Recklinghausen – Eine Stadt auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit

Das ehemalige Kartstadt-Haus in Recklinghausen im März 2023. Foto(s): Robin Patzwaldt

Eine echte Ruhrgebietsmetropole war Recklinghausen nie. Die Kreisstadt im Norden des Reviers glänzte stets mit ihrem individuellen Charme und mit ihrer vergleichsweise gepflegten Altstadt, zog damit tausende Besucher aus der gesamten Region an.  In meiner Jugend, in den 1980er- und 1990-er-Jahren war ich regelmäßig und gerne zu Gast dort. Mindestens einmal pro Woche machte ich mich von Waltrop aus nach Recklinghausen auf, um dort zu shoppen oder auch um am dortigen Kulturleben teilzuhaben.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Inzwischen bietet die Stadt nur noch ein trauriges Bild. Vor etlichen Jahren schon setzte eine Verödung der dortigen Innenstadt ein, wie sie selbst im auf breiter Front kriselnden Ruhrgebiet wohl ihres gleichen sucht.

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Völlig abgehängt: Niedergang der Innenstadt von Recklinghausen setzt sich ungebremst fort

Im März 2022 in der Recklinghäuser Innenstadt. Foto(s): Robin Patzwaldt

Die Innenstadt von Recklinghausen gehörte früher einmal zu den schönsten ihrer Art im Ruhrgebiet. Im Gegensatz zu den führenden Metropolen Dortmund und Essen, war es in der Kreisstadt im Norden des Reviers vergleichsweise anheimelnd und charmant. Viele kleine Gassen, schier unzählige inhabergeführte Geschäfte, nette Gaststätten und auch eine im Vergleich zu anderen Städten der Region schöne Architektur gab es dort.

Recklinghausen bot zwar nie die große Auswahl an Kaufhäusern und echten Attraktionen wie die benachbarten Mitbewerber, hatte dafür aber seine eigenen Vorzüge zu bieten. Das erscheint inzwischen eine kleine Ewigkeit weit entfernt.

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Recklinghausen: Die ‚Gute Stube‘ des Ruhrgebiets? Eher die Vorhölle!

100 Meter neben dem ‚Palais Vest‘ in Recklinghausen. Foto(s): Robin Patzwaldt

Als Waltroper habe ich schon Zeit meines Lebens immer wieder Kontakt zu ‚unserer‘ Kreisstadt Recklinghausen gehabt. Obwohl meine Familie von Anfang an deutlich mehr in Richtung meiner Geburtsstadt Dortmund orientiert war, gehörten regelmäßige Besuche in Recklinghausen in meinem Leben lange Jahre stets mit dazu.

Montag, 13 Uhr, und nichts los in Recklinghausen.

In meiner Kindheit hat mein Vater dort gearbeitet, mein Kieferorthopäde war dort niedergelassen. Später bin ich dann als junger Erwachsener mindestens einmal in der Woche selber zum Einkaufen dorthin gefahren.

Wenn Recklinghausen doch auch nie so viel zu bieten hatte wie Dortmund, wurde es als nette Alternative von uns doch immer auch gerne besucht. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre ließ das allerdings schrittweise nach. Recklinghausen vergammelte, Leerstand machte sich breit.

Sehr kritisch sah ich daher vor einigen Jahren auch den Versuch mit dem Neubau des Shoppingcenters ‚Palais Vest‘ die alte Innenstadt wieder zu beleben.

Inzwischen war ich seit der Eröffnung des neuen Konsumtempels direkt gegenüber des historischen Rathauses nicht mehr in der Innenstadt von Recklinghausen. Zu deprimierend erschien mir der Zustand der dortigen Altstadt inzwischen. Und das ‚Palais Vest‘ entpuppte sich schon bei seiner Eröffnung 2014 als gesichtslose Mall ohne große Highlights. Wenn ich so etwas besuchen will, dann wähle ich die größeren Alternativen in Dortmund, Essen oder Oberhausen. Recklinghausen war mir zuletzt keinen Besuch mehr wert.

Am vergangenen Wochenende kam mir dann ein Werbeprospekt der Stadt Recklinghausen in die Hände, das unter dem Motto ‚Altstadt Recklinghausen – Die Gute Stube des Ruhrgebiets‘ im Hochglanzstil zum Shoppen nach Recklinghausen einladen will. Da es zudem mit der charmanten Inga Strothmüller vom Hansa Theater Dortmund als Kopf der Kampagne wirbt, war ihm meine Aufmerksamkeit sicher.

Und da ich in dieser Woche ohnehin einmal komplett frei habe, habe ich die Gelegenheit am heutigen Montagvormittag gleich einmal ergriffen, mir ein paar frische Eindrücke vom Geschehen in der Recklinghäuser Altstadt besorgt.

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Niedergang der Innenstadt von Recklinghausen: Der Letzte macht das Licht aus!

In Recklinghausen war schon einmal mehr los. Foto(s): Robin Patzwaldt

Weitere Hiobsbotschaft für die Freunde der ehemals so schönen Innen- bzw. Altstadt von Recklinghausen:  Das Modehaus „hettlage fashion“, mit seinen rund 3000 Quadratmetern Verkaufsfläche, schließt, trotz diverser Modernisierungsversuche in den letzten Jahren, zum 30. Juni des kommenden Jahres nach über 100 Jahren am Ort seine Türen.

