Loch Ness gibt´s jetzt in Herne

Auf der Bühne Professor, hinter der Bühne Regisseur: Dr. Christian Weymayr (Foto: privat)
Auf der Bühne Prof, dahinter Regisseur: Christian Weymayr

Herne – Journalie, Untreue, Wellnessesoterik und ein (vermeintliches?) Seemonster. Das gibt es alles nun in Herne. Im Kleinen Theater. Denn heute feiert dort das Stück „Camping Loch Ness“ von Dr. Christian Weymayr (Foto) Premiere.
Den promovierten Biologen kannten die Ruhrbarone-Leser bisher eher als Journalisten und Verfechter des Konzeptes der Scientabilität. Nun versucht er sich in einem ganz anderen Metier.

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Die Kassierer und Häuptling Abendwind

Wolfgang und Volker Wendland von den Kassierern
Wolfgang und Volker Wendland von den Kassierern

Ab Januar steht die Punkband Die Kassierer in dem Stück „Häuptling Abendwind“ im Schauspiel Dortmund auf der Bühne. Mit Wolfgang Wendland, dem  Sänger der Band, sprachen wir über die Arbeit in Dortmund, lang zurückliegende Theatererfahrungen und die Zukunftspläne der Kassierer.

Viele Punk-Bands aus  Eurer Generation machen schon lange Theaterprojekte. Die Toten Hosen, die Einstürzenden Neubauten, die Goldenen Zitronen – wieso die Kassierer erst jetzt? 

Wolfgang Wendland: Die Einstürzenden Neubauten waren ja immer Teil eines sich künstlerisch gebenden Umfelds. Das verwundert so etwas nicht. Ich hatte übrigens schon 1996 ein Theaterprojekt: Wir hatten die Stadthalle Wattenscheid für ein Stück mit dem Titel „Vino, Vino, Vino“ vertraglich zugesichert bekommen.  Auf den Plakaten stand, das Stück sei die Bühnenfassung der Chaostage. Als die Bochumer Stadtverwaltung das gesehen hat, bekamen sie es mit der Angst zu tun. Erst kam die Stadt dann mit immer ausgefalleneren Auflagen an, dann wurde alles abgesagt und uns wurde

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Diskussionsrunde um Kultur im Pott, das Bochumer Musikzentrum und die freie Kulturszene

Konzerthaus_Ansicht1Gestern fand im Bochumer Schauspielhaus das „Stadtgespräch“ des Radiosenders WDR5 statt. Thema der Diskussion war „Kulturmetropole Ruhr – Wie viel Kultur können wir uns noch leisten?“ Als Aufhänger für die Sendung diente die Debatte um das Musikzentrum in Bochum. Das Gespräch mit großer Publikumsbeteiligung, wird am Donnerstag von 20 bis 21 Uhr ausgestrahlt. Auf dem Podium der WDR-Sendung saßen mit Steven Sloane, dem Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker, dem Bochumer Kabarettisten Hennes Bender, Mona Küppers vom Landessportbund NRW und Apostolos Tsalastras, Kämmerer und Kulturdezernent der Stadt Oberhausen, Menschen mit unterschiedlichen Zugängen zum Thema Kultur.

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[Arne Nobel und seine B-Bande – heute und morgen noch einmal im Riff]

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Literatur trifft auf Theater, oder nennen wir es „Actionlesungen“ – Arne Nobel ist wieder in Bochum unterwegs mit seiner B-Bande.

Gestern inszenierte er in der Rotunde zusammen mit Magdalena Helmig und Oliver Möller das stimmgewaltige Kriegsdrama „Troja II:Insel“ , heute und morgen geht es dann rüber ins Riff.

Jeweils ab 19:30 Uhr erwartet uns heute „Schuszwunden“ nach Wolf Wondratschek und am Samstag ein Burroughs-Abend mit „Naked Lunch“. Wer Arnes jeweilige Mitleser sein werden – lassen wir uns überraschen!

