Frühlingsfest(ival) auf PACT Zollverein

Multiverse von Louis Vanhaverbeken (Foto: Jolien Fangard)

Vom 31.3-2.4. fand auf PACT Zollverein das jährliche Frühlingsfest statt. Das „Performing Arts Choreographische Zentrum NRW Tanzlandschaft Ruhr“ – so der arg spröde Name hinter dem Akronym – und dessen Leiter Stefan Hilterhaus sind sich nur zu bewusst, dass Performance und Tanz in all seinen zeitgenössischen Ausprägungen nicht eben leicht ihr Publikum finden, selbst wenn sie oft mehr Aufmerksamkeit verdient hätten und meist weitaus zugänglicher sind, als gemeinhin vermutet. Deshalb sind neben dem hochkarätigen internationalen Programm auch immer wieder Formate

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Tanz-Uraufführung auf PACT Zollverein: Sleep Technique von Dewey Dell

DeweyDell-SleepTechnique. (c)John Nguyen

Eine sanfte Bodenwelle in der Mitte der Bühne, ein flacher Durchgang in der Rückwand, durch den archaische Gestalten hervorkriechen, sich langsam, unsicher, schemenhaft und wie wirbellose Wesen auf der nur vom unscharfen flackernden Licht des Beamers matt erleuchteten Bühne bewegen, sich in einem quälenden Stadium der Entwicklung befinden als würden sie sich verpuppen und ihre niedere Vorexistenz abzustreifen versuchen, manchmal in exzessive mechanisch immer und immer wiederholte Bewegung verfallen. Die Compagnie Dewey Dell zeigte am 3.3. auf PACT Zollverein „Sleep Technique“ als Uraufführung.

Die junge Compagnie ist zum ersten Mal auf PACT Zollverein zu Gast. Drei ihrer Mitglieder heißen Castellucci mit Nachnamen und sind die Kinder des Regisseurs Romeo Castellucci,

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Electro trifft Klassik beim C3 Festival in Zollverein

C3_Keyvisual_2013_smallHeute startet in zweiter Auflage das C3 Festival in Zollverein. C3 steht für „Club Contemporary Classical“.

An drei Konzertabenden gibt es auf der Bühne des Salzlagers Grenzgänge zwischen der Pop-Avantgarde und zeitgenössischer Klassik.

Herausragend im Line-Up sind die Auftritte von Matthew Herbert am Freitag Abend und Sonntag die Bang On Can All-Stars.

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„Zollverein soll nicht profanisiert werden“

Journalisten, die Zollverein fotografieren möchten, brauchen eine Fotogenehmigung. Und wer Werbebilder machen will, hat es ganz schwer.

Das Weltkulturerbe Zollverein kam dem Steuerzahler bislang teuer zu stehen: Über 160 Millionen Euro wurden in den Pütt und die alte Kokerei gesteckt. Heute sind Zollverein und der Oktopus Paul  die meistfotografierten Motiv des Ruhrgebiets. Der Doppelbock mit den vier Förderrädern wurde zum Symbol des Reviers. Kaum ein Bericht im Kulturhauptstadtjahr  ohne den Zechenturm.

Nun gibt es Ärger um die Bergwerks-Bilder. Der Deutsche Journalistenverband wirft der Stiftung Zollverein vor, Fotografen abgemahnt zu haben:

Der Deutsche Journalisten‑Verband hat als nicht hinnehmbar kritisiert, dass die Stiftung Zollverein Fotografen abmahnt, die Bilder der Zeche Zollverein auf ihren Internetseiten veröffentlichen. Den Hinweis auf eine angebliche Kostenpflichtigkeit einer Veröffentlichung von Bildern der Zeche, einem der bedeutendsten Industriedenkmäler der Welt, hält der DJV für geradezu grotesk. Es sei paradox, dass man einerseits das Bild einer weltoffenen europäischen Kulturhauptstadt-Region abgeben wolle, andererseits die Panoramafreiheit missachte.

Gegen die Vorwürfe wehrt sich Zollverein-Sprecher Rolf Kuhlmann: „Wir haben bislang niemanden abgemahnt“ sagt er auf Anfrage der Ruhrbarone. Überprüfen lies sich das nicht mehr. Beim DJV war vorhin niemand mehr zu erreichen. Privatfotos, sagt Kuhlmann, seien kein Problem, aktuelle Berichterstattung auch nicht. Ansonsten gilt: „Wer ausserhalb der aktuellen Berichterstattung fotografiert, braucht eine Genehmigung.“ Und die kann dauern. Zollverein empfiehlt eine Bearbeitungszeit von fünf Tagen einzukalkulieren. Das künftig Verstösse gegen die Hausordnung geahndet werden, wollte Kuhlmann nicht ausschließen.

