Die Oper am Rhein kämpft um das Überleben ihrer Duisburger Dependance. Gegen den Chor der empörten Retter der subventionierten Hochkultur stellt sich Reinhard Matern. Er verteidigt auf Xtranews die Pläne von Duisburgs Kulturdezernenten Karl Janssen die Opernehe mit Düsseldorf 2014 zu kündigen.
Die Pläne von Duisburgs Kulturdezernent Karl Janssen, die Opernehe zwischen Duisburg und Düsseldorf zu kündigen und damit den Opernstandort Duisburg aufzugeben, sorgen für Empörung. Das es dafür aber gute Gründe gibt, das eine Aufgabe der Opernehe für die Kultur in Duisburg vor allem eine Chance ist, zeigt Reinhard Matern auf Xtranews:
Durch die Aufkündigung der Gemeinschaft durch Duisburg werden Mittel frei. Nach dem geforderten Einsparvolumen von 7 Millionen € bleiben 4 Millionen übrig, um die heimische Kultur zu stützen: Nach Karl Janssen, wie die Rheinische Post berichtet, wird es dann möglich, Einrichtungen wie das Lehmbruck Museum, das Filmforum der VHS und die Philharmoniker hinreichend auszustatten, die Duisburger Akzente und die Traumzeit wieder zu ermöglichen, ebenso freie Projekte zu fördern. Dies käme einer Wieder- bzw. Neubelebung der hiesigen Kultur gleich.
Klingt für mich vernünftig. Übrigens: Als Duisburg massiv bei der Stadtbücherei sparte, ging kein vergleichbarer Aufschrei durch die Medien wie jetzt beim angekündigten Opern-Aus. Es macht scheinbar einen großen Unterschied, wer von Kürzungen im Kulturbereich betroffen ist. Die Freunde der Oper haben eine mächtigere Lobby als die Nutzer soziokultureller Zentren und Stadtbüchereien. Hier geht es zum ganzen Artikel.
Sinnlose „teure“ Hochkultur für Snobs. Wer braucht so was? Zwei oder drei Opernhäuser im Ruhrgebiet sollten völlig ausreichend sein.
Alt-OB Krings hatte immer seine schützende Hand über der Oper. Er hielt und hält vermutlich heute noch diese sogenannte Hochkultur für schützenswerter als die vielen tausend Einzelinitiativen von einheimischen Künstlern, die das mehrfache an interessierten Zuschauer begeistern. Etliche dieser bisher kaum, oder nicht nennenswert geförderten Theater, Kleinkunstgruppen, Einzelkünstler haben schon lange keine Förderung mehr erhalten und treten entweder auf eigene Kosten, oder gar nicht mehr auf. Die Förderung des KFZ-Hamborn z.B. liegt bei 20000 Euro im Jahr und soll auf Null reduziert werden.
https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/stadt-duisburg-dreht-traditionseinrichtung-kulturiges-den-geldhahn-zu-id5061494.html
Das bedeutet für den Norden der Stadt, bzw. der Einwohner, den absoluten kulturellen Tiefpunkt. Das Theater in der City kann beispielsweise von Personen, die auf ÖPNV angewiesen sind allein deswegen nicht benutzt werden, weil eben der Fahrplan den Außenbezirk in Neumühl so spät nicht mehr anfährt, dass eine Vorstellung dort bis zum Schluß gesehen werden könnte. Da hat sich allerdings m.W. noch niemand drüber aufgeregt, weil auch keiner auf die Idee käme, abends mit dem ÖPnV nach Duisburg zu fahren, um sich dort eine Vorstellung anzusehen. Wer kein Auto hat, müßte schon nach Oberhausen fahren. Das geht noch.
Dieses Ungleichgewicht in der Finanzierung kultureller Einrichtungen hat sich in den letzten 15 Jahren allein deswegen schon zu ungunsten der freien Kunst-und Theaterszene verändert. weil die Oper nicht in Einzelposten zerlegt werden kann.
