Zurüttgers in die Zukunft (III): Die Lösung

NRW 2025, gestern, Königswinter. Und Rüttgers haut dieses Hammerzitat raus in Sachen Opel-Rettung. Er sei "verliebt ins Gelingen". Und wir haben gefragt, welchen Gutmensch-Sozi Rütte da wieder zitiert hat? Bloch, Steinbrück, Clement, Rau?
Hier die fällige Antwort: natürlich alle vier. Als Urheber gilt der schwäbische Berufsoptimist Ernst Bloch.

Bleibt die Frage: Ist Rüttgers jetzt komplett größenwahnsinig geworden, sich nicht nur auf seinen geliebten Großversöhner Johannes Rau, sondern auch auf dessen gescheiterte Nachfolger zu beziehen? Antwort: Nö, Rüttgers bleibt sich treu, als postmodernster Regierender dieses Landes.

Foto: Staatskanzlei/ nrw.de

Zurüttgers in die Zukunft

"Wir sehen uns in der Zukunft", grüßt Zukunftsforscher Lars Thomsen auf seiner Webseite. Streng genommen könnte es am Freitag auf dem Petersberg bei Bonn so weit sein. Noch strenger genommen, sehen "wir" uns dort nicht direkt, sondern Thomsen – laut seiner Webseite "Europas Vor und Querdenker Nr. 1"  – tritt als einer der Diskutanten auf dem Zukunftskongress der NRW-Landesregierung auf, der so genannten "Petersberger Convention".

foto:ruhrbarone.de

Zukunftskongresse sind großartig. Dieser – immerhin geht es um die Zukunft des ganzen Bundeslandes – beschäftigt sich mit dem Jahr 2025 auf vier Foren namens "Innovation", "Beschäftigung", "Lebensqualität" und "Wissen". Thomsen, der im Forum "Beschäftigung" auftreten wird, betreibt die Zukunft als kleines Familienunternehmen. Sein Bruder Frank Thomsen ist zwar nicht "Top-Zukunftsforscher" und auch nicht auf dem Petersberg, aber immerhin ist es Franks "Stärke, die Analyse von menschheitsprägenden Entwicklungen und Themen der Vergangenheit und der Gegenwart, um Zusammenhänge zwischen einzelnen Entwicklungen und Themengebieten zu erkennen und daraus Prognosen für die Zukunft abzuleiten".

Wirklich schade, dass nur Lars am Freitag kommt. Denn worum soll es im Siebengebirge gehen, wenn nicht darum "menschheitsprägende Entwicklungen und Themen zu erkennen und daraus Prognosen abzuleiten?"

Aber immerhin kommen Deutschlands andere Chef-Erkenner wie Fritz Pleitgen, Peter Maffay, Jürgen Großmann (RWE) und René Obermann (Telefon). Und da man die Zukunft keinesfalls verplappern darf, ist das Programm eng gesteckt. Ein Vormittag muss genügen für die Zukunft. Und bereits um halb zwei will Gastgeber Jürgen Rüttgers der Presse vorstellen, wie sich NRW 2025 darstellen wird.

Ministerpräsident Rüttgers hat auch das Grußwort zum Zukunftskongress verfasst. Er zitiert einen "der großen amerikanischen Zukunftsforscher", der gefordert habe, nicht mehr aus der Vergangenheit zu lernen – "das könne jeder" – sondern aus der Zukunft. Sehr gelehrig hat Rüttgers deshalb schon einmal einen zeitlosen Begrüßungstext verfasst: "Wir stehen vor teilweise dramatischen Umwälzungen", schreibt Dr. Rüttgers, "die enorme Chancen, aber auch große Risiken bergen". Es gelte zu "reagieren" auf Globalisierung, "zweite industrielle Revolution" und umgestürzte "Bevölkerungspyramiden" und sich zu fragen, "wie wir unseren Wohlstand auch in Zukunft sichern können".

Die Weltwirtschaftskrise scheint in der Zukunft jedenfalls (noch?) nicht angekommen zu sein, was ja irgendwie ziemlich beruhigend ist. 

PS: Aus der Zukunft zu lernen, heißt siegen lernen, ist übrigens so etwas wie ein Motto fürs ganze Polit-Land NRW. Im vergangenen Jahr veranstalteten nicht nur nordrhein-westfälsche SPD, CDU und Grüne Partei ihre jeweiligen  "Zukunftskongresse", auch das Ruhrbistum und der Initiativkreis Ruhrgebiet luden zum futuristischen Gespräch.

Der Rüttgers-Plan

Ruhig wars um Jürgen Rüttgers,

viel zu ruhig für seinen Geschmack.

Dabei sieht sich Jürgen Rüttgers

als Krisenmanager auf Zack.

 

Und jetzt sagt Jürgen Rüttgers

halt dem Spiegel, und das exklusiv,

was hilft, was er, Rüttgers, fordert –

und das relativ massiv:

 

Euro-Mias will der Rüttgers,

mehr als Hundert an der Zahl.

Wie einst Marshall plant auch Rüttgers

Erste Hilfe fürs Kapital.

 

Bange ist dem Jürgen Rüttgers,

geht der Werksofen erstmal aus.

Es schwant Jürgen Rüttgers Schlimmes,

Wirtschaftskrise! Wiederwahl? Komm ich da raus?

 

Staat, Dax-Stars, ruft Staatsmann Rüttgers,

sollten sich jetzt eng verzahnen.

Bürgt Staat, denkt sich Jürgen Rüttgers,

zahln den nächsten Crash die Ahnen.

 

The Big Spender, Jürgen Rüttgers –

Deutschlandfonds (!), nennts das Politgenie.

All das sagt dem Spiegel Rüttgers.

Immerhin fährt R. nicht Ski.

 

Foto: ruhrbarone.de

Ruette: „Wir sollten Obama helfen“

Gestern erhielten wir doch diese SMS von Jürgen Rüttgers, dass unser Ministerpräsident heute sein "Statement" zu den US-Wahlen geben wird. Und zwar schwer bundespräsidential vor der Villa Hammerschmidt. Wir konnten es kaum aushalten, so gespannt waren wir. Euch wird es ja genauso gegangen sein, deshalb hier der besondere Service. Das hat R. heute morgen gesagt: "Barack Obama muss jetzt anpacken, aber darin besteht eine Chance und wir sollten ihm helfen». Natürlich geht Ruette selbst mit gutem Beispiel voran. Wie auf dem Bild zu sehen ist, wird er jetzt Hilfssheriff in New York. Congratulations!

Foto: Mediendatenbank.NRW.de

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Eilige SMS von Ruette

Ich bin ja so gespannt. Denn morgen um 9.45 Uhr tritt unser Ministerpräsident Jürgen Rüttgers vor die Villa Hammerschmidt und die Mikrofone der versammelten Weltpresse, um sein Statement zur Wahl des US-Präsidenten abzugeben. Woher ich das weiß? Habe gerade eine Eil-SMS aus der Staatskanzlei in Düseldorf bekommen. Und in mir kribbelt es vor Neugier, wird er Obama oder McCain gratulieren? Wird er die Freundschaft mit den USA beschwören, gerade hier, an diesem Ort? Weiß er um die Bedeutung seiner Worte an diesem Tag, an dem die ganze Welt wissen will, was Jürgen Rüttgers zum Ausgang der US-Wahlen zu sagen hat? Jetzt glaube ich es auch, Rüttgers wird Bundespräsident. Eines Tages.