Und zur Einstimmung auf die nächsten beiden Vorstellungen…hier ein paar Fotos von gestern:

 

 

 

 

 

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[Die „Spielkinder“ – vier Geschwister gemeinsam auf einer Bühne]

 

 

Letzten Sonntag war ich den Herner Flottmannhallen.

Anlass war das neue Theaterstück von Nils und Till Beckmann [Theater Kohlenpott], mit dem sie an diesem Nachmittag dort auf der Bühne standen.

„Kopf oder Zahl“, eine Aufführung  für Jugendliche von Katja Hensel, zeigt auf dramatische, aber auch auf skurrile Art und Weise, wie schwer und konfliktreich es sein kann, wieder auf die richtige Bahn zu gelangen, wenn man einmal durch Gewalt und Kriminalität von ihr abgekommen ist.

Den beiden Schauspielern gelingt es außerordentlich gut, dem Publikum diesen inneren Zwiespalt nahe zu bringen.

Die Zerrissenheit zwischen dem Willen ein guter Mensch sein zu wollen, aber auch den negativen Versuchungen des Lebens nicht widerstehen zu können, erfüllt den ganzen Raum.

Nils und Till spielen ihre Rollen mit einer überzeugenden Authentizität und Hingabe und mit vollem Körpereinsatz, so dass es trotz der ernsten Thematik wirklich Spaß macht zuzuschauen, und auch das Bühnenbild und die Inszenierung sind außergewöhnlich.

Es wird mit vielen Videosequenzen gerarbeitet und die gekonnte Musikauswahl unterstreicht die Stimmungen und einzelnen Szenen sehr treffend.

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Ein Prinz sieht rot

Foto: Privat

Hans Dreher inszeniert in der Bochumer Rottstraße Lessings Antikriegs-Drama PHILOTAS als intensives Kammerspiel

Ein schwarz-violetter Raum, ein paar archaische Pferdeköpfe, ein kleiner Altar und starke, eindringlich gespielte Charaktere ergeben die konzentrierte Reflektion eines sehr persönlichen inneren Konflikts ausgelöst durch einen äußeren: Krieg.

Der Königssohn Philotas wird in seiner ersten Schlacht vom gegnerischen Herrscher gefangen genommen. Dadurch wird sein Vater erpressbar, Philotas sieht sich als Verräter an seinem Volk, das Dilemma ist komplett. Was er erst später erfährt: auch der Sohn des gegnerischen Königs ist eine Geisel. Es entsteht eine klassische Pattsituation. Trotzdem fasst der heißblütige junge Prinz einen radikalen Entschluss, in der Hoffnung seinem Vater im Konflikt zur Oberhand zu verhelfen – Selbstmord.

Psychologie einer Reise: vom jammernden Verlierer zum überzeugten Selbstmörder

Lessings Trauerspiel von 1759 beschreibt facettenreich menschliches Denken und Handeln auf zwei Ebenen, die zeitloser kaum sein könnten. Zum einen geht es um die große Bühne, auf der Macht, Herrschaft, Verantwortung, Moral und Krieg ihren Schauplatz finden. Zum anderen um die Emotionen der Figuren, die in ihrer menschlichen Schwäche mit diesen Dingen umgehen müssen, die in ihrer Verwicklung in große Konflikte oder in ihrer Position als Machthaber (oder als Sohn eines solchen) von Zweifeln, Wahn, Angst, fehlgeleitetem Pflichtbewusstsein oder pulsierendem jugendlichem Übereifer getrieben sind. Es ist eine Außenansicht der Strukturen großer Politik und eine Innenansicht der persönlichen Konflikte von Menschen, die mit dieser konfrontiert sind.

