Abfallgesellschaft Ruhr – Mal wieder eine Nachricht

In der vergangenen Woche wollte ich was Positives über die AGR schreiben. Ich hatte gehört, dass die Müllfirma des Regionalverbandes Ruhr, nach den Katastrophenjahren, nun endlich in 2007 wieder einen Gewinn eingefahren hat. Bei einem Umsatz von 100 Mio Euro zwar nur 7 Mio. Aber: Immerhin. Nach all den Hunnenmeldungen, die in der Vergangenheit kamen, dachte ich, schön mal was anders zu schreiben.

Ich habe also nachgefragt, wie es steht. Vor allem wollte ich den Jahresabschluss einsehen, damit man überprüfen kann, was sich hinter der Jubelmeldung verbirgt. Überraschend wurde mir mitgeteilt, dass der Jahresabschluss noch unter Verschluss sei, und nur die Eckzahlen, also die Jubelmeldung, verbreitet würde. Den echten Abschluss gebe es erst, wenn das Ruhrparlament den Abschluss abgesegnet habe.

Klar? Die Jubelarien soll man singen, aber man darf nicht nachschauen, welche Melodie gespielt wird. Seltsam.

Ich habe mir dann die Pressemeldung genau angesehen. Und dann sehe ich, dass die AGR immer noch überschuldet ist. Und zwar mit 3 Mio Euro. Gut, normalerweise muss die AGR deshalb ihren Betrieb einstellen und Insolvenz anmelden. Sonst macht sich der Geschäftsführer strafbar wegen Insolvenzverschleppung.

Aber da der AGR-Geschäftsführer Dietrich Freudenberger keine Insolvenz anmeldet, muss er eine so genannte positive Fortführungsprognose in der Tasche haben. Das bedeutet. Die Wirtschaftsprüfer der AGR glauben, die Firma kann sich aus eigener Kraft aus dem Schlamassel befreien. Sie könne also die Überschuldung abbauen. Deswegen geben sie diese Prognose ab.

Es bleibt also zu prüfen, ob die Wirtschaftsprüfer Recht haben. Dazu muss man wissen, dass die Prüfer nur das prüfen, was man ihnen vorlegt. Manchmal stellen sie Fragen, aber im Prinzip schreiben sie ab. Bei der AGR sagen sie, die baldige Einweihung der Müllverbrennungsanlage RZR II bringe die Wende zum Guten. Die Wirtschaftsprüfer schreiben also genau das auf. Um Freudenberger eine positive Fortführungsprognose zu geben.

In der weiteren Recherche musste ich mich also mit dem Projekt RZR II beschäftigen. Läuft es da rund oder krum?

Und dabei stoße ich auf folgende Geschichte: Kurz vor Ostern traf sich der AGR-Chef im Wintergarten der Müllverbrennungsanlage von Herten mit Vertretern des Abfallverbandes Ekocity, um eine existenzielle Krise zu bewältigen.

Denn ausgerechnet das RZR II stand unmittelbar vor dem Kollaps. Aus Unterlagen, die mir vorliegen, geht hervor, dass einer der größten Lieferanten der neuen Anlage im Dezember Insolvenz angemeldet hatte. Dabei sollte die Firma SSM Pfalz eigentlich ab Juli bis zu 60.000 Tonnen Müll im Jahr im RZR II verbrennen. Die AGR meldete beim Insolvenzverwalter der SSM einen Vertragsschaden von über 126 Millionen Euro an.

Um die Misere zu überwinden, musste AGR-Chef Freudenberger die Ekocity-Vertreter im Wintergarten überreden, Müllmengen an das RZR II abzutreten – obwohl Ekocity damit Millionen verliert. Das Überreden fiel Freudenberger offensichtlich nicht schwer. Der Verband vereinigt die kommunalen Entsorger aus mehreren Ruhrstädten. Freudenberger selbst ist einer von drei Geschäftsführern der Ekocity GmbH. Eigentümer der AGR ist der Regionalverband Ruhr (RVR). Gleichzeitig ist Ekocity ein Verband von Ruhrkommunen, die auch im  RVR vertreten sind. Eine Pleite der AGR würde also auch sie schwer treffen. Deswegen schien es ihnen wohl offensichtlich leichter auf ein paar Millionen im RZR I zu verzichten.

