Tagung ‚Prädemokratie‘, ‚Postdemokratie‘, ‚Autokratie‘?

Uni Marburg Foto: Oliver Geyer

Politische Ereignisse der jüngsten Vergangenheit haben die Frage nach dem Vergleich von Herrschaftsordnungen, ihren praktischen Auswirkungen und Entwicklungsdynamiken zunehmend evident werden lassen. Allein die im Jahr 2008 beginnende globale Finanz- und Wirtschaftskrise sowie  die politischen Umbrüche in Nordafrika zeigen die Dynamik in der Auseinandersetzung zwischen  demokratischen und autokratischen Regierungssystemen.

Dabei konkurrieren neben normativen  auch output-orientierte Dimensionen von sozialer und ökonomischer Effizienz.  Ausgehend von diesen Auseinandersetzungen will die Sektionstagung in Marburg (29.-31. März  2012) die Konturen der aktuellen politikwissenschaftlichen Herrschaftsforschung in vergleichender  Perspektive diskutieren.

Der gewählte Titel „’Prädemokratie‘, ‚Postdemokratie‘, ‚Autokratie‘? Zum  Stand vergleichender Herrschaftsforschung“ weist bereits darauf hin, dass es in der vergleichenden Analyse nicht nur um die Konkurrenz zwischen demokratischen und autokratischen Regimen geht,  sondern dass auch die Konsolidierungsprozesse und die Stabilität liberaler Demokratien in Frage stehen und Neujustierungen in der Analyse nötig machen. Während Colin Crouch den westlichen Demokratien attestiert, dass sie trotz demokratischer Institutionen „postdemokratische“ Tendenzen aufweisen, argumentiert Birgit Sauer demgegenüber aus feministischer Sicht, dass das Versprechen von Selbstherrschaft, Selbstbestimmung und Autonomie noch seiner Verwirklichung harrt. Hiernach sei vielmehr von einem prädemokratischen Zustand zu sprechen.

In der Transformationsforschung wird wiederum seit einer Dekade darüber debattiert, ob Demokratie als Referenzrahmen beibehalten oder aufgeben werden soll, um Veränderungen von politischen  Systemen empirisch einordnen zu können. So ist noch offen, ob hybride Systeme und Anokratien  eher aus der Perspektive der vergleichenden Autoritarismus- oder der vergleichenden Demokratieforschung analysiert werden sollten.

Ziel der Tagung ist es, die jüngeren, teils durchaus differenten Befunde der vergleichenden Demokratie- und Autoritarismusforschung auf ihre empirische Tragfähigkeit hin zu befragen sowie ihre theoriegeleiteten Ansätze vergleichend zu diskutieren:

• Demokratie und Demokratiequalität: Wann sind Demokratien als konsolidiert, wann als stabil zu bezeichnen?
• Autoritarismus: „Reloaded“ oder hinfällig?
• Anokratien und hybride Systeme: Sind neue Analysekonzepte notwendig?
• Demokratie und demokratische Praxis: Was geschieht im Raum der „ungeschriebenen Verfassungen“ (Verfassungswirklichkeit, politische Kultur,aber auch „unverfasste“ Institutionen, Strukturen und politische Akteure)?

Diese Fragen sollen auf allen politischen Ebenen behandelt werden, also von der lokalen bis zur EU- oder weltweiten Ebene.

Mehr Infos gibt es hier.

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