Es sind zwar noch ein paar Tage, aber auf Veranstaltungen für einen ‚Guten Zweck‘ kann man ja eigentlich gar nicht früh genug hinweisen: Ihr erinnert Euch an die Aktion ‚Kulturbunker Waltrop‘? Junge Leute wollen einen alten, ungenutzten Hochbunker zu einem Areal für Musiker (in Eigenregie) umbauen, dort Proberäume entstehen lassen. Doch das Ganze zieht sich nicht nur, es ist auch viel aufwändiger als zunächst erhofft. Genehmigungen müssen eingeholt, Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Jetzt heiß es ‚am Ball‘ bleiben und nicht die Geduld verlieren!
Am 20. Juni werden daher wieder einmal, zur Überbrückung der Wartezeit sozusagen, die Gitarren in die Hand genommen und die Verstärker für einen guten Zweck aufgedreht:
Insgesamt fünf Bands lassen es sich nicht nehmen und werden im Waltroper Jugendcafé Yahoo für den Kulturbunker Waltrop e.V. und damit für die Schaffung von Proberäumen rocken!
„Die Chancen den ‚newPark‘ noch politisch zu verhindern sind gering, doch es ist nicht unmöglich!“
In der Vorwoche verkündete der finanziell angeschlagene Kreis Recklinghausen offiziell das Grundstück für den seit Jahren emotional diskutierten newPark, ein geplantes Industriegebiet von insgesamt ca. 500 Hektar Größe in den ‚Rieselfeldern‘ zwischen Datteln und Waltrop, in Eigenregie vom Eigentümer RWE kaufen und auch finanzieren zu wollen. Die Rot/Grüne-Landesregierung hatte eine entsprechende Landesbürgschaft zuvor endgültig abgelehnt (wir berichteten). Doch im Kreis Recklinghausen steht eine breite politische Mehrheit im Kreistag offenbar hinter dem Projekt.
Am zurückliegenden Wochenende habe ich mich für die Ruhrbarone mal mit der langjährigen Kritikerin des Projektes, Ingrid Täger, u.a. auch Sprecherin der Waltroper Grünen, welche ich selber noch aus meiner Mitgliedschaft in diesem OV zwischen den Jahren 2010 und 2012 ganz gut kenne, über ihre aktuellen Gedanken zu den jüngsten Entwicklungen in der Sache ausgetauscht. Hier sind ihre Einschätzungen, welche ja vielleicht auch hier im Blog eine Debatte über die Pläne, die damit verbundenen Erwartungen und die eventuell drohenden Risiken beflügeln könnten, welche in der Region auch noch immer vielfach mit diesem Projekt verbunden sind, auch wenn es jetzt, nach jahrelangem Hin- und Her, scheinbar kurz vor der Realisierung zu stehen scheint.
Kreis Recklinghausen kauft ’newPark‘-Gelände
Seit Jahren schon schwelt diese Angelegenheit, mal mehr, mal weniger beachtet, vor sich hin. Über lange Zeit sah es zuletzt sogar eher schlecht aus für die Pläne in den ‚Rieselfeldern‘ im Kreis Recklinghausen mit dem sogenannten ‚newPark‘ ein riesiges neues Industrieareal zu entwickeln. Nachdem die Rot/Grüne-Landesregierung dann endgültig nicht bereit war die riskante Finanzierung des Grundstückskaufs mit einer Landesbürgschaft zu gewährleisten, war das Projekt in den Augen vieler Beobachter sogar bereits faktisch erledigt.
Doch dann kam der finanziell klamme und wirtschaftlich angeschlagene Kreis Recklinghausen, wo eine politische Mehrheit das Projekt unterstützt, selber als möglicher Risikoträger ins Spiel. Und nun gibt es offenbar auch konkrete Fortschritte:
Gemeinsam haben Landrat Cay Süberkrüb und Georg Petrich, Geschäftsführer der RWE Service GmbH, am Montag den Grundstücksverkauf von RWE an den Kreis Recklinghausen bekannt gegeben. „Ich bin sehr froh, dass wir diesen wichtigen Schritt nun vollziehen können“, sagte Cay Süberkrüb auf der Pressekonferenz, „damit sind wir dem Ziel, mehrere tausend neue Arbeitsplätze für die Region zu schaffen, einen wichtigen Schritt näher gekommen.“
Waltroper Bürgermeisterin sieht die Entwicklung ihrer Stadt durch ‚Datteln 4‘ eingeschränkt
Spätestens seit dem Frühjahr 2014 steht eigentlich schon fest, dass auch die Stadt Waltrop juristische Schritte gegen das an ihrer unmittelbaren Stadtgrenze errichtete Steinkohlekraftwerk ‚E.ON Datteln 4‘ einleiten wird. Bis zum heutigen Tage sind außer der generellen Absicht aber noch nicht allzu viele Details nach außen gedrungen.
