Zum Thema der andauernden Fanproteste im deutschen Profifußball habe ich mich hier bei den Ruhrbaronen seit Wochen ganz bewusst nicht geäußert. Das lag vor allem dran, dass ich zu dem Thema eine zwiespältige Meinung habe. Spätestens seit gestern aber ist für mich klar, dass hier Grenzen massiv überschritten werden. Und zwar von den Ultras, nicht von der DFL.
Warum der FC Schalke 04 durch seinen Abstieg viele Fußballfans in Deutschland glücklich macht
Zum ersten Mal seit Wochen freue ich mich heute wieder auf einen schönen Fußballabend. Und das liegt zu einem großen Teil am FC Schalke 04. Wenn der beliebte Ruhrgebietsklub um 20:30 Uhr beim traditionsreichen Hamburger SV gastiert, dann klingt das nach großem Fußball.
Stimmungstechnisch wird es das auch sein, dessen bin ich mir sicher. In Sachen der sportlichen Qualität müssen die Zuschauer aber wohl leider ein paar Abstriche machen. Es handelt sich, auch wenn das Duell der ‚Knappen‘ gegen den ‚Dino‘ für Fußballromantiker nach mehr klingt, hierbei schließlich nur um die Saisoneröffnung in der 2. Fußball-Bundesliga.
Droht der Profi-Fußball hierzulande bald in einem großen Termin-Chaos zu versinken?
Dass wir die Corona-Pandemie auch hierzulande noch längst nicht ‚überstanden‘ haben, wie einige fälschlicher Weise zu glauben scheinen, zeigt an diesem Fußball-Wochenende die Begegnung des FC Erzgebirge Aue beim Hamburger SV. Die für den heutigen Sonntag angesetzte Paarung fällt nämlich aufgrund einiger positiver Corona-Testungen bei den Ostdeutschen komplett aus.
Nachdem bereits am Donnerstag die Nachricht von einem positiven Corona-Fall im Umfeld der Auer die Runde machte, kamen am Samstag noch einmal zwei neue positive Testungen bei den Erzgebirglern hinzu, weshalb sich die gesamte Mannschaft vorsorglich in Quarantäne begeben muss.
„Der heute früh durchgeführte PCR-Test ergab zwei neue positive Testungen. Auf Anweisung des Gesundheitsamtes reist die Mannschaft des FC Erzgebirge Aue sofort zurück ins Erzgebirge und begibt sich vorsorglich in Quarantäne“, schrieb der Zweitligist am Samstagabend bei Twitter.
„Es ist sehr bedauerlich. Die gegenwärtige Zeit ist eine Zerreißprobe für Gesellschaft, Wirtschaft und alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens“, schriebt Aue-Präsident Helge Leonhardt via Twitter. „Wir müssen uns dem stellen, und aus negativem Ereignissen gilt es gestärkt hervorzugehen.“
Diese zunächst gar nicht so spektakulär daherkommendenb Abläufe zeigen, dass dieser Herbst tatsächlich zu einer großen Zerreisprobe für den Profisport werden könnte und wohl auch dürfte.
Der DFB-Pokal hat es gezeigt: Die Fans dürfen jetzt noch nicht wieder zurück in die Stadien!
Die Verantwortlichen des Fußballs diskutieren gerade, wie es mit den Fans in den Stadien hierzulande weitergehen kann. Eine einheitliche Regel wird angestrebt. Das ist grundsätzlich begrüßenswert. Allerdings haben die Spiele im DFB-Pokal über das vergangene Wochenende ja eigentlich schon bewiesen, dass es für eine Rückkehr der Anhänger in die Arenen aktuell noch zu früh ist.
Es waren Bilder, die einen als nachdenklichen Menschen nervös gemacht haben. In den Stadien der Republik waren erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder Fans vor Ort. Zumindest in vielen Stadien der Republik.
Dabei war die Anzahl der zugelassenen Augenzeugen sehr unterschiedlich. Zwischen Null und Zehntausend, lag deren Zahl, je nach Bundesland. Logisch, dass bei einem Spiel mit tausenden Zuschauern mehr Verstöße gegen die Abstands- und Hygiene-Regeln zu beobachten waren, als bei einer Begegnung mit nur wenigen hundert Leuten.
Und doch hatten alle Duelle mit Fans in den Stadien eines gemeinsam: Man musste feststellen, dass diese Spiele mit Fans ein erkennbares Risiko darstellen. Ein völlig unnötiges dazu.
Einspruch des VfL Bochum gegen die Spielwertung der HSV-Partie sorgt für Diskussionen
Es war eine ungewöhnlich knapp gehaltene Pressemeldung des VfL Bochum, die am Vormittag in den Sportredaktionen der Republik landete. Trotz aller Kürze des Textes sorgte sie allerdings mächtig für Aufsehen. Denn der Inhalt war ziemlich brisant:
„Der VfL Bochum 1848 hat zur Fristwahrung und in Wahrnehmung seiner Verantwortung für die Mannschaft und das Vereinswohl Einspruch gegen die Spielwertung der Partie beim Hamburger SV eingelegt. Der Einspruch erfolgt im Hinblick auf die nach wie vor ungeklärte Situation um die Spielberechtigung des HSV-Spielers Bakery Jatta, wie sie sich aus den Medienberichten darstellt.“
Chemnitzer FC: Auf dem stramm rechten Weg ins Abseits
Wenn ich DFB-Pokalspiele schaue und mein Lieblingsverein daran nicht direkt beteiligt ist, dann geht es mir im Regelfall wie wohl den allermeisten Fußballfans hierzulande: Ich halte zum sportlichen Underdog.
