Der streitbare Türkeispezialist Faruk Sen ist gescheitert. Wegen des Eklats um seinen Vergleich von Türken und Juden muss der Direktor des Zentrums für Türkeistudien nun abtreten. Das beschloss der Vorstand nach Angaben eines Sprechers am Donnerstag in einer Sondersitzung. Sen selbst ist zu der Sitzng gar nicht mehr aufgetaucht. Er sei erkrankt, hieß es. Als Grund für den Abschuss nannte der Vorstand Sens Juden-Vergleich. Er habe "dem deutsch-türkischen Verhältnis, der Integrationspolitik und vor allem dem Stiftungszweck schwer geschadet." Beim Kuratoriumsvorsitzenden wurde zudem beantragt, Sen mit sofortiger Wirkung seiner Amtsgeschäfts zu entbinden.
Sen hatte in einem Artikel in der türkischen Zeitung "Referans" die Diskriminierung von Türkeistämmigen in Europa mit der Judenverfolgung während der Nazizeit verglichen. Er bezeichnete die Türken als "die neuen Juden Europas", die "wie die Juden diskriminiert und ausgeschlossen" würden, wenn auch "in unterschiedlichem Ausmaß und unterschiedlichen Erscheinungsformen".
Sen bedauerte erneut seine umstrittene Äußerung. Es sei "vollkommen klar, dass nicht nur das Schicksal der Juden in der Nazizeit und das der Türken unvergleichbar sind, sondern die gesamte 2000-jährige Geschichte der Judenverfolgung eine einmalige Qualität hat, die historische Vergleiche überhaupt verbietet". Er wolle dies auch in seiner nächsten Kolumne in der Zeitung "Referans" klarstellen.
Bereits vor wenigen Monaten war Sen wegen angeblich überzogener Bewirtungsrechnungen und Verschwendung von Steuermitteln in seinem Institut in die Kritik geraten. Damals allerdings konnten die Vorwürfe ausgeräumt werden. Nun heißt es aber aus dem Kuratorium, das Vertrauen in Sen habe aufgrund der damaligen Kabale erheblich gelitten.