Zwei große Lügen vergiften die Gesellschaft

Quelle: Flickr.com, Foto: Vladislav Litvinov CC0 1.0

Jetzt, wo alles teurer wird, wo ernsthafte Einschnitte in die Energieversorgung drohen, wo die Sorge wächst, der Krieg könne durch die Haustür kommen, hat man fast das Gefühl, die Lage wäre endlich der Stimmung angemessen. Aber die Stimmung ist schon länger katastrophal. Und auf die Lage könnte man auch mit Solidarität reagieren, mit Mut oder Besonnenheit. Man könnte seine Wut auf den Aggressor Putin fokussieren. Eigentlich doch befriedigend, einen konkreten Bösewicht ausmachen zu können. Aber die Wut bleibt diffus verteilt. Sie richtet sich auf Teilaspekte. Sie richtet sich gegen Kompromisse. Sie richtet sich gegen andere Meinungen.

Merz versagt endgültig vor dem woken Zeitgeist, weil die CDU eine Frauenquote beschließt. Die Regierung verkauft das Volk direkt an Putin, weil sie nicht schnell genug Waffen liefert. Oder an die USA, weil sie überhaupt Waffen liefert. Die Grünen haben quasi eigenhändig alle Atomkraftwerke abgeklemmt und einen bundesweiten Blackout verursacht. Die FDP verschenkt in sozialistischer Manie hart erarbeitetes Geld, ausgerechnet die! Die Linken sind Nazis. Wer jetzt noch sein Kind Indianer spielen lässt, befürwortet Völkermord. Wer gendert, will alle Werte der Aufklärung abschaffen. In jedem politischen Spektrum findet sich diese immense Bereitschaft zu Zuspitzung und vorschneller Erregung. Warum?

Es sind zwei falsche Versprechen, zwei Lügen, eine alte und eine neue, aus denen sich diese allgemeine Frustration speist. Das erste falsche Versprechen lautete, jeder könne im Konsum Glück finden. Das zweite, jeder könne im Internet Ruhm oder wenigstens Gehör finden.
Und jetzt fühlen sich die Leute hintergangen und wollen dafür jemanden brennen sehen.

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Der Waltroper Bestatter Sascha Müller bedankt sich bei Corona-Leugnern!

Bestatter Sascha Müller aus Waltrop wirbt im Internet. Foto: Screenshot Facebook

Bestatter Sascha Müller wirbelt die Bestatterbranche in Waltrop (Kreis Recklinghausen) seit etlichen Jahren gehörig durcheinander. Einst von Trauerhäusern von eher wenig Modernität und Flexibilität geprägt, hat er die Szenerie vor Ort durch sein berufliches Wirken ziemlich auf den Kopf gestellt seit er sich einst mit seinem Bestattungshaus selbstständig machte.

Vom kleinen Selbstständigen bis zum führenden Bestatter am Ort brauchte es zwar einige Zeit, gelungen ist Müller dieser Aufstieg mit etlichen ungewöhnlichen Aktionen und Plänen am Ende trotzdem.

Nicht alle Vorhaben des Unternehmers fanden dabei die ungeteilte Zustimmung von Konkurrenten, Lokalpolitikern und Bürgern. Nur eines konnte und kann man dem rührigen Bestatter nicht vorwerfen: Langeweile!

Warum ich das hier erwähne? Nun, auch am gestrigen Abend sorgte er mit einer gezielten Provokation auf Facebook wieder für viel Aufsehen. Müller bedankte sich nämlich bei den Corona-Leugnern dafür, dass sie Arbeitsplätze in seinem Bestattungshaus sichern würden.

Das kann man natürlich so machen, muss man aber nicht. Denn die unmittelbare Folge waren wieder extreme Reaktionen. Die einen lobten ihn für seinen Mut, die anderen kritisierten die Aktion als völlig daneben.

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Schrödingers Cancel Culture

Quelle: Flickr.com, Foto: Jon Ross CC BY-ND 2.0 Team Rot nach der Zerstörung des Abendlandes

Mit der “Cancel Culture” scheint es sich zu verhalten wie mit Schrödingers Katze: Sie ist gleichzeitig da und nicht da. Für etwas, dass es vielleicht gar nicht gibt, sind die im Freifeld anzutreffenden Meinungen hierzu sehr stark. Da gibt es auf der einen Seite Menschen, die sehr prominent darüber sprechen ausgelöscht zu werden, also quasi Geisterstimmen aus dem Jenseits. Und auf der anderen Seite stehen jene, die mit klugen Argumenten darlegen, dass es gar niemanden gäbe, der jene Leute auslöschen will – auch wenn es freilich total schön wäre, sie wären weg. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass der Bruch zwischen diesen Parteien nicht einfach zwischen Links und Rechts verläuft, sondern sich als Zick-Zack-Linie entlang diverser Themen schlängelt.

