Über Waltrop lacht die ‚Schwarze Sonne‘

Ein Fahrzeug der Spedition 'Richter Deutschland in Waltrop.
Ein Fahrzeug der Spedition ‚Richter Deutschland‘ in Waltrop.

Das Thema ist für die Bürger des 30.000-Einwohner-Städtchens nördlich von Dortmund nicht neu. Eine örtliche Spedition verwendet das umstrittene Symbol einer ‚Schwarzen Sonne‘ als Logo auf ihren Lastkraftwagen. Seit einigen Jahren schon wird hier immer wieder, zuletzt regelmäßig alle paar Monate, in der Öffentlichkeit heftig und kontrovers darüber diskutiert.

Es gab im Laufe der Zeit bereits diverse Bürgerbeschwerden und Anfragen zu und über die Symbole auf den LKWs der Spedition ‚Richter Deutschland‘, auch als ‚Schwarze Sonne‘ bezeichnet. Geändert hat sich nicht wirklich etwas. Der Waltroper Stadtjurist Stefan Schlarb berichtet aber nun, auf Anfrage der Ruhrbarone, von einer neuen Eskalationsstufe der Streitigkeiten.

Der Ärger begann vor gut zwei Jahren, als große Lastkraftwagen des örtlichen Spediteurs gut sichtbar und regelmäßig  in unmittelbarer Nähe des neuen Gewerbegebiets ‚Leveringhäuser Feld‘, gut sichtbar für täglich tausende Autofahrer auf dem Weg in Richtung Dortmund, platziert wurden. Bereits damals beschwerten sich Bürger über die ihrer Meinung nach rechtsextreme Symbolik auf den Seitenteilen der abgestellten Wagen. In der Konsequenz wurde dort ein komplettes LKW-Parkverbot auf dem betroffenen Seitenstreifen erlassen. Einzige Konsequenz damals: Die LKW wanderten einige hundert Meter weiter, in die Nähe einer Tankstelle. Im Stadtbild blieben sie erhalten. Der Spediteur hatte damals erklärt das Symbol nicht aufgrund irgendeiner politischen Aussage, sondern aufgrund seiner Optik gewählt zu haben. Eine ‚Schwarze Sonne‘ gefalle ihm einfach gut.

Continue Reading

Alter katholischer Osterbrauch: Waltrop und seine ‚Räppler‘

Räppler. Foto: Immanuel Giel Lizenz: gemeinfrei
Räppler. Foto: Immanuel Giel Lizenz: gemeinfrei

Heute ist Karfreitag, wir haben gerade 7.15 Uhr, und ich bin schon seit  6.58 Uhr wach… Warum? Weil hier gerade zwei Jugendliche mit großen Holzrappeln direkt an meinem Schlafzimmer vorbeigegangen sind und mich der Lärm der sogenannten ‚Räppler‘ recht unsanft geweckt hat.

Und obwohl ich selber gar nicht religiös bin, finde ich dieses alte, kirchliche Brauchtum in meinem Wohnort seit Jahren schon angenehm, irgendwie anheimelnd und vertraut. So richtig dörflich gemütlich, ein wenig altmodisch eben. Denn dieses ‚Räppeln‘ ist hier in Waltrop eine alte Tradition, wie sie nur noch in ganz wenigen, katholisch geprägten Orten und Regionen der Republik gepflegt wird, wie ich sie nun aber auch schon seit 1973 kenne, seitdem meine Eltern damals mit mir aus Dortmund das kurze Stück an den Rand des Ruhrgebiets, nach Waltrop, gezogen sind.

Und da ich jetzt schon einmal an einem Feiertag, wo hier garantiert noch fast jeder Leser gemütlich in seinen Federn liegt, so früh wach bin, nutze ich einfach mal die zusätzliche freie Zeit und schildere Ihnen hier kurz, was und warum hier in Waltrop an Ostern immer so besonderes vor sich geht:

Continue Reading
Werbung

Über Entschuldungsfonds, Stärkungspakte und Schutzschirme – Rettung oder Abwicklung der kommunalen Selbstverwaltung?

Lars Holtkamp, Grüne-Waltrop Foto: Robin Patzwaldt
Lars Holtkamp, Grüne-Waltrop Foto: Robin Patzwaldt

Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Lars Holtkamp ist Inhaber eines Lehrstuhls an der Fernuniversität Hagen. Eines seiner Schwerpunktthemen ist Haushaltspolitik. Privat engagiert er sich seit Jahren für die Partei Bündnis 90/ Die Grünen im Waltroper Stadtrat.

