Eigentlich wollte ich nichts zum Tatort Dortmund schreiben. Aber jetzt mache ich es doch.
Immer, wenn ein neuer Ruhrgebietskrimi startet freue ich mich und hoffe, das er mir gefällt. Ich gehe mit einer überaus positiven Grundhaltung an die Sache ran. Was ich erwarte? Neben Bildern von Orten die ich kenne, das macht ja den Reiz von TV-Sendungen aus, die in der eigenen Umgebung spielen, eine spannende Geschichte und Figuren, die mir Spaß machen. Ich will unterhalten werden.
Am Sonntag wurde ich nicht unterhalten. Die Handlung, ein Mord im Schwulen-Milieu, kam mir verstaubt vor. Wir haben 2012 – Morde wegen nicht eingestandener Homosexualität waren vielleicht in den 70ern im Bayerischen Wald ein spannender Plot. Heute nicht mehr.
Spannend war es auch nicht. Ich lag zwar beim Mörder-Raten falsch und tippte erst auf den Pathologen, der im Internet nach Kontakten suchte, aber als der richtige Mörder entlarvt wurde, zuckte ich auch nur mit der Schulter.
Das ganze schleppte sich endlos hin. Die Dialoge waren hölzern und, das kann ich wirklich nicht mehr ertragen, komplett humorbefreit. Die Ermittler, vor allem Kriminalhauptkommissar Peter Faber, sind mir einfach unsympathisch. Klar, er hat Probleme, aber bei so einem interessiere ich mich nicht dafür.
Und dann diese blöde Methode sich in den Mörder hineinzuversetzen. Nicht mehr als ein billiger Trick, um die Handlung in Schwung zu bringen, wenn einem die erzählerischen Mittel ausgehen. Als es zu Ende war, war ich froh. Die Explosion holte mich aus dem Halbschlaf.
Dortmund ist voller spannender Geschichten und spannender, auch skurriler Gestalten. Wenn man die überzeichnet ist es doch nicht so schwer, einen guten Tatort zu machen, der nicht langweilt.
Hier gibt es den Tatort in der Mediathek – aber erst ab 20.00 Uhr.
Damit machst Du Dir keine Freunde. Wir sind doch so stolz hier!
@Berry: Das Ruhrgebiet hätte einen besseren Tatort verdient. Ich bin ka ein Tatort-Münster Fan. Auch wenn die Krimihandlung mal dünn ist, hat man trotzdem seinen Spaß. Immerhin war es kein Sozialarbeiter-Krimi wie die unsäglichen Köln-Tatorte.
Bei allem Respekt: Der Münster-Tatort ist doch eher eine Klamauk-Komödie. Sehr kurzweilig (deshalb schaue ich den auch), aber mit einem Krimi hat der nun wirklich nichts zu tun. Dafür sind die Fälle da viel zu dünn und primitiv aufgebaut. Wenn das der Maßstab für einen guten Krimi sein soll…
Für den Dortmund-Tatort hoffe ich, dass er sich noch weiter entwickelt. Die ersten Folgen eines neuen Teams sind häufig nicht besonders gut, da sich anscheinend erst einmal alles einspielen muss, die Charaktere eingeführt werden usw. Von daher habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben und würde auch die erste Folge im internen Tatort-Vergleich irgendwo im Mittelfeld ansiedeln. Auf jeden Fall um Längen besser als dieser elendige Ruhrgebiets-Tatort zur Kulturhauptstadt damals. Also mal abwarten.
Insgesamt muss man aber einfach festhalten, dass die Deutschen Schwierigkeiten haben, gute Krimis zu machen. Keine Ahnung warum, aber das kriegen andere einfach besser hin. Wenn ich das z.B. mit The Killing vergleiche, das gerade noch auf Arte wiederholt wurde…
@Stranger: Am liebsten wäre mir viel Action und Humor. Hab ich in Deutschland allerdings nur selten gesehen.
