Gute Ideen gegen Vandalismus

Foto: bogestra.de 

Die Stadt Gelsenkirchen hat ja dieses Image-Problem klick, ist immer noch das Schlusslicht in der NRW-Arbeitslosenstatistik klack. Und nachdem jahrelang mit dem Arsenal der PR-Arbeit klick nicht besonders erfolgreich gegen den Mythos von der sterbenden Stadt angearbeitet wurde, fand die Emscher-Metropole jetzt endlich eine kreative Lösung. Und zwar im Straßenverkehr.

Um den allgemeinen Vandalismus gegen Gelsenkirchen zu stoppen, wollen sie jetzt auf ein bewährtes Mittel aus dem Öffentlichen Nahverkehr zurück greifen: Seitdem die Bogestra königsblaue Schalke-Züge einsetzt, sind Zerstörungen in den Bahnen um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. Nach diesem Vorbild werden nun auch 60 blindengerechte Ampeldrücker in der Gelsenkirchener Innenstadt
mit Schalke-Emblem versehen –  Motto: Welcher Passant tritt schon gerne gegen sein Vereinslogo!? klick

Wir finden, das ist noch zu klein gedacht: Bewährt sich der Einsatz der Ampel-Bügel mit Vereinswappen im Kampf gegen Fußtritte und Vandalismus, was spricht dagegen, gleich die ganze Stadt mit Vereinslogos zu versehen und schließlich umzubenennen – in Schalke 04. Dann klappts auch mit dem Image. 

Der Abgang der Ludolfs (drei Notizen)

I) Komme gerade aus Straubing. Altbayrische Keinstadt, keine 50.000 Einwohner – aber 30 Raucherclubs. Mehr als in Hamburg. Haben auch die Liberalen gemerkt und sitzen wieder im Stadtparlament; sind die in NRW nicht gegen Rauchen?

Bild: Ruhrbarone

Nun eine Umfrage unter Freunden: Wenn ab Sommer Rauchverbot in Nordrhein-Westfalen herrscht, wieviele Raucherclubs werden bis Jahresende wohl im Ruhrgebiet eröffnen?
a) 20     b) 40     c) 80     d) mehr als 100
Kleine Hilfe: klick  (der Sieger erhält einen Ruhrbarone-Fanartikel seiner Wahl)

Bild: Ruhrbarone

II) Noch eine Preisfrage, diesmal im Fußballfernsehen, Mittwoch Abend, Barca gegen Schalke. Letzteres hatte zwar nur wenig zu gewinnen, doch für die Zuschauer gab es immerhin einen Flachfernseher. Und gefragt wurde: Wer ist der Trainer von Schalke? a) Mirko Slomka oder b) Andreas Müller. Da Müller dem Spielfeldmoderator gleich zweimal Rede und Antwort stand, gar nicht so leicht. Deshalb half ein Gewinnspielansager vom Band. In der MAZ sagte er statt Andreas Müller (Schalke-Manager) dauernd Andreas Möller (Schalker Dortmunder), aber der ist ja auch ein gestandener Trainer. Nämlich hier.

III) Unweit von Aschaffenburg und Unterfranken leben schließlich auch ein paar abgewanderte Ruhris, die sich als Doku-Familie besser machen als die Hogans, die Beckhams und die Fußbroichs zusammen. Auf DMAX laufen sie seit zwei Jahren als Ludolfs: Vier Brüder aus Bochum-Langendreer, die das Schicksal in den Westerwald verschlagen hat, wo sie zu lebenden Gartenzwergen wurden, die einen märchenhaften Schrotthandel betreiben. Ich weiß, die Autoresteverwerter sind längst Stars der tiefergelegten D&W Gesellschaft, ich finde die aber trotzdem klasse. Und frage mich, warum das Ruhrgebiet so überhaupt keine Notiz von den verlorenen Söhnen nimmt?! Also: Die Ludolfs sind unbedingt einzuladen. Spätestens 2010!

