Wer sich mit der Entwicklung der Deutschen Mannschaft in den vergangenen Monaten und der umstrittenen Terminwahl, nach dem Ende der laufenden Saison, auch nur ein paar Minuten beschäftigt hatte, der konnte von dem mauen Auftritt der Deutschen gegen einen international nicht erstklassigen Gegner, der zudem durch den Krieg in seinem Land nicht gerade in sportlicher Bestform sein kann, nicht überrascht sein.
Wer sich am Freitag auf einen vergnüglichen Fußballabend mit der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft gefreut hatte, der sah sich am Ende bitter enttäuscht. Mit 0:1 verloren die DFB-Kicker in Leipzig ihr Heimspiel gegen Ungarn und setzten damit eine der letzten Möglichkeiten frisches Selbstvertrauen zu sammeln vor der Ende des Jahres anstehenden Fußball-WM in Katar gründlich in den Sand.
Dass sie dabei auch alle theoretischen Chancen auf den Gruppensieg in der Nations League verspielten, mag aus Sicht vieler Fans dabei schon ärgerlich genug gewesen sein, viel betrüblicher dürfte jedoch die Art und Weise gewesen sein, in der die Nationalmannschaft bei der ersten Niederlage unter Bundestrainer Hansi Flick über weite Phasen der Begegnung hinweg auftrat. Kein Schwung, kein Kampfgeist, keine Eingespieltheit. Und das rund zwei Monate vor der WM. Der Abend weckte so unschöne Erinnerungen an die finale Phase der Amtszeit von Flick-Vorgänger Jogi Löw. Und das ausgerechnet jetzt, wo der DFB durch den Trainerwechsel doch eine neue, wieder deutlich erfolgreichere Ära einleiten wollte.
Die Erwartungen im Vorfeld waren riesig. Die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Herren sollte, nach den zuletzt bitter enttäuschenden Jahren unter Trainer Joachim ‚Jogi‘ Löw, durch einen in den Augen vieler längst überfälligen Trainerwechsel einen neuen Impuls erhalten. Die Erwartungen an Löws Nachfolger Hansi Flick waren vor dem Länderspiel am Donnerstag gegen Liechtenstein entsprechend.
Am Morgen danach könnte die Ernüchterung quer durch die Republik jedoch größer kaum sein. Zu Unrecht!
Nebenan bei der WAZ beschäftigt man sich aktuell mit der ‚Freude am Meckern über TV-Kommentatoren‘. Das verwundert nicht, ist der sportliche Unterhaltungswert der laufenden Fußball-Europameisterschaft doch eher begrenzt und die Strahlkraft überschaubar. Da kommt ein Blick auf Randthemen wie dieses gerade recht.
Und tatsächlich erfreuen sich Diskussionen über die TV-Kommentatoren auch hier bei uns im Blog der Ruhrbarone traditionell immer einer besonderen Beliebtheit. Wenn Bela Rethy, Claudia Neumann oder auch Tom Bartels das Mikrofon ergreifen, dann kochen die Emotionen bei vielen Zuschauern hoch. Aber das nicht aus ‚Freude am Meckern‘, wie man bei der WAZ unterstellt, sondern schlicht aus Frust über die zu häufig schwachen Leistungen der angeblichen Reporterelite.
Die Schnelllebigkeit im modernen Fußball ist schon extrem. Da tönten einige Medien und sogar direkt beteiligte Nationalspieler vor dem gestrigen Spiel der DFB-Elf gegen die Niederlande schon wieder von möglichen Titelgewinnen in naher Zukunft. Nach der enttäuschenden 2:4-Pleite im Hamburger Volksparkstadion setzt vielerorts direkt wieder das große Krisengejammer ein, wird sogar über eine mögliche Rückkehr von Abwehrchef Mats Hummels in den Kreis der Nationalmannschaft diskutiert. Schon irgendwie irre, das Ganze!
Philipp Lahm galt bisher eigentlich überwiegend als ein ganz ‚braver‘ Vertreter seiner Zunft. Der ehemalige Profikicker, der der DFB-Elf im Jahre 2014 in Brasilien selber noch zu Weltmeisterehren verhalf, wirkt stets höflich und zurückhaltend, vielleicht sogar etwas schüchtern. Zuletzt konnte man dies in seiner Rolle als ARD-WM-Experte in den Interviews gemeinsam mit Jessy Wellmer auf der Couch am Tegernsee erneut beobachten.
Die beiden saßen dort wiederholt recht entspannt auf dem Sofa und besprachen ausführlich das aktuelle WM-Geschehen. In Erinnerung geblieben ist mir davon jedoch bisher eigentlich nichts, außer der Tatsache, dass das ‚Geturtel‘ der beiden im Umfeld der Live-Spiele teilweise etwas nervig und häufig schlicht nichtssagend war. Wirklich deutlich kritische und fundierte Worte gegenüber der ‚Mannschaft‘ oder dem Trainerstab, geschweige denn gegenüber der Verbandsführung sind mir daraus jedenfalls nicht konkret in Erinnerung.
Jetzt, wo ohnehin seit Tagen eine Woge der Empörung über die abgelieferten Leistungen der DFB-Elf durch das Land wabert, da fühlt sich jedoch auch Philipp Lahm urplötzlich berufen in den Chor der immer zahlreicher werdenden Kritiker mit einzustimmen. Und das nicht zu knapp.
„Ich bin überzeugt davon, dass Jogi Löw seinen kollegialen Führungsstil der letzten Jahre ändern muss, wenn er mit der neuen Generation von Nationalspielern wieder Erfolg haben möchte“, schrieb Lahm bei „LinkedIn“.