Felix Lampert stellt als Philotas überzeugend die Psychologie einer Reise vom jammernden Verlierer zum entschlossenen

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Rottstr5Theater: Das beste freie Theater in NRW ist in Bochum – eine Bestandsaufnahme

Im Dezember schließt das Rottstr5Theater in Bochum seinen zehnteiligen Nibelungenzyklus mit der Uraufführung von Volkers Lied von Werner Streletz ab. Nach der Troja-Trilogie im vergangenen Jahr das zweite Großprojekt des Theaters. „Leuchtturmprojekte“ würde sowas die Politik nennen – tut sie aber in diesem Fall nicht, weil es nicht ihre Projekte sind. Ein Rückblick auf zwei Jahre Rottstr5Theater und zwei Jahre überragenden Erfolg ohne Geld. Von Honke Rambow und Stefan Laurin. 

Als Arne Nobel im Sommer 2009 das vergammelte Gewölbe unter der Eisenbahnbrücke in Bochum mietete, wußte er nicht, wo das hinführen würde. Martin Fendrich hatte hier „Drei Schwestern“ inszeniert und wurde prompt für das Berliner Theatertreffen nominiert und zum Favoritenfestival eingeladen. Ein gutes Omen, das zählt in der abergläubischen Theaterwelt schon etwas. Die Intendanz von Elmar Goerden am Schauspielhaus, wo Nobel mit „A Tribute To Johnny Cash“ einen echten Kassenschlager inszeniert hatte, der nicht nur Goerden, sondern bis heute auch seinem Nachfolger Anselm Weber die Auslastungszahlen rettet, neigte sich dem Ende zu. Wie Arne Nobel hatten und wollten viele Ensemblemitglieder erstmal kein Folgeengagement an einem Stadttheater. Zu starr der Betrieb, zu wenig Platz für die Kunst. Theater machen, das wollten sie aber weiter. Die wahnsinnige Idee von Arne Nobel, ein neues Off-Theater in der Stadt zu eröffnen, kam da zur rechten Zeit.

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Glücksritter in der Casa Box

 

 

Seit Freitag sind die "Glücksritter" in der Essener Casa Box zu sehen. Ein Stück von Mirjam Strunk, das sich die Frage stellt: Was ist Glück?

Schon Aristoteles versuchte sich an dieser Frage. Ist Glück ein Zustand, ein Prozess oder schlichtweg unerreichbar? In einer Welt aus Finanzkrisen, perfektem Sex und absoluten Karrieren scheinen immer nur die Anderen zu wissen, was uns glücklich macht. Das Stück „Glücksritter“ gibt uns diese Frage zurück – holt sie zurück in das kollektive Bewusstsein. Es zeigt junge und alte Menschen die sich erfrischend authentisch und herrlich unkonventionell auf die Suche nach Antworten machen. Dabei gewährt uns Regisseurin Mirjam Strunk Einblicke in die ganz privaten Gedanken der Darsteller und provoziert zugleich mit grotesken, bis hin zu befremdlichen Ideen unserer Gesellschaft. Was bedeutet Glück für einen Millionär, eine Prostituierte oder einen Sterbenden? Die Glücksritter beweisen Mut zur Kritik, die sich nicht nur auf „die Anderen“ richtet, sondern zugleich jeden Einzelnen skeptisch unter die Lupe nimmt. Ein bewegendes Spiel mit den Gegensätzen und Gemeinsamkeiten der Menschen, das so wunderbar absurd ist, wie das Leben selbst.

Termine: 01. Juni 2009, 07. Juni 2009

Infos unter: theater-essen.de/asp/gesamt_einzelstuecke.asp

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Das Ende der Brezelzellen

Ein Wochenende mit Keksen, Brezeln und Bratwurst: Theater in Bochum, Weihnachtsmarkt in Hattingen