Man muß sich da schon entscheiden, sie zu behalten oder abzuschaffen. Weil die anderen Kulturaktivitäten Scheibchen für Scheibchen aus der Finanzierung gestrichen werden können, und dies meist nur den Aufschrei der betroffenen Sparte provoziert, gehen Politiker meist lieber daran diese leiseren Maßnahmen zu beschließen.
Natürlich bin ich nicht für Kürzungen im kulturellen Bereich, aber hier geht es doch darum, dass es immer eine Kürzung geben wird, ob wir wollen, oder ob wir nicht wollen. Es fragt sich letztlich nur, wo gekürzt werden wird.
Das ist ein Interessenkonflikt, der darin besteht, dass diese eine einzige Einrichtung, weil sie nie Kürzungen erlitten hat, mittlerweile fast alleine dasteht, im Kulturangebot der Stadt Duisburg.
Beinahe alle anderen Angebote sind schon auf „künstlicher Beatmung“ eingefroren.
Viele dieser Angebote könnten aber reanimiert werden, und flächendeckend die Einwohner erneut mit Kultur versorgen, wenn die Oper heruntergefahren würde.
Früher war es schwierig, mit der Position, die Opernverträge mit Düsseldorf zu beenden, mehr als einen winzigen Kreis von Unterstützern zu bekommen.
Ich hatte Ende der Neunziger Jahre so einen Anlauf in der Fraktion der Duisburger Grünen bereits nach wenigen Tagen aufgegeben. Obwohl ich damals schon ähnlich argumentiert hatte, wie jetzt, war es nicht „rüber zu bringen“.
Jetzt ist der Verarmungsprozeß im Kulturbereich und den Finanzen aber schon so weit fortgeschritten, dass es mehr Anhänger einer solchen Idee zu geben scheint.
Und wie viel Geld sind in den geplanten Umbau der Kueppersmuehle gesteckt worden?
@Mao (3), Ihre Frage ist absolut berechtigt, und sie kann sicher einigermaßen genau beantwortet werden. (Weiß ich aber im Moment nicht.)
Aber ich verstehe nicht ganz, nein eigentlich gar nicht, in welche Richtung sie zielt.
Wollen sie damit sagen, dass es auch für andere Kulturbereiche große finanzielle Unterstützung gibt?
Oder wollen sie andeuten, dass Geld versenkt wird?
Die Frage ist für beide Positionen gut.
Ich weiß aber immerhin sicher, dass die Knete nicht aus dem Kulturetat stammen kann.
Der ist festgelegt.
Andererseits zeigt dieses Beispiel, dass man in Duisburg trotz der Finanznot immer noch noch recht sorglos mit dem Geld umgeht.
Was mich bei der Debatte etwas stoert ist die Verknuepfung zwischen ‚bei der Oper sparen‘ und ‚heimische Kultur stuetzen‘. Oper mag ‚Elitenkultur‘ sein, aber bei der naechsten Sparrunde heisst es dann ‚wer geht schon ins Lehmbruck-Museum?‘ oder ‚VHS hat ja nur Yoga-Kurse fuer die Mittelschicht‘. Der Spar-Diskurs wird fortgesetzt werden und Kultur ist immer vorne mit dabei…Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Kuerzungen bei der Oper mittelfristig zu Investitionen die laenger als max. eine Wahlperiode dauern fuehren. Geld im Kulturbereich das einmal ‚weg‘ ist kommt so schnell nicht wieder-egal, wie man persoenlich zur Oper steht die mich auch nicht besonders interessiert.
Wieviele Opern braucht eine Fünfmillionenregion und welche Entfernungen kann man einem Opernliebhaber zumuten, zu fahren, damit er auf seine Kosten kommt?
Auf der einen Seite, kann ich gut lachen haben, denn bei uns in Gelsenkirchen gibt es ein Opernhaus, zumindest macht das MIR (Musiktheater im Revier) Werbung, das schönste Opernhaus im ganzen Revier zu sein. Auf der anderen Seite gehöre ich zu denjenigen, die das MIR bislang lediglich wegen der spannenden Architektur besuchten. Die Musik, ob Musical, Ballett oder Oper geht mir großspurig am Allerwertesten vorbei.