Warnschüsse hatte es für die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft zuletzt eigentlich schon genug gegeben. Fünf sieglose Spiele zu Jahresbeginn, nach dem jüngsten Trainingslager eine erste Niederlage gegen Österreich nach rund 30 Jahren, ein mühsamer 2:1-Erfolg bei der Generalprobe gegen Saudi-Arabien, ein schwacher Auftakt gegen Mexiko, ein mehr als glücklicher Sieg in der Nachspielzeit gegen Schweden bei der #WM2018.
Und doch hat all dies offensichtlich nicht gereicht um der DFB-Elf die Ernsthaftigkeit ihrer durchaus komplizierten Lage klar zu machen. Völlig planlos und ohne jegliche spielerische Klasse verlor der Titelverteidiger jetzt auch das für den Einzug in das Achtelfinale extrem wichtige Spiel gegen Südkorea am Nachmittag mit 0:2 und schied damit erstmals in einer WM-Vorrunde aus. Ein Drama, wenn auch zum Glück ’nur‘ ein sportliches!
Toni Kroos gab sich Minuten nach seinem 2:1-Freistoßtreffer in der fünften Minute der Nachspielzeit für die DFB-Elf gegen Schweden überraschend angefressen. Statt sich ausgelassen über den glücklichen Sieg zu freuen, der der Deutschen Elf die Chance auf eine Achtelfinalteilnahme bei der Fußball-WM 2018 in Russland auf den letzten Drücker erhalten hat, widmete er sich lieber in ungewohnter Schärfe den Kritiker der eigenen Mannschaft.
Diesen warf er vor, dass sich zuletzt wohl sehr viele in der Heimat darüber gefreut hätten, wenn die Löw-Truppe erstmals sein Menschengedenken in der Vorrunde frühzeitig aus dem Turnier ausgeschieden wäre. Doch ganz so leicht wollte man es diesen aus Sicht der Mannschaft eben nicht machen, wie der Profi von Real Madrid mit geschwollenen Halsadern trotzig in die Mikrofone der versammelten Journalisten diktierte.
Logisch, da sprach in der ersten Erregung nach dem Schlusspfiff noch sehr viel Adrenalin mit. So ein Last-Minute-Siegtreffer der setzt halt zwangsläufig viele Emotionen frei. Dass da nicht jedes Wort vorher auf die diplomatische Goldwaage gelegt wird, das sollte klar sein. Und doch geben die Aussagen von Kroos selbst mit einigem Zeitabstand einigen Grund zu berechtigten Diskussionen.
Denn tatsächlich kann man in den letzten Wochen ja viele kritische Stimmen in Richtung der DFB-Elf wahrnehmen. Sogenannte Experten, Mainstream-Medien aber auch ungewohnt viele ganz ’normale‘ Fußballfans haben aus sehr unterschiedlichen Gründen aktuell offenbar besonders viele Gründe überaus kritisch in Richtung der eigenen Nationalmannschaft zu blicken.
OK, auch wir hier im Blog kommen heute wohl nicht ganz um dieses Thema herum. Nach dem gestrigen 0:1 zum WM-Auftakt gegen Mexiko ist die Stimmung in Fußball-Deutschland im Keller. Grundsätzlich natürlich nicht zu unrecht, war das Spiel doch enttäuschend schwach aus Sicht der DFB-Auswahl, steht die Löw-Truppe vor den beiden weiteren Gruppenspielen gegen Schweden und Südkorea schon arg unter Druck, wenn es letztendlich noch in die KO-Runde gehen soll.
Viel erstaunlicher als das Ergebnis an sich ist allerdings die öffentliche Überraschung über den Ausgang des Spiels vom Sonntag. Haben die Leute, die jetzt so erstaunt und völlig überrascht zu sein scheinen in den letzten Monaten denn mehrheitlich so gar nicht verfolgt was da rund um das Team des DFB schon längere Zeit vor sich ging? Man muss irgendwie den Eindruck haben.
Sandro Wagner sorgt aktuell einmal wieder für Negativschlagzeilen. Gut zwei Jahre nachdem der stets äußerst selbstbewusst auftretende Kicker sich mit Äußerungen über das seiner Meinung nach noch nicht ausreichende Gehalt von Profifußballern öffentlich in die Nesseln setzte, fiel es ihm offensichtlich diesmal übermäßig schwer seine jüngste Ausbootung aus dem vorläufigen WM-Kader des DFB mit der wünschenswerten Souveränität zu ertragen.
Einmal mehr macht der Stürmer der Fußballnation damit überdeutlich, dass Bescheidenheit und Zurückhaltung wohl nicht gerade zwei seiner herausragenden Stärken sind. Genauer gesagt macht er das Nichtvorhandensein dieser für einen Profisportler nicht immer wünschenswerten Eigenschaften sogar für sein aus seiner Sicht schlechtes Standing bei Bundestrainer Jogi Löw verantwortlich.
Am Mittwochabend polterte der Aushilfstürmer von Bayern München nämlich gegenüber der Bild-Zeitung: „Ich trete hiermit sofort aus der Nationalmannschaft zurück. Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen, ehrlich und direkt Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse….“
Inwieweit das tatsächlich der Grund für seine Nichtberücksichtigung ist, das wird sich vermutlich niemals wirklich aufklären lassen. Fest steht hingegen jedoch, dass Wagner wohl besser geschwiegen hätte, was diese unglücklichen Aussagen betrifft, da dieses Nachtreten seine ohnehin niemals besonders großen Sympathiewerte in der Öffentlichkeit so sicherlich eher noch weiter absinken lassen werden.
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