Die Komplexität unserer Zeit, sie ist an den Klima-Streikenden längst vorbei gezogen

#FridaysforFuture & Co. haben ein Problem mit der Mobilisierung. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Es ist noch gar nicht so lange her, das wähnten viele Greta Thunberg und die Bewegung ‚Fridays for Future‘ auf dem aufsteigenden Ast. Scheinbar unaufhaltsam wuchs das Interesse an Klimapolitik und einem entschlossenen Eintreten für ein umweltverträgliches Verhalten.

Das Alles ist längst Geschichte. Auch am heutigen Freitag organisiert Fridays for Future zwar wieder Klimaproteste, viele von uns werden das allerdings gar nicht mehr bemerken und auch die Berichterstattung darüber läuft nur noch unter ferner liefen. Der einst so vielbeachtete ‚globale Klimastreik‘, er wird zu einer Randnotiz, wie man das noch vor der Corona-Pandemie nicht für möglich gehalten hätte.

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Ukraine-Krieg und Corona-Krise fegen die Klima-Debatten für lange Zeit von der Tagesordnung

#FridaysforFuture & Co. haben ein Problem. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Das hätten sich Greta Thunberg und ihre Mitstreiter von Fridays for Future wohl noch vor rund zwei Jahren nicht ansatzweise vorstellen können. Eine Pandemie und ein Krieg in Europa haben die Bemühungen den Kampf gegen die Klimakrise mit aller Entschlossenheit zu führen wohl um Jahre zurückgeworfen, nachdem sich die junge Schweden und die Mitstreiter in ihrem Gefolge bis Anfang 2020 noch auf so einem guten Weg wähnten.

Selbst zur Bundestagswahl im Herbst 2021 fühlten sich Klimaaktivisten noch befugt der neuen Bundesregierung ihre Vorstellungen vom Klimaschutz per Forderung aufzwingen zu dürfen. Und es sah ja auch vielversprechend aus, schließlich waren nicht nur die Grünen ein Bestandteil der neuen Bundesregierung in Berlin, sondern es bekannten sich auch die anderen Partner der Ampel-Koalition zu deutlich mehr Engagement gegen den Klimawandel.

Jetzt, rund ein halbes Jahr später, sieht die Welt plötzlich völlig anders aus. In Anbetracht brennender Städte in der Ukraine und Millionen von Flüchtlingen aus Osteuropa beschäftigt die Mehrheit der Menschen in diesen Breiten wieder anderes. Der Klimaschutz droht für Jahre von den Tagesordnungen der weltweiten Zusammenkünfte wichtiger Entscheider gefegt zu werden, wenn er es nicht sogar schon längst ist.

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#AlleFürsKlima: Klammheimliche Abkehr vom Schulstreik bei ‚Fridays For Future‘?

Greta Thunberg. Quelle Wikipedia, Foto: Anders Hellberg, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Unter dem Motto #AlleFürsKlima finden am heutigen Freitag in ganz Deutschland über 470 Protestaktionen für eine andere Klimapolitik statt. Kurz vor der Bundestagswahl wollen Tausende damit noch einmal Druck auf die Politik ausüben, sich in Zukunft stärker für den Kampf gegen den Klimawandel einzusetzen.

Traditionell spaltet dieses Ansinnen die Bevölkerung in zwei Lager. Die eine Hälfte unterstützt das Anliegen der überwiegend jungen Demonstranten, der andere Teil lehnt es ebenso emotional und entschieden ab.

Dass die Sache seit Jahren so heftig umstritten war und ist, liegt auch an der Tatsache, dass diese unter dem Namen ‚Fridays for Future‘ in Deutschland groß gewordene Protestform einst von der jungen Schweden Greta Thunberg im Jahre 2018 als ‚Schulstreik‘ ins Leben gerufen wurde. Freitags einfach dem Schulunterricht fernzubleiben, sich stattdessen lieber auf einer Demo zu ‚verlustigen‘, das entwickelte sich rasch zu einem Reiz, den viele Bürger ebenso entschieden verurteilten. Obwohl sie inhaltlich vielleicht sogar nahe bei den Demonstranten waren, lehnten sie den praktizierten ‚Schulstreik‘ in dieser Form ab.

Ein Blick auf die für heute geplanten über 400 Veranstaltungen zeigt jedoch überraschendes.

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#BTW2021: Erwartungen bei den Klimaprotesten eine Woche vor der Wahl völlig absurd!

Proteste am 18.9.21 im Berliner Tiergarten. Foto: Robin Patzwaldt

Wer aus dem Ruhrgebiet stammt und Berlin besucht, der wundert sich häufig über die ungewohnt zahlreichen Demonstrationen dort. So erging es mir bei meinen jüngsten Besuchen in der Hauptstadt auch immer. Stößt man hier im Westen der Republik in der City einer Großstadt höchstens mal auf eine Demo, ist das dort völlig anders.

Alleine an diesem Samstag durchquerte ich als durch die Stadt ziehender Besucher mindestens fünf oder sechs sehr unterschiedliche Demonstrationen. Häufig war im Vorbeigehen kaum wirklich wahrzunehmen worum oder wogegen sich das Ansinnen der Versammelten richtete. Wirklich Notiz schien von den Veranstaltungen von der Mehrheit der Passanten in der umtriebigen Atmosphäre rund um das Brandenburger Tor und den Bundestag ohnehin nicht genommen zu werden. Die Touristen bestimmten eindeutig den Trubel, nicht die dort versammelten Demonstranten.