Auch hier bei den Ruhrbaronen sind in den letzten Jahren schon einige Texte von ihm erschienen.

Ich selber hatte zuletzt Ende 2012 die Gelegenheit ein kurzes Interview mit ihm zu führen, in welchem wir auch bereits kurz auf das Thema des Stärkungspaktes zu sprechen kamen.

Nun wird in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift ‚AKP‘ (der Zeitschrift für Alternative Kommunalpolitik) ein, wie ich finde, sehr interessanter Artikel von ihm zu diesem Thema erscheinen, welchen wir auch hier bei den Ruhrbaronen veröffentlichen dürfen, und den ich Ihnen an dieser Stelle auch nicht vorenthalten möchte:

Continue Reading

‚Irgendwie werden die Themen, über die wir hier sprechen müssen, immer mehr!‘

Dr. Thomas Krämerkämper (links)  am Donnerstag in Castrop-Rauxel. Foto: Robin Patzwaldt
Dr. Thomas Krämerkämper (links) am Donnerstag in Castrop-Rauxel. Foto: Robin Patzwaldt

Redebedarf gab es anscheinend reichlich, gestern Abend in Castrop-Rauxel. Dr. Thomas Krämerkämper vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) war zu Gast im Kulturzentrum AGORA.

Die vorbereitete Bestuhlung reichte nicht aus. Zusätzliche Stühle mussten kurzfristig noch herbeigeschafft werden. Als auch diese rasch vergeben waren, setzten sich die angereisten Zuhörer notgedrungen auf am Rande des Saals abgestellte Tische, oder mussten mit gar Stehplätzen vorlieb nehmen.

Direkt zu Beginn des Vortrags wurde verdeutlicht, warum so viele Bürger am Donnerstagabend den Weg in den Stadtteil Ickern gefunden hatten. Die Themenpalette der Region ist inzwischen doch recht umfangreich: Die umstrittene Bundesstraße 474n, die E.On Kraftwerksbaustelle ‚Datteln 4‘, die Trianel Kraftwerksbaustelle in Lünen, der NewPark.

Alles Themen und Projekte aus einem Umkreis von nur wenigen Kilometern, und alles Themen die große Teile der betroffenen Bürgerschaft in Rage bringen und auch den BUND in Sachen Umwelt- und Naturschutz auf den Plan rufen bzw. riefen.

Continue Reading

Der RVR informiert endlich über aktuellen Stand zu ‚Datteln 4‘

'Datteln 4' im Mai 2011. Foto: Robin Patzwaldt
‚Datteln 4‘ im Mai 2011. Foto: Robin Patzwaldt

Erinnern Sie sich noch an den Herbst 2011? Damals hatten über 4.000 Bürger ihre Einwendungen und Bedenken im Hinblick auf die geplante Regionalplanänderung zum ‚Kraftwerksstandort Datteln‘ beim RVR eingereicht.

Eigentlich wollte RVR-Chefplaner Martin Tönnes diese dann bis zum Frühjahr 2012 bearbeitet haben.

Diese damals selbst öffentlich angegebene terminliche Zielvorgabe hat man beim RVR dann leider ‚knapp‘ verpasst.

Erst jetzt, Anfang 2013, hat sich der RVR zu dem Thema in der Öffentlichkeit wieder zu Wort gemeldet und nun für den 24. Januar (18 Uhr) zu einer Informationsveranstaltung in die Dattelner Stadthalle eingeladen.

Nachdem ich nun hier

Continue Reading

‚Der Stärkungspakt geht in zwei Jahren hoch wie eine Bombe!‘ – Ein Interview mit dem Politikwissenschaftler Lars Holtkamp

Lars-Holtkamp, Grüne-Waltrop Foto: Robin Patzwaldt
Lars-Holtkamp, Grüne-Waltrop Foto: Robin Patzwaldt

Prof. Dr. Lars Holtkamp ist promovierter Politikwissenschaftler an der Fernuniversität in Hagen. Ich kenne ihn persönlich noch aus meiner Zeit bei den Waltroper Bündnisgrünen, wo er den Fraktionsvorsitz im Rat innehat.

Anfang des Jahres hatte er hier bei den Ruhrbaronen u.a. einen vielbeachteten Gastbeitrag, in dem er von den Landesgrünen die Einhaltung Ihrer Wahlversprechen zu den Themen ’Datteln 4‘, NewPark einforderte: https://www.ruhrbarone.de/wer-haftet-eigentlich-fuer-gruene-wahlversprechen/

Lars Holtkamp ist zudem ein ausgewiesener Haushaltsexperte und hat bereits mehrere Bücher über Kommunalfinanzen verfasst.