Die Fotogenehmigung erhält man allerdings nicht, wenn man die zentrale Sichtachse für Werbeaufnahmen nutzen will. Was eigentlich eine gute Einnahmequelle für die teure Kulturzeche sein könnte, lehnt Kuhlmann ab: „Zollverein soll nicht profanisiert werden. Das sind wir den Bürgern schuldig, die den Erhalt Zollvereins mit vielen Millionen finanziert haben.“

Werbeaufnahmen können allerdings auch Fotos sein, mit denen Fotografen für sich werben – zum Beispiel mit schönen Zollverein-Bildern.  Die sind genehmigungspflichtig und können  Geld kosten – wenn sie denn erlaubt werden.

Die Betreiber der Website Comcologne können die Position von Zollverein nicht nachvollziehen:

Wenn Journalisten etwa das Weltkulturerbe Kölner Dom fotografieren und mit den Fotos dann ihre Arbeit „bewerben“, wäre das immer auch Werbung für Köln und die Kirche. Die sollte man auch auf Zollverein im Dorf lassen.

Die Restriktionen gelten allerdings nur für Fotos, die auf dem Zollverein-Gelände gemacht werden. Ausserhalb gilt die Panoramafreiheit. Die Stiftung-Zollverein erweist dem Ruhrgebiet mit ihrer Haltung einen Bärendienst. Jedes Foto macht den Pütt bekannter, ist kostenlose PR.

Ein wenig erinnert mich Kuhlmanns Haltung an seine Zeit als Chef von Radio-Emscher-Lippe. Damals war er stolz darauf, dass der Gelsenkirchener Lokalsender kein Schalke-Sender war. Leider war er auch so erfolglos, dass seine Aussenstudios in Bottrop und Gladbeck geschlossen werden mussten.

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Designstadt Essen – das Mauscheln beginnt

Die Essener Designstadt an der Zeche Zollverein ist ein Fake. Das wissen wir. Statt einer Stadt, gibt es nur ein Designhaus und da drin sind auch nur eine Handvoll Designer. Auf dem Gelände rund um diese Fata Morgana sollte die Designstadt entstehen. Eigentlich. Ein Scheich wollte die Grundstücke kaufen und drauf Hotels bauen und Gaststätten und sowas. Doch dann kam eine Erkenntnis. Nach EU-Recht darf  man öffentliche Grundstücke nicht einfach so an Scheichs verkaufen. Man muss sie öffentlich ausschreiben. Und das tat dann auch die Landesentwicklungsanstalt LEG als Eigentümerin der betreffenden Flächen. Wert der Immobilien: Etwa 5 Mio Euro.

Und jetzt wird es spannend: Die Frist für die Ausschreibung lief Ende Juli ab. Am 5. August nun hat die LEG die Ausschreibung aufgehoben. Das bedeutet, nach Ansicht der LEG hat bis dahin kein annehmbares Angebot vorgelegen.

Einen LEG-Sprecherin wollte auf Anfrage nicht sagen, wieviele Bieter es gab. Ob es überhaupt Bieter gab, oder ob die Ausschreibung so unanttraktiv geschminkt war, dass gar keiner geboten hat.

Die LEG geht nun weiter. In einem nicht öffentlichen Verhandlungsverfahren soll nun mit unbekannten Bietern weiter verhandelt werden über den Verkauf der Designstadtgrundstücke. Nur werden jetzt die Grundstücke nicht mehr öffentlich, wie im ersten Verfahren, ausgeschrieben, sondern mundgerecht und geheim zusammengeschnitten. Keiner erfährt, was verhandelt wird und mit wem verhandelt wird. Alles geheim.

Die Sprecherin der LEG sagt, sie darf nicht sagen, wieviele Bieter im weiteren Gespräch sind. Das würden gesetzliche Bestimmungen verbieten. Die Paragraphen, auf die sich die Sprecherin dabei beruft, untersagen tatsächlich, Interna aus den Verhandlungen zu verbreiten. Aber da steht nichts davon, dass nichts über die Anzahl der Bieter gesagt werden darf. Und da steht auch nichts darüber, dass nichts über die genauen Zuschnitte der zu verkaufenden Grundstücke gesagt werden darf.

Die LEG benutzt also die Wettbewerbs-Paragraphen, um den Mantel des Verschweigens über den Verkauf der Zollverein-Grundstücke zu legen.  Nocheinmal. Es ist verständlich, dass Interna aus den Verhandlungen geheim sind. Aber die Anzahl der Bieter ist kein internes Geheimnis. Das ist Quatsch.