… ich hab während des Tatorts immer wieder im Teletext nachgeschaut, von wem ich nie wieder etwas sehen möchte:
Hauptdarsteller: Jörg Hartmann, Drehbuch: Jürgen Werner, Regie: Thomas Jauch
Das war so schlecht gespielt, geschrieben und in Szene gesetzt, dass es fast schon egal war, dass ich Dortmund nicht wiedererkennen konnte …
Zwei Dinge, die zeigen, dass der Ruhr-Tatort nicht ganz schlecht war:
Einmal die große Aufmerksamkeit in den Medien: Sowohl die hochjubelnden als auch die zahlreichen negativen Kritiken dazu lassen doch hoffen.
Zumindest hat niemand geschrieben der Kommisar wäre besser vom Dach gesprungen.
„ein Mord im Schwulen-Milieu, kam mir verstaubt vor. Wir haben 2012 …“
Das Outing in Fußballvereinen, ist leider nicht ganz aufgeklärt.
Dass Herr Laurin keinen großen Gefallen findet an einem Tatort-Konzept, das eher auf Psychologie, Atmosphäre und trockenen Humor setzt als auf „Action und Humor“ (hier: die mittlerweile unsäglichen Münster-Blödeleien), ist Geschmackssache. Soll er halt „Alarm für Cobra 11“ schauen oder einen beliebigen Hollywood-Actionfilm.
ABER: Den Homo-Plot als veraltet abtun, das ist eine Frechheit. Das Coming-Out ist für die allermeisten Jugendlichen nach wie vor ein enorm schwieriger Prozess, der selbstverständlich solche Blüten treiben kann und treibt wie in dem Dortmund-Tatort gesehen – gerade in „besseren“ Kreisen. Jeder Mensch, der im sozialen Bereich mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, wird bestätigen können, dass Homophobie hierzulande völlig normal ist – und kaum Besserung in Sicht. Deshalb ist es auch bemerkenswert, mit welcher Selbstverständlichkeit in diesem Tatort die homosexuellen Männer nicht als exzentrische Sonderlinge, sondern ganz normale Männer dargestellt wurden. Und für einige von denen sind ihre unnormalen Gefühle eben so schlimm, dass sie sich oder andere umbringen.
@Dr Opir: Cobra 11 habe ich noch nie ganz gesehen, immer nur mal kurz beim Zappen mitbekommen. Aber Hollywood-Action: Ja, sehr gerne! Her damit 🙂
@Laurin
Also ich fand den Tatort wirklich grandios. Aber so san halt die Geschmäcker…..
Übrigens:
Die ersten Kritiken zu Schimanski waren fürchterlich, bis vernichtend…. 🙂
Ich finde der TATORT wird immer brutaler. Man müsste nicht „den Mord selbst“ zeigen – bei den „alten DER ALTE“ Folgen tat´s auch ein rauchender Colt …
R. Blanke
Hat mal jemand mitgezählt, wie oft der Begriff „Dortmunder U“ gefallen ist? Da hat unser Chef-Kreativer Gorny bestimmt seine Finger im Spiel gehabt:)
Grundsätzlich sind die britischen und skandinavischen TV-Krimis, sowohl was den Humor als auch was die Action betrifft, besser und mutiger erzählt und inszeniert. Ich rätsele auch, warum das so ist. Ich glaube, man muß sich den Prozess um die gefeuerte NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze genauer ansehen, um auf die Antwort zu kommen; es hat was mit der Hierarchiestruktur der deutschen Anstalten zu tun.
Den direkten Vergleich kann man jeden Sonntag haben, wenn man auf Jauchs-Quatschbude verzichtet und im ZDF nachschaut, wo zur Zeit die schwedische „GSI-Göteborg“-Reihe läuft mit der ultraaktuellen V-Mann-Problematik. Die Bullen dort sind zwar clever, aber keine sauberen sondern allenfalls schmutzigeund oft brutale „Helden“, ganz wie im wahren Leben – genauso sind die Gangster keine Monster sondern Menschen, ohne idealistisch die Notwendigkeit eines Strafvollzuges zu leugnen. Wird der Zuschauer ohne „Gut-und-Böse“-Schema überfordert? Jedenfalls schlafe ich dabei nicht ein; und zum Bügeln komme ich dabei auch nicht, weil ich was Wichtiges verpassen könnte. Wer das schafft, schafft für mich TV-Kunst!
