Eigentlich waren im Sachsen-Ranking hierzulande längst alle Messen gelesen. Der Freistaat, durch Pegida und Einheitsfeiergepöbel im öffentlichen Ansehen schon lange abgesackt, belegte im inoffiziellen Popularitäts-Sachsenspiegel Platz drei von drei. Mit einigem Vorsprung auf zwei lag Sachsen-Anhalt, dem trotz vieler eigener Verfehlungen (Stichwort Poggenburg) selbst der Postillon bereits scherzhaft geraten hatte, sich aus Imagegründen nur noch „Anhalt“ zu nennen. Souveräner Tabellenführer im Zivilisationsranking war traditionell Niedersachsen, das das Tableau wirtschaftlich und politisch normalerweise dominiert.
Normalerweise, denn zumindest im Bildungswesen scheint sich der Sachsen-Fluch so langsam die Elbe hinuntergearbeitet zu haben. Wer die Nachrichten des Jahres 2016 verfolgt hat, der verbindet mit niedersächsischen Ortsnamen wie Hildesheim, Göttingen und Oldenburg nicht mehr nur norddeutsche Fachwerkromantik, sondern auch einen weiteren deutschen Klassiker: den antisemitisch grundierten Akademikerfilz.