DAGDZ: Ein Interview mit Dr. Lars Dittrich (II)

 

Was wird evolutionär aus dem Menschen? (Foto: rui barros / Flickr / cc-by-2.0)

Gestern gab es ja den ersten Teil des Interviews mit Dr. Lars Dittrich. Heute geht es nun weiter. Ohne lange Vorrede. Wo waren wir? Wir hatten uns der Frage zugewandt, wie das eigentlich genau ist mit dem menschlichen Bewußtsein…

Sebastian Bartoschek: Ich ahne den Fehlschluss in meiner Frage, aber ich frage sie trotzdem: Woher weiß denn mein Bewusstsein, wenn es weg war, dass es wiederkommen muss? Oder gestehe ich da dem Bewusstsein ein Bewusstsein zu, das es gar nicht hat?

Lars Dittrich: Ich glaube, was da als Überlegung ein bisschen drinsteckt, ist, dass ich selbst quasi mein Bewusstsein bin und wenn das unterbrochen ist, dann bin ich nicht da und wenn ich einmal weg bin, dann bin ich weg.

Sebastian Bartoschek: Ist das eine Fehlannahme?

Lars Dittrich: Ja, ich würde sagen, das ist eine Fehlannahme. Ein bestimmtes Aktivitätsmuster, das das Gehirn hervorbringt, wäre das Bewusstsein. Wenn das kurz aussetzt und dann wieder anfängt, dann ist das Bewusstsein kurz weg und dann wieder da. Und dass ich im Prinzip mit meinem Leben weitermachen kann und jetzt nicht nochmal von vorne anfangen muss, wenn das passiert, dafür sorgt mein Gedächtnis, und das ist was anderes als das Bewusstsein. Man hat heute die Vorstellung, dass das Gedächtnis durch die spezifische und wiederholte Verschaltung der Nervenzellen untereinander geformt wird. Und das sind gewachsene Hardware-Kontakte, die wirklich da sind. Die sind das Gedächtnis, da steckt die Information drin. Und die verändert sich natürlich nicht, wenn ich kurz einen „Reboot“ mache. Also wenn mich jemand k.o. haut und dann wache ich wieder auf, das wäre dann so ein Reboot, dann habe ich natürlich immer noch mein Gedächtnis. Das, was dann weg ist, ist das, was kurz vorher passiert ist – sprich was halt noch nicht als Hardware gespeichert wurde, sondern nur als Software.

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Pädophilie hat viele Gesichter, auch mit Geschichte.

Es ist nicht verwunderlich und das mag auch der Eine oder Andere bereits wissen: pädophil kann jeder sein.
Schätzungen zufolge sind zwischen 1 – 3 % der Bevölkerung
pädophil, wobei die Quote nur unter den Männern betrachtet nochmal auf ca. 5 % steigt. Theoretisch kann es also jeder sein: der einsam erscheinende Mann von gegenüber, der meist nur verstohlen den Blick hebt, während er ihn sonst stets auf den Boden richtet, konsequent beige trägt und zu fettigem Haar neigt, genauso wie der weltoffene Germanistik-Student freitags in der Kneipe. Und so abstoßend das die meisten von uns finden, geht es den Betroffenen oft tatsächlich auch.

Dabei weiß die Forschung zwischen verschiedenen Arten der Pädophile zu unterscheiden.

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Unpopuläre Fragen

Der New Yorker Times Square mit großflächiger Werbung für verschiedene Broadway-Musicals – UpstateNYer – Eigenes Werk – CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Nach der grundsätzlichen, sprachlich orientierten Frage, ob ‚Kapitalismus‘ nur eine Chimäre ist, denn anders als sprachlich ließe sich keine Frage stellen, allenfalls vermeiden, kommen nun weitere Probleme der westlichen Gesellschaften auf den Tisch, die allerdings in andere Gefilde als primär ökonomische führen:

Spätestens seit der Weltwirtschaftskrise von 2007 sind Fragen nach Neuerungen relevant geworden, Neuerungen, die bis in die Grundlagen der Wirtschaftswissenschaften reichen und sich mit menschlichem Verhalten beschäftigen, nicht einfach mit ‚Marktgesetzen‘. Abstrahierte man wie in überwiegender Weise zuvor vom Verhalten der Markteilnehmer, es bliebe, abschätzig formuliert, kaum mehr als eine sonderbare Metaphyik.
Besonders schlimm hat es jedoch einige gesellschaftliche Teilmärkte getroffen, die sich bereits vor der Krise kaum als solche beobachten ließen:

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Sonnenfinsternis – sind die Lehrer Schuld?