Dem Dortmunder Tatort sollten wir die Chance geben, sich in so eine Richtung zu entwickeln. Bzw. das von unserem WDR fordern, schließlich sind wir seine Chefs.
Ich fand den Tatort auch noch sehr holprig und sperrig, allerdings war es auch erst die erste Folge in der Konstellation. Gut möglich, dass sich das Team noch im wahrsten Sinne besser aufeinander einspielt. Aber auf „Humor“ im „Münsteraner Sinne“ legen es die Macher glaube ich auch gar nicht an.
Apropos Ruhrgebiets-Krimi. Bitte nicht als Schleichwerbung missverstehen, aber wir produzieren gerade „The Day It Rained Forever“ einen SciFi-Thriller Motion Comic, der im Ruhrgebiet des Jahres 2052 spielt und den wir als App vertreiben werden. Vielleicht trifft das ja eher deinen Geschmack… 😉
Hier ein paar Infos: https://www.facebook.com/TheDayItRainedForever
Dominik Graf sollte den nächsten machen. Und dann Fatih Akin. Und so weiter. Eine Wechselreihe 😉
Der Tatort war einfach nur extrem schlecht, da lohnt sich nicht mal ein Artikel drüber.
Die Tatorte der letzten Jahre haben mehrere Grundsatzprobleme: Sie sind
1. politisch oberkorrekt. Das heißt, daß alle Kommissarinnen wahnsinnig klug und cool, vorgesetzte Männer dagegen dümmlich und kleinkariert sind. Echte Partnerschaften mit Männern kommen nicht vor; die Männer an ihren Seiten sind entweder schwul, Weicheier oder wissen selbst nicht, warum sie überhaupt neben diesen Frauen existieren. (Ludwigshafen, Hannover, Bremen). Die Kommissare vertreten Positionen, die nur rot-grüne Schnarchnasen immer noch für links halten; Mann ist vor allem vom Elend der Welt betroffen. (Köln, Stuttgart, Berlin).
2. frisch von der Filmhochschule. Die meisten Folgen haben hektische und übernervöse Schnitte, eine Wackel-Kameraführung, die entweder bei Lars von Trier oder Jägermeister in die Schule gegangen ist, und Drehbücher, die ganz kleine Geschichten nach dem Ende der großen Geschichte erzählen wollen und dabei bloß hanebüchen sind. Ambitionierte, durch zahllose Besuche von Programmkinos gestählte Kritiker vermerken dann voller Stolz, daß in diesen Folgen endlich einmal traditionelle Sehgewohnheiten aufgebrochen würden. Daß mit diesen Filmchen aber vor allem die Bedürfnisse der Gebührenzahler abgebrochen werden, die am nächsten Morgen arbeiten müssen und daher am Sonntagabend ins Bett und nicht in die angesagte Kneipe gehen, scheinen deren Macher und Kritiker nicht auf dem wortwörtlichen Bildschirm zu haben.
3. ohne jedes echte Lokalkolorit: Münsteraner sind bieder und blasiert, Stuttgarter sind Spießer und lieben die Kleinfamilie, Duisburger sind laut und prollig, Berliner sind urban und existentialistisch, Kieler sind spröde und einsame Wölfe, Dortmunder sind heimatverbunden und BVB-Fans. Und das soll die Wirklichkeit dieser Republik sein?
Ich gebe Martin Böttger Recht: Gute Unterhaltung im Sinne des Wortes bieten etwa die Kommissare Beck und Wallander, auf deren Geschichten man sich nach den Tatortnervereien leider nicht jeden Sonntagabend freuen kann. Ich fordere daher für alle Drehbuchautoren und Regisseure der Tatorte mindestens zwei Zwangssemester ‚Semantik, Subtext und serielle Kontextualität der Spannungsbögen in skandinavischen Kriminalfilmen der nach-postmodernen Jahrtausendwende‘!