Denn die Pleite der SSM kam für die AGR denkbar ungünstig. Denn, wie gesagt, nur dank einer positiven Fortführungsprognose kann die AGR überhaupt weiter arbeiten. Und genau diese Prognose war durch die Pleite des Müll-Lieferanten SSM gefährdet. Der Bau der Verbrennungsanlage RZR II wird über einen Millionen-Kredit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) finanziert. Als Garantie für ihr Geld hatten die Schwaben Bürgschaften der Lieferanten gefordert. Nach der Pleite der SSM hätte die LBBW den Kredit kündigen können. Damit wäre der Bau des RZR II gescheitert und die AGR an die Insolvenz gerutscht.

Nach kurzer Diskussion stimmte der Verband Ekocity einer Vertragsänderung mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein zu. Demnach werden ab 2009 jährlich rund 10.000 Tonnen Müll aus dem Sauerland vom RZR I auf die Anlage RZR II umgeleitet. Das Geld für die Verbrennung (über 20 Millionen Euro über die gesamte Vertragslaufzeit) kassiert dann nicht mehr der Verband Ekocity, sondern die AGR über ihre Tochter RZR II.

Das besondere dabei ist die Preisstruktur. Die SSM hatte der AGR zugesagt, 17 Jahre lang für jede Tonne verbrannten Müll 125 Euro an die AGR zu zahlen. Traumhafte und vor allem überhöhte Preise, denn nach Angaben des Insolvenzverwalters der SSM liegen die Marktpreise aktuell zwischen 80 und 100 Euro. Er schreibt: "Keiner dieser Verträge konnte kostendeckend erfüllt werden." Anders formuliert bedeutet das aber auch, dass nun Siegen-Wittgenstein, zu überhöhten Preisen an das RZR II liefern muss. Die Bürger im Sauerland bezahlen also mit ihren Müllgebühren die schlecht geplante Müllverbrennungsanlage in Herten. Prima, dass die Sauerländer da mitmachen.

Bis zum Schluss hat die AGR versucht, die SSM zu retten. Beinahe um jeden Preis. So war die AGR bereit 450.000 Euro in die marode Klitsche zu pumpen, wenn nur die SSM einfach nicht Insolvenz geht. Die AGR wollte sogar so auf Forderungen verzichten und die Verträge neu verhandeln. Hauptsache, SSM lebt weiter und mit der SSM die Hoffnung, das RZR II auszulasten.

Nun, das sollte nicht sein. Und so wird entgegen den Versprechungen nun kommunaler Müll aus dem Kreis Siegen Wittgenstein, der bislang im RZR I verbrannt wurde, in Zukunft im RZR II verbrannt. Damals hieß es, für das RZR II gebe es eine riesige Nachfrage nach Gewerbemüllkapazitäten. Das war dann wohl Geschwätz. Auch nach dem Ekocity-Deal beläuft sich der Vertragschaden für die AGR aus der Pleite der SSM auf umgerechnet über 100 Millionen Euro.

Zum Schluss stellen sich mir noch folgende Fragen: Wer ist Klaus Döbel? Und was hat der mit der AGR oder ihren Chefs und Ex-Chefs zu tun? Warum schließt seine Firma SSM einen Harakiri-Vertrag mit der AGR ab, der nur Verluste bringen kann? Wie immer bin ich unter david.schraven@ruhrbarone.de zu erreichen.

 

 

Schon wieder AGR? Leider…..

