Anpacker an der Krisenfront

Haupteingang des St. Josef-Hospitals in Bochum Foto: KlinikumBochum Lizenz: CC BY-SA 3.0

Josie Schmidt, 36 aus Bochum ist gelernte Krankenschwester und arbeitete 16 Jahre in verschiedenen Kliniken im Ruhrgebiet, bevor sie vor einem Jahr beim Medizinischen Dienst einstieg. Als Gutachterin macht sie normalerweise überwiegend Vorort-Termine für Pflegefallanträge. Seit dem 16.03 finden aufgrund von Covid-19 keine Hausbesuche und körperlichen Untersuchungen mehr statt, die entsprechenden Begutachtungen werden als Telefoninterviews durchgeführt und die Versicherten bekommen Fragebögen per Post geschickt. Gesundheitsminister Jens Spahn hat verfügt, dass der medizinische Dienst bis Ende September die persönliche Begutachtung aussetzt. Desweiteren sind pflegerische Institutionen berechtigt, beim medizinischen Dienst Pflegekräfte anzufordern. Daniel Kasselmann hat Josie Schmidt dazu befragt.

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Systemrelevant sind wir alle

Systemrelevanz (Symbolbild)
Systemrelevant: Das sind alle Berufstätigen in einer arbeitsteiligen und auf freiwilligen Kaufentscheidungen basierenden Volkswirtschaft. (Symbolbild)
Photo by Alina Grubnyak on Unsplash

Systemrelevant: Das sind alle Berufstätigen in einer arbeitsteiligen und auf freiwilligen Kaufentscheidungen basierenden Volkswirtschaft. Warum aber sind die Löhne im Gesundheitssektor so niedrig? Ein Gastbeitrag von Kalle Kappner.

Derzeit ist viel von „systemrelevanten Berufen“ die Rede, von LKW-FahrerInnen, KrankenpflegerInnen und SupermarktkassiererInnen, die in Krisenzeiten „den Laden am Laufen halten“. Mancherorts erhalten sie abends Applaus vom Balkon, in der Bild setzt man ihnen täglich ein Denkmal, und auf Facebook kursieren ihnen gewidmete Dankesbildchen. Ein systemrelevanter Pfleger merkte dazu kürzlich an: „Hört auf zu klatschen, bezahlt uns lieber besser!

Nicht ohne Grund: In den „systemrelevanten Berufen“ (von Ärzten einmal abgesehen) ist das Lohnniveau weit unterdurchschnittlich.

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Auf dem Vormarsch: Depressive Callcenter-Agenten und Altenpflegerinnen aus dem Ruhrgebiet

Foto: Techniker Krankenkasse
Foto: Techniker Krankenkasse

Eine kleine, wie ich finde, sehr nachdenkenswerte Statistik noch kurz vor dem heutigen Feierabend: Dem heute in Berlin von der Techniker Krankenkasse vorgestellten ‚Depressionsatlas‘ zur Folge sind die Menschen im Ruhrgebiet besonders stark von Depressionen betroffen.
In Nordrhein-Westfalen war jeder Erwerbstätige im Jahre 2013 demnach durchschnittlich 1,1 Tage mit dieser Diagnose krankgeschrieben. Bei Frauen (1,4 Tage) lag der Anteil dabei um 56 Prozent höher als bei Männern (0,9 Tage).
Auffallend sind bei nähere Betrachtung hierbei zudem die erheblichen regionalen Unterschiede: Während die Herforder z.B. deshalb im Durchschnitt nur 0,7 Tage arbeitsunfähig waren, lag die Quote z.B. in Gelsenkirchen mit 1,7 Tagen immerhin mehr als doppelt so hoch.
Insgesamt herrscht laut TK im Ruhrgebiet eine trübe Stimmung. Deutlich besser sieht es, lt. ‚Depressionsatlas‘ dagegen in ländlichen Gebieten von NRW, wie im Sauerland, rund um Siegen-Wittgenstein und dem Bergischen Land aus.

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