Tja, leider wirklich Geschmackssache; ich würde den Dortmunder Tatort aber durchaus im besseren Mittelfeld platzieren. Vergleiche mit Köln und Münster stinken, das sind zwar die beliebtesten, mir ist aber schleierhaft warum. Die ersten Schüttauf/Sawatzkis oder die Kurtulus´ waren immer spannender. Sogar Batic/Leitmeyer haben schon stärkere gemacht: https://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/2011/ausser-gefecht-100.html
Aber früher war ja eh alles besser 😀 (sogar Köln und Münster 😀
Bis auf die kleine Kommissarin (da liegt mein Eindruck aber vielleicht auch am Typ, den ich nicht leiden kann) haben alle eine gute schauspielerische Leistung abgeliefert, die Kamera hat am Anfang schwer genervt, konnte ich mir zum Glück weggucken. Auch wichtig: der Peinlichkeitsfaktor war noch im Rahmen (bis auf „…Dortmunder U“).
Alles in allem ok. Denke aber vor allem: der Schauspieler des Hauptkomissars hat Schlimmeres verhindert…
Gut fand ich ihn auch nicht, richtig schlecht aber auch nicht.
Wobei es dann doch ein oder zwei Dinge gab, die mich doch mächtig störten.
Ich finde zum Beispiel, vom Schwulen-„Milieu“ zu sprechen, doch ziemlich seltsam, das klingt nach „igitt“ und irgendwie verboten. Die Zeiten sollten wir dann ja doch hinter uns haben.
Und warum zur Hölle musste man dann doch noch irgendwie den kleinen dicken BVB-Fan im Trikot mit Bierpulle unterbringen? Klar gibt’s die, und Taubenzüchter-Opis gibt’s auch noch, aber das Ruhrgebiet oder Dortmund repräsentieren die auch nicht gerade. Höchstens in der Wahrnehmung derer, die noch nie hier waren.
Warum niemand Dortmund so richtig wiedererkannt haben will, versteh ich übrigens nicht, gerade das fand ich, mal abgesehen davon, dass Lünen mal direkt eingemeindet wurde, eigentlich eher gelungen, und ich bin noch nicht mal Dortmunder, sondern höchstens Freizeit-Dortmunder.
Das Drehbuch muss von der Redaktion „genehmigt“ werden. Und das wird von Jahr zu Jahr schwieriger.
Und dann das Geld. Mit 1.2-1.5 Mio kannst du halt diese Art von Tatort machen. Ein Sherlock kostet ein Vielfaches. Deshalb würde ich mir weniger Tatorte wünschen, die dann mehr Drehtage und mehr Drehbuchzeit.
Der Fahnder Hannes Faber (Klaus Wennemann) mit seinem Dienstwagen (hellgrüner Ford Granada) ist der ware „Faber“.
@Alf: Rüchtüüg! Faber, Max Kühn, Susanne, Rick und der unvergessene Otto (werd wieder gesund, Dieter Pfaff!) – das war wenigstens noch Krimi pur, ohne den unsäglichen Lokalkolorit auf Tourismuszentrale-Niveau. Wird übrigens grad auf HR wiederholt;-))
Richtig gaga war ja damals, dass die Serie eigentlich im Ruhrgebiet in einer Stadt mit Kfz-Kürzel „G“ (nach dem Mauerfall „GX“ wegen „G“ für Gera) spielen *sollte*, man aber immer bayrische BMW-Einsatzfahrzeuge (die mit der grünen „Bauchbinde“) und Münchner Straßenbahnen/Busse erspähte. Und dass Susannes Kneipe fast in jeder Folge anders aussah;-))
[…] Über die Qualität des Tatorts aus Dortmund kann man geteilter Meinung sein (siehe dazu auch hier bei den Ruhrbaronen: Tatort Dortmund – Die große Langeweile). […]