Wie ich erfahren habe, will sich der Regionalverband Ruhr (RVR) in seiner kommenden Verbandsversammlung mit der Abfallgesellschaft Ruhr beschäftigen. Dabei soll vor allem meine Berichterstattung über die bilanzielle Überschuldung der Müllfirma thematisiert werden. Der Geschäftsführer der AGR, soll dazu Stellung nehmen und meine "Falschberichterstattung" zurückweisen. Ich nehme an, über die Mülltransorte aus Neapel nach Herten, die die AGR derzeit durchführt, will keiner der Verantwortlichen plaudern – auch nicht darüber, ob unter dem legalen Müll auch die eine oder andere Tonne Giftdreck gepanscht war…

Wie dem auch sei. Damit es einfacher wird, fasse ich hier kurz die Kernpunkte meiner Berichterstattung zusammen, auf die der AGR-Geschäftsführer Stellung nehmen soll.

Aus dem Bundesanzeiger geht hervor, dass die AGR zum 31. Dezember 2006 eine bilanzielle Überschuldung von 80.694.775,98 Euro im Konzern hatte. Die Bilanz 2006 ist die aktuelle Bilanz, da noch keine neue vorgelegt wurde.

Für alle Nicht-Fachleute erklär ich hier nochmal das wesentliche: die bilanzielle Überschuldung steht bei den Aktiva unter dem Punkt "Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag". Der AGR-Geschäftsführer spricht immer nur von der Überschuldung in der Kern-GmbH. Die sieht natürlich nicht so schlimm aus, denn etliche Teile der Überschuldung sind im Konzerngeflecht der AGR versteckt. Die Fachleute wissen das. Deswegen gibt es ja die Konzernbilanz, damit die Aufhübschung einer GmbH-Bilanz über ihre Töchterbilanzen nciht mehr möglich ist. Der Verweis auf die GmbH-Bilanz soll nur die Politik im RVR und die naiven Menschen in der Öffentlichkeit beruhigen.

Dann habe ich noch darüber geschrieben, wie die Rückstellungen für die Deponienachsorge schwinden, weil das Geld, dass zur Sanierung der Deponie gedacht war, für andere Zwecke eingesetzt wird. Das hat mir der Pressesprecher der AGR auch so bestätigt. So wurden erheblich Teile des RZR II mit dem Geld bezahlt und zudem der Vergleich mit dem Brochier-Insolvenzverwalter aus diesem Topf finanziert. Als Begründung hieß es: Das Geld für die Deponien werde ja später wieder mit dem RZR II verdient, so dass der Einsatz der Rückstellungen als Investition in mündelsichere Sachanlagen dargestellt werden kann. Nun ja, wer das glaubt….

Aktuell jedenfalls verfallen die Verbrennungspreise rasend schnell und die AGR hat für das RZR II mit einen Tonnen-Erlös von über 100 E geplant. Derzeit liegt der Preis irgendwo zwischen 60 und 70 E.

Ein Blick in die Bilanz zeigt zudem, wie erhebliche Teile der Rückstellungen schon futsch sind:

Die Rückstellungen finden ihre Entsprechung auf der Aktiva-Seite in der Konzernbilanz vor allem unter den Punkten "Wertpapiere des Anlagevermögens". Hier ist der Betrag von 2005 auf 2006 von rund 129 Mio Euro (genau 129.122.970,25) auf rund 59 Mio Euro (genau 58.649.829,31) gesunken. Im elektronischen Bundesanzeiger ist dieser Punkt um eine Zeile verrutscht. In der Printausgabe der Konzernbilanz steht es aber so wie ich es hier schreibe.

Wenn man die Gelder aus der Position "Wertpapiere des Anlagevermögens" flüssig machen will, um damit irgendwelche Ausgaben zu bezahlen, etwa den Bau des RZR II, müssen die Wertpapiere verkauft werden. In der Bilanz taucht der Cash dann wieder unter dem Punkt "Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten" auf. In der Bilanz ist diese Position von 2005 auf 2006 von rund 32 Mio Euro (genau 32.163.435,28) auf rund 63 Mio Euro (genau 63.024.117,41) angestiegen.