In diesem Bild haben wir eine Sonnenfinsternis versteckt. (Foto: Felix Huesmann)
In diesem Bild haben wir eine Sonnenfinsternis versteckt. (Foto: Felix Huesmann)

Ruhrgebiet – die gestrige Sonnenfinsternis blieb an Rhein und Ruhr ziemlich unspektakulär. Schuld war eine Wolkendecke und Nebelfelder, die den Blick auf das Himmelsspektakel verhüllten.

Gleichwohl sorgte unser Artikel über die Wissenschaftphobie einiger Schulen für Unmut. Lehrer meldeten sich, gaben an, dass die skurrilen Maßnahmen letztlich Anweisungen der Bezirksregierungen geschuldet war.  Wir Ruhrbarone machten uns auf den Weg, Licht ins Dunkel der Sonnenfinsternis zu bringen.

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Islamgelehrter mit LiveHack – „Und sie bewegt sich doch nicht!“

Medina – Fuck for Galileo! Fuck for Kopernikus! Die neuen Stars der Wissenschaft sind Menschen wie Erdogan. Das dachte sich auch ein „Gelehrter“ aus Saudi-Arabien, nämlich der Bandar. Der Bandar wollte jetzt auch seine 5-Minuten-Ruhm. Sofort!

Aber wie kriegst Du die? Klar, oder wie man jetzt sagt: PENG!,  mit einem hippen viralen Video bei dem du dich zum Clown machst.

So setzt sich Bandar hin, und erzählt kompletten Stuss darüber, dass die Erde angeblich still steht und nicht rotiert.

Und alle tun so, als würden sie ihn Ernst nehmen!

Ein wahrhafter Tro(ttel)l!

Neues PENG!-Video zu AstroTV

Die Aktivistengruppe PENG! hatte sich bei den Abzockern Lebensberatern von AstroTV eingeschlichen – und das ganze Sendekonzept ad absurdum geführt. Die Hellseher von AstroTV bedienten sich nun ganz unesoterisch der Anwaltschaft, um die Verbreitung des Videos zu verhindern.

Jetzt kontert wiederum PENG! – mit einem neuen Video – und einem Anruf bei AstroTV.

Erdogan – besser als das Original?

Besser als das Original?
Besser als das Original?

Ankara – Autokratische Herrscher sind immer für eine Überraschung gut, so auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er verkündete am Wochenende, dass seiner Überzeugung nach der amerikanische Kontinent nicht von Kolumbus (oder den Wikingern) entdeckt worden sei, sondern von Muslimen bereits im Jahre 1178. Das wirft Fragen auf.

Und wir wären nicht der investigativ-journalistisch-wissenschaftsaffine-menschenfreundliche Blog, der wir Ruhrbarone nun einmal sind, wenn wir nicht knallhart eben jene Fragen unserem NATO-Bündnispartner stellen

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Wir dulden Hass in unserer Mitte – wenn er grün ist

Warnt vor grünem Populismus Brynja Adam-Radmanic (Foto: Wissenskueche.de)

Wissenschaftsfeindlichkeit.

Eine paradoxe Sache. Während nur die Vielzahl von Entdeckungen und Erfindungen erst unser Leben in komplexen Gesellschaften ermöglicht, gibt es andererseits Tendenzen Fortschritt, auch wissenschaftlich-technischen, abzulehnen. Wir erleben sie im magischen Denken des „Binnenkonsenses“, der die Zuckerkugelindustrie Homöopathie von Wirknachweisen befreit oder auch in dem Hass auf die Hersteller gentechnisch veränderter Maissorten, egal durch diese Ablehnung Menschen auf der Südhalbkugel sterben oder nicht.

Diese Geisteshaltung nennt die Journalistin Brynja Adam-Radmanic „grünen Populismus“ und schrieb darüber einen Artikel in ihrem Blog „Wissensküche„, den wir nun als Crosspost bringen.

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Das Voynich-Mauskript: das Werk eines Autokopisten?

Weiss Jürgen Hermes was hinterm Voynich-Manuskript steckt? (Foto: Uni Köln)
Weiss Jürgen Hermes was hinterm Voynich-Manuskript steckt? (Foto: Uni Köln)

Das  „Voynich-Manuskript“ faszniert mich schon seit langer Zeit.

Ein Buch, das niemand lesen kann, das keine Fälschung ist, und dessen Wege recht verschlungen erscheinen. Immer wieder gibt es einzelne Personen, die glauben dieses mysteriöse Werk entschlüsselt zu haben. Die meisten sind Spinner.

Das ist aber völlig anders bei einem Artikel von  Jürgen Hermes (Foto),  der im Fach Informationsverarbeitung promoviert und im einschlägigen universitären Kontext tätig ist.

Nachdem ich seinen Blogbeitrag las, bat ich ihn für Ruhrbarone eben darüber zu schreiben; und er tat mir den Gefallen. Ist das Voynich-Manuskript also enträselt? Lest selbst:

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