Bild: dieludolfs.de

C’est la vie, Sellerie

Weil erst morgen Volksverdummungstag ist, heute nur wahre Meldungen:
 
1) Schlappe auf Schalke. Das Finale des UEFA-Pokals 2010 wird nicht in der Arena auf Schalke, sondern im Hamburger ADW-, Signal-, Nordbank-, wieauchimmer-, Stadion stattfinden. klick Zuvor hatte sich die Ruhr 2010 GmbH und Schalke 04 intensiv um eine Austragung des Endspiels im kleinen Europapokal bemüht. Im Kulturhauptstadtjahr sollten dadurch Fußball und Kultur zusammen finden.

2) Und der WDR-Essen meldet am Wochenende das:

Mit gemeinsamen Projekten wollen Istanbul und das Ruhrgebiet das Jahr 2010 gestalten. Die türkische Millionenstadt am Bosporus ist gemeinsam mit dem ungarischen Pecs und dem Ruhrgebiet im Jahr 2010 Europäische Kulturhauptstadt. Mit dem Regie-Star Peter Sellers soll ein gemeinsames Projekt erarbeitet werden, erklärte Nurin Colakoglu am Rande eines Empfangs beim deutschen Generalkonsul in Istanbul dem WDR. Der Chef eines großen türkischen Medienkonzerns leitet das Komitee Istanbul 2010. Außerdem werde die Rossini-Oper über Mohamed II., den Eroberer Istanbuls 2010 in Essen und Istanbul gezeigt. Der Generalsekretär des Goethe-Instituts Hans-Georg Knopp sagte seine Unterstützung zu. In der heutigen Zeit sei es wichtiger zusammenzuarbeiten, als sich gegenseitig zu zeigen, was man alleine leisten könne. Das Goethe-Institut in Istanbul arbeitet daran auch für 2010.

Dazu eine Anmerkung: Erst denkt man, na hoppla, Peter Sellers ist doch gar nicht mehr. Dann denkt man, na hoppla, Peter Sellars eigentlich auch nicht – zumindest dürfte der "Regie-Star" nach dem Hick und Hack um seine Intendanz nur noch wenig Lust aufs Ruhrgebiet haben (klick). Und schließlich denkt man, na hoppla, Peter Sellers lebt . . . als Chef der BospoRuhr 2010. Bombe.

flickr.com/ron-dorothy

schurians runde welten: Schattenbolzen und Dampfablassen

 

 

„Die in diesem Gesetz aufgeführten Rauchverbote gelten in Gebäuden und sonstigen vollständig umschlossenen Räumen.“ klick!

Irgendwann war ich es leid, im Stadion ein Bier nach dem anderen zu trinken, wie man es leid ist, Bücher ungelesen der Bibliothek zurückzugeben, weil die Leihfrist abgelaufen ist. Seither habe ich mehr vom Spiel. Was ich nicht lassen kann, ist das Rauchen im Stadion – aus gesundheitlichen Gründen.

Es macht gerade eine Untersuchung zu den kardiologischen Gesundheitsgefahren des Fußballguckens die Runde. Und die angelsächsischen Forscher haben Recht. Zuschauen birgt enorme Risiken. Ohne seinen Platz verlassen zu können, muss man ohnmächtig die gruseligsten Dinge mitansehen. Das Herz beginnt zu rasen, der Blutdruck steigt, eine Stresssituation. Man schwitzt, brüllt und ahmt die Bewegungen der Spieler im Strafraum nach, zuckend wie eine träumende Katze. Doch ohne Geschrei, Schattenbolzen und ohne Zigaretten würde einem das Spiel noch mehr ans Herz gehen. Ohne Dampfablassen und Übersprungshandlungen wäre es hochriskant.

Ob es diese umgekehrte Gesundheitsapostelei ist? Deutschland hat jedenfalls weiter ein Herz für Stadionraucher. Zwar wird im Sommer sogar in Kneipen Schluss gemacht mit dem Paffen, doch für Stadien gilt das nicht. Mit einem kleinen Kniff hat das die Landespolitik auch in NRW geschafft. Und einige unangenehme Fragen ignoriert:

Warum soll Fußball und Rauchen gehen, obwohl da auch jede Menge Jugendliche, sogar Kinder zugegen sind? Weshalb sind angezündete Zigaretten in Konzerthallen oder Eisstadien Tabu, nicht aber in Fußballarenen mit Schiebedach? Und schließlich: Warum müssen Nichtraucher in den Kurven nicht genauso vor Tabakqualm geschützt werden wie in Eckkneipen, zumal mehr Nichtraucher zum Fußball gehen als in verrauchte Bierschwemmen?

