Es gibt Artikel zum Tragen des Mund-Nase-Schutzes, die zuerst darlegen, dass es verständlich ist, dass wir uns alle nach Normalität sehnen, dass dazu auch das Ablegen der Maske gehört, und die dann erklären, wieso dieses Bedürfnisses zwar verständlich, aber derzeit unvernünftig ist, und wieso wir weiter die Masken tragen sollten. Und es gibt Artikel, die erklären, wieso sicherlich die Kennzahlen zur Pandemie nicht prickelnd sind, wieso wir alle achtsam sein sollte, und wieso dennoch der Einzelne nun seine verfassungsmäßigen Freiheitsrechte wahrnehmen sollte, und dazu dann eben auch das Ablegen der Maske gehört. Dieser Artikel ist keines von beiden. Er wird ohne große Schlussfolgerung enden.
Ab morgen wird mutmaßlich in großen Teilen dieses Landes, vielleicht sogar des Bundes, viel von dem fallen, was wir in den letzten Jahren als Corona-Schutzmaßnahmen hinnehmen mussten und hinnahmen oder auch hinnehmen wollten. Und das wirkt paradox. Über lange Monate haben wir uns daran gewöhnt, auf Inzidenzwerte zu starren, und die sind hoch, wie nie. Irgendwas mit 1600, wobei es letztlich egal ist, ob sie bei 1600 oder 1700 liegen, sie sind weit entfernt von zweistelligen Bereichen, die man noch im letzten Jahr angestrebt hat. Das macht ein subjektives Bedrohungsgefühl, zunächst auch unabhängig davon, ob die Bedrohung objektiv wirklich gegeben ist. Wir haben gelernt: höher als 50 ist nicht gut, und jetzt sind wir beim 32fachen von 50. Das kann doch nur weiterhin nicht gut sein.