Seit Ende der 1970er-Jahre ist das Revierderby zwischen ‚meinem‘ BVB und dem Erzrivalen Schalke 04 für mich schon eines der absoluten Highlights in (fast jedem) Fußballjahr. Diese Spiele versprühten, egal wie die Tabellensituation und die Form der Teams zuvor auch war, stets eine besondere Magie.
Tage- und wochenlang wurde im Vorfeld stets darüber diskutiert, steigerte sich die Vorfreude in beiden Fanlagern bis zum Spieltag ins schier Unermessliche. In diesem Jahr ist das alles anders. Und ich befürchte, nicht nur bei mir.
Na, habt ihr noch Lust auf Fußball? Ich meine, unter diesen Umständen? Der Bundesliga steht ein Wochenende ins Haus, wie es sich noch vor wenigen Tagen kaum einer vorstellen wollte oder auch nur konnte. Inzwischen sind Geisterspiele im Profizirkus traurige Realität. Erste Spiele haben in den vergangenen Tagen schon gänzlich ohne Zuschauer im jeweiligen Stadion stattgefunden. Eine befremdliche Erfahrung, wie auch viele Offizielle im Nachgang zugeben mussten.
Egal ob Schiedsrichter, Spieler oder Manager, viele Beteiligte fanden diese Veranstaltungen schlicht gruselig.
Es hat sich einmal mehr bewahrheitet: Das große Revierderby ist ein Spiel, bei dem Formkurven und Tabellenstände völlig unerheblich sind. Wenn Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 aufeinandertreffen, dann ist immer alles möglich, der Spielausgang nicht wirklich seriös vorherzusagen.
So auch am heutigen Samstagnachmittag. Der im Abstiegskampf befindliche Gast aus Gelsenkirchen düpierte die Dortmunder im eigenen Stadion und siegte mit 4:2 Toren. Damit nahmen die Königsblauen nicht nur Revanche für die enttäuschende 1:2-Niederlage in der Hinrunde auf eigenen Geläuf, sie verdarben den Borussen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die letzten Chancen auf die Meisterschaft des Jahres 2019, die nun vermutlich an den FC Bayern München gehen wird, der am Sonntag die Gelegenheit haben wird seinen Vorsprung auf den BVB vorentscheidend auszubauen.
Besonders süß für die Schalker auch die Tatsache, dass sich die eigene Mannschaft zugleich erfolgreich für eine umgekehrte Situation aus dem Jahre 2007 revanchieren konnte. Seinerzeit verdarben nämlich die Schwarzgelben den Schalkern am vorletzten Spieltag der Saison durch einen 2:0-erfolg eine mögliche Meisterschaft im Westfalenstadion, obwohl es für den BVB damals sportlich eigentlich um gar nichts mehr ging.
Auch das Derby im April 2019 wird in die Fußball-Geschichtsbücher eingehen. Rote Karten, strittige Schiedsrichterentscheidungen, schöne Tore. Das Spiel hatte wirklich alles, was den Fußball so attraktiv macht.
‚Außer Nübel könnt ihr alle gehen‘, skandierten die Schalke-Fans in diesen für den Klub so schweren Zeiten bereits mehrfach, wenn ihr Team einmal wieder ein enttäuschendes Ergebnis auf dem grünen Rasen eingefahren hatte. Der Vizemeister des Vorjahres liegt in der Tabelle der Fußball-Bundesliga bekanntlich aktuell nur auf Rang 15, könnte mit ganz viel Pech sogar noch in akute Abstiegsgefahr geraten.
Die Kaderzusammenstellung von Manager Christian Heidel, der inzwischen entnervt das Handtuch geworfen hat, entpuppte sich als das Hauptproblem der Schalker in dieser Spielzeit. Zu viele ‚Söldner‘-Typen, zu wenige Spieler mit Charakter. Kaum noch jemand an Bord, mit dem sich die Fans wirklich identifizieren können, nachdem zuletzt einige Fanlieblinge von Ex-Trainer Domenico Tedesco ziemlich rüde aussortiert wurden.
Die Gelsenkirchener konnten in der Spielzeit 2018/19 bislang zu keiner Zeit die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen, so dass die Anhängerschaft seit vergangenen August schrittweise das Vertrauen in den eigenen Kader verlor.