Beim Spiel des Hamburger SV beim finanziell angeschlagenen Chemnitzer FC am Sonntag, war das jedoch ausnahmsweise einmal nicht der Fall. In diesem Duell habe ich mich tatsächlich am Ende sehr darüber gefreut, dass der ligahöhere HSV am Ende nach Elfmeterschießen knapp die Oberhand behalten hat, mit viel Glück in die nächste Runde des Wettbewerbs einzog.
Grundsätzlich hätte ich es den Chemnitzer Kickern gegönnt, wenn sie die Überraschung geschafft hätten. Die sportliche Leistung, die diese auf dem Rasen ablieferten, hätte es sicherlich auch verdient gehabt. Das Verhalten der Fans des Drittligisten auf den Rängen ließ mich jedoch im konkreten Falle auf ein frühes Scheitern der Chemnitzer, und damit auf eine Verbannung von der großen Bühne des nationalen Fußballs hoffen.
Heute startet die beste 2. Liga aller Zeiten… Schon wieder! – Was wird aus Bochum und Duisburg?
Die kurze fußballfreie Zeit zwischen Weltmeisterschaft und Bundesliga geht heute Abend jetzt auch schon wieder zu Ende. Zumindest halbwegs. Denn Liga 2 startet mit der Begegnung des Hamburgers SV gegen Holstein Kiel in die neue Spielzeit.
Die ganz große Bühne, die 1. Liga, nimmt erst in drei Wochen wieder den Spielbetrieb auf. Bis dahin richtet sich die nahezu ungeteilte Konzentration der Fans auf das sonst eher wenig beachtete Unterhaus und den in zwei Wochen angesetzten Auftakt in den DFB-Pokal.
Nach dem Abstieg der Traditionsvereine HSV und 1. FC Köln sind, zumindest in den Augen der meisten Beobachter, die beiden direkten Aufstiegsplätze in Liga 2 schon vor deren offiziellen Eröffnung so gut wie vergeben. In Anbetracht der Chancenungleichheit alleine durch die Etathöhe der beiden Giganten wäre alles andere auch eine Sensation.
Sollten Hamburg und Köln nicht auf den ersten beiden Rängen einlaufen, dann hätten sie in der Tat wohl einige kapitale Fehler gemacht. Zu überlegen erscheinen ihre Rahmenbedingungen. Insofern muss man sich gegenwärtig gewaltig wundern, wenn einige Medien vor Saisonauftakt von der spektakulärsten, besten, tollsten 2. Liga aller Zeiten sprechen.
Der FC Schalke 04 auf Platz 2 der Fußball-Bundesliga wäre ein Armutszeugnis!
Heute kann es tatsächlich gelingen. Durch einen deutlichen Heimsieg (ein 2:0 würde schon reichen) gegen den Hamburger SV könnte sich der FC Schalke 04, aktuell noch auf Rang Sechs der Tabelle, in der Fußball Bundesliga nach dem zwölften Spieltag tatsächlich auf Rang Zwei schießen, damit auf dem Papier zum Bayern-Jäger Nummer Eins werden.
Es ist sogar ziemlich wahrscheinlich dieses Szenario im Vorfeld des Spiels, wenn man sich die Voraussetzungen vor dem Spiel einmal etwas näher anschaut, war der HSV zuletzt doch nicht gerade ein Schreckgespenst für die Gegner, stand der dortige Trainer Markus Gisdol im Norden auch schon sehr heftig in der Kritik.
Der Jubel in Gelsenkirchen wäre natürlich groß, sollte dieses Kunststück am Abend in der Arena gelingen. Und das auch grundsätzlich zu recht. Denn das internationale Geschäft diesmal am Ende wieder zu erreichen, das wäre für den im Vorjahr noch so sehr enttäuschenden Club aus dem Revier in diesem Jahr eigentlich eine Pflicht.
Und wenn man nach rund einem Drittel der Runde auf Rang Zwei rangieren würde, die Voraussetzungen das Saisonziel schlussendlich tatsächlich zu erreichen wären dann nicht nur auf dem Papier ausgezeichnet.
Es gilt aktuell jedoch auch etwas Essig in den Schalker Wein zu schütten. Denn erst einmal war die bisherige Runde auch für die Königsblauen bisher wahrlich auch kein durchgehendes Vergnügen, waren viele Spiele der Knappen recht zäh anzuschauen, zudem auch dort zahlreiche sportlichen Enttäuschungen und diverse Rückschläge in den ersten Monaten vorhanden.
