MISSION KFOR: WIE ICH DIE MUTTER EINES ALBANERS FICKTE

1Erinnerungen an einen Kurzurlaub im Krisengebiet.

Die Stille detoniert mit der Wucht eines Marschflugkörpers. Fünf dunkle Augenpaare starren mich an, beobachten, wie ich vorsichtig mein Bier auf den Tisch zurückstelle. Mit eiskalter Ernüchterung begreife ich, ich habe irgendetwas schrecklich Falsches getan. Ich habe nur keinen blassen Schimmer was?
Das Schweigen der Runde dröhnt in meinen Ohren, übertönt die übrigen Gespräche im Lokal. Wir sitzen im Emona 2000, einem netten kleinen Club im Kosovo – es war ein Abend unter Albanern. Was hätte schon schiefgehen können?
Scheiße, fluche ich stumm, wo sind meine verdammten Freunde von der KFOR?

Ein Tag zuvor:
Die Transall startet. Final Destination: Kosovo, Krisengebiet. Laut und holprig pflügt sich die schwere Militärmaschine wie ein Traktor Richtung Wolken. In ihrem Bauch hocken auf ausgeklappten Leinenbänken Soldaten. Dicht gedrängt in engen Reihen. Die Jungs schweigen, manche lesen oder hören Musik. Zum Scherzen ist kaum einer aufgelegt – nicht einmal zu Blickkontakten.

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OCCUPY SCHLARAFFENLAND: GUMMIBOOT STATT STRAHLENTOD

kernie_2Unser Schicksal ist besiegelt: Die Menschheit wird untergehen. An ihrer Gier ersticken und die Welt zu Grunde richten. Brennende Bohrinseln und bettelnde Bad Banks, Katastrophen-Kraftwerke und Staatsbrankrott. In unserem System wütet der Terror grenzenloser Habsucht. Hört auf nur zuzuschauen! Es reicht! Occupy every-fucking-thing! Wir stürmten ein Schlaraffenland, eroberten Minigolfplätze und Softeisspender, Bäche voller Bier und märchenhafte Pommes-Buden. Wir stürmten Kernies Wunderland in Kalkar: ein stillgelegtes Atomkraftwerk, ein Erlebnispark, Hotelkomplex, Kongresszentrum und Säuferparadies. Wir sagen Euch: Das Leben auf Flatrate endet im Supergau. Alternativlos. Ein Erlebnisbericht von Herrn Schlange und Herrn Joswig.

– Der Text ist im aktuellen Ruhrbarone-Magazin „GRENZEN“ erschienen. –

 

18.03 Uhr: Erste Vorboten der drohenden Katastrophe.

„Zwei Bier, bitte.“ Der Typ hinterm Tresen stellt zwei Grolsch aufs Holz und dreht sich zum nächsten Säufer. Joswigs Mund bleibt offen. Er dreht sich zu Schlange. „Alter, wir haben hier ne Bierflatrate.“

Schlange schürzt seinen Schnäuzer: „Willkommen in der Hölle.“

Kernies Vergnügungspark ist seit zwei Minuten geschlossen. Schlange und sein rotgelockter Freund suchten Zuflucht auf einem künstlichen Sandstrand vor dem Atomkraftwerk, fanden eine kreisrunde Holztheke unter einem bunten Zirkusschirm, sitzen an einem der Bierstände vor den Hotel- und Kongresskomplexen des Wunderlandes. Miesester Tiki-Bar-Style. Blechern dröhnt aus grauen Sirenen „Country Roads“ – der Dance-Mix.

„Alter, wir haben noch acht Stunden vor uns, und ich könnt jetzt schon alles kaputtkloppen.“ Schlange schwenkt ungeduldig sein Bier.

Wie Stalagmiten stapeln sich leere Plastikbecher vom Tresen den gelben, roten und orangefarbenen Zeltbahnen entgegen. Die anderen Typen unter dem Schirm scheinen seit Mittag das blonde Nass zu

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