Stuttgart 21: Mappus und die Logik der Standhaftigkeit

Schon zwei Wochen vor dem Polizeieinsatz gegen die Demonstranten letzten Donnerstag hat Ministerpräsident Mappus ( in der FAZ) bekräftigt, zu Stuttgart 21 zu stehen, „auch um den Preis des Machtverlustes“ bei der Landtagswahl im März 2011. Das wirkt zunächst einmal – sicher so beabsichtigt – , als handele er konsequent, vertrete seine Überzeugung, sei ohne Wenn und Aber für das Projekt, bliebe auch bei starkem Widerstand standhaft. Interessanterweise ist das Gegenteil der Fall.

Das liegt an der Logik von Großprojekten. Wie eben auch die Bürger heute wissen, werden diese so gut wie nie zu den anfangs genannten Kosten realisiert. Die offiziellen Zahlen vor Beginn sind stets nur die, zu denen das Projekt gerade noch politisch durchsetzbar ist. Einen Vorgeschmack für Stuttgart liefert etwa der Stern. Er hat jetzt darüber berichtet (Geheime Akten: nichts als Chaos), was alles noch gar nicht geplant und also finanziell noch gar nicht durchkalkuliert ist. Nach Baubeginn/der Landtagswahl wäre also die erste halbwegs „realistische“ Kostenschätzung zu erwarten. Weil Projekte dieser Größenordnung bald nicht mehr gestoppt werden können, ist die öffentliche Hand den zahlreichen Nachforderungen ausgeliefert. Hinzu kommen zahlreiche „Unvorhersehbarkeiten“, die zu jedem Bau hinzugehören, erst recht bei einem dieser technischen Komplexität. Wenn also am Ende doch die 20 Milliarden Kosten stehen, wie manche befürchten, wäre der Projektverlauf eigentlich nur so, wie man es erwarten konnte.

Wahre Standhaftigkeit hätte Mappus folglich damit bewiesen, wenn er aus der politischen Machtlogik ausgeschert wäre, indem er folgendes gesagt hätte: Ich stehe zu Stuttgart 21, selbst wenn ich noch zehn Jahre Ministerpräsident bliebe. Er also die Bereitschaft gezeigt hätte, bis zum Ende die politische Verantwortung zu übernehmen, jede zusätzliche Milliarde (die anderswo fehlen wird, auch in NRW) zu verteidigen. So aber kann er sich als aufrechter Politiker abwählen lassen und die nächsten Jahre damit verbringen, immer wieder zu betonen, dass er von all dem ja nichts gewusst hätte.