Ausgenommen von dieser inzwischen ausgesprochen schlechten Stimmung war zuletzt auf Spielerseite lediglich noch Torwarttalent Alexander Nübel, der, nachdem Ralf Fährmann vor der Winterpause noch zwischen den Pfosten stand, auf Schalke in den letzten Wochen als einer der wenigen jungen Hoffnungsträger auf eine wieder bessere sportliche Zukunft rund um die Arena gehandelt wurde.
Nun jedoch wird ausgerechnet der in den Augen der Fans einzige Hoffnungsträger, einer der sich ihrer Wertschätzung sicher sein kann, den Revierklub womöglich schon im Sommer verlassen
So ein Derbysieg setzt immer ungeahnte Emotionen frei. Das geht Fans in beiden Lagern so. Egal ob Schalke 04 oder aber Borussia Dortmund das große Revierderby gewinnt, die Bedeutung eines solchen Erfolges ist für die Anhängerschaft nicht mit einem Sieg in einem ’normalen‘ Bundesligaspiel zu vergleichen.
Logisch daher auch, dass die Fans des BVB gestern nach dem 2:1-Erfolg ihres Klubs beim Erzrivalen in Gelsenkirchen, immerhin war es der erste Derbysieg seit gut drei Jahren für die Schwarzgelben, so richtig in Feierlaune waren.
Es verwunderte daher auch nicht, dass in und um Dortmund herum am Samstagabend an etlichen Orten kräftig gefeiert wurde. Emotional empfangen worden ist auch die BVB-Mannschaft am Trainingszentrum des Vereins in Dortmund-Brackel.
Wunderschöne Bilder erreichten uns Fußballfans da zu vorgerückter Stunde. Hunderte, wenn nicht gar Tausende, gut gelaunte Fans empfingen die Mannschaft bei ihrer Rückkehr in die Metropole im östlichen Ruhrgebiet.
BVB-Spieler Axel Witsel schien es ebenfalls sehr zu genießen, mischte sich unter die Feierwütigen und filmte das Geschehen mit einem breiten Lächeln im Gesicht, verbreitete das Video dann via Instagram.
Weniger schön hingegen die akustische Kulisse in diesen optisch so schönen Momenten. Da waren in diesen Minuten ganz eindeutig recht laute ‚Tod und Hass dem S04‘-Sprechchöre zu vernehmen. Und genau hier hört der Spaß dann aber auch auf!
Es bleibt weiterhin weitestgehend unerklärlich, was aktuell bei Borussia Dortmund so abgeht. Gestern Abend unterlag der BVB im eigenen Stadion, wo er zuletzt lange ungeschlagen war, einmal mehr, diesmal gegen die Tottenham Hotspurs, und muss nun weiter um das Überwintern auf europäischer Bühne zittern, ist inzwischen tatsächlich auf einen Misserfolg von APOEL Nikosia beim abschließenden sechsten Spiel der Champions League-Gruppenphase in Tottenham angewiesen, wenn man nach der Winterpause zumindest in der Europa League mit Sicherheit weitermachen möchte. Kaum zu glauben!
Trainer Peter Bosz wirkt derzeit immer ratloser, bemüht sich allerdings nach wie vor nach Kräften darum den Glauben an eine nahende Trendwende nicht gänzlich schwinden zu lassen. Zumindest öffentlich. Die Anzahl seiner Unterstützer unter den eigenen Fans und bei den bekannten Medienvertretern befindet sich seit Tagen schon in einem schier dramatischen Sinkflug. Kaum jemand scheint ihm noch den Umschwung zuzutrauen.
Die Ausgangslage vor dem am Samstag anstehenden Revierderby ist daher so klar, wie schon seit Jahren nicht mehr. Galten diese Derbys bisher immer als sogenannte ‚50:50-Spiele‘, wo beide Teams berechtigte Hoffnungen auf einen Sieg haben dürfen, muss man die Schwarzgelben diesmal wohl tatsächlich als krassen Außenseiter gegen Schalke 04 ansehen. Und das bei einem Heimspiel in Dortmund!