Addiert man die beiden Posten, kann man sagen, das zur Verfügung stehende Geld aus den Rückstellungen ist zumindest von rund 161 Mio Euro auf rund 122 Mio Euro gesunken. Das ist natürlich nur ein ungefährer Wert, da weitere Rückstellungen unter anderen Posten wie "Sachanlagen" auftauchen.

Nach der Definition der AGR-Geschäftsführung stimmt meine Rechnung auch deswegen ncht, weil gesagt wird, das abgeschmolzene Geld sei in das RZR II investiert und damit nur eine Umwandlung der Geldanlagen betrieben worden. Ein Versickern der Rücklagen habe es also nicht gegeben. Nur: Ich glaube nicht, dass das RZR II eine mündelsichere Anlage ist, sondern im Gegenteil eine hochriskante Spekulation.

Statt sich im RVR mit diesen Punkten zu beschäftigen, würde ich mich eher freuen, wenn der AGR-Geschäftsführer die Bilanz von 2007, also die wirklich aktuelle Bilanz, auf den Tisch legt. Wenn der Chef nicht feige ist, tut er es. Vielleicht hat sich ja was getan. Oder will die AGR was verbergen?

Alles andre bringt doch nichts auf den Tisch. Getretener Quark wid breit – nicht hart.

Der Regionalverband Ruhr und die Krisen-AGR

Diese Geschichte von dem Ende der Ökomedia GmbH kann man von zwei Seiten betrachten. Man kann schreiben, dass sich die Abfallgesellschaft Ruhr (AGR) von unnötigem Ballst befreit und zielgerichtet auf ihr Kerngeschäft konzentriert. Man kann aber auch schreiben, dass in der Krise die Einschläge langsam näher kommen, nah heran ans Haupthaus. Ein Treffer und alles bricht zusammen.

Wie gesagt, es geht um die Firma Ökomedia. Das ist eine hundertprozentige Tochter der AGR. Die Abfallgesellschaft selbst ist wiederrum eine hundertprozentige Tochter des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Der Geschäftsführer der Ökomedia heißt Heinz Struszczynski. Das ist der Pressesprecher der AGR. Ein naher Kontakt ist ja manchmal nützlich. In diesem Fall zum Beispiel für Kredite, die die AGR in die Ökomedia gepumpt hat. Nach den Vorliegenden Unterlagen waren das ein paar hunderttausend Euro, die da mit Werbequatsch verbrannt wurden. Aus den vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass schon Ende 2006 eine Bilanzielle Überschuldung von 462.000 Euro bei der AGR-Tochter mit Sitz in Essen gegeben war. Eine Pleite konnte damals nur vermieden werden, weil die AGR ihren Anspruch auf die Kredite  in der Tochterfirma teilweise aufgab. Insgesamt schuldete die Ökomedia des Pressesprechers dem Mutterkonzern zu der Zeit 535.000 Euro.

Das ist aber noch nicht alles. Selbst das laufende Geschäft gab keinen Grund zur Hoffnung. Die Ökomedia schob aus dem laufenden Geschäft einen Verlustvortrag von 613.000 Euro vor sich her. Sicher ist da im Lauf des Jahres 2007 noch ein fettes Brot dazugekommen.

Gut. Irgendwann ging es nicht mehr. Das hat auch die AGR eingesehen und der RVR. Es gab eine Sitzung im Dezember. Die Gesellschafterversammlung der AGR beschloss, die Ökomedia einzustellen. Und zwar unbemerkt von der Öffentlichkeit am 30. April. Die neun Mitarbeiter wurden entlassen, berichtet die Co-Geschäftsführerin Janna Wadle. "Nach der Betriebsstilllegung verfügt die ÖKOMEDIA GmbH über keinerlei Aktivitäten mehr. Über die weitere Vorgehensweise bezüglich des leeren und inaktiven GmbH-Mantels kann und wird später noch entschieden werden." In der Gesellschafterversammlung der AGR gibt Heinz-Dieter Klink (SPD) der Regionaldirektor des RVR den Ton vor.

