Oper Dortmund geht in die Nordstadt

Nordstadt: Bornstraße Blickrichtung Dortmund Innenstadt Foto: Lucas Kaufmann Lizenz: CC BY-SA 4.0


Am Samstag, 4. Juni 2022, startet um 19 Uhr am Blücherpark die Nordstadtoper, eine Oper in drei Akten, unter der Konzeption und Regie von Alvaro Schoeck und Houssie Shirin. Die Musik der Nordstadtoper wurde von Sandra Stadler und „909 Schneider“ komponiert und beinhaltet eine Soundinstallation von TD Finck von Finckenstein. Das Libretto stammt von Houssie Shirin.

Der Weg des Lebens spiegelt sich in den Straßen der Nordstadt – ein große Suche, Umwege, die Selbsterkenntnis und schließlich die Befreiung. In einer performativen Soundkarawane erleben Zuschauer und  Zuhörer gemeinsam mit den

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Premiere in Gelsenkirchen: „Moskau, Tscherjomuschki“ von Schostakowitsch

Chor und Ensemble in „Moskau, Tscherjomuschki“ von Dimitri Schostakowitsch am Musiktheater im Revier (Foto: Bettina Stöß)

Eigentlich geht es bei Schostakowitschs Bühnenwerk aus den späten 1950er Jahren um die Wohnungsnot in Moskau und korrupte Immobilienverwalter und Funktionäre, die bei der Wohnungsvergabe in der neu gebauten und begehrten Trabantenstadt Tscherjomuschki Willkür walten lassen. Da in Gelsenkirchen nun aber die Wohnungsnot nicht gar so groß ist, entschied sich das Regieteam um Dominique Horwitz, der vor allem als Chansonnier bekannt ist, eine gänzlich andere Geschichte zu erzählen. Die eher lose dramaturgische Form der Revue-Operette gibt das durchaus her.

Nur drei Bühnenwerke schrieb der Komponist Dimitri Schostakowitsch: „Die Nase“ nach Nicolai Gogol

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Premiere in Dortmund: Nabucco von Giuseppe Verdi

Almerija Delic, Sangmin Lee, Fritz Steinbacher in Nabucco an der Oper Dortmund (Foto: Thomas Jauk / stagepictures)

Wenn ein Opernintendant geht, dann gönnt er sich noch mal was. Zumal, wenn er wie Jens Daniel Herzog, der die Dortmunder Oper in desolater Verfassung  übernahm und zu einem Haus in erstklassigem Zustand machte, auf eine überaus erfolgreiche Zeit zurück blickt. Bei ausreichendem Vorlauf wird zum Ende einer Intendanz gerne mal der „Ring“ gestemmt oder wenigstens Berlioz‘ „Trojaner“, manchmal ist die letzte Inszenierung aber auch einfach eine Herzensangelegenheit des Intendanten. Herzog entschied sich nun für Verdis „Nabucco“, immerhin der erste große Erfolg des Italieners.

Warum Herzog dieses – vorsichtig formuliert – nicht unproblematische Frühwerk Verdis wählt, wird erst im vierten Akt klar. Das Libretto

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The Fairy Queen von Henry Purcell in der Folkwang Universität

The Fairy Queen an der Folkwang Universität (Foto: Ursula Kaufmann)

Zum Abschluss des Jubiläumsjahres anlässlich des 90jährigen Bestehens der Folkwang Hochschule wurde als Gemeinschaftsanstrengung diverser Fachbereiche am 7.12. die Premiere von The Fairy Queen gestemmt. Der oft zitierte, nicht ganz so oft eingelöste Folkwang-Gedanke vom Zusammenwirken der Künste – hier war er einmal wirklich gegenwärtig: Gesang, Musiker, Jazzmusiker, Schauspiel, Tanz und Gestaltung. Allein die Anzahl der Mitwirkenden ist beeindruckend und so tatsächlich eher an einer Kunsthochschule denn an einem kleinen Opernhaus realisierbar. Die Semi-Oper The Fairy Queen von Barockkomponist Henry Purcell, deren Partitur jahrhundertelang als verschollen galt und erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckt wurde, bietet dafür hervorragende Möglichkeiten.

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Premiere an der Oper Dortmund: Arabella von Richard Strauss

Eleonore Marguerre als Arabella (Foto: Thomas Jauk / Stagepictures)

Die letzte gemeinsame Oper von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal – Arabella – ist eine lyrische Komödie. Tatsächlich ist sie das Sittengemälde einer untergehenden Gesellschaft, in der die Frauen ihre Lebensentscheidungen der Esoterik überlassen, die Männer spielsüchtig sind, auf Kredit ein längst nicht mehr finanzierbares Leben im Rausch von Alkohol und Bällen zelebriert wird und letztlich ein nicht sonderlich vertrauenserweckender Mann aus einem wenig bekannten Land zum Retter und Heilsbringer hochstilisiert wird. Uraufgeführt wurde dieser Taumel der Dekadenz dann auch noch ausgerechnet 1933 und geschrieben von einem Komponisten der sich mehr als leichtfertig den Nazis an den Hals warf.