Wenn ich meinen Jazz hören will, dann muss ich bis nach Münster, Köln oder Leverkusen fahren, während des Moers Festivals nur bis kurz hinter Duisburg, aber das geht nur ein paar Tage (25. – 28. Mai ist es wieder soweit 🙂 Die Jazzkonzerte, die in Gelsenkirchen stattfinden, kann ich an einer Hand abzählen. Für ein gutes Jazzkonzert muss ich meist mit wenigstens 50 Euro kalkulieren, auch wenn die Karte viellecht nur 20 Euro kostet. Aber der Rest geht für Sprit drauf und ein Bier hab ich davon dann auch noch nicht getrunken. Was zahlt ein Opernfan für seinen Konzertbesuch inclusive Transfer exclusive Glas Sekt, oder was man da so trinkt?
Andere Kiste: Wenn ich mir die derzeitige Diskussion anschaue, die in der Nachbarstadt Bochum um ein Konzerthaus geführt wird (hier wird ja regelmäßig darüber berichtet), dann frag ich mich, wofür braucht man in Bochum ein Konzerthaus, wenn keine 10 km weiter in Gelsenkirchen ein wunderschöner Musikpalast steht, in dem die Bochumer Symphoniker ein prächtiges Bild und wahrscheinlich einen erstklassigen Sound abgeben würden.
Bei Oper, Operette, Ballett, Musicals und weiten Teilen der klassischen Musik habe ich häufig den Eindruck, dass sie eine ähnliche Aufgabe erfüllen, wie das dicke fette Auto, das man sich kauft, um der Welt zu zeigen, was für ein dickes fettes Auto man hat. Vielleicht hab ich aber auch nur von Opern genauso wenig Ahnung wie von dicken fetten Autos…
Da Essen und Düsseldorf in wenigen Minuten von Duisburg aus erreichbar sind und beide Städte auch Open bieten…
was spräche dagegen?
Stichwort „Elitekultur“.
Ich kann die Argumentation von Teekay sehr gut nachvollziehen, dass eine solche Sicht problematisch sein kann.
man sollte möglichst alle Bevölkerungsschichten ansprechen.
Da zwei Oper jedoch in der Nähe sind und die Förderung wohl unvehältnismäßig hoch ist,
klingt der Vorschlag des Kulturdezernenten sehr logisch.
Zweierlei vorweg: Von Oper als Kunstform kann man halten, was man will. Und ich bin kein Duisburger. Ich assoziiere einfach mal frei.
Drei Städte, die sich (noch) eine Oper leisten: Chemnitz (ca. 240.000 Einwohner), Halle (ca. 230.000 Einwohner), Hagen (ca. 195.000 Einwohner).
Duisburg: 489.000 Einwohner (sagt Wikipedia).
Düsseldorf: 586.000 Einwohner (dto.)
Düsseldorf Kaiserswerth: Kaltmiete: 780 EUR Wohnfläche: 76 m² Zimmer: 2
Duisburg Rahm: 3 Zi KDB Balkon 70qm direkt am Wald WM (!) 641 €
Duisburger mögen mich zur Ordnung rufen, wenn Rahm zu den sozialen Brennpunkten gehört – aber ich habe meine Zweifel. Es scheint doch was zu kosten, wenn man an der Kö nicht mit Duisburger Nummernschild vorfahren will.
Worauf ich hinauswill: Die Existenz einer Oper in einer Großstadt ist ein „Bioindikator“. Heidelbeeren sind lecker. Zugleich sind sie eine Anzeige für nahrungsarmen Waldboden (https://www.wald-prinz.de/waldboden-was-zeigerpflanzen-uber-die-bodengute-aussagen/710#schlecht).