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Cartoons ohne Bilder #94

Ein Labor, mit Tiegeln, Erlenmeyerkolben etc. Darin mehrere Leute in Kitteln und ein Mann im Anzug. Sprechblase über einem der Kittelträger: „Chef, wir haben hier so ein Zeug, das haben wir mal Xylophosan genannt. Sollen wir es reintun und schreiben: Neu – jetzt mit wertvollem Xylophosan oder sollen wir es weglassen und schreiben: Neu – Garantiert 100% frei von Xylophosan?“

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Recklinghausen: Die ‚Gute Stube‘ des Ruhrgebiets? Eher die Vorhölle!

100 Meter neben dem ‚Palais Vest‘ in Recklinghausen. Foto(s): Robin Patzwaldt

Als Waltroper habe ich schon Zeit meines Lebens immer wieder Kontakt zu ‚unserer‘ Kreisstadt Recklinghausen gehabt. Obwohl meine Familie von Anfang an deutlich mehr in Richtung meiner Geburtsstadt Dortmund orientiert war, gehörten regelmäßige Besuche in Recklinghausen in meinem Leben lange Jahre stets mit dazu.

Montag, 13 Uhr, und nichts los in Recklinghausen.

In meiner Kindheit hat mein Vater dort gearbeitet, mein Kieferorthopäde war dort niedergelassen. Später bin ich dann als junger Erwachsener mindestens einmal in der Woche selber zum Einkaufen dorthin gefahren.

Wenn Recklinghausen doch auch nie so viel zu bieten hatte wie Dortmund, wurde es als nette Alternative von uns doch immer auch gerne besucht. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre ließ das allerdings schrittweise nach. Recklinghausen vergammelte, Leerstand machte sich breit.

Sehr kritisch sah ich daher vor einigen Jahren auch den Versuch mit dem Neubau des Shoppingcenters ‚Palais Vest‘ die alte Innenstadt wieder zu beleben.

Inzwischen war ich seit der Eröffnung des neuen Konsumtempels direkt gegenüber des historischen Rathauses nicht mehr in der Innenstadt von Recklinghausen. Zu deprimierend erschien mir der Zustand der dortigen Altstadt inzwischen. Und das ‚Palais Vest‘ entpuppte sich schon bei seiner Eröffnung 2014 als gesichtslose Mall ohne große Highlights. Wenn ich so etwas besuchen will, dann wähle ich die größeren Alternativen in Dortmund, Essen oder Oberhausen. Recklinghausen war mir zuletzt keinen Besuch mehr wert.

Am vergangenen Wochenende kam mir dann ein Werbeprospekt der Stadt Recklinghausen in die Hände, das unter dem Motto ‚Altstadt Recklinghausen – Die Gute Stube des Ruhrgebiets‘ im Hochglanzstil zum Shoppen nach Recklinghausen einladen will. Da es zudem mit der charmanten Inga Strothmüller vom Hansa Theater Dortmund als Kopf der Kampagne wirbt, war ihm meine Aufmerksamkeit sicher.

Und da ich in dieser Woche ohnehin einmal komplett frei habe, habe ich die Gelegenheit am heutigen Montagvormittag gleich einmal ergriffen, mir ein paar frische Eindrücke vom Geschehen in der Recklinghäuser Altstadt besorgt.

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Buli: Konkurrenten schwächeln – Gibt es wirklich schon jetzt keinen echten ‚Bayernjäger‘ mehr?

DFB-Pokal und Meisterschale. Foto: Robin Patzwaldt
DFB-Pokal und Meisterschale. Foto: Robin Patzwaldt

Die Fußball-Bundesliga geht nun in eine zweiwöchige Länderspielpause. An diesem Wochenende hat sich jedoch noch einmal eine Diskussion aufgedrängt, welche wir auch in der vergangenen Spielzeit bereits geführt haben. Diesmal setzt sie jedoch bereits kurz nach Saisonstart im Herbst ein: Spielt der FC Bayern München sportlich tatsächlich ‚in einer anderen Liga‘?

Dass die Münchener wirtschaftlich einen riesigen Vorsprung auf die Konkurrenz haben ist eine seit Jahren bekannte Tatsache. Doch in der Vergangenheit konnten immer wieder Konkurrenten in den Titelkampf entscheidend eingreifen, die großen Bayern ärgern, ihnen sogar Titel wegschnappen. In den 90er-Jahren war das schon einmal der BVB, nach der Jahrtausendwende dann Werder Bremen, der VfB Stuttgart, der VfL Wolfsburg usw..

Zu Beginn dieser Dekade wurde dann erneut der BVB zu einem erfolgreichen Bayernjäger. Gewann 2011 und 2012 sogar zweimal in Folge die Meisterschaft. In den Jahren 2013 und 14 schlugen die Bayern dann mit aller Macht zurück, rüsteten ihren Kader sportlich massiv auf, holten mit Josep ‚Pep‘ Guardiola zuletzt einen internationalen Klassetrainer als Nachfolger von Erfolgscoach Jupp Heynckes an die Isar. Die Erfolge blieben nicht aus.