Nachdem dabei ursprünglich grundsätzlich verschiedene Angriffspunkte denkbar waren, hat sich Waltrops Bürgermeisterin Nicole Moenikes (CDU), welche sich bei dem Vorhaben auf eine breite politische Mehrheit in ihrer Stadt stützen kann, gegenüber den Ruhrbaronen, nach einem Treffen mit den beauftragten Fachanwälten in der Vorwoche, nun erstmals konkreter über das Vorhaben die Inbetriebnahme des derzeit juristisch gestoppten Meilers endgültig verhindern zu können geäußert.
Schiffshebewerk ‚Henrichenburg‘: Den Geist von 1899 wieder aufleben lassen
Die versammelte Menschenmenge soll laut gejubelt haben, als Kaiser Wilhelm II. am 11. August 1899 das Schiffshebewerk Henrichenburg einweihte. Noch über 100 Jahre später sind zahlreiche Besucher begeistert von diesem größten Bauwerk am Dortmund-Ems-Kanal. Inzwischen liegt der große Aufzug für Schiffe seit über 40 Jahren still. Aber im inzwischen dort betriebenen LWL-Museum wird die Geschichte des Hebewerks und der Menschen am Kanal noch immer ein Stück weit lebendig gehalten.
Noch sind es auch ein paar Tage hin, aber beim in Kürze anstehenden Museumsfest im und am Schiffshebewerk ‚Henrichenburg‘ können Besucher auch in diesem Jahr wieder ein kleines Stück Anteil haben am Geist des Jahres 1899.
Von A wie Ausstellung bis Z wie Zirkus reicht in diesem Frühjahr das bunte Programm an der Stadtgrenze von Datteln, Castrop-Rauxel und Waltrop.
Am Sonntag, den 3.Mai 2015, lädt der Landschaftsverband Westfalen Lippe erneut von 10 bis 18 Uhr zu vielseitigen Angeboten in sein Industriemuseum nach Waltrop ein. Der Eintritt ist dabei frei.
Liedfett
Graffiti ohne Grenzen?
Mal wieder eine spannende Debatte direkt vor der eigenen Haustür. Die Stadt in der ich lebe, Waltrop im Kreis Recklinghausen, entwickelt sich seit Jahren inzwischen schon zu einer Art Hochburg für Graffiti und andere scheinbar gerade moderne Arten der Sachbeschädigung.
Der schleichende Prozess ist eigentlich für alle Bürger mit bloßem Auge leicht zu beobachten und beschleunigt bzw. verstärkt sich in letzter Zeit zudem noch deutlich.
Das mag unter anderem auch an der Tatsache liegen, dass die örtliche Polizeiwache nur noch stundenweise besetzt ist, nachts komplett verwaist ist.
Speziell auch an den Wochenenden sind (warum auch immer) in letzter Zeit häufig frisch umgeknickte bzw. herausgerissene Verkehrsschilder, frisch zerstörte Blumenkübelbepflanzungen, mit roher Gewalt abgeknickte Bäume, aber eben auch regelmäßig neue Graffiti und Aufkleber im gesamten Stadtgebiet zu verzeichnen.
Die Schriftzüge der Graffiti zeugen dabei von durchaus unterschiedlichen Urhebern. Teils offenkundig politisch motiviert, teils aber auch offenkundig den Fanlagern von BVB und S04 zuzurechnen, oder eben Mitmenschen auf einem merkwürdig gearteten ‚Egotrip‘, die nur ihren Schriftzug möglichst hundertfach im Stadtgebiet vorfinden möchten. Alle Formen sind irgendwo vertreten.