Am Freitag war ich in den Kammerspielen und habe mir „die Komödie der Irrungen“ angesehen. Das war jetzt keine vollständige Katastrophe, aber ich hätte auch 2 Stunden zu Hause bleiben, meine Beine ausstrecken und Laurel und Hardy auf Youtube gucken können. Alleine die James Last-Platte hätte mir gefehlt, aber man kann ja nicht alles haben. Es ist begrüßenswert, dass der Abschlussjahrgang der Bochumer Schauspielschüler sich in einer Inszenierung in den Kammerspielen präsentieren darf, aber leider werden immer Komödien ausgesucht, die sonst nicht gespielt werden, und das aus guten Grund. Verwechslungsgeschichten können lustig sein, sind aber meistens nur verwirrend, und wenn man mal verstanden hat, wer wer ist, wundert man sich über den hanebüchenen und banalen Plot. Eine Verwechslung, viele Schlägereien, ein Kekse fressender Diener als Running Gag, ein klein wenig Liebe und sehr viel James Last. Hier passt nichts wirklich zusammen, die Schauspieler, die eifrig dabei sind und sicher auch viel Potential haben, wenn man sie richtig führt. Eine Inszenierung, die sich zu sehr auf Standard-Gags verlässt und ein Stück, das zwar von Shakespeare, aber trotzdem jenseits von Gut und Böse ist.

Samstag war ich dann wieder im Theater, diesmal im Theater unter Tage, wo Connecting People – ein Nokia Projekt uraufgeführt wurde. Der Untertitel „Ein Nokia-Projekt“ lässt Schlimmes befürchten, ist nicht alles, was man nicht richtig benennen kann und was weder Fisch noch Fleisch ist ein „Projekt“? Dirk Schneider hat Interviews geführt mit „Gewinnern und Verlierern“ der Standortschließung in Bochum. Der Regisseur Frank Abt hat mit 3 jungen Schauspielern in Kristo Sagors Neuer Heimat-Küche eine tolle, runde, berührende Inszenierung aus diesem Material gemacht.

Hier wird nicht rumgehampelt wie am Freitag in den Kammerspielen, hier werden Geschichten erzählt, hörenswerte Geschichten, von Angestellten in den Brezelzellen, die sich mit ihrer Firma identifiziert haben und von dieser dann im Stich gelassen worden sind, aber auch die Geschichte des Vice President von Nokia, der seine unternehmerischen Überlegungen darlegt. Zwischendurch werden Bochumer Passanten gezeigt, die in der Fußgängerstraße gefragt wurden, ob sie vom Nokia-Aus betroffen sind und ob sie sich jetzt noch ein Nokia-Handy kaufen würden. Fast jeder kennt jemanden, der irgendwie damit zu tun, fast jeder sagt, nein, er würde sich kein Nokia-Handy mehr kaufen, der befragte 16jährige ist dann aber wenigstens so ehrlich hinterher zu schieben, dass er die einfach nicht so gut findet. Das Video von der Taufe der „Glück-auf-Bahn“ zeigt schließlich die Absurdität, welche die Nokia-Schließung teilweise nach sich gezogen hat.

Frank Abt, Dirk Schneider und die drei Schauspieler zeigen, dass Theater toll und wichtig ist, wenn es die richtigen Themen anpackt. Verwechselte Zwillinge in Operettenlandschaften gehören nicht dazu.

Sonntag gab’s keine Premiere, deswegen bin ich schön mit der 308 nach Hattingen gefahren, was von Bochumer Hauptbahnhof immerhin 30 Minuten Theater vom Feinsten sind, und habe mich am Weihnachtsmarkt in der historischen Altstadt erfreut. Der Glühwein wird in Keramik-Stiefeln ausgeschenkt, die Bratwurst hat Bio-Qualität und in den Fachwerkgassen kann man prima verstecken spielen.

Das Fazit: Komödie der Irrungen sein lassen, Connecting People ansehen, zumindest in der Premiere gab es auch Brezeln und Bier für die Zuschauer, und der Weihnachtsmarkt in Hattingen ist zwar wie jeder andere auch, hat aber die schönste Kulisse.