Ist die Entscheidung richtig? Ich weiß es nicht. Auf der einen Seite ist es gut, wenn die AGR ihre Kommunikationsaufgaben im eigenen Haus erledigt. Welchen Sinn soll eine Verlustbringende Tochterfirma unter Kontrolle eines Pressesprechers auch machen. Und nur die Konzentration auf das Kerngeschäft kann die leckgeschlagene Firma wieder flott machen.

Auf der anderen Seite tun mir die acht Leute leid, die Ihren Job verloren haben. Es gab "betriebsbedingte fristgerechte Kündigungen", sagt Wadle. Aber alle acht hätten "wieder eine adäquate neue Beschäftigung." Was auch immer das heißt. Zählen dazu auch vom Arbeitsamt finanzierte Gehversuche in der Selbstständgkeit oder Parkwächtertätigkeiten in Herten?

Für die AGR bedeutet die Betriebseinstellung jedenfalls den Totalverlust der Kredite. Wieder weit über 500.000 Euro verbrannt unter Verantwortung des Pressesprechers. Wir habens ja.

Warum wurde die Ökomedia eigentlich nicht verkauft?

Und warum wurde die Firma überhaupt gegründet oder von einem Herrn F. gekauft.

Da gehen Großmannträume vor die Hunde. Von Menschen, die glaubten, sie seien Medienmacher.

Schnapsgläser voll Gas und der Filz rund um die AGR

Die Abfallgesellschaft Ruhr (AGR) wehrt sich gegen die Abdeckung ihrer vor zehn Jahren stillgelegten Mülldeponie Rheinberg. Das Vorhaben würde mehrere Millionen Euro kosten, heißt es. Eigentlich müsste das egal sein, weil die Bürger die Sanierung der Kippe schon mit ihren Müllgebühren bezahlt haben. Das findet auch der Landrat des zuständigen Kreis Wesel Ansgar Müller (SPD). Doch die AGR meint, die Abdeckung der Deponie sei jetzt falsch, erst müsse die Kippe ausgasen. Um ihre Aussage zu stützen, hat die AGR ein Gutachten der Universität Duisburg-Essen, Siedlungs- und Abfallwirtschaft vorgelegt.

Doch das Gutachten macht stutzig, denn aus der Kippe entweichen laut Gutachten nur 200 Kubikmeter Gas im Jahr. Das ist umgerechnet nur ein Schnapsglas Pupsgas am Tag auf der Fläche eines großen Badezimmers. Das ist nicht besonders viel. Jede Kuhwiese läßt mehr Pupsgas an die frische Luft. Zudem ist die AGR verdammt klamm, da sie nach eigener Aussage Geld aus den Deponierückstellungen in den Bau des RZR II gesteckt hat und zudem mit dem Baren Forderungen des Brochier-Insolvenzverwalters bedient hat. Die AGR gehört zu 100 Prozent dem Regionalverband Ruhr, einem Zusammenschluss alles Städte im Revier.

Nun kann man auch feststellen, dass der Gutachter des Rheinberger Deponie-Gutachtens, Professor Renatus Widmann, mit dem ehemaligen AGR-Geschäftsführer Michael Vagedes im Beirat der Uni-Duisburg-Essen, Fachbereich Bauingenieurwesen sitzt. Michael Vagedes – das ist der Mann, der die Müllfirma AGR in die Fast-Pleite geritten hat und als damaliger Chef gleich zwei Dienstwagen von der AGR gestellt bekam.

Die Aufgabe des Beirates als "Förderer" definiert die Uni Duisburg -Essen so:

Der Beirat will die Öffentlichkeitsarbeit des Fachbereichs fördern, um im landespolitischen Raum ebenso wie in der Öffentlichkeit von Stadt und Region auf die Leistungsfähigkeit des Fachbereichs Bauwesen an der Universität Essen hinzuweisen. "Es geht", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Beirat und Fachbereich, "nicht zuletzt darum, die Identität des Fachbereichs Bauwesen – mit Studierenden und Lehrenden gleichermaßen – und letztlich der Universität Essen zu stärken und in der Region zu verankern.