Wahrlich sehr viel Spitzenfußball aktuell. Nur wenige Stunden nach dem überaus emotionalen, und nahezu weltweit beachteten 1:1-Unentschieden im Europa League-Viertelfinalhinspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Liverpool gestern Abend, welches Jürgen Klopp erstmals als Trainer zurück zu seinem Ex-Club nach Dortmund führte, richten sich die Augen der Fußballfans deutschlandweit, und natürlich besonders hier im Ruhrgebiet, natürlich nun endgültig und wohl auch schon sehr rasch auf das an diesem Wochenende ins Haus stehende Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und dem BVB.
Und auch wenn dieses sportlich in diesem Jahr vielleicht nicht mehr ganz so brisant erscheint wie in vielen Vorjahren, elektrisiert das Spiel natürlich traditionell die Fußball-Fans. Leider kommt es im Umfeld dieser fast immer hart umkämpften Begegnungen der beiden großen Revierclubs um die Fußballvorherrschaft im Ruhrgebiet ja auch (schon fast traditionell) immer wieder beiderseits zu wirklich unschönen Zwischenfällen und Provokationen der beiden Fan-Lager.
Dies ist, bei aller gebotenen und durchaus auch positiven Rivalität, natürlich ein völliger Blödsinn. Denn egal ob Sachbeschädigung, Körperverletzung, oder sonstige Straftaten, eine nachvollziehbare Begründung für solche Auswüchse kann und darf es natürlich nicht geben.
Man fragt sich in schöner Regelmäßigkeit was wohl in solchen ‚Hohlköpfen‘ vorgehen muss…
…Derbysieg is’ geiler!!“ Dies war das Motto von drei Dutzend Moskitos-Fans, welche – in bester Schalkemanier – ihr Team beim heutigen Abschlusstraining vor dem Revierderby gegen den Herner EV am morgigen Freitagabend besuchten. Während sich in Essen also während des Trainings auf und neben dem Eis in Derbystimmung gebracht wurde müssen die Herner nicht viel dafür tun. Am vergangen Sonntag waren bereits die Füchse aus Duisburg zum Revierderby in der heimischen Gysenberghalle und am kommenden Sonntag kreuzt man erneut die Schläger mit dem EVD, dann in der Scania-Arena in Duisburg-Wedau. Dazwischen gastiert eben der ESC in Herne. Auch wenn die Spiele gegen Duisburg immer einen großen Reiz haben, die innigere Rivalität herrscht zwischen den Moskitos und dem HEV. Vor allem auch, da es für beide Teams noch um was geht, obgleich der Abstand in der Tabelle beachtlich ist.
Eishockeyfans in Ruhrgebiet und Rheinland hatten am Freitag die Wahl zwischen zwei vielversprechenden Derbys. Im ISS-Dome standen sich die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie in der DEL gegenüber. Am Essener Westbahnhof sollte es zum Traditionsduell zwischen den Mosktios und dem Herner EV in der Oberliga Nord kommen.
Eine Woche vor dem mit Spannung erwarteten ‚großen‘ Revierderby könnte die Formkurven von BVB und S04 kaum unterschiedlicher verlaufen, obwohl beide Teams mit den Rängen Zwei bzw. Vier sportlich aktuell absolut im Soll liegen. Doch während der wiedererstarkte Traditionsverein aus Dortmund seit der peinlich hohen Niederlage in München (1:5) von Sieg zu Sieg eilt, inzwischen fünf Erfolge in Serie aufzuweisen hat, auch gestern in Bremen überzeugend mit 3:1 triumphierte, mag den Gelsenkirchenern seit Wochen nicht mehr viel gelingen. Nur eines der letzten sechs Pflichtspiele konnte gewonnen werden. Und auch das Spiel war beim 2:1 gegen Berlin eher bescheiden anzuschauen.
An diesem Wochenende reichte es, wenige Tage nach dem ärgerlichen 0:2-Pokal-Aus gegen Mönchengladbach, auch im nächsten Heimspiel nur zu einem enttäuschenden 1:1 gegen Aufsteiger Ingolstadt. Und wenn die ‚Knappen‘ ihr aktuell groß aufspielendes Talent Leroy Sané nicht in den Reihen hätten, wäre gestern wohl noch eine weitere Niederlage hinzugekommen.
Keine günstigen Voraussetzungen für die Königsblauen also, so kurz vor den wichtigen Bundesliga-Spielen gegen die Schwarzgelben, den FC Bayern und Bayer 04 Leverkusen in den nächsten Wochen.
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