Über Entschuldungsfonds, Stärkungspakte und Schutzschirme – Rettung oder Abwicklung der kommunalen Selbstverwaltung?

Lars Holtkamp, Grüne-Waltrop Foto: Robin Patzwaldt
Lars Holtkamp, Grüne-Waltrop Foto: Robin Patzwaldt

Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Lars Holtkamp ist Inhaber eines Lehrstuhls an der Fernuniversität Hagen. Eines seiner Schwerpunktthemen ist Haushaltspolitik. Privat engagiert er sich seit Jahren für die Partei Bündnis 90/ Die Grünen im Waltroper Stadtrat.

Auch hier bei den Ruhrbaronen sind in den letzten Jahren schon einige Texte von ihm erschienen.

Ich selber hatte zuletzt Ende 2012 die Gelegenheit ein kurzes Interview mit ihm zu führen, in welchem wir auch bereits kurz auf das Thema des Stärkungspaktes zu sprechen kamen.

Nun wird in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift ‚AKP‘ (der Zeitschrift für Alternative Kommunalpolitik) ein, wie ich finde, sehr interessanter Artikel von ihm zu diesem Thema erscheinen, welchen wir auch hier bei den Ruhrbaronen veröffentlichen dürfen, und den ich Ihnen an dieser Stelle auch nicht vorenthalten möchte:

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Mehr Hagen wagen

Hatte meinen Bruder zu Besuch, wollte mit ihm nach Hagen in die neuen Museen. Ich habe ihn vorgewarnt: Stell Dir die hässlichste Stadt Deutschlands vor, sagte ich zu ihm, nein, noch hässlicher, das ist Hagen. War da früher nur zu Terminen. Mir schien die Batteriesäure der Akkumulatorenfabrik Häuser, Gehwege und Menschen zu zersetzen. Alles Sonnenlicht wurde von einer grässlichen  Stadtautobahn geraubt. Damals. Und heute? Ein dickes Lob.

Fotos: ruhrbarone.de

Ab nach Hagen, hilft ja nichts, gibt seit Ende August das Emil-Schumacher-Museum, das neue Osthaus-Museum, früher Folkwang-Ursprung. Von der A 45 führt gar keine brutal aufgestelzte Bahn, sondern eine saftig begrünte Autostraße in die im Tal verdichtete, darüber aber luftig in die Hänge wachsende Stadt. Mit Blick auf Waldhügel bis zum "Museumsquartier" – das ist nun etwas großspurig, denn eigentlich handelt es sich nicht um ein Stadtviertel, sondern um ein neues Museumsgebäude, das an das Jugendstil-Folkwang-Osthaus-Haus angedockt wurde.

Aus dieser warmen, edelhölzern, gediegenen Folkwang-Keimzelle tun sich nun Durchgänge auf in getünchte Galeriearchitektur aus Emporen, Treppen, Innensichten und Aussichten auf Umgebung und das Alt-Museum. Zur Zeit hängen hier Werke von Christian Rohlfs, seine zweite Lebenshälfte verbrachte der Maler in Hagen.

Angelockt vom heimischen Kunstförderer Karl Ernst Osthaus wurde Rohlfs‘ bald zum Local Hero der Industriestadt. Konnte stilistisch tatsächlich alles – mir ist er ein bisschen zu sehr Kopist. Aber offenbar ein sehr inspirierender: Der alte Maler bewohnte später eine Etage im Museum, auch nach dem Verkauf der Folkwang-Idee und -Sammlung an Essen. Und er hatte einen besonderen Fan, der Rohlfs bei der Arbeit über die Schulter geschaut haben soll. Durchs Fenster, heimlich, genau hier: Emil Schumacher.

Fenster, Glas, Atelieridee, damit beschäftigt sich auch die Architektur des neuen Schumacher-Museums. Auf den hellen Folkwang-Osthaus-Flügel trifft ein grober Betonklotz, umbaut von einer Glasfront, die von riesenwüchsigen Schäkeln gespannt wird. Eine steile Granittreppe führt zum Höhepunkt, den Meisterwerken eines Großmeisters: Emil Schumachers Gemälde, besser, Malereiskulpturen.

