Nicht alles, was bei der Kulturhauptstadt mitmachen darf, ist toll. Genauso wenig ist alles super, was die Manager der K2010 abgelehnt haben. Trotzdem: die eine oder andere Perle haben die offiziellen Kulturleute übersehen. Und genau darum geht es bei der Internetseite unprojekte2010.de. Hier werden alle abgelehnten Projekte gesammelt, um quasi in einer Trostrunde noch ein paar brauchbare Ideen herauszufiltern.
Die Nummer ist ganz einfach: Jede Menge Leute können ihre abstrusen oder brillanten Projekte auf der Seite dem breiten Publikum vorstellen, die keine Gnade vor der offiziellen K2010 gefunden haben. Ab dem 10. Januar darf dann das Publikum fünf Punke an die Projekte verteilen. Die fünf Vorhaben mit den meisten Punkten sollen dann im Herbst, September oder Oktober, in der Kneipe „banditen wie wir“ im Rahmen einer Ausstellung vorgestellt werden.
Wir finden diese Idee sehr geil. Deswegen: Hingehen, mitstimmen.
Die abgelehnten Unprojekte werden in folgende Kategorien eingeteilt:
architektur:: alle ideen rund um baukunst- und baukultur findet hier ihren platz. gestalte und entwerfe deinen raum für 2010.
stadtentwicklung:: deine visionen für eine bessere stadt und ein bunteres stadtleben.
darstellende kunst:: hier ist der ort für jede live-kunstform, die eine bühne und ein publikum sucht – egal ob tanz-, theater- oder filmidee.
bildende kunst:: gemacht für die ewigkeit – alle baukunstwerke wie skulpturen, malerei, grafiken etc. bitte hierher.
literatur:: hier wahren wir die schriftliche form – in jeder form. geschichte:: raum für geschichte und geschichten rund um das ruhrgebiet, um das vergangene ans licht zu bringen.
kreativität:: hier kommen alle unbeschreiblichen ideen, informationen und innovationen zusammen.
trends:: das ist neu, das ist toll – ob sub-, szene- oder streetkultur – her damit!
Klar sind da Sachen bei, die peinlicher Schwachsinn sind. Und man muss den K2010-Vögeln dankbar sein, dass sie den Mist abgelehnt haben. Aber im ernst: Man schaut doch Dieter Bohlens Castingshows auch nur, weil sich da ein paar Horste zum Sepp machen.
Ein Beispiel für eine Peinlichkeit gefällig? Bitte sehr:
Frau in Stöckeln sucht Mann mit Rucksack – humorige Geschichte sucht neue Handtaschen und einen Verlag
Da hat eine junge Frau die Kulturhauptstadt wohl mit einem Autorenagentur für bescheuerte Geschichten verwechselt. Fremdschäm-Gefahr.
Es gibt aber auch gute Ansätze. Hier ein Beispiel:
auf ruhr-projekt.de wurde eine Karte des Reviers in Planquadrate eingeteilt. In jedes Quadrat können nun Leute Fotos hochladen, um das Gefühl der Gegend abzubilden.
Eine gute Idee. Nur leider unprofessionell umgesetzt, da offensichtlich breite Hilfe fehlte. Mit Unterstützung der K2010 hätte daraus eine richtig geile Sache werden können, mit Millionen-Fotos über das ganze Revier. Eine Art Collage der Menschen für die Menschen. Schade, dass die Nummer nicht professionell umgesetzt wurde. Von mir bekommt die Idee dennoch vier von maximal fünf Sternen. Vielleicht kann man das Ding ja in Zukunft mal auf höherem Niveau durchboxen.
Ich bin gespannt, ob die momentan noch kleine Auswahl der Unprojekte auf der Seite im Laufe der Zeit größer wird. Angeblich sollen ja fast 1000 Ideen abgelehnt worden sein.
Meine fünf Sterne bekommen auf jeden Fall die Leute, die die Idee für die Internetseite unprojekte2010 hatten. Und zwar ist das eine Truppe aus Leuten von der agentur„gathmann michaelis und freunde” und der Bar „banditen wie wir” . Sie wollten den abgelehnten, nicht eingereichten oder neuen Projekten einen öffentlichen Raum geben, auf dem sie sich präsentieren können.
Eigentlich hätte die K2010 diese Idee haben müssen. Die Leute um Pleitgen hätten für einen öffentlichen Raum der abgelehnten Ideen sorgen müssen, um sich viel Streit zu ersparen.
Die Sache hätte doch im Rahmen einer Trostrunde einfach sein können. Die K2010 hätte auf Zollverein oder im Intenet eine Bühne zur Verfügung stellen können, wie einen Speakerscorner. Dort hätte jeder seinen abgelehnten Scheiß vortragen können. Am Ende der Trostrunde hätte das Publikum fünf Projekte aussuchen können, die dann noch in den Rahmen der K2010 aufgenommen hätten werden können.
Jeder der sich der Trostrunde nach seiner Ablehung verweigert hätte, hätte jedes Recht zum Nörgeln verloren. Und das Publikum hätte als Regulativ dienen können, doch vielleicht eine Fehlentscheidung zu revidieren.
Aber diese Chancen hat die K2010 vertan. Die Macher der Unprojekte-Seite haben dort gefragt, ob nicht Interesse an einer Zusammenarbeit bestünde. Das wurde verneint.
Ich kann verstehen, dass nicht jeder Mist ein Forum braucht. Und dass es richtig ist Bullshit abzulehnen.
Aber Arroganz ist auch keine Lösung.