Am Samstag, den 28. August, ist „3D-Tag“ beim französisch-deutschen Kultursender Arte. Allerdings werden nicht Naturdokumentationen gezeigt – aber auch nicht die „Naturfilme“ von Russ Meyer.
Der „Intellektuellensender“ Arte hat meist ein deutlich besseres und interessanteres Programm als die klassischen öffentlich-rechtlichen Programmen zu bieten – von den kommerziellen Anbietern ganz zu schweigen, die sich seit „Tutti Frutti“ kontinuierlich weiter entwickelt haben – nach unten.
Seit einiger Zeit sendet Arte bereits in HD – und nun auch in 3D. Angenehmerweise benötigt man dazu dann keinen neuen Fernseher. Unangenehmerweise ist es dafür aber auch nur das uralte Farbbrillen-Verfahren.
3D ist ja etwas, das seit den 50ern immer mal wieder sporadisch hochkommt und nun gerade durch Avatar wieder im Gespräch ist. Ich erinnere mich noch, daß man sich in den 70ern beim Optiker Rot-Grün-Pappbrillen für eine Mark oder so abholen konnte, und dann wurden zwei 3D-Filme im Fernsehen gezeigt, und dann war es das auch schon wieder.
Eins hat sich geändert: Die Brillen sind heute rot-blau statt rot-grün. Anscheinend ist das eine Idee weniger unangenehm. Rot ist links (das weiß ja jeder) und braun blau rechts.
Wer das Arte-Magazin hat, bekommt eine Brille gratis. Soll die ganze Familie zuschauen, muß man entweder den Film aufnehmen und dann nacheinander ansehen – oder am 28.8., dem Arte-3D-Tag, eine – oder gar mehrere – BLÖD-Zeitung(en) erwerben. BLÖD ist nämlich Medienpartner von Arte geworden und enthält an diesem Tag eine Rot-Blau-Brille für die Arte-Filme.
Irgendwie absurd, ausgerechnet BLÖD und Arte zu kombinieren, aber vielleicht kommt der Sender ja so zu neuer Klientel. Der taz ist dagegen inzwischen wohl das Geld ausgegangen für eine Zusammenarbeit mit Arte und bei anderen alternativen Medien wie Telepolis machte sich ein Redakteur höchst unbeliebt, weil der Chef RTLs Hartz-IV-TV und Sendungen mit „Knastbrüdern, Menschen mit Migrationshintergrund (oje), Sexualität oder Drogen“ interessanter findet als so dröge Kulturprogramme.
Dröge Kultur wird übrigens nicht gezeigt am 3D-Tag, sondern kurz nach 20 Uhr Hitchcocks „Bei Anruf Mord“ (was dieser in 3D zeitlebens schrecklich fand) und kurz vor Mitternacht dann Jack Arnolds „Der Schrecken des Amazonas„. Da letzterer im Original nur schwarzweiß ist, ist das Farbbrillenverfahren hier kein Verlust. Und das Monster aus dem Amazonas natürlich noch etwas grusliger in rot-blau-3D. Die des öfteren in Arte spätnachts gezeigten „Naturfilme“ von Russ Meyer, die in ihrer Übertreibung ebenso lustig sind wie der „Schrecken vom Amazonas“, werden allerdings lieber doch nicht in 3D gezeigt: Man will den chronischen Berufsmeckerern ja keine Steilvorlage liefern.
Wer es mit seiner politischen Überzeugung absolut nicht vereinbaren kann, eine BLÖD-Zeitung käuflich zu erwerben oder wenigstens zu klauen, kann sich die 3D-Brille auch politisch korrekt selber basteln. Oder zwei von Arte gratis bekommen, wenn er schnell genug ist!
Bildrechte: ZDF/Universal/Warner Bros.