„Heimliche Helden“ am Schauspiel Dortmund (Foto: Birgit Hupfeld)
Es ist der Abend des Rollkragenpullover des Schreckens. Alle tragen ihn, dieses fiese Teil in ekelerregendem, schleimartigen Grüngelb. Eine Farbe, die nur in reinem, billigen Polyester denkbar ist, die die Achselschweißflecken schon von Geburt an in sich trägt, genauso wie den Geruch. Kostümbildnerin Vanessa Rust hat alle gut zwanzig Gefangenen des Großraumbüros in dieses textile Folterinstrument gesteckt und es überwiegend mit braunen Hosen, Röcken und Jacketts kombiniert, die ihre wollene Kratzigkeit deutlich zur Schau tragen. Die fahle Blässe der Gesichter verschmilzt mit der Kleidung zu einer
Julia Schubert, Bettina Lieder in In Ewigkeit Ameisen (Foto: Matthias Seier)
Mit „Einige Nachrichten an das All“ hatte Kay Voges einen der ersten ganz großen Erfolge am Schauspiel Dortmund. Aus dem Text von Wolfram Lotz machte er einen Film, den er als Vorstellung im Theater zeigte. Die mediale Unschärfe wohnt allen Lotz-Texten inne. Das derzeit vielgespielte „Die lächerliche Finsternis“ ist ursprünglich ein Hörspiel, funktioniert aber ebenso auf der Theaterbühne. Auch „In Ewigkeit Ameisen“ ist zunächst Hörspiel gewesen. Doch Lotz‘ Texte hantieren ohnehin immer mit der Verwirrung der Mittel. Seine Besetzungslisten enthalten oft reihenweise so detaillierte wie kaum realisierbare Darstellerangaben und in seinen Regieanweisungen findet sich massenhaft völlig unmögliches.
Häuptling Abendwind und Die Kassierer: Eine Punk-Operette, Foto: Birgit Hupfeld
Gestern feierte am Schauspielhaus Dortmund die Punk-Operette Häuptling Abendwind und Die Kassierer Premiere. Das Stück ist eine Mischung aus Konzert, Schauspiel und Anarchie. „Punk meets Theater“ – geht das denn? Ja es geht. Sogar sehr gut. Für Veganer, Slowfood-Anhänger, Keimlingzüchter und Kostverächter ist die Punk-Operette allerdings nichts. Hier wird der Fleischeslust ebenso gefrönt, wie der Lust auf Fleisch. Wer aber gerne jede Menge Spaß hat, grobschlächtigen und gleichzeitig hintersinnigen Humor schätzt und nach dem Stück in bester Laune die nächste Bratwurstbude ansteuern möchte, sollte sich den Abend nicht entgehen lassen. Regisseur Andreas Beck ruft den Zuschauern ein sehr fröhliches „Hineinspaziert – Willkommen, bienvenue, welcome!“ zu. Diesem Ruf sollte man unbedingt folgen und sich auf die wunderbar sonderbare Welt der Kassierer und der Menschenfresser einlassen.
Der Konzertheaterabend ist nicht nur für diejenigen interessant, die seit 30 Jahren die Pott-Punkband lieben und die Songs „Blumenkohl am Pillemann“ oder „Mach die Titten frei“ textsicher mitsingen können. Die Schilder im Eingangsbereich, dass Alkohol trinken und Essen im Innenraum nicht gestattet sind, konnten dem Publikum nichts von der Begeisterung an der Musik nehmen. Dass der Abend ein voller Erfolg war, lag auch daran, dass die Fans (auch wenn man gemeinsam ein paar Jahrzehnte älter geworden ist) noch immer großen Spaß in den Backen haben, wenn es laut von der Bühne schallt: „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist!“
Doch nicht nur die altbekannten Kassierer-Hits wurden gespielt. Gleich mit acht neuen Liedern trat die Band auf, um die Geschichte zweier Häuptlinge und einer kannibalischen Liebe musikalisch in Szene zu setzen. Ob nun Die Kassierer das Stück begleiten oder das Stück die Klammer für die legendären Kassierersongs bietet, ist nicht eindeutig zu sagen. Und auch einerlei – denn beides zusammen funktioniert hervorragend.
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.