Kein Rahmer wird nach Düsseldorf ziehen, um seinen Weg zur Oper um 10 km zu reduzieren, wenn die Warmmiete von 641 auf eine Kaltmiete von 780 Euro steigt. Wird ein Chemnitzer nach Duisburg ziehen, „wenn es da nichtmals eine Oper gibt“? Sicher. Von Chemnitz nach Duisburg zieht man nur, wenn man muss.
Was aber ist mit all den Leuten, die „das Lehmbruck Museum, das Filmforum der VHS, die Philharmoniker, die Duisburger Akzente oder Traumzeit“ besuchen. Vielleicht sogar fördern (es soll ja gelegentlich auch Spenden für Kultur geben). Oder fördern werden. Welches Signal erhalten die, auf die es in der Kultur ankommt, wenn Chemnitz, Halle und Hagen sich den Luxus einer Oper leisten, Duisburg aber nicht mehr? Freie Kultur ist die Heidelbeere des Kulturetats: Sie wächst nur, wo anderes nicht mehr wächst. Und sie ist noch viel leichter abzuholzen.
Das kulturelle Leben einer Stadt kann insgesamt nur funktionieren, wenn ein Bruchteil ihrer Bürger Kultur ernstnimmt. Darum ist es im Ruhrgebiet sowieso nicht gut bestellt. Die Kultur im Ruhrgebiet krankt zuallererst daran, dass es nicht genug Bürger gibt. Wer sich auf das durchschaubare Spiel einlässt, Elite gegen Breite, Oper gegen Soziokultur auszuspielen, muss sich fragen lassen, ob er oder sie nicht Opfer des Stockholm-Syndroms geworden ist. Sich zur Geisel derjenigen zu machen, die Opern schließen, heißt für Künstler nur, den eigenen Tod auf schäbigem Wege um weniges herauszuzögern.
Ich glaube nicht, dass die Begriffe „Elite-Kultur“ und „Elite“ im Zusamenhang mit dieser Diskussion um die Stellung der Oper, angebracht ist. Diesen Begriff würde ich ganz anderen Zielgruppen zuordnen. Theaterkarten, „Opernkarten“ sagt man wohl nicht, sind viel preisgünstiger als andere Eintrittskarten, also leicht erschwinglich für jeden.
Und Opern werden auch von allen Kreisen der Bevölkerung besucht, wenn auch insgesamt nur im geringen Maße. Verblüffend ist aber, dass viele intelligente Leute, die selber nicht hingehen, hartnäckig daran glauben, dass dort irgendeine „Elite“ anzutreffen sei.
Leute, geht doch einfach mal dahin, um euch die Opernbesucher anzugucken.
Wenn Ihr dann noch von „Elite“ redet, ist Euch kaum noch zu helfen.
Fakt ist doch, dass Duisburg gar keine eigene Oper hat. Ganz im Gegensatz z.B. zu Essen oder Dortmund. Obendrein zahlt die Stadt unverhältnismäßig viel für ihren Teil an der rheinischen Oper zu Düsseldorf. Deswegen ist hier eine ganz andere Ausgangsituation für die Spardebatte.
Dass es auch in Duisburg zuerst an die Kultur geht, ist zwar grundsätzlich zu kritisieren, aber, da gebe ich Tuxderpinguin (#7) recht, ist der kulturelle Verlust auf Grund der überdurchschnittlich schnellen Erreichbarkeit von Essen und Düsseldorf für die Duisburger relativ leicht zu verkraften.
Der politische Deal dabei kann aber nur sein, dass die Versprechungen des Duisburger Kulturdezernenten auch eingehalten, bzw. in einem richtungsweisenden und haushaltsrechtlich abgestützten Ratsbeschluss abgesichert werden.
Was macht denn Duisburg dann mit dem Gebäude, wenn da keine Oper mehr drin gespielt wird?
#6 Musical = Klassik? Waren Sie schon mal in einem Musical? Oder in einer Oper? Anscheinend nicht, denn im Gegensatz zur subventionierten Oper ist das Musical privatwirtschaftlich aktiv, macht also Gewinne. Wodurch? Durch Singsang á la „Hairspray“ mit Ochsenknecht und Co.