Ohne Öffentlichkeit will nun die LEG unter konspirativen Bedingungen die erschlossenen Zollverein-Grundstücke verscherbeln. Man könnte auch sagen vermauscheln. Denn, was ist ein geheimes Verkaufen in Hinterzimmern denn sonst.

Ich biete eine Wette an. Entweder wird der Scheich die Grundstücke kriegen, oder der Bauunternehmer, der jetzt schon Grundstücke an der Designstadt hält.

Das ganze stinkt in meiner Nase bis zum Himmel.

 

Das Märchen Designstadt ist zuende…

Alles fing vor ein paar Jahren an, mit schweren Worten von Erfolgen, von Existenzen und so Sachen. Am Ende war es wieder nur ein ausgeträumter Ruhrpottraum, die Geschichte von der Designstadt Zollverein in Essen.

Das Haus Designstadt #1. Die Designetage ist grün markiert. Das ist alles, was von dem Plan blieb, eine Designstadt einzurichten. copyright: zollverein.de

Dabei hörte sich die Idee damals gut an. Die städtische Wirtschaftsförderung sprach von einem Platz für „Himmelsstürmer“, der im ärmsten Teil von Essen entstehen sollte. In der Broschüre „Freiraum Zollverein“ hieß es: „Insgesamt stehen 35.000 Quadratmeter Fläche zur Ansiedlung und Gründung von Unternehmen zur Verfügung.“ Die Rede ist da von der Zollverein School of Design, als einem Ort, „der Querdenkern und visionären Köpfen den nötigen Spielraum zur Verfügung stellt.“ Es gab Modelle, in denen sich duzende Gebäude in gewagten Konstruktionen zwischen Grünanlagen und Zechenbauten einfügten. Alles hell, lebendig, voller junger Leute. Ein Lockruf an alle Menschen aus der weiten Welt des schönen Scheins. Und oben drüber ein tolles Logo. Gefördert wurde das Ganze von der Essener Wirtschaftsförderung und der Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ).

Doch der Traum ist aus. Die School Zollverein, als Ankerpunkt der Designstadt, geriet schon ein Jahr nach ihrer Eröffnung im vergangenen Herbst in die Existenzkrise. Zu wenig Studenten, zu geringe Einnahmen. Die Gebühren für einen 20-monatigen Executive MBA waren mit 22 000 Euro wohl zu happig. Zumal über Deutschland hinaus bekannte Professoren kaum in der neuen Schule unterrichten wollten. Der spektakuläre Bau der Schule ist mit zuletzt noch 30 Studenten kaum ausgelastet und nur an wenigen Tagen in der Woche überhaupt geöffnet. Etwa 20 Mio. Euro Fördergelder stecken drin.

Das geplante neue Designstadt-Viertel hinter der Schule, neben der Kohlewäsche? Eine Brache, umzäunt, abgesperrt, leer. In der Mitte ein pinklakierter toter Strauch. Einmal lies sich ein saudischer Scheich mit Namen Hani Yamani im Helikopter über das Nichts fliegen und versprach 39 Mio. Euro in den Zollverein-Staub zu investieren. Nur an der folgenden Ausschreibung für das Gelände wollte sich Scheich Yamani nicht beteiligen. Investiert wurde auch nichts. „Zu Stolz“, hieß es bei der Wirtschaftsförderung.

Der Marktingleiter der EGZ, Ralf Thielen, bestätigt, das nicht viel von den Plänen umgesetzt wurde: „Die Designstadt, das ist heute ein Gebäude.“ Tatsächlich gibt es nur ein Haus, das den Namen trägt „Designstadt Nummer 1“. Mehr ist nicht da. Thomas Stratmann ist einer von den wenigen, die sich von den Versprechungen haben anziehen lassen. Heute sagt der Webdesigner: „Das ist hier nur Blendwerk.“

In dem Haus „Designstadt Nummer 1“ sitzen ein Hallenbauer, der fast nie da ist, ein Ingenieurbüro und noch ein paar andere Gewerke, die mit dem Kreativitätsbusiness soviel zu tun haben, wie ein Elektriker mit Malerei. Ein Haus „Designstadt Nummer 2“ wird seit Jahren geplant – jedoch bis jetzt nicht umgesetzt.