Und nun Premiere in Dortmund ausgerechnet am Abend der Bundestagswahl, bei der eine rassistische Horde fast 13% erhält. Als Intendant Jens-Daniel Herzog

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Premiere in Dortmund: Einstein On The Beach von Philip Glass

Das Chorwerk Ruhr als zottelige Aliens (Foto: Thomas Jauk – Stage Pictures)

Hätten Philip Glass und Robert Wilson Kay Voges gekannt, sie wäre garantiert nicht so unvorsichtig gewesen, eine Szene im vierten Akt der Oper „Einstein On The Beach“ „Spaceship“ zu nennen. Dass dem Regisseur und Intendanten des Dortmunder Schauspiels und seiner Kostümbildnerin Mona Ulrich bei diesem Titel die Fantasie durchgeht, war eigentlich klar. Da winkt gerade noch die Sängerin mit der Gehirnfrisur huldvoll dem abhebenden Raumschiff hinterher, während die Mitglieder des Chorwerk Ruhr als zottelige Außerirdische durch die Zuschauerreihen turnen und auf der Bühne zwei plüschige Moleküle sich übereinander schmeißen,

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Opern-Premiere in Dortmund: Otello von Giuseppe Verdi

Otello in Dortmund – Lance Ryan und Sangmin Lee (Foto: Thomas Jauk, Stage Picture)

Im Zuschauerraum ist es noch nicht ganz dunkel, die Freunde der italienischen Oper haben sich noch nicht ganz in die Sessel sinken lassen, da blitzt ihnen eine Batterie von Scheinwerfern ins Gesicht, im Orchestergraben bricht sich brachial Sturm und Seegefecht bahn und der Chor in den Gängen des Parketts verbreitet donnernde Kriegsstimmung. Jens-Daniel Herzog will in seiner Inszenierung von Giuseppe Verdis Otello gar nicht erst Wohlfühlstimmung aufkommen lassen. Im niedrigen schwarzen Bühnenkasten von Mathis Neidhardt flimmern grün-schwarze Datenbilder. Der Krieg wird längst nur noch am Bildschirm geführt. Otello wird nicht auf einem Schlachtfeld zum Kriegshelden, sondern nur durch die blinde Begeisterung des Volkes, das nach dem Heldentum giert.

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Ballett-Premiere in Dortmund: Kontraste

Ballett Dortmund – Kontraste: Unitxt (Foto: Bettina Stoess)

Drei halbstündige Choreographien vereint der neue Ballett-Abend zu einem Programm. Der Dortmunder Hausherr Xin Peng Wang, der sich zuletzt vor allem der Übersetzung schwergewichtiger Werke der Literatur in Handlungsballette widmete, überließ die choreographische Arbeit diesmal ganz den Kollegen. Die Arbeiten von Richard Siegal und Johan Inger entstanden ursprünglich für andere Compagnien, Edward Clug erarbeitete mit dem Dortmunder Ballet ein neues Stück. Es sind drei sehr unterschiedliche Positionen des zeitgenössischen Balletts und modernen Tanzes, die an diesem Abend zusammen kommen, die, das sei vorweggenommen, alle von den Dortmunder Tänzerinnen

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Premiere in Dortmund: Die Blume von Hawaii

„Die Blume von Hawaii“ am Theater Dortmund (Foto: Björn Hickmann / Stage Picture)

Ein Geständnis: So sehr ich mich stets redliche mühe, unvoreingenommen an jeden Theaterabend heranzugehen und persönliche Vorlieben zunächst auszublenden, gibt es doch im Positiven wie im Negativen Schlüsselreize gegen die ich kaum ankomme. Ich denke, dass ich mit diesem Problem unter meinen Kollegen allerdings auch nicht alleine bin. Einer dieser Schlüsselreize ist für mich Glitter. Wenn es auf der Bühne ordentlich funkelt und glitzert, bin ich zumindest schon einmal milde gestimmt. Bei der Premiere von Paul Abrahams Jazz-Operette „Die Blume von Hawaii“ am Theater Dortmund am 21.1. glitzerte es schon bevor der Vorhang überhaupt aufging. Mark Weigel steht

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Premiere in Dortmund: Mozarts Zauberflöte

Die Zauberflöte am Theater Dortmund (Foto: Björn Hickmann)
Die Zauberflöte am Theater Dortmund (Foto: Björn Hickmann)

Ein todsicherer Repertoirrenner, ein ewiger Kassenschlager – bei Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ stimmt einfach alles. Eine putzige Märchengeschichte, jede Menge bunte Gestalten, Tophits am laufenden Band. Da sieht man doch gern darüber hinweg, dass Schikaneders Fantasystory so einige logische Fehler aufweist, dass dem Librettisten zur Lösung von brenzligen Situationen meist nicht mehr einfällt als der alte Deus-Ex-Machina-Trick, das ganze vollgepackt ist mit einem haarsträubenden Frauenbild und die humanistischen Botschaften schockierend naiv daherkommen. Und auch musikalisch zeigt sich Mozart hier als gewiefter Bühnenkomponist, der die Trickkiste

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