Nachdem im Vorjahr bereits wochenlange Langeweile in der Liga moniert wurde, sollte in diesem Jahr alles besser werden. Dortmund und Schalke wollten angreifen. Leverkusen wurde hoch gehandelt und auch Wolfsburg wurde als Geheimfavorit gehandelt. Nach Spieltag drei und dem BVB-Erfolg im ‚Supercup‘ diskutierten die sogenannten Experten noch allerorten, ob der Kader des BVB dem des FC Bayern vielleicht sogar leicht überlegen sei.

Nun, nur wenige Wochen später, ist alles wieder anders. Die Bayern dominieren die Liga scheinbar in einem zumindest schon lange nicht gesehenen Ausmaß.

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Die Fußball-Bundesliga und die häufig gar nicht so heile Welt ihrer Werbepartner


Vor knapp zwei Wochen sorgte der insgesamt ca. 300 Mio. Euro umfassende neue Werbedeal zwischen Borussia Dortmund und dem aus der ehemaligen ‚Ruhrkohle AG‘ hervorgegangenen Essener ‚Evonik‘-Konzern deutschlandweit für Schlagzeilen.

Der Kooperationsvertrag sichert dem Deutschen Fußball-Vizemeister der letzten beiden Jahre eine langfristig konkurrenzfähige Situation beim Kampf um die Ligaspitze mit dem FC Bayern München. Zumindest ein Stück weit.

Zufriedene Gesichter überall. Überall? Nein, längst nicht. Bei etlichen Evonik-Mitarbeitern sorgte der Deal für kritische Minen.

Konzernweit sollen bei Evonik nämlich in den nächsten Jahren, unter dem vornehm klingenden Titel ‚Administration Excellence‘, etwa 1000 Stellen in der Verwaltung abgebaut werden, was etwa 230 Millionen Euro an Kosten einsparen soll. Ziemlich genau also der in den BVB gerade frisch investierte Betrag. Dass das manch einem Mitarbeiter den schwarzgelben Torjubel zukünftig etwas erschweren dürfte, sollte klar sein.

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BVB-Mega-Deal mit ‚Evonik‘ wird die Spaltung der Bundesliga weiter vorantreiben

BVB-Chef Hans-Joachim 'Aki' Watzke. Foto: Robin Patzwaldt
BVB-Chef Hans-Joachim ‚Aki‘ Watzke. Foto: Robin Patzwaldt

Es war die Bundesliga-Meldung am gestrigen Freitag. Statt einer spektakulären Spielerneuverpflichtung, wie von vielen im Vorfeld vermutet, gab die Dortmunder Borussia am gestrigen Freitag bei der am Vortag noch etwas geheimnisvoll angekündigten Pressekonferenz die wirtschaftlich spektakuläre und langfristige Zusammenarbeit mit Hauptsponsor ‚Evonik‘ bekannt. Durch Verlängerung des Hauptsponsorenvertrages bis 2025 und den Einstieg des Konzerns mit 9% der BVB-Aktien, spült der Deal dem BVB alles in allem unglaubliche 300 Mio. Euro in die Kassen.

Ein schier unglaubliches Geschäft, welches trotz zunächst glücklich erscheinender Umstände für alle Fans des BVB, allerdings die Spaltung er Fußball-Bundesliga insgesamt ein weiteres stück vorantreiben wird. Eine, auch für mich als Anhänger der Schwarzgelben insgesamt wenig positive Entwicklung in der Eliteliga des deutschen Fußballs.

Der Kampf um die vorderen Plätze im nationalen Fußball droht nun in den nächsten Jahren vermutlich noch langweiliger werden, wenn Club-Boss Hans-Joachim Watzke & Co. sich nicht ganz ungeschickt anstellen in bei der Verplanung der nun verfügbaren Gelder.

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BVB gegen Bayern: Beckenbauer und Klopp zeigen den streitenden Führungsriegen wie schön eine gesunde Rivalität sein kann

Franz Beckenbauer und Jürgen Klopp. Foto: Sky/Carsten Fork
Franz Beckenbauer und Jürgen Klopp. Foto: Sky/Carsten Fork

Wenn heute Abend der BVB beim FC Bayern München antritt, dann hat das Spiel die wohl geringste sportliche Wertigkeit seit Jahren. Bayern hat sich bereits die Meisterschaft vorzeitig gesichert, der BVB braucht zwar noch ein paar Punkte, ist aber auch auf einem guten Weg in Richtung erneuter Champions League-Qualifikation.

So kommt es dann, dass die größten Aufreger der vergangenen Tage abseits des Fußballplatzes stattfanden. Es rauschte mal wieder kräftig im Blätterwald, als sich die Führungsriegen beider Clubs in Sachen eines alten Darlehens aus dem Jahre 2004 in die Haare gerieten. Unnötige ‚Nebenkriegsschauplätze‘!

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