Verkohltes Holz auf großen Formaten, wüste Pechstränen, tiefe Ölpfützen, blendend satte Farben, Blau, Gelb, Rot. Tief hinein geht es in den Untergrund der Arbeiten, vorbei an filigran verleimten Papierschichten, Brandmale, Kratzspuren, Anschläge, Farbkleckse. klick  All das unglaublich komponiert. Im Abstrakten fand Schumacher zu uralten Bildern von Pferden, Vögeln, Leitern.

Der 1999 verstorbene Documentakünstler hat ein gewaltiges Werk geschaffen, nun zu sehen in einer klugen, schönen Schau und einem gelungenem Museumsbau. Ganz am Aufgang der Granittreppe, etwas versteckt in einem Seitenraum, steht eine Staffelei Schumachers. Rot, gelb, blaue Farbtropfen umformen das Holzgerüst wie erkaltetes Wachs einen Kerzenständer. Auch das Farbskulptur – Schumacher wollte nicht auf oder gegen etwas Malen, sondern mit und durch Material und Farbe. Übrigens ist Schumacher zwar auf Ibiza gestorben, hat Nordafrika, den Irak bereist, blieb aber in Hagen wohnen, zeitlebens, für mich der größte Künstler des Ruhrgebiets.

Nach dem Museum noch etwas Innenstadt, noch eine Überraschung. Es schien die Sonne, zwei proppere Einkaufstraßen führen auf einen weiten Platz mit witzigem Belfried. Nett. Vielleicht war es die Sonne? Die Stadtreinigung? Noch eine seltsame Installation in der Fußgängerzone, Steinmetz und Friedhofsgärtnerei haben einen kleinen Friedhof aufgebaut. Zaun, Grassoden, Grabsteine, der Passant sitzt davor und ist sein Eis. Auch das: interessant. Kein Wunder, das das taufrische (und weiß schon: tendenziöse!) Unternehmer-Städteranking der Initiative Neue Marktwirtschaft Hagen nach Mülheim und Hamm zur drittbestplazierten Ruhrgebietsstadt erklärt hat. Kann mich nur anschließen und rate hiermit dringend zu einem Ausflug.                  

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Kundenpflege bei der Dresdner Bank in den Zeiten der Krise

Wie hieß es doch so schön früher in der Werbung für die Dresdner Bank: Mit dem grünen Band der Sympathie. Von Sympathie ist in letzter Zeit nicht viel geblieben.Erst die unverschämten Abfindungen, dann die verschämte Rückzahlung durch den Boss und nun ein kleiner Erlebnisbericht aus der Welt der kleinen Leute. Viel besser spräche man von Kunden.

Schauen wir doch mal genauer hin wie die Dresdner Bank mit ihren Kunden umgeht: Da ist die junge alleinerziehende Frau in Hagen, Unterhaltsgeld vom Vater beziehend und aufgrund der Erkrankung des Sohnes nicht in der Lage ihren erlernten Beruf auszuüben.

Folgende Situation kurz vor dem letzten Monatsersten: Konto bereits auf Null und sie benötigt noch 30 EUR. Gleichzeitig ist noch eine Überweisung über 120 EUR offen. Da aufgrund der fehlenden Erwerbstätigkeit kein Dispo eingeräumt wird, was soweit ja auch OK ist, spricht die junge Frau in der Filiale vor und erhält die 30 EUR bar ausbezahlt. Nach einigen Tagen stellt sie fest, dass die Überweisung aufgrund fehlender Deckung geplatzt ist. Nun hält sie Rücksprache mit der Filiale wo sie von der Filialleiterin der Dresdner Bank zu hören bekommt, dass sie froh sein soll, dass ihr die Dresdner Bank als Arbeitslose überhaupt ein Konto einräumt. Die verdutzte Bürgerin aus der beschaulichen Stadt Hagen ist erst mal ob dieser Frechheit der Filialleiterin baff, fängt sich alsbald und entgegnet, dies öffentlich machen zu wollen. Prompt zeigt die Dresdner Bank die hässlichste Fratze, die der Kapitalismus zu bieten hat und die Filialleiterin droht ihr mit einer Klage, falls sie den Sachverhalt öffentlich macht.

Es ist dahingestellt, ob dies ein Einzelfall war oder die Filialleiterin einfach nur einen schlechten Tag hatte. Entscheidend ist jedoch, dass so ein Verhalten nicht tragbar ist und die Bank vielmehr überlegen sollte, ob ihr solche Führungskräfte gut zu Gesicht stehen.