Fuck, Leute, ihr habt mich fertig gemacht. Gestern, am Tag der Bundestagswahl, ein paar Stunden nach dem ich selbst wählen war, gönnte ich mir die Inszenierung Hermann Schmidt-Rahmers von Henrik Ibsens Werk „Ein Volksfeind“. „Volksverräter“ heißt das Stück, dass in Zusammenarbeit mit der Universität der Künste Berlin am 21. September 2017 im Schauspielhaus Bochum Premiere feierte. In Anbetracht der Wahlergebnisse deren Hochrechnungen schon vor Beginn der Vorstellung bekannt wurden, hatten die knapp drei Stunden Realsatire echt Bedeutung, nicht nur für mich.
Der Intendantensucher – Michael Townsend zeigt volle Sachkompetenz
Nachdem der Weggang von Intendant Anselm Weber nahezu beschlossene Sache ist, meldet sich nun Stadtdirektor und Kulturdezernent Michael Townsend in den Ruhrnachrichten zu Wort. Und er überrascht mit erstaunlicher Sachkompetenz. Nachdem er zunächst umfangreiches Verständnis für die Entscheidung Webers zeigt und erneut auf die nicht rosige finanzielle Lage des Schauspielhauses verweist, bringt er seine Hoffnung zum Ausdruck, dass dennoch hochrangige Bewerber sich für die Intendanz in Bochum finden würden. Immerhin gehöre das Bochumer Haus zu den Top 5 in Deutschland, so Townsend. Das bedeutet, es rangiert auf einer Stufe mit Hamburger Thalia Theater, Berliner Volksbühne, Residenztheater München und Berliner Ensemble. Andere Häuser wie das Staatstheater Stuttgart, die Berliner Schaubühne, das Schauspielhaus Hamburg und die Münchener Kammerspiele müssen sich die Plätze dahinter teilen. Ja, auch Frankfurt – die neue Wirkungsstätte von Anselm Weber – findet sich in Michael Townsends Theaterranking