Kreis Recklinghausen: Nur die ‚ärmsten Schweine‘ fahren noch mit Bus und Bahn
Wer heutzutage regelmäßig Bus und Bahn nutzen muss, der ist häufig genug gleich in doppelter Hinsicht ‚ein armes Schwein‘. Dies bestätigt aktuell auch die jüngste Entwicklung bei der ‚Vestischen Straßenbahn GmbH‘, dem öffentlichen Nahverkehrsanbieter im Kreis Recklinghausen.
Dort rechnet man in diesem Jahr, nach der jüngsten Tariferhöhung, einem aktuellen Bericht der ‚Recklinghäuser Zeitung‘ zur Folge, mit einem Verlust von ca. 500.000 Fahrgästen für das Jahr 2015.
Der Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Martin Schmidt wird dort aktuell mit den Worten zitiert „In Düsseldorf käme kein Fahrgast auf die Idee, aufs Auto umzusteigen.“, dort sei die Innenstadt verstopft, Parkplätze seien knapp und teuer. „Im Kreis Recklinghausen hingegen haben die Menschen diese Alternative.“
Angesichts solcher Formulierungen können einem, wenn man das liest, als seit Jahren schon im Kreis Recklinghausen lebender Bürger, schon einmal kurz die Nackenhaare zu Berge stehen.
Kampf dem City-Leerstand! – Kann eine Waltroper Initiative beispielhaft für andere Städte sein?
Viele Ruhrgebietsstädte veröden bereits seit Jahren. Da bildet auch Waltrop im Kreis Recklinghausen längst keine Ausnahme mehr. Das früher einmal sehr schmucke und gepflegte 30.000-Einwohner-Städtchen verfällt aktuell vor den Augen der Bürger in rasanter Geschwindigkeit.
Gerade in den letzten Monaten jagten wieder etliche Schreckensmeldungen von Geschäftsschließungen traditioneller Familienunternehmen durch die Lokalpresse und sorgten so für weitere Unruhe bei Bürgern und der Kaufmannschaft.
Aber was kann man vor Ort wirklich tun um den Einkaufsstandort wieder attraktiver zu machen, den Niedergang zu stoppen? Guter Rat scheint diesbezüglich tatsächlich teuer und auch ziemlich rar zu sein. Wirkliche Antworten kann offenbar bisher niemand liefern.
Diesen lähmenden Zustand, den Abwärtsstrudel, versuchen in Waltrop nun ganz aktuell betroffene Bürger zu stoppen.
Diese starteten kürzlich eine gut angenommene Aktion, welche durchaus auch das Potential zur Nachahmung an anderen Orten haben dürfte.
Ruhrgebiet setzt Zeichen für Toleranz!
Besorgte Menschen, welche sich für eine auch zukünftig möglichst tolerante Gesellschaft in diesem Lande einsetzen, gibt es natürlich längst nicht nur in den Großstädten, aus denen derzeit, auch bei uns im Blog, so häufig über entsprechende Demonstrationen und Mahnwachen berichtet wird.
Über Tausend Menschen nahmen heute in Essen an einer Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit und für Pressefreiheit teil. Zu der eigentlich als Gegenveranstaltung zu einer dann doch erst verbotenen und dann abgesagten Hooligan-Veranstaltung riefen die Essener Parteien, Gewerkschaften und das Bündnis Essen stellt sich quer auf.
Auch in den kleineren Städten des Ruhrgebiets finden immer wieder entsprechende Veranstaltungen statt, sorgen sich die dort lebenden Menschen aktuell um das friedliche Miteinander mit ihren Nachbarn.
Nachdem im Internet kurzfristig ein entsprechender Aufruf kursierte, trafen sich z.B. am gestrigen Samstag in Waltrop, im Kreis Recklinghausen, gut 150 engagierte Bürger vor der örtlichen Stadthalle unter dem etwas ungelenk klingenden Motto: „Waltrop gegen Terrorismus, Rassismus und für die freie Glaubensrichtung“.
Wahrlich keine ganz so schlechte Mobilisierung für eine von Privatleuten auf die Beine gestellte Aktion, im Vergleich zu vergleichbaren aktionen in anderen Revierstädten, wenn man die Größe der Stadt dabei entsprechend mit berücksichtigt.