Daneben unterrichten die beiden Männer Vagedes und Widmann übrigens immer mal wieder an der Uni im gleichen Fachbereich über Abfallwirtschaft und Umweltrecht. Auch beim Buch "Biologische Abfallverwertung" traten Widmann/Vagedes gemeinsam als Autoren auf. Aber vor allem die Verbindung der beiden über das Fachgebiet "Siedlungswasser- und Abfallwirtschaft" an der Uni Duisburg-Essen ist auffällig. Vagedes und der Leiter des Fachbereiches Widmann unterrichten hier über alles, was stinkt.

Es gibt noch mehr Verbindungen zwischen Widmann und AGR. Zum Beispiel ist Widmann genauso Mitglied des Arbeitskreis für die Nutzbarmachung von Siedlungsabfällen – ANS e.V. wie die AGR GmbH selbst. Und zusammen trat Widmann mit Vertretern der AGR bei einer Veranstaltung des ANS öffentlich auf.

Widmann vertreibt auch einen Vortrag aus dem Jahr 2003 gemeinsam mit Vorträgen eines AGR-Mitarbeiters über die Homepage der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft e.V.

Zum Schluss aber fällt folgender Vorgang auf, in dem Professor Renatus Widmann mit Geld der AGR ein Thema untersuchte, das er jetzt als Gutachter für die AGR-Deponie Rheinberg wieder aufnahm.

Im Jahr 2004 veröffentlichte der Wissenschaftler in der Zeitschrift Essener Unikate einen Aufsatz unter dem Titel "Mehr als Müll". Darin beschreibt Widmann samt seinen Mitautoren Martin Denecke und Christian Felske ein Projekt, in dem "systematisch Grundlagen zur Bemessung von Methanoxidationsschichten" erarbeitet wurden. Die MOX-Schichten sind wichtig "innerhalb der Deponieabdeckschichten".

Die AGR hat dieses Projekt laut Widmann gefördert. Das schreibt der Professor zumindest in seinem Aufsatz auf Seite 103.

In meinen Augen macht das Renatus Widmann befangen.

 

 

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Schnapsgläser voll Gas gegen Sanierung der AGR-Deponie im Kreis Wesel

Die Abfallgesellschaft Ruhr (AGR) ist wie ein Mühlstein, der um den Hals des Regionalverbandes Ruhr hängt. Geht die Firma Pleite, zieht sie ihren einzigen Gesellschafter, eben den RVR, tief in den Brunnen.

Foto: flickr.com / dev null

Verantwortlich für eine Pleite wären Politiker, die Namen, Adressen und Telefonnummern haben. Und deshalb haben diese Männer und Frauen Angst. Sie wollen nicht verantwortlich sein. Nur so ist zu erklären, dass der Konzern mit einer bilanziellen Überschuldung von gut 80 Millionen Euro, noch nicht dichtgemacht wurde. Statt ein Ausweg auch mit Schrecken zu suchen, haben sich die Politiker im RVR bis auf eine kleine Minderheit von Linken und FDP entschlossen, ihren Angstgolem mit immer neuem Geld zu füttern. Sie werfen gutes Geld dem schlechten hinterher.

So musste der RVR Bürgschaften für Kippen der AGR übernehmen – in Millionenhöhe. Eigentlich sollten das Geld aus den AGR-Rückstellungen für die Sanierung der Kippen herhalten. Aber dieses Geld wurde zu einem großen Teil verfressen.

Nun muss die AGR sogar Müll aus dem Mafia-verseuchten Neapel annehmen und den Dreck aus Italien in Herten verbrennen, um noch Geld zu machen. Ist das ordnungspolitisch OK? Wurde dafür die AGR gegründet? Oder ist sie nur ein Tobeplatz von Politikern, die auch mal Unternehmer spielen wollen? Gutwilligen Amateuren, die das Geld anderer Leute verbrennen? Selbst die ehemals AGR eigene Müllverbrennungsanlage RZR I haben die Finanzfachleute bereits in einem Cross-Border-Leasing verjuckt. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man lachen.

