Interne VRR-Analyse belegt: So groß war das 9-Euro-Ticket-Chaos wirklich

9-Euro-Ticket, gültig für den Kalendermonat Juni 2022, gezogen aus einem Verkaufsautomaten der Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF) Foto: Shugal Lizenz: CC0


Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) hat sich in einer Pressemitteilung zu den Auswirkungen des 9-Euro-Tickets am Pfingstwochenende geäussert. Es ist nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit, wie ein internes Schreiben belegt. 

Am Pfingsten waren die Züge voll, es war das erste Wochenende, an dem man das 9-Euro-Ticket nutzen konnte. Und das taten viele. Auch im Ruhrgebiet und im Rheinland. Natürlich gab es Probleme, Tausende bekamen keinen Platz mehr und wurden auf den Bahnsteigen zurückgelassen, ganze Strecken waren überlastet. Das räumt auch der VRR in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung ein:

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Mit Bus & Bahn im Ruhrgebiet: Für 18 Kilometer satte anderthalb Stunden

Experiment: Mit dem ÖPNV von einer Ruhrgebiets-Stadt in die andere (Foto: Roland W. Waniek)

 

Ich starte heute einen großen Selbstversuch: mit dem ÖPNV vom Bochumer Süden in den Gelsenkirchener Süden! Habe nach der gestrigen Firmen-Weihnachtsfeier mein Auto stehen gelassen. Nun muss ich es abholen, mangels Alternative mit dem ÖPNV. Dieser genießt im Ruhrgebiet einen legendär schlechten Ruf. Mal sehen, wie er wirklich ist…

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ADAC-Preisvergleich: In NRW sind Bus und Bahn Luxus


Nirgendwo in Deutschland ist der Öffentliche Personennahverkehr so teuer wie in Köln und Bonn: Für ein Tagesticket zahlt ein Erwachsener 8,80 Euro – Rekord.

Die Städte des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) liegen nach dem ADAC-Preisvergleich auf den ersten Blick im Mittelfeld: Ob Bochum Dortmund, Düsseldorf, Duisburg oder Essen – hier ist man in der Stadt mit 7,10 Euro am Tag dabei.

Doch das klingt besser als es ist. In Berlin kostet das Tagesticket mit 7 Euro nur etwas preiswerter

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Um zu bemerken was mit den ÖPNV im Ruhrgebiet nicht stimmt braucht es keine RVR-Studie

Warten am Flughafenbahnhof in Düsseldorf. Foto: privat

Es ist in den sozialen Medien derzeit eine recht emotionale Diskussion im Gange, seitdem zum Wochenbeginn folgende Meldung landesweit die Runde machte: „Eine am Montag vorgestellte Studie des Regionalverbands Ruhr (RVR) kommt zu dem Schluss, dass vor allem am Rande des Ruhrgebiets mehr S-Bahnhöfe gebaut und das Netz erweitert werden müsste. Nur zehn Prozent aller Wege werden im Ruhrgebiet mit Bussen und Bahnen zurückgelegt. „Das ist für eine Metropolregion ein dramatisch schlechter Wert“, sagte RVR-Planungsdezernent Martin Tönnes. Das dominierende Verkehrsmittel sei das Auto, mit dem 58 Prozent aller Wege zurückgelegt würden.“

Zunächst einmal verwundert es natürlich, dass man es beim RVR offenbar wirklich für nötig hält für diese banal anmutende Aussage eine Studie in Auftrag zu geben. Jeder der im Ruhrgebiet lebt, hätte grundsätzlich zu diesem Ergebnis kommen können, ja fast müssen. Zum Anderen erstaunt der Zeitpunkt, denn neu ist dieser beklagenswerte Zustand des ÖPNV in dieser Region ja nun wahrlich auch nicht.