Der rasende Stillstand – Kamerun auf Zweckel

„Westwärts“ von Katja Eichbaum und Schorsch Kamerun und nach Rolf-Dieter Brinkmann ist ein Hybrid aus Installation und Theaterstück, ein persönlich-unpersönliches Werk, ebenso Innehalten wie Agitation. Es gibt ein Orchester, 150 Statisten und eine Schauspielerin. Aber das Raumkonzept von Constanze Kümmel und die Texte sind hier das sine qua non.

Gerade die Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck ist eine dieser typischen unter Denkmalschutz stehenden Hallen die vor allem meist leer stehen. Gut erhalten, mit etwas Grün und Lichtern drum herum. Aber vor allem: bespielbar. Und so stellt ein Triennalen-Regisseur denn gerne mal eine Bühne dort hinein, ob rechts, hinten, vorne, in der Mitte oder links. Das gibt es bei „Westwärts“ aber direkt mal nicht. Stattdessen werden die Zuschauer zu Begehern des Stücks, und zwar in zu 90% durchsichtigen Gängen die sich durch die Halle schlängeln. Hier und da geht es bergauf oder –ab, und einige Male ist der Weg auch nicht vorgegeben: Freies Bewegen möglich, im Rahmen der Rolle als Publikum natürlich.

Man riecht sogar etwas: Erde hier, Essen da. Mal etwas Verbranntes, und dann wieder das allgegenwärtige Plastik. Es gibt Sitzmöglichkeiten auf zwei kleinen und einer großen Tribüne. An der einen kleinen geht der Blick auf das von Carl Oesterhelt geleitete Orchester samt Proklamateurin Sandra Hüller, die Teile aus Rolf-Dieter Brinkmanns „Westwärts“ vorträgt. Das ist durchaus überall zu hören, und viele Monitore zeigen Szenen aus dem Geschehen „auf der anderen Seite des Plastiks“: Menschen die spielen, Vorräte sortieren, Wäsche falten, sich in einem Massenschlafsaal organisieren (lassen), Holzkisten unter die Erde bringen, Puppen waschen, lesen, meditieren, schlafen (Foto: Ursula Kaufmann), sich massieren lassen, essen, trinken, Anpflanzungen und Akteneinträge vornehmen. Gegen Ende begibt sich Sandra Hüller in den Schlafsaal und hält einen langen Monolog, gerichtet an die schweigend zuhörenden Menschen.

Brinkmann sollte gelesen sein, hier etwas Kurzes:

Geschlossenes Bild

Überraschend
die zufällige Anordnung
des Aschenbechers
der Tasse, der
Hand zu einem
geschlossenen Bild.
Keiner kann sagen, hier
wird gelebt.

Und Schorsch Kamerun zum Stück:
„Man soll bloß keine sogenannte böse Überraschung erleben müssen. Im Sinne des natürlichen Wunsches nach Kontrolle des Seins sind wir dafür hoch empfänglich. Ich vermute allerdings, dass es nicht schaden würde wieder viel mehr zuzulassen, weil sich hinter dem verhinderten Unbekannten ja vielleicht eine aufregende Gefahr verbirgt.“

Also schaffen Kamerun und Eichbaum einen Ausnahmezustand im Rahmen einer Art „Stunde Null“, in der die Texte Brinkmanns wie eine lyrische Gebrauchsanleitung zum eigenständigen Leben auf die Statisten wie das Publikum herabprasseln. Das wirkt zusammen mit der neo-klassischen Musik von Oesterhelt oft eindringlich und manchmal recht hypnotisch bis psychedelisch. Eine Schwere hängt in der Luft, nur aufgelöst durch den Druck der Worte und die zutiefst menschlichen Insassen dieses merkwürdigen Lagers. Am Ende ist das Publikum bewegt und mischt sich rasch mit all den Schauspielern zur Rückkehr in den Alltag. Es ist gut anzunehmen dass etwas in allen haften bleibt von diesem Stück das es geschafft hat einiges an Beatnik-Dynamik nach Gladbeck zu transportieren. Eine gute Arbeit. Letzte Vorstellung im Rahmen der Ruhr-Triennale: Samstag, 27. September, ab 19 Uhr.