Was ist nur im Führungsteam der Kulturhauptstadt 2010 los? Erst drehte Fritz Pleitgen hohl, im Zeppelin will er über den Ruhrschnellweg und zigtausend Kölner Kegelschwestern, klick. Jetzt ist Karl-Heinz Petzinka nicht mehr zu halten, klack.
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Petzinka ist im normalen Leben Geschäftsführer der Treuhandstelle (THS) und dazu einer von vier künstlerischen Direktoren von 2010. Was offenbar ziemlich ansteckend ist: Denn jetzt will auch Petzinka die A 40 ab 2010 jedes Jahr zur Volksfestmeile machen. "Love-Parade, Marathon oder eine Olympiade für Gehandicapte", schweben Petzinka vor. Eine "Olympiade für Gehandicapte". Tolle Idee, nur gibt es längst Paralympics, Special Olympics. Und ob die wirklich auf einer Autobahn stattfinden wollen? "Auf einmal wird sich zeigen, dass diese Straße bespielbar ist", sagt Petzinka der WAZ. Aber wieso sollte ein Asphaltstreifen nicht "bespielbar"sein? Sogar spielbar, man müsste nur die Autos weglassen.
Weiter. Natürlich soll die A 40 auch zur "Visitenkarte der Region" werden, mit Autos und mit Kunstwerken, die sie "aufwerten, markieren" und blabla-en: "Die Aufwertung der A40 ist definitiv eines der schönsten Projekte im Rahmen der Kulturhauptstadt", sagt Petzinka. Denn dass sich "zwölf Städte an einer Hauptstraße abbilden" (steht da so), "gibt es an keiner anderen Stelle der Erde". Stimmt schon, zwölf Städte "die sich an einer Straße abbilden", das gibt es nirgendwo, nicht einmal im Ruhrgebiet! Aber nur hier wird aus solchem Unfug auch noch eine Vision gebaut: "Und wenn es zwölf von 53 Städten geschafft haben, darüber Einvernehmen zu erzielen, werden es bei anderen Projekten vielleicht bald 24 und dann 48 sein. Dann fehlen uns zur Einheit nur noch fünf." Immerhin Kopf-Rechnen geht noch.
Wo der gute Mann aus Gelsenkirchen schon einmal bei seinen Flausen ist, stellt er noch eine weitere vor: Am Sitz von THS will der oberste Zechenhausverwalter auf den Turm von Zeche Nordstern vier Stockwerke Glasbüro setzen und "als Clou" (WAZ) ganz oben drauf einen 18 Meter großen Herkules – "als Zeichen für Kraft und Mut" …. und Großspurigkeit?
Mein Fazit: Wenn die anderen Kulturstadtdirektoren Dieter Gorny, Asli Sevindim, Steven Sloane dann auch noch durchgedreht sind, kann Oliver Scheytt endlich seine Arbeit machen.