Als die Deutsche Telekom für die Siedlung in der ich in Waltrop lebe gratis Glasfaseranschlüsse für das Jahr 2022 ankündigte, da war ich natürlich begeistert. Der Auftrag war schnell erteilt, und die Bauarbeiten begannen tatsächlich pünktlich im Frühjahr 2022. Was sich seither entwickelte, bzw. besser gesagt eben nicht entwickelte, ist jedoch nur als ‚Trauerspiel‘ zu bezeichnen.
Von der trügerischen Selbsteinschätzung der Deutschen Telekom
Wer sich in Sachen Telekommunikation für die Deutsche Telekom entscheidet, der tut dies häufig in der Erwartung, dass er für einen etwas besseren Service halt mehr bezahlen muss. Mir sagte mal ein Telekom-Mitarbeiter einer Hotline, als ich mich in einem Beratungsgespräch über den im Vergleich zur Konkurrenz höheren Preis erschrocken zeigte „keiner sagt, dass wir die günstigsten am Markt sind, aber wir sind halt die besten“.
Dass diese hohe Selbsteinschätzung der Telekom aber in vielen Bereichen nicht wirklich zutrifft, das musste ich in den vergangenen Wochen auf eine unschöne Art erfahren.
Liebe Telekom, Ihr wollt kommunizieren? Ich auch!
Wenn eine komplexe technische Apparatur einmal läuft, dann fummelt man am besten auch gar nicht mehr groß daran rum. Das sagt einem schon der Volksmund.
Wer einmal den Telefonanbieter gewechselt hat, oder aufgrund eines Umzugs seine Telefonanlage mitnehmen und neu aufbauen musste, der weiß vielleicht wovon ich spreche. Entsprechende Erfahrungen habe ich in den letzten Jahren auch schon mehrfach gemacht bzw. leider machen müssen.
In dieser Woche ereilte mich ein solches Schicksal jedoch zur Abwechslung mal ganz ohne eigenes Zutun. Am Montagmittag, ohne irgendeine Vorankündigungen, versagte plötzlich meine DSL-Leitung. Auch das Telefon war plötzlich tot. Erst einmal kein Grund zur Panik. Wird schon werden, dachte ich. Doch Pustekuchen!
Ein klassischer Fehlstart
Die Bundesliga ist gestartet. Am Freitag spielte Bayern gegen Hamburg. Vor dem Anpfiff wurde eine kurze Eröffnungszeremonie mit Fackeltänzerinnen und Feuerwerk abgehalten. Paul Pots gab seine schlanke Version von "nessun dorma". Und die übertragende ARD legte mal wieder einen klassischen Fehlstart hin.
Der Reihe nach: Paul Pots ist Gewinner einer britischen Talentshow, so ählich wie DSDS in nice. In England ist Pots seither ein Superstar mit Aufsteigermärchen: Ein Handyverkäufer aus Wales mit schiefen Zähnen wird zum Opernsänger mit gerichteten Zähnen. Und zur Werbe-Ikone der deutschen Telekom. Die hat nämlich einen Werbefilm über die Geschichte produziert, lässt Pots seit Wochen aufs deutsche Publikum los. Ergebnis: Paul Pots erste LP ist ein Verkaufsrenner. Motto des Werbeclips: "Erleben, was verbindet".
Um gute Verbindungen, genau darum geht es seit einigen Prozesstagen auch in Frankfurt im Prozess gegen Jürgen Emig. Vorgeworfen wird dem Ex-Sportchef des Hessischen Rundfunks, dass er gegen Geldzahlungen an die Agentur seiner Frau Liveübertragungen im öffentlichen Fernsehen arrangierte. Tanzverbände, Veranstalter von Stadtjubiläen oder Radrennen sollen mit dem einstigen Tour-de-France-Reporter solche Gegengeschäfte eingegangen sein. Natürlich hatte Emig auch mit den engen Geschäftsbeziehungen zwischen Telekom und ARD zu tun. klick "Das Erste" war bekanntlich jahrelang Co-Sponsor des Radsportstalls Team Telekom und Männer wie Emig am Mikrophon machten gleichzeitig kräftig Werbung für die cofinanzierten Pedaleure und den einstigen Staatskonzern. Heraus kam dabei das Gegenteil von Journalismus. Und jetzt schauen wir noch einmal auf das Aufmacherbild…
Paul Pots, einem Telekom-Werbeträger, hat die ARD am Freitag Abend mal wieder die ganz große Bühne bereitet. Damit es auch jeder merkt, stand auf dem weißen Gestell für den Tenor groß und fett "Das Erste". Dahinter leuchtete die passende Bandenwerbung auf: "Erleben, was verbindet". Wenig später spielten die Bayern auf, natürlich in Telekom-Wäsche. Immerhin wird Dr. Jürgen Emig diesen Ligaauftakt gerne gesehen haben. In diesem neuen Fall von Schleichwerbung und Interessenverquickung ist er garantiert unschuldig. Vor drei Jahren wurde ihm fristlos gekündigt.
Kartell der Abkassierer
Der Mobilfunkmanager Stan Miller meidet die Öffentlichkeit. Interview-Anfragen lehnt er in der Regel ab und bei Veranstaltung drückt er sich eher mit grimmigem Blick am Rande rum. Dabei hat der Niederländer viel zu erzählen. Denn Miller ist Chef der KPN-Handysparte und damit auch Chef von E-Plus, dem drittgrößten Mobilfunkanbieter Deutschlands. Und damit hat er einen tiefen Einblick in die Branche, die im vergangenen Jahr in Deutschland 64 Milliarden Euro umsetzte.
Foto: Flickr/Labspics
In diesem Riesenmarkt geht es offenbar nicht immer mit rechten Dingen zu, argwöhnt Miller. Er hat daher das Kartellamt einschaltet, das nun untersucht, ob die Schwergewichte Telekom und Vodafone ihre Marktmacht auf Kosten von E-Plus und O2 ausnutzen.
Miller geht aber noch weiter: Der KPN-Manager sagte mir, es habe eine Absprache innerhalb der Branche gegeben, um die sogenannten Terminierungsentgelte hoch zu halten. Hinter dem sperrigen Wort verbirgt sich eine der wichtigsten Einnahmequellen der Handy-Konzerne. Diese Entgelte fallen für Anrufe in die jeweiligen Netze an und stellen den Hauptteil der Minutenpreise dar.
Sollte Miller also Recht haben und die Branche über Jahre hinweg Preisabsprachen getroffen haben, dann hätte dies die Kunden Milliarden gekostet.
Schaut man sich die Entwicklung der Handy-Tarife an, so kann man der Sicht von Miller was abgewinnen. Erst seit knapp zweieinhalb Jahren – dem Startschuss der E-Plus-Billigtochter Simyo – geben die Mobilfunkpreise spürbar nach. Die Angaben von Miller erhalten zudem dadurch Gewicht, dass er sich selbst belastet. Sein Unternehmen hat er nicht ausgeklammert. Es spricht also ein Insider – dazu noch einer, der sonst lieber im Verborgenen wirkt.