Die ökonomischen Folgen der Tragödie in Japan

Die Bank of Japan hat bekannt gegeben, dass die Börse in Tokio am Montag geöffnet werden soll. Einige „Experten“ beurteilen angesichts der fortwährenden Katastrophen im Lande, wie dpa am Sonntag Mittag meldet, die Aussichten für japanische Aktienkurse eher skeptisch. Sie „befürchten, dass der Nikkei-Index zum Wochenbeginn unter die psychologisch wichtige Marke von 10 000 Punkten fallen werde“. Das entspräche einem Kursverlust von 2,5 %, nachdem der Nikkei schon am Freitag 1,7 % verloren hatte. Andere sehen der Börsenöffnung am Montag – hier ist es dann noch Mitten in der Nacht – gelassener entgegen. Sie verweisen auf den sog. Kobe-Effekt. Nach dem Erdbeben in Kobe 1995 blieb nämlich die allgemein erwartete Rezession aus.

Bei diesem Hinweis wird jedoch übersehen, dass der Nikkei 225-Börsenindex am Tag nach dem Erdbeben zunächst einmal um über tausend Punkte gesunken war. Warum es in der kommenden Nacht, die voraussichtlich ebenfalls von Erdstößen, Tsunamis und nuklearen Schreckensmeldungen gekennzeichnet sein wird, auf dem japanischen Aktienmarkt moderater zugehen sollte, ist nicht so recht zu erkennen. “Dass das Japan die Initialzündung für eine große Rezession bringt, ist nicht zu erwarten”, sagte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise, ein Meinungsführer in der deutschen Börsenszene. Allerdings, so schränkte er gegenüber n-tv ein, wenn es zu einer Atomkatastrophe komme, werde das “schon nachhaltige Folgen für die japanische Ökonomie haben”.

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Finanzkrise: Zeichen der Zeit

Die freie Wirtschaft (Auszug)

Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.
Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen.
Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen.
Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen.
Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein,
wir wollen freie Wirtschaftler sein!
Fort die Gruppen – sei unser Panier!
Na, ihr nicht.
Aber wir.

Ihr braucht keine Heime für eure Lungen,
keine Renten und keine Versicherungen.
Ihr solltet euch allesamt was schämen,
von dem armen Staat noch Geld zu nehmen!
Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn –
wollt ihr wohl auseinandergehn!
Keine Kartelle in unserm Revier!
Ihr nicht.
Aber wir.

Wir bilden bis in die weiteste Ferne
Trusts, Kartelle, Verbände, Konzerne.
Wir stehen neben den Hochofenflammen
in Interessengemeinschaften fest zusammen.
Wir diktieren die Preise und die Verträge –
kein Schutzgesetz sei uns im Wege.
Gut organisiert sitzen wir hier …
Ihr nicht.
Aber wir.

Kurt Tucholsky in: Die Weltbühne, 4. März 1930, Nr. 10, S. 351