Also, lasst die bestehende kulturelle Vielfalt der Region bestehen, fördert diese und stampft dafür alle zusätzlichen Projekte (Musikzentrum Bochum) ein!
#11 Was Duisburg dann mit dem Gebäude machen kann? Warum nicht abreißen, um ein neues EKZ auf der frei werdenden Fläche zu bauen 😉
@Arnold Voß,
Arnold, es ist bisher erst angedacht, aber die Liste dessen, was die Dezernenten zur Zeit andenken ist so lang und so bitter, dass das Thema Opernkooperation aus meiner Sicht nur noch eine Nebensache ist.
Die WAZ schreibt darüber „Sparen bis zum Umfallen“
Sieh mal, was da kommen soll.
https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/sparen-bis-zum-umfallen-id6619854.html
So, für alle Kenner hier, oder solche, die es noch gerne werden möchten:
Es geht hier nicht nur um die sogenannten „Opern-Freunde“, sondern auch um die „Tanz-Freunde“! Wie das wird vielleicht der ein oder andere fragen, es geht doch um die mögliche Aufkündigung der Opernehe.
Das Theater Duisburg ist ein klassisches 3-Sparten-Haus, dessen Opern- und Tanzprogramm auf Basis der Fusion mit der Düsseldorfer Oper (zusammen firmieren sie unter „Deutsche Oper am Rhein“) funktioniert.
Im Bereich Schauspiel wird ebenfalls auf Fusion gesetzt – und zwar mit verschiedenen Theatern der Umgebung.
Dadurch kann Duisburg seinen Bewohnern ein qualitativ hochwertiges Programm bieten, zu dem es allein nicht imstande wäre.
Hinzu kommt, dass die Duisburger Philharmoniker, so es zur Auflösung der Opernehe käme, einen beträchtlichen Teil ihrer Einnahmen verlören, da sie zu 70% für den Opern- und Tanzbetrieb tätig sind – für diesen eingekauft werden. Die Auflösung der Philharmoniker wäre dann der nächste Schritt, lohnt sich aber nicht, da man 80-90% der Personalkosten weiterzahlt, ohne dass jedoch ein Musiker dafür spielt, (siehe TVK).
Wer jetzt glaubt, dass die wenigen – gemessen am kulturellen Verlust – frei werdenden Mittel in einer Stadt wie Duisburg in die Kultur fließen, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.
PS: Gruselig wird es immer dann, wenn angefangen wird, die einzelnen Kunstsparten gegeneinander auszuspielen, um sie darüber hinaus noch mit Stereotypen zu belegen.
Ach, eh ich es vergesse, ja ich bin gegen das Bochumer Musikzentrum, aber ich dagegen, eine gewachsene Struktur zu zerschlagen, zumal Duisburg dann absolut drittklassig wäre und nur noch eine Haltestelle zwischen Düsseldorf und Essen, bei der man es tunlichst vermeidet, auszusteigen.
Fragen wir mal so: Was hat in Duisburg überregionale Strahlkraft? Der Hafen, das Lehmbruckmuseum, die Deutsche Oper am Rhein samt Ballet.
Das wars.
Sparen wir die ach-so-elitäre Hochkultur weg, bleibt ein Hafen übrig. Von „Stadt“ brauchen wir dann nicht mehr zu sprechen.
@ Helmut Junge # 14
Danke für den Link. Die Zeit des Verdängens scheint endgültig vorbei. Es geht eindeutig zur Sache. Es gibt jedoch einen zentralen Unterschied zwischen derm Ausstieg aus dem Opernanteil und vielen der anderen Kürzungen. Die Oper am Rhein wird weiter bestehen bleiben, da die anderen, wesentlich reicheren, Städte sie auch alleine weiterfinanzieren können und werden.
@ Wawa # 12
Man kann nicht einerseits den Bochumern das neue Musikzentrum ausreden und andererseits die kulturelle Vielfalt der Region erhalten und fördern wollen. Im übrigen verschwindet die Oper am Rhein nicht dadurch, dass Duisburg daraus aussteigt. Die anderen, wesentlich reicheren, Städte werden sie nämlich weiterführen und die Duisburger können sie weiterhin besuchen.