Die Kreativen sitzen ausschließlich in der ersten Etage der „Designstadt Nummer 1“: ein duzend Kleinstfirmen, mit meist einem Beschäftigten. Auch Thomas Stratmann wollte hier seine Agentur aufbauen. Er hoffte auf ein gutes Umfeld, in dem er Kunden und Partner auftreiben könnte. „Aber hier ist nichts. Hier ist eine Wüste drum herum.“


Der Traum vom Kreativbusiness löst sich auf wie ein Trugbild im Morgenlicht. Gebaut hat das Haus „Designstadt Nummer 1“ der Unternehmer Andreas Schürmann aus Dortmund. Von ihm mietete die Essener Wirtschaftsförderung fast zwei Etagen und vergab diese zu deutlich subventionierten Tarifen über die EGZ an die Design-Gründer weiter. Der geförderte Mietpreis lag etwa bei 8,50 Euro je Quadratmeter warm, inklusive Strom. Für ein kleines Bürozimmer, modern ausgestattet, zahlt beispielsweise ein Mini-Betrieb knapp 195 Euro.
Nun, laufen die Subventionsmieten aus. Und die Gründer sollen neue Verträge mit dem Unternehmer Schürmann abschließen. Dieser fordert jedoch einen Zins von etwa 16 Euro je Quadratmeter warm, inklusive Nutzung von Nebenflächen, wie Klo und Teeküche. Das belegen Mietunterlagen, die der Welt am Sonntag vorliegen. Wie viele Subventionen bislang insgesamt an Schürmann und in die Designstadt geflossen sind, wollte die Essener Wirtschaftsförderung auf schriftliche Anfrage nicht sagen. Es scheint, als seien die verpulverten Subventionen peinlich.

Den Kreativen in der „Designstadt Nummer 1“ ist die hohe Miete offensichtlich zu teuer. Sie kündigen Reihenweise ihre Mietverträge. Die Tarife in der Essener Innenstadt sind wesentlich günstiger. EGZ-Vermarkter Thielen bestätigt: „Etwa 50 Prozent der Verträge wurden bereits gekündigt.“ Dieser Zeitung gegenüber behaupteten dagegen fast alle Design-Mieter, ihre Verträge auflösen zu wollen. „Hier ist doch nichts wahr gemacht worden. Warum sollen wir hier bleiben?“, fragt Norman Bruckmann, der einen Internet-Fernsehsender aufbauen will. Statt auf eine interessante Umgebung blickt er auf einen Metallzaun. Der direkte Zugang zur Kohlenwäsche ist versperrt. Parkverbotsschilder stehen im Abstand von wenigen Metern.

Von der isolierten Lage am Rand der Brache Zollverein ist vor allem die Galerie von Christof Mika in der Existenz bedroht. „Ich hab hier viel investiert. Aber von den ganzen Versprechen wurde nichts gehalten“, sagt der Galerist. Er hat keine Mietsubventionen bekommen und alles aus der eigenen Tasche bezahlt. „Mir wurde immer wieder gesagt, hier geht es aufwärts. Aber nichts ist passiert. Der Scheich war doch auch nur eine Ente“, sagt Mika. Selbst ein gemeinsames Marketing sei immer wieder blockiert worden. Einen Newsletter unter dem Namen Designstadt durften die Designer jedenfalls nicht über das Internet versenden. Webdesigner Stratmann sagt: „Das ist die Leistung der Wirtschaftsförderung Schürmann.“ EGZ-Mann Thielen meint lediglich: „Wir werben nicht nach außen für die Designstadt.“

Nun hoffen alle auf die Zukunft. Die Landesentwicklungsgesellschaft NRW (LEG) hat als Eigentümerin der Brache rund um die Design-Etage einen europaweiten Wettbewerb ausgelobt. Neue Investoren sollen auf Zollverein Hotels bauen, Kneipen und Wohnungen. Das neue Viertel wird allerdings nicht unter dem Namen Designstadt angeschoben. Ergebnisse sollen im Juli präsentiert werden. Niemand wollte sagen, wie viele Interessenten sich beworben haben. Das sei geheim, heißt es.

Stattdessen wird gemunkelt, dass es auch gut sei, wenn die Ausschreibung scheitert. Dann könne die EGZ das Gelände von der LEG bekommen und versuchen, die Brache an befreundete Investoren zu geben. Vielleicht kommt dann ja auch Scheich Yamani zum Zuge, der sich ja nicht an der Ausschreibung beteiligen wollte.

Zum Schluss: Im Februar wurde bekannt, dass die Gesamtkosten von 150,3 Millionen Euro für den Aufbau von Zollverein zu einem Tourismuszentrum in diesem Jahr um 6,4 auf 156,7 Millionen Euro steigen werden.

 

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