Der Skandal um die RBB-Intendantin Schlesinger ist ein gefundenes Fressen für alle, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowieso ablehnen. Und er offenbart sicherlich Fehlentwicklungen und Schwachstellen bei diesem unüberschaubar großen Apparat. Dass es solche Schwachstellen gibt, ist aber kein Argument gegen den ÖRR. Vielleicht sogar umgekehrt.
Denn das Phänomen, dass Personen mit einer gewissen Macht den Sinn für die Ehrlichkeit verlieren oder dass Personen ohne so einen Sinn sogar leichter an die Macht kommen, dieses Phänomen ist weder neu noch auf den ÖRR beschränkt. Das gibt es in der Verwaltung, im Sport, in der Politik. Das gibt es auch in der Wirtschaft. Nur ist es dort systeminhärent. Dass ein Manager sich bereichert, gehört zu seiner Berufsbeschreibung. Im Idealfall wächst sein Profit proportional zu dem der Firma, deswegen fällt es nicht auf. Wenn er es auf Kosten der Firma tut, fällt es schneller auf als in einem Betrieb wie der ARD. Aber das ist kein Grund, die ARD abzuschaffen. Es kann auch in Universitäten geschehen, in Ministerien oder Verkehrsclubs. Daraus folgt ja auch nicht, dass man Universitäten, Ministerien oder Verkehrsclubs abschaffen sollte.