@ Urmelinchen # 15
Auch in Bochum gibt es ein gewachsene Struktur, denn die Bochumer Symponiker bestehen schon lange und sie haben es geschafft, dass auch ein Teil der Bochumer Bürger durch privaten Spenden das neue Musikzentrum zu einem großen Teil mitfinanzieren wollen.
@ Arnold Voss
Natürlich „verschwindet“ die Rheinoper nicht dadurch, dass die Fusion aufgekündigt wird. Fragwürdig ist aber, ob sie noch auf dem bisherigen Niveau wird agieren können. Wird ein Choreograph wie Martin Schläpfer, der das Ballett der Rheinoper enorm vorangebracht hat, so dass es wieder in der nationalen Liga mitspielt, unter diesen Umständen seinen Vertrag verlängern? (Die ästhetischen Vorstellungen seines Vorgängers Vamòs taugten dazu leider nicht (mehr)).
Und welche wesentlich reicheren Städte meinen Sie, die hier einsteigen könnten?
Etwa Köln? Die Stadt, mit der denkbar schlechtesten Kulturpolitik, insbesondere in Sachen Tanz. Da graut es mir jetzt schon.
Was die Debatte um das Musikzentrum in Bochum anbelangt, so geht es hier in erster Linie um eine Spielstätte und zwar um eine eigens für die BoSy gebaute. Die viel beklagte Heimatlosigkeit der BoSy hängt übrigens auch damit zusammen, dass sie die Vorschläge , die die Stadt ihnen seit den 1990er Jahre diesbzgl. machte, abgetan hat. Bloß kein vorhandenes Gebäude umbauen lassen – lautet die Devise.
Und wenn ich mich entscheiden muss, zwischen künstlerischer Qualität/Vielfalt bzw. zwei Sparten und einem Gebäude, so wähle ich eindeutig die künstlerische Qualität/Vielfalt. Dass diese mitunter von den (räumlichen) Umständen abhängt, ist unbestritten, und dass insbesondere die Probensituation der BoSy alles andere als optimal ist, geschenkt.
Aber wenn ich für einen Augenblick das Niveau des Kirchturmdenkens verlasse und Kulturförderung regional betrachte, so favorisiere ich massiv den Erhalt der Opernehe, auch wenn es bislang nur zum Unterschreiben der Petition langte, und vertage den Bau des Musikzentrums lieber auf „bessere Zeiten“. An den BoSy kann ich mich ja trotzdem weiterhin hier in Bochum berauschen. Sie sind dadurch ja nicht akut von einer Auflösung bedroht.
@Urmelinchen (20)
Jetzt reduzieren Sie die Gesamtproblematik selber darauf, dass die Rheinoper durch die Aufkündigung der Fusion „natürlich nicht verschwindet“, dass allerdings vermutlich Herr Martin Schläpfer dann nicht mehr zur Verfügung stehen könnte, und dadurch das Niveau nicht mehr zu halten sein wird.
Interessiert Sie eigentlich überhaupt nicht, dass es sich um einen Einschnitt im Kulturbereich handeln wird, der insgesamt ein Volumen vo über 29 Millionen Euro umfaßt, in dem die Kündigung der Opernehe mit 7 Millionen Euro nur einen winzigen Bruchteil ausmacht?
Ich bringe hier mal die Vorhaben, die den Kulturbereich betreffen als Auszug aus dem WAZ-Artikel:
„Volumen 27,9 Mio Euro.
Schließung von Stadtteilbibliotheken: 491.910 Euro; Reduzierung Schülerspezialverkehr 316 434 Euro; Schulschließungen 2,9 Mio Euro; Aufgabe der Sprachförderung: 1,5 Mio Euro; Umsetzung Sparkonzepte VHS und Musik- und Kunstschule: 613.000 Euro; Einstellung Bücherbus: 86.510 Euro; Kündigung der Opernehe mit Düsseldorf: 7 Mio Euro; Erhöhung der Elternbeiträge in Kitas: 6,3 Mio Euro.“
https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/sparen-bis-zum-umfallen-id6619854.html
Sorry @Urmelinchen, wenn ich das lese, platzt mir der Kragen.
