Lit.COLOGNE Spezial: Nick Cave on becoming an actual person

Nick Cave zu Gast in Köln. Foto(s): Robin Patzwaldt

Faith, Hope and Carnage (dt.: Glaube, Hoffnung und Gemetzel) – in einem Lit.COLOGNE Spezial sprechen Nick Cave und Seán O’Hagan im Kölner Theater am Tanzbrunnen über ihr gemeinsames Buch, das im letzten Oktober erschien.

Das Werk ist das Resultat eines über 40 Stunden langen Gesprächs zwischen dem Bad-Seeds-Frontmann und dem britischen Journalisten Seán O’Hagan, mit dem Nick Cave eine langjährige Freundschaft verbindet.

Zuerst, so verriet Cave, ging er davon aus, dass es eine Art Rock’n’Roll-Buch werden würde, aber das änderte sich im Laufe der Konversation zwischen ihm und O’Hagan. Es sei kein Interview, sondern eine gesunde Konversation („healthy conversation“) gewesen, die die Grundlage des Buches bilde – das sei ihm wichtig. Den Unterschied machte er deutlich, indem er erklärte, ein Interview „states what you already know“, wohingegen „a conversation pours things out of you which you didn’t know you knew“. Das erklärt auch, warum Cave immer wieder betont, wie er in den letzten Jahren zu einer „actual person“, also zu einer „wirklichen“ Person geworden sei. Wer Nick Cave kennt, weiß, dass er ohnehin kein Freund von Interviews ist.

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Literarische Welthungerhilfe für den Pott


Rainer Osnowski von der lit.COLOGNE wies neulich  in der Vorankündigung zur lit.RUHR zu Recht auf die prekäre Lage der Alphabetisierung im Ballungsraum Ruhrgebiet mit rund fünfeinhalb Millionen Einwohnern hin und malte seine Vision, dass dort „erstmals Autoren auftauchen, die bislang daran vorbeigegangen sind.“ Das interessiere auch jene Verlage, „für die das Ruhrgebiet bislang noch Diaspora ist.“

Literatur und Alphabetisierung im Ruhrgebiet

Sucht man nach den Gründen für die Situation des Ruhrgebiets als Diaspora der Literatur, fällt zunächst ins Auge, dass diese Ansammlung von Steinkohletagebausiedlungen von Beginn an stark migrantisch geprägt war, was den Pütt in der Alphabetisierungsquote generell an das untere Ende der Pisa-Skala zurückwarf, sogar bereits, als es die Pisa-Studie noch gar nicht gab. Der polnische Zechenarbeiter liest nämlich am liebsten die Bibel (AT), spätere Generationen haben sich auf reich bebilderte  Bedienungsanleitungen zum Kurzschließen von deutschen Personenkraftwagen im Hochpreissegment verlegt. Spätere Wellen von Gastarbeitern wie Italiener, Jugoslawen und Türken bereicherten zwar ebenfalls die hiesige Küche, leisteten jedoch – abgesehen von italienschen Schlagertexten und den gesammelten Schriften von Mustafa Kemal Atatürk – ebenfalls keinen nennenswerten Beitrag zur Literarisierung. Was die eigeborenen Ruhrstädter angeht, so lässt sich festhalten, dass diese aufgrund ihres Soziolekts „Ruhrpott“[i] sehr in der Rezeption von Texten des Hochdeutschen behindert sind.

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