"Wir sehen uns in der Zukunft", grüßt Zukunftsforscher Lars Thomsen auf seiner Webseite. Streng genommen könnte es am Freitag auf dem Petersberg bei Bonn so weit sein. Noch strenger genommen, sehen "wir" uns dort nicht direkt, sondern Thomsen – laut seiner Webseite "Europas Vor und Querdenker Nr. 1" – tritt als einer der Diskutanten auf dem Zukunftskongress der NRW-Landesregierung auf, der so genannten "Petersberger Convention".
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Zukunftskongresse sind großartig. Dieser – immerhin geht es um die Zukunft des ganzen Bundeslandes – beschäftigt sich mit dem Jahr 2025 auf vier Foren namens "Innovation", "Beschäftigung", "Lebensqualität" und "Wissen". Thomsen, der im Forum "Beschäftigung" auftreten wird, betreibt die Zukunft als kleines Familienunternehmen. Sein Bruder Frank Thomsen ist zwar nicht "Top-Zukunftsforscher" und auch nicht auf dem Petersberg, aber immerhin ist es Franks "Stärke, die Analyse von menschheitsprägenden Entwicklungen und Themen der Vergangenheit und der Gegenwart, um Zusammenhänge zwischen einzelnen Entwicklungen und Themengebieten zu erkennen und daraus Prognosen für die Zukunft abzuleiten".
Wirklich schade, dass nur Lars am Freitag kommt. Denn worum soll es im Siebengebirge gehen, wenn nicht darum "menschheitsprägende Entwicklungen und Themen zu erkennen und daraus Prognosen abzuleiten?"
Aber immerhin kommen Deutschlands andere Chef-Erkenner wie Fritz Pleitgen, Peter Maffay, Jürgen Großmann (RWE) und René Obermann (Telefon). Und da man die Zukunft keinesfalls verplappern darf, ist das Programm eng gesteckt. Ein Vormittag muss genügen für die Zukunft. Und bereits um halb zwei will Gastgeber Jürgen Rüttgers der Presse vorstellen, wie sich NRW 2025 darstellen wird.
Ministerpräsident Rüttgers hat auch das Grußwort zum Zukunftskongress verfasst. Er zitiert einen "der großen amerikanischen Zukunftsforscher", der gefordert habe, nicht mehr aus der Vergangenheit zu lernen – "das könne jeder" – sondern aus der Zukunft. Sehr gelehrig hat Rüttgers deshalb schon einmal einen zeitlosen Begrüßungstext verfasst: "Wir stehen vor teilweise dramatischen Umwälzungen", schreibt Dr. Rüttgers, "die enorme Chancen, aber auch große Risiken bergen". Es gelte zu "reagieren" auf Globalisierung, "zweite industrielle Revolution" und umgestürzte "Bevölkerungspyramiden" und sich zu fragen, "wie wir unseren Wohlstand auch in Zukunft sichern können".
Die Weltwirtschaftskrise scheint in der Zukunft jedenfalls (noch?) nicht angekommen zu sein, was ja irgendwie ziemlich beruhigend ist.
PS: Aus der Zukunft zu lernen, heißt siegen lernen, ist übrigens so etwas wie ein Motto fürs ganze Polit-Land NRW. Im vergangenen Jahr veranstalteten nicht nur nordrhein-westfälsche SPD, CDU und Grüne Partei ihre jeweiligen "Zukunftskongresse", auch das Ruhrbistum und der Initiativkreis Ruhrgebiet luden zum futuristischen Gespräch.