Dennoch hat die Politik mit einer „Lex Schalke“ am Fußballqualm nicht rütteln wollen – selbst in der Arena mit dem Schiebedach nicht. Nur für die Gelsenkirchener ist im Gesetz von „vollständig umschlossene Räume“ oder auch von „dauerhaft geschlossenen Räume bei öffentlich zugänglichem Sportbetrieb“ die Rede. In den Erläuterungen des Gesetzgebers findet sich die plumpe Formulierung der „überdachten aber nicht vollständig geschlossenen Sportstadien“. Und auch diese wissenschaftlich nur mittelmäßig haltbare Erklärung: „In der Außenluft können sich die Schadstoffe des Tabakrauchs besser verteilen, so dass die Gesundheitsgefahren durch Passivrauchen erheblich vermindert sind“.

Irgendwie putzig. In Wirklichkeit haben sie nur Angst vor lauter Herzklabaster auf der Tribüne.

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Hinterhof, Unterhaus, Wuppertal

Foto: Archiv

"Die eher schlechteren Bedingungen im Stadion am Zoo, wo halt kein Bundesliga-Rasen liegt, hätten eher für uns gesprochen." (Georg Kreß, Fußballmanager, Wuppertaler SV)

Wuppertal ist ein Stausee aus Straßen, Stahl und Steinen. Ein Häuserfjord, aus dem Baumberge wachsen. Tausendfach geflickte Autobahnen, Flutlicht. Sonst Finsternis und über die Wupper gehen. Nur Ortsunkundige denken an Tod und Gottweißwas. Die anderen wissen, man macht sich nur die Hosenbeine nass in dem Bachbett.

Wuppertal ist interessant. Ich kenne es kaum, dabei liegt es nur dreißig Kilometer weg. Beim Durchfahren ist es wie die Emscherzone, ein Subventionsloch, trist, versoffen, dreckig. Ungeschminkt. 

Einmal holte ich eine Badewanne von dort. Ich wusste es vorher: Sie rauchen Van Nelle, sie färben sich die Haare mit Henna, trinken Schwelmer Altbier, hören Bots, kochen wie Horst Lichter – wenn es gut geht – und stellen Karusselfiguren in ihre Wohnungen. Beziehungsweise Lagerräume.

Sie sind nett im Hinterhof zwischen Dortmund und Düsseldorf, im Bergischen Land. Sie sagen du, sagen dufte, sagen Menno. Verscherbeln ihr Zeug auf Ebay, der Bucht, dem Tal. Kriegen nichts dafür, kommen trotzdem, hundemüde: Sie waren hier schließlich mal Kaufleute, Unternehmer. Bewohner eines Landstriches, der industriell was hermachte, als Oberhausen noch leise vor sich hin kokelte.

Niemand nimmt Anteil am Tal der Trauer. Längst so kaputt wie das Nordruhrgebiet, wie Gelsenkirchen. Schlimmer noch: Der Wuppertaler SV hat sich am Dienstag die Schalke-Arena zu Gelsenkirchen angemietet für das Pokalspiel gegen Bayern München. So weg vom Schuss ist Wuppertal, so verzweifelt.

Im Stadion am Zoo, der ehemaligen Radrennbahn, wo die Böschung rutscht, und das Kasino zerschmissene Fensterscheiben hat, hätten sie eine Chance gehabt, auf Regionalligamatsch gegen Toni Klose. Stattdessen spielen sie auf dem Luxus-Schieberasen, verkaufen den Heimvorteil an die Revier-Bazis, weil es gegen die Bayern geht. Müssen Kasse machen, die armen Schlucker aus dem Unterhaus. Ich mag, was Mike Rietpietsch sagt, der rechte Läufer beim WSV: "Den Pokal werte ich als Bonbon, das lutschen wir, dann geht es weiter." Der Drops ist gelutscht.

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