Nachdem ich nun seit meinem Parteiaustritt im April nicht mehr persönlich mit ihm über diese Themen gesprochen hatte, besuchte ich ihn kürzlich einmal wieder zu einem kurzen Gespräch und habe ihn zu seinen aktuellen Einschätzungen der derzeitigen Situation bei den alten Streitpunkten der Region befragt:

Continue Reading
Werbung

NewPark: Landesbürgschaft offenbar erst einmal vom Tisch- Siegt doch noch die Vernunft?

Die Rot-Grüne Landesregierung hat dem Projekt ‚NewPark‘ am Freitag offenbar die benötigte Landesbürgschaft erst einmal verwehrt.

Dies berichtet heute so zumindest die ‚Recklinghäuser Zeitung‘ in ihrer Printausgabe.

Dort zitiert man NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) mit den Worten: ‚Ein Ja jetzt zu geben, wäre nicht verantwortungsvoll gegenüber den Steuerzahlern in Nordrhein-Westfalen‘.

CDU-Fraktionsvize Josef Hovenjürgen bezeichnete den jüngsten Vorgang dort offenbar bereits als ‚Beerdigung erster Klasse‘.

Zumindest vorerst dürfte das, aus meiner Sicht, völlig unsinnige Projekt ‚NewPark‘ damit vom Tisch sein.

Zu viele Ungereimtheiten und nun wohl auch juristische Bedenken hatten das umstrittene Groß-Projekt in den letzten Jahren bereits mehrfach planerisch nach hinten geschoben.

Ohne die dringend erwartete Landesbürgschaft von über 17 Mio. Euro können die zur Errichtung benötigten Flächen vom RWE-Konzern nun von der zukünftigen Betreibergesellschaft erst einmal nicht erworben werden.

Ob die Kaufoption, die eigentlich am Jahresende 2012 abermals auslaufen soll, nun erneut verlängert werden wird, das ist derzeit unklar.

Ich muss sagen, ich bin nun erleichtert. Dieses völlig unsinnige Vorhaben, welches Naturflächen in großem Ausmaß unnötig vernichtet hätte, ohne dass man tatsächlichen Bedarf an Gewerbeflächen in der Region hier überhaupt erkennen könnte, bleibt ‚uns‘ Bewohnern der betroffenen Region erst einmal erspart.

Continue Reading

Waltrop und der schöne Traum von der Sanierung

Die Auswirkungen des ‚Stärkungspaktes‘, von der rot-grünen Landesregierung Ende 2011 auf den Weg gebracht, kann man inzwischen in vielen Städten im nördlichen Ruhrgebiet deutlich spüren. Allerdings derzeit nicht als ‚Stärkung‘, sondern eher als radikales Leistungskürzungs- und Steuer- und Abgabenerhöhungsprogramm für die Bürger in der Region.
Gerade auch das ‚Ostvest‘, die Gegend um Datteln/Waltrop/Oer-Erkenschwick, kämpft aktuell mit ‚Haushaltssanierungsplänen‘.

Im überschaubaren Zeitrahmen der nächsten Jahre geht es zudem bisher in der Praxis viel mehr darum den rasanten Schuldenzuwachs abzubremsen, möglichst zu stoppen, als um eine tatsächliche, aktive ‚Sanierungsphase‘.
Welche Auswirkungen das hat, das erlebe ich als Waltroper hier vor Ort gerade tagtäglich.
Aktueller Anlass für diesen Beitrag hier ist für mich eine für den heutigen Nachmittag angesetzte Ratssitzung, in welcher kurzfristig auch über weitere Sparmaßnahmen debattiert werden soll, nachdem die Bezirksregierung in Münster den Waltroper Haushalt in dieser Woche bisher lediglich für das Jahr 2012 genehmigt hat.
Frisch entstanden ist durch das Prüfverfahren nun offenbar ein ‚neues‘ Finanzierungsloch in den Stadtfinanzen (dem Sanierungsplan) von ca. 2,3 Mio. Euro.
Kein Pappenstiel für eine Stadt von knapp 30.000 Einwohnern, die ohnehin seit Jahren schon einem starken optischen Verfall unterliegt.
Inzwischen ist die Stimmung hier am Ort

Continue Reading