die Nachfrage ist weiterhin groß“, sagte Oliver Wittke. „Natürlich müssen wir noch mehr machen und auch die Qualität verbessern.“ Wie viel Geld die Landesregierung in Zukunft pro Kind ausgeben will, ließ er allerdings genauso offen wie die Frage, wann mit den Qualitätssteigerungen zu rechnen ist. Es wurde auch klar, dass die Landesregierung nicht bereit ist, hier für wirkliche Chancengleichheit zu sorgen. Der Eigenanteil der Städte kann nämlich aufgestockt werden und das vermeintlich „arme“ Gelsenkirchen zahlt schon über 1000 Euro pro Kind. Besser gestellte Kommunen wie Mettmann sind sogar in der Lage 2000 Euro und mehr zu zahlen.

Die Politiker bewegten sich in der Veranstaltung immer mehr in Richtung Wahlkampf und der überforderte Moderator hatte so seine Schwierigkeiten zum Thema des Abends zu finden. Die Mitarbeiter der Ganztagsbetreuung hatten im Vorfeld viele Eltern angesprochen und eingeladen, damit „bei der Politik viele Steine ins Rollen kommen und der Ganztag keine Sparversion bleibt“. Die Hoffnung ist enttäuscht worden und den Veranstaltern sei gesagt, dass eine klassische Diskussionsveranstaltung vielleicht nicht dem Zeitgeist entspricht, aber mit Sicherheit für mehr inhaltliche Auseinandersetzung gesorgt hätte.

Werbung


Ruhrpilot – Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

schmidt_rwiRWI: Kreativwirtschaft wird überschätzt…Der Westen

NRW: Das große Zittern…Bild

NRW II: Die Kosten einer Affäre…FAZ

NRW III: Eine Affäre, die allen Parteien schadet…Handelsblatt

NRW IV: Abgeordnetenwatch gestartet…Pottblog

Ruhr2010: “Ruhr 2010? Peinlichkeiten ohne Ende“…Der Westen

Ruhr2010 II: Riesenbanane wackelt…Ruhr Nachrichten

Ruhr2010 III: Bier, Rubbellose und jetzt auch Sekt und Wein…Hometown Glory

FDP: Prof. Dr. Populist…Zeit

Twitter: Das 140 Zeichen Orakel…Weissgarnix

Ruhr: Schwermetalle im Kemnader Stausee…Ruhr Nachrichten

Online: Medienkompetenz und das Internet…Kontextschmiede

Kreuze im Gericht: Weltanschaulich neutral…Law Blog

Duisburg: SPD gegen höhere Steuern…RP Online

Gelsenkirchen: CDU  gegen höhere Steuern…Der Westen

Ruhr2010 IV: „3Abschied“ – Anne Teresa de Keersmaeker…FR Online

Das Musiktheater baut am virtuellen Opernhaus

Das Musiktheater im Revier sucht seinen Weg in die digitale Welt und es sucht auch den Weg zu jungen Zuschauern. Mit dem Experiment „Internetoper“ soll ein Anfang gemacht werden. Damit will man die Dynamik und die Kreativität des Netzes mit der Faszination Oper verbinden. Am Ende könnten dann neue Erzählformen, Interpretationsmöglichkeiten und Bildästhetiken stehen. In der Welt der Theater ist man damit ganz weit vorne, denn so etwas gab es bisher nicht. „Das geht weit über das hinaus was man von einem Opernhaus eigentlich erwartet. Über eine virtuelle Community wird hier ein völlig neues Angebot gemacht“, sagt der Intendant Michael Schulz. „Der Freundeskreis auf Facebook ist bereits groß und wir hoffen auf eine eigene Dynamik im Netz“.

Jeder Mensch ist ein Künstler hieß es schon bei Joseph Beuys. „Bei der Internetoper seid Ihr die Regisseure, Darsteller, Bühnenbildner, Filmkünstler“, heißt es auf www.internetoper.de. Erzählt wird die „Affäre Manon“, die Liebesgeschichte zwischen der jungen, luxusliebenden Manon Lescaut und dem armen Studenten Armand. Die tragische Liebesgeschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt: Giacomo Puccinis Oper „Manon Lescaut“ aus dem Jahr 1893 und Hans Werner Henzes Drama „Boulevard Solitude“ von 1952 bilden die Grundlage. Mit Hilfe der Romanvorlage von Abbé Prévost wurden die Opern zu einer fortlaufenden Geschichte verknüpft und in 50 kurze Episoden aufgeteilt. „Wir wollten keinen Film mach, was es zum Beispiel ja schon an anderen Häusern gibt“, sagt die Chefdramaturgin Anna Melcher. „Nicht meckern, sondern machen. Man kann selber mit einfachen Mitteln etwas in Bilder fassen. Es ist ein wirkliches Experiment und es funktioniert nur, wenn viele Menschen mitmachen“.

Es lassen sich einzelne Episoden auswählen und die Idee soll dann in einem selbstgedrehten Video verwirklicht werden. Das wird dann hochgeladen und so zu einem Bestandteil der Internetoper. Sänger des Musiktheaters im Revier und die Neue Philharmonie Westfalen haben die Musik dazu aufgenommen. Die musikalische Untermalung kann aus einer so genannten „ToolBox“ geladen werden. Es gibt zu jeder Episode eine genaue Anleitung zum Mitmachen und eine kurze Beschreibung der Handlung. Der Intendant kann sich gut vorstellen, dass die Folgen mit einem Handy aufgenommen werden: „Es ist auch ausdrücklich erwünscht mit der Musik zu arbeiten und sie neu zusammenzusetzen“. Damit technisch alles einwandfrei läuft, hat man sich die Hilfe der Hochschule für angewandte Wissenschaft aus Hamburg gesichert. Die Studenten haben einen Trailer gedreht und auf die Internetseite des Projekts gestellt.

Die zerstückelte Internetoper wird bei so manchem Opernfreund zumindest für Stirnrunzeln sorgen. Bei dieser Kundschaft steht Tradition, Festhalten am Original und das Liveerlebnis besonders hoch im Kurs. Mit der Internetoper sollen Menschen angesprochen werden, die den Weg in die klassischen Kulturtempel bisher nicht gefunden haben. Sollte die Affäre Manon im Netz ein Erfolg werden, dann könnten solche Projekte in Gelsenkirchen zum festen Bestandteil des Spielplans werden. Viel spannender wäre natürlich, wenn die Community Einfluss auf das Geschehen auf der realen Bühne und die Programmgestaltung hätte. Erst dann könnte man wohl von einem virtuellen Opernhaus sprechen.

www.internetoper.de