Die bisherige Saison der Schalker ist eigentlich so keines Rang Zwei würdig, wenn wir hier mal ganz ehrlich sind. Und darin liegt im Kern eben auch eine sehr grundsätzliche Kritik an der gesamten Liga, welche man daraus ableiten kann, fast schon muss.
Führungskrisen in Hamburg und Bremen – Schlechte Zeiten für die Fußballlehrer
Gefühlt wird die Schnelllebigkeit im Trainergeschäft der Fußball-Bundesliga immer extremer. Kaum sind die ersten Spiele der neuen Saison gespielt, da werden erste Trainer ausgetauscht, im Sommer noch mit viel Vertrauen ausgestattete Strategien in den Clubs frühzeitig als falsch verworfen, hektisch nach neuen, nach besseren Lösungen gesucht und die entsprechenden Personen dann installiert.
Und auch wenn die Statistiken belegen, dass sich das in den letzten Jahren, was die Umfänge und Zeitpunkte der ersten Trainerentlassungen betrifft, gar nicht so sehr verändert hat, so setzt sich doch bei den Beobachtern aktuell vielfach zumindest der Eindruck fest, dass die Zeiten in diesem Bereich doch irgendwie unruhiger geworden sind und die Vorgänge rund um diese Personalwechsel von den betroffenen Clubs wohl auch noch nie so wenig professionell in die Medien transportiert worden sind, was natürlich auch an der stetig gestiegenen Medienpräsenz im Profifußball liegen mag.
So ist Viktor Skripnik bei Werder Bremen inzwischen schon seit zwei Spieltagen durch Interimslösung Alexander Nouri auf dem Trainerstuhl ersetzt worden. Auch dieser steht aktuell schon wieder in der Diskussion. Soll er bleiben, soll er seinerseits nun möglichst rasch durch einen erfahreneren Bundesligatrainer ersetzt werden? Von der Vereinsführung hört man dazu derzeit nur Ausflüchte und Phrasen. So darf weiter fleißig spekuliert werden. Sehr zum Nachteil der Mannschaft und der beteiligten Personen.
Noch größer ist das offensichtliche Chaos derzeit beim Nordrivalen Hamburgers SV. Trainer Bruno Labbadia, vor kurzem noch zum Hamburger des Jahres gekürt, steht schon seit Tagen vor dem Aus, musste die gesamte Vorbereitung auf das gestrige Spiel gegen den FC Bayern München im Schatten der Diskussionen rund um seine persönliche Zukunft durchführen. Dass die Mannschaft beim unglücklichen 0:1 gegen den Rekordmeister gestern ordentlich spielte scheint unwichtig, auch nach dem Spiel gab es keine klaren Aussagen vom Verein in der Trainerfrage. Es wäre nicht überraschend wenn die Trennung zwischen dem ‚Dino‘ und seinem Chefcoach noch heute im Laufe des Tages verkündet würde.
Beiden Vereinen, beiden Führungsriegen, ist dabei eines gemein: Die Außendarstellung der Cluboberen ist eine schiere Katastrophe, das ‚Herumgeeiere‘ in der Trainerfrage kaum noch zu toppen. Schwierige Zeiten für die betroffenen Fußballlehrer! Und ein Armutszeugnis in Sachen Strategie und Ausrichtung des Clubs. Offenbar gibt es eine solche Planung offenbar vielfach gar nicht (mehr) wirklich.
Die macht der Dose – RB Leipzig bestätigt auf Anhieb alle Befürchtungen seiner Kritiker
Die Bayern jagen in der Fußball-Bundesliga auch weiterhin von Sieg zu Sieg, bezwangen den Underdog aus Ingolstadt zum Auftakt des Oktoberfestes in der heimischen Arena recht emotionslos mit 3:1, haben nun die ersten sechs Pflichtspiele der noch jungen Saison allesamt gewonnen. Der BVB zaubert auch mit einer vermeintlichen B-Elf im Heimspiel gegen Darmstadt 98 und siegt damit, nach dem Erfolg in Warschau in der Champions League unter der Woche, nun tatsächlich zweimal in Folge mit 6:0. Das macht beim Anhang der Schwarzgelben zuversichtlich für die nächsten Wochen, dass die Umbauphase des Kaders vielleicht doch schneller erfolgreich als beendet angesehen könnte als von vielen vermutet. Doch die bisherige Mannschaft der noch jungen Bundesliga-Saison ist eigentlich RB Leipzig.
Nach drei Spieltagen noch ungeschlagen, bereits sieben Punkte auf dem Habenkonto, auch schon 7 Tore erzielt, sechs davon auswärts. Damit stellt das Team, welches vom umstrittenen Brausehersteller ‚Red Bull‘ organisiert wird, aktuell den erfolgreichsten Bundesligaaufsteiger seit 25 Jahren. Von vielen Fans im Vorfeld ja schon so befürchtet, aber nun eben auch tatsächlich mit aller Vehemenz in der Eliteliga des Landes angekommen, und so schnell wohl auch nicht mehr wegzudenken. Ob es einem nun persönlich gefällt, oder auch nicht.