Von den am Samstag in der Berliner Innenstadt durchgeführten Veranstaltungen schaffte es dann meiner Beobachtung nach auch nur eine in die überregionalen Nachrichten. Dabei handelte sich um eine Demonstration von Klima-Aktivisten, die sich auch nur durch ihre völlig unrealistischen, sogar regelrecht ‚frechen‘ Forderungen und Verhaltensweisen in die Medien katapultierte, da einige ihrer Teilnehmer sich offenbar schon seit Tagen im Hungerstreik befinden, teilweise jetzt gesundheitliche Probleme bekommen und ärztlich versorgt werden mussten.

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Kohle-Kraftwerk ‚Datteln 4‘: Auch 2020 ein Grund für Politikverdrossenheit

Das Kraftwerk ‚Datteln 4‘ aus der Luft. Archiv-Foto: Wolfgang Porrmann

Ein in den vergangenen Monaten bedingt durch die Corona-Pandemie auch hier bei uns im Blog etwas vernachlässigtes Thema ist das Kraftwerk ‚Datteln 4‘, das in diesem Sommer in den Regelbetrieb ging, juristisch hinter den Kulissen aber noch immer umkämpft ist.

Ein kurzer Rückblick auf die Ereignisse des Jahres 2020, rund um den umstrittenen Kohle-Meiler im Kreis Recklinghausen zeigt, dass die Profis vom Bauherren E.On/Uniper gegenüber den Amateuren, die den Bau einst über Jahre verzögert hatten, ihn letztendlich aber nicht aufhalten konnten, so langsam die Oberhand zu gewinnen scheinen.

Von den Kritikern von einst war nämlich zuletzt so gut wie nichts mehr zu hören. Na ja, bis gestern Abend zumindest.

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Greta, wo bist du denn plötzlich?

Kommt #FridaysforFuture noch einmal in alter Stärke zurück? Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Was so ein Jahr doch für einen Unterschied ausmachen kann. Erinnert ihr euch noch an die junge Schwedin Greta Thunberg, die mit ihrer in den Augen vieler extrem nervigen Art im vergangenen Jahr für Schlagzeilen sorgte? Vor gut 12 Monaten diskutierten wir auch hier im Blog der Ruhrbarone noch regelmäßig über ‚Fridays for Future‘ und die Zukunft der damals noch regelmäßig stattfindenden Proteste.

Inzwischen kommen einem die Erinnerungen daran wie aus einer anderen Welt vor. Thunberg und ihre Bewegung gehören rückblickend zu den ganz großen Verlierern der Corona-Pandemie. Dumm gelaufen!

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Greta: Reduziert sie nicht auf ihre Krankheit

Greta Thunberg Foto: Anders Hellberg Lizenz: CC BY-SA 4.0

Die Bandbreite menschlichen Verhaltens ist unfassbar. Eine der ironischen „Rules of Internet“ lautet sinngemäß: Wenn du es dir vorstellen kannst, gibt es Pornographie darüber. Ich glaube das aufs Wort, auch ohne meinen Browserverlauf zu besudeln. Auch ohne eine psychische Erkrankung machen Menschen ungewöhnliche und unverständliche Dinge. Das Netz ist voll davon. Aber in dem Moment, in dem eine Diagnose auftaucht, tendieren wir dazu, den Menschen nur noch unter diesem Stempel zu betrachten. Bemerkenswerterweise kann die Diagnose sowohl zu einer Abwertung als auch zu einer Überhöhung führen.

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Extinction-Rebell Roger Hallam: „Die Revolution wird kommen!“

"Extinction Rebellion"-Mitgründer Roger Halam im BBC HardTalk am 16. August 2019
„Extinction Rebellion“-Mitgründer Roger Halam im BBC HardTalk am 16. August 2019

 

Fast über Nacht hat sich dem deutschen Publikum eine weitere Klima-Protestbewegung aufsehenerregend und medienwirksam präsentiert: Extinction Rebellion. Wer sind diese Leute, die sehr radikale Auffassungen vertreten? Und wer ist Roger Hallam, ihr Führer, der radikalere Forderungen als Greta Thunberg stellt?

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Klimapolitik und Fridays for future – in Deutschland, Bayern, Ostdeutschland und dem Rest der Welt

Gestern. (Foto: Stefan Laurin)

Gestern war also der große Klimastreik, in Deutschland, Ostdeutschland, Bayern und dem Rest der Welt – um einmal den Scheinwerfer der üblichen deutschen Betrachtungart nachzuzeichnen. Viele Menschen waren auf der Straße, soweit ich es vernommen habe, nicht in China, nicht in Russland, nicht im Iran – sondern hauptsächlich in Staaten, in denen es eine Zivilgesellschaft gibt, die an politischen Entscheidungsprozessen partizipiert. Ob es Hunderttausende waren, oder wenige oder viele Millionen erscheint mir fast schon nachrangig. In jedem Fall war das gestern ein Zeichen, dass das Thema Klimawandel und -politik (gerade auch aber eben nicht nur) in den westlichen Demokratien ein Thema ist, dass Menschen rund um den Globus wichtig ist und sie verbindet. Es war eine der wenigen öffentlichen Präsentationen kosmopolitischen Denkens. Und ja, das Thema bewegt auch die Autoren dieses Blogs schon länger; und das kontrovers.

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