Hier geht es jetzt um die Deponie Rheinberg im Kreis Wesel. Bis zum 31. Dezember 1996 hat die AGR hier mehrere Millionen Tonnen Müll abgekippt. Mit den Abfallentsorgungsentgelten, so heißen die Müllgebühren, hat der Kreis bereits die Rekultivierung der Deponie Rheinberg an die AGR gezahlt. Das stellt der Landrat des Kreises Wesel, Ansgar Müller, in einem Brief an die Bezirksregierung Düsseldorf so fest. Müller fragt nach, wann nun endlich die Deponie saniert wird. Konkret geht es um die Aufbringung einer Oberflächenabdichtung. Eigentlich sollte die Abdichtung schon erfolgen, wenn die Deponie zugemacht wird, schreibt Müller. Damit kein Sickerwasser in die Kippe eindringen kann. Zehn Jahre passierte allerdings wenig. Am 21. November 2005 schließlich wurde beschlossen, dass die Oberflächenabdichtung der Deponie im Jahr 2008 beginnen soll. Müller schreibt: „Der Kreistag ist der Auffassung, dass zehn Jahre nach der letzten Ablagerung eine weitere Verzögerung nicht mehr hinzunehmen ist.“ Der Standort Kippe müsste der Bevölkerung wieder zugänglich gemacht werden.

Ein berechtigtes Anliegen? Ach was. Wie naiv, aus der zuständigen Tochterfirma der AGR, die sich um die Deponienachsorge kümmern soll, fließt ständig Geld für andere Zwecke ab. Zum Beispiel an den Insolvenzverwalter der Hans-Brochier GmbH, oder in den Bau der Müllverbrennungsanlage RZR II.

Im Fall der Deponie Rheinberg wurde auch nicht der naive Weg beschritten, also der Weg, der Geld kostet. Stattdessen schrieb der Düsseldorfer Regierungspräsident Jürgen Büssow an den Landrat Müller: „Es wird jetzt als zweckmäßiger angesehen, die Deponie kontrolliert über einen längeren Zeitraum ausreagieren zu lassen.“ Ein entsprechendes 25-Seitiges Gutachten der Essener Professoren Renatus Widmann und Tim Ricken war dem Schreiben beigelegt.

Darin heißt es, in der Deponie Rheinberg bildet sich Gas. Und dieses Gas bedrohe die Sicherheit der Deponie. Weiter sagen die Essener Professoren, erst wenn sich ab Jahr 2020 kaum noch neues Gas bilde, sei es ratsam mit der endgültigen Abdeckung der Deponie zu beginnen.

Welche grandiose Erkenntnis der Wissenschaftler. Sie haben herausgefunden, dass man nichts machen muss.

Mir fehlt der Glaube an diese Erkenntnis. So schreiben die Wissenschaftler, dass sich auf der Deponie auf einer Fläche von 20 Hektar etwa 200 Kubikmeter Gas im Jahr entwickeln. Das Gas dringe durch die Zwischenabdeckung nach oben an die frische Luft.

Soweit so gut. Aber was heißt das konkret? Ist das viel Gas und ist das gefährlich? Das Gas, dass da in der Deponie entsteht, ist ja vor allem Methangas.

Um einschätzen zu können, wie gefährlich das Gas ist, muss man die Emission aus der Deponie Rheinberg umrechnen. Schaut man sich an, was an einem Tag aus zehn Quadratmeter Boden entweicht, sieht man, dass ungefähr ein Schnapsglas voll Gas entweicht. Auf der Fläche von zwei mal fünf Schritten. Das ist die Größenordnung, über die wir sprechen.

Man kann das auch anders sagen: Da gelangt weniger Pupsgas am Tag an die frische Luft, als in einer durchschnittlichen westfälischen Turnhalle.

Und aus diesem Grund will die AGR jahrelang auf die millionenteure Sanierung der Deponie Rheinberg verzichten.

Hand aufs Herz. Wer glaubt hier, es geht nicht ums Geld.