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Warum der VRR nicht funktionieren kann

VRR-App Screenshot

Als regelmäßiger ÖPNV-Nutzer im Ruhrgebiet fragt man sich immer wieder, warum die Tickets hier deutlich teuerer als in anderen Metropolen sind und warum dennoch so wenig wirklich funktioniert. Zugegeben, diese Frage ist ein bisschen jammerlappig und ziemlich trivial. Allerdings gibt es eine Antwort darauf, die alles andere als trivial ist. Der VRR geht nämlich schlicht grundsätzlich von falschen Voraussetzungen aus.

Wer sich den Hintergrund der Startseite der VRR-App genau anschaut, wird den basalen Fehler im Denken des VRR schnell feststellen. Dort ist nämlich deutlich am linken Rand der Tiergarten zu erkennen. Genau: Der Tiergarten in Berlin. Der VRR schmückt seine App mit einem Stadtplan der Hauptstadt. Die Befürchtung liegt nun nahe, dass Berlin nicht nur in der App die Grundlage ist, auf der im VRR Überlegungen angestellt werden, sondern auch in anderen Prozessen. Wenn tatsächlich den Planungen für Verbindungen und Takte stets der Berliner Stadtplan zugrunde gelegt wird, muss sich der VRR-Nutzer auch nicht wundern, dass im Ruhrgebiet die Anschlüsse nicht richtig funktionieren.

Wie „Premium“ ist Essen?

evag_bahnWie die WAZ am Freitag meldete, beschloss der Verwaltungsrat des VRR „nach kurzer Debatte“ die Erhöhung der Ticketpreise zum Beginn des nächsten Jahres. Derzeit wird gerne gemutmaßt, die Bundesregierung nutze das WM-Fieber, um unbehelligt von der Öffentlichkeit unangenehme Entscheidungen durchzuprügeln. Der VRR macht es vor.

Wenn Fussball-Ruhrgebiet damit beschäftigt ist, rechtzeitig zum Spielbeginn in seine Lieblingskneipe zu kommen, obwohl gerade mal wieder eine U-Bahn wegen Triebwerkschaden ausgefallen ist und weder die Anzeigetafel noch die Stimme im Lautsprecher einen darüber informiert – vielleicht hätte man es ja zu Fuss noch rechtzeitig geschafft –, dann ist die Suche nach dem nächsten Taxistand halt wichtiger als sich über die Tarif-Pläne des VRR aufzuregen. Deshalb stehen die Chancen gut, dass der VRR auch diesmal wieder um nennenswerte Proteste drum rumkommt. Mit einem neuen Bremen 1968 können wir wohl leider nicht rechnen.

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VRR versus Bahn. Verband kündigt Nahverkehrsvertrag

Die Deutsche Bahn hat einen ihrer wichtigsten Großkunden im Regionalverkehr verloren. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat seinen Vertrag mit der Bahn fristlos gekündigt, weil es "grobe Vertragsverletzungen der DB bei der Erbringung von Sicherheits- und Serviceleistungen" gegeben habe, sagte ein VRR-Sprecher. So seien nach 19 Uhr viel weniger Sicherheitsleute in den S-Bahnen eingesetzt gewesen, als versprochen. Und vor allem, viel weniger als der VRR bezahlt habe.

 

Statt einer vereinbarten Quote von 90 Prozent hätten Stichproben eine Besetzung von durchschnittlich 17 Prozent der Züge ergeben. VRR-Vorstand Martin Husmann sagte:. "Wir lassen uns durch den Renditedruck der DB im Vorfeld des Börsengangs nicht verschaukeln. Jetzt haben wir einen handfesten Beweis, dass die DB Regio NRW zu Lasten der Kunden spart." Die Bahn wollte zunächst nicht Stellung nehmen. Der VRR will nun den Betrieb des Nahverkehrs neu ausschreiben. Für die Fahrgäste ändere sich aber nichts. Der Verkehrsverbund werde die Bahn verpflichten weiterzufahren. Gesetzlich sei der VRR dazu berechtigt. Die Sicherheitsleistungen würden zudem unverzüglich an andere Unternehmen vergeben.