Nachdem die in den letzten Jahren bereits immer mehr verödende City der Kreisstadt im Vorjahr ja schon das Paradekaufhaus „Karstadt“ durch eine vor Ort in der Bürgerschaft heftig diskutierte Schließung verloren hatte, setzt sich der Niedergang der Innenstadt damit scheinbar ungebremst weiter fort.

Gerüchte über eine mögliche Schließung der Filiale des Textilkaufhauses in bester Lage am historischen Altstadtmarkt machten bereits seit Längerem im Kreis die Runde. Nun hat es eine aktuelle Pressemeldung der Betreiber auch offiziell bestätigt. In einem Jahr ist auch dort tatsächlich Schluss!

Bestrebungen der örtlichen Kaufmannschaft die seit Jahren schon stetig unattraktiver werdende Einkaufsstadt im nördlichen Ruhrgebiet wieder zu beleben werden damit erneut stark torpediert.

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‚World of Malls‘: Ein Überblick zur Entstehung und Entwicklung von Malls

Das CentrO in Oberhausen. Foto: © Thomas Mayer
Das CentrO in Oberhausen. Foto: © Thomas Mayer

Bei einem so klassischen ‚Ruhrbarone-Thema‘ wird man natürlich sofort stutzig, wenn eine Neuerscheinung aus diesem Bereich auf den Buchmarkt kommt. Und daher darf eine kurze Vorstellung von ‚World of Malls‘ in dieser Woche hier im Blog natürlich auch nicht fehlen.

World of Malls Cover (460x600)Es ist sicher eines der heißdiskutiertesten Themen der vergangenen Jahre hier: Werden sich die im Ruhrgebiet zuletzt neu errichteten Einkaufzentren, wie etwa das ‚Palais Vest‘ in Recklinghausen, am Ende positiv oder negativ auf die Stadtentwicklung auswirken. Werden sie zur Wohltat, oder doch eher zum ‚Citykiller‘ mutieren?

Die neue Hatje-Cantz-Publikation ‚World of Malls. Architekturen des Konsums‘ widmet sich genau diesem kontroversen Thema. Das Werk behandelt die Entstehung sowie Entwicklung von Einkaufszentren und stellt gleichzeitig architektonische sowie gesellschaftspolitische Aspekte in den Fokus, anhand von zahlreiche Fallstudien und Essays von Stadtplanern, Ökonomen sowie Architekturhistorikern. Spannend!

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‚Palais Vest‘: Zukunftsweisender Konsumtempel oder doch ‚Citykiller‘?

Das 'Palais Vest' in Recklinghausen. Foto(s): Robin Patzwaldt
Das ‚Palais Vest‘ in Recklinghausen. Foto(s): Robin Patzwaldt

Vor wenigen Tagen, am 16. September 2014, eröffnete in Recklinghausen das ‚Palais Vest‘. Das nagelneue Shoppingcenter, mit dem ungewöhnlichen Namen, welches auf seinen insgesamt rund 41.000 Quadratmetern mit geplanten 120 Shops um Käufer aus der Region wirbt und nach dem Vorbild aus Nordamerika bestens bekannter Malls errichtet wurde, spaltet seit Jahren bereits die Meinungen.

Die Einen reden von einem ‚Citykiller‘, die Anderen von einem zukünftigen Umsatzmagneten für die Vest-Metropole mit ihren 120.000 Einwohnern. Zeit also, sich einmal vor Ort einen Eindruck vom aktuellen Zustand in der Recklinghäuser City zu machen.

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Aus den ‚Recklinghausen Arcaden‘ wird das ‚Palais Vest‘ – sehr zum Unwillen vieler Bürger

Das 'Palais Vest' in recklinghausen. Foto: Robin Patzwaldt
Das zukünftige ‚Palais Vest‘ in Recklinghausen. Foto: Robin Patzwaldt

Erst zu Beginn der letzten Woche hatte ich hier bei den Ruhrbaronen über die Neuerrichtung der ‚Recklinghausen Arcaden‘ berichtet, welche im Herbst 2014 offiziell eröffnet werden sollen, und welche bereits seit Monaten für viel Unruhe in der Vest-Metropole sorgen.

Damals konnte ich noch nicht erahnen, dass sich das diesbezügliche Getöse in und um Recklinghausen nur wenige Tage danach noch einmal deutlich steigern sollte.

Als nämlich der Investor, die mfi-AG, zwei Tage nach der Veröffentlichung meines Textes hier, dann völlig überraschend ankündigte den bereits vertrauten Namen des längst im Bau befindlichen riesigen Projektes plötzlich von ‚Recklinghausen Arcaden‘ in ‚Palais Vest‘ abändern zu wollen, was auch bei mir zunächst ein ungläubiges Schmunzeln hervorrief, da kannten kurze Zeit später bereits Hohn und Spott für diesen Plan bei vielen Bürgern der Region kaum noch Grenzen.

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