Schulschließungen, Schließung der Stadtteilbibliotheken, Einstellung Bücherbus, Aufgabe der Sprachförderung, Umsetzung Sparkonzepte VHS, Musik- und Kunstschule und andere Einschnitte, die den Eltern wehtun.
Ihnen macht aber Sorge, dass das Niveau an der Oper leidet?
Und die Kinder, für die dann Bücher in 15 km Entfernung zu suchen sind?
Ich weiß nicht, welch ein Mensch aus mir geworden wäre, hätte ich als Kind nicht die verschiedenen Stadtteilbibliotheken zur Verfügung gehabt.
Wohnen Sie eigentlich in Duisburg? Würden Sie da Ihre Kinder aufwachsen lassen wollen? Ohne Bücher, ohne VHS? ohne usw.?
Kann es sein das Düsseldorf schuldenfrei ist und die Oper am Rhein gefälligst alleine bezahlen soll. So aus Duisburger sicht?
#22
Im Gegensatz zu einer Ruhrgebietsstadt wie beispielsweise Bochum hat Düsseldorf sein „Tafelsilber“ verkauft, um schuldenfrei zu sein. Die Stadtväter veräußerten die Stadtwerke-Anteile an EnBW und trennten sich nun für gut 360 Millionen Euro von fast allen RWE-Aktien. Eine Befreiungsschlag
Hier in Bochum z.B. bleibt man lieber in der Zange der Schulden – auch weil man seine Anteile nicht verkauft. Ob und wenn ja inwieweit Duisburg noch über Tafelsilber verfügt, weiß ich nicht.
Hier in Bochum klammert man sich lieber an sein Silber und dreht stattdessen kräftig an der Gebühren und Steuerschraube, um Mehreinnahmen zu generieren. Aber lassen wir die Bochumer Politik, die meines Erachtens wirklich grauselig ist.
#21 Ich hoffe, dass Ihnen nicht wirklich der Kragen angesichts meiner Ausführungen, die übrigens in Kommentar 20 nicht dem Artikel, sondern den Äußerungen Arnold Voss‘ galten, wie auch deutlich vermerkt.
Auf Ihre Unterstellungen wiederum, deren Tenor ja in etwa besagen, dass ich ausschließlich an der künstlerischen Qualität interessiert und mir die Bildung der Kinder indes gänzlich unwichtig wäre, habe ich keine Lust einzugehen. Wie gesagt meine Antwort galt dem Kommentar von Herrn Voss und nicht dem vorangegangenen Artikel.
Vielmehr ist es doch zu überlegen, was es auf lange Sicht für Konsequenzen gibt, wenn die zentralen Kultureinrichtungen einmal zerschlagen sind. Am Ende mutiert Duisburg zu irgendeinem Vorort, den keine Stadt haben will. Leider geht es der Freien Szene immer zuerst an den Kragen – das geht finanzpolitisch immer besonders leicht und schnell. Doch wenn das Eingemachte erst einmal verspeist ist, dann sind auch die Lichter aus.
@Urmelinchen,
da ich Sie doch gar nicht kenne, wäre es auch sinnlos, wenn mir Ihrer Aussagen wegen der Kragen platzen würde. Der Satz steht hinter dem Link, bzw. hinter den vorgestellten Kürzungsabsichten.
Also bezieht er sich auf diese Planungen und nicht auf Ihre Äußerungen.
Sie haben sich aber tatsächlich bisher nur im Zusammenhang mit der geplanten Auflösung der Operngemeinschaft geäußert und allein diese kritisiert. Von den anderen Einschnitten haben Sie bisher wirklich nicht gesprochen.
Darauf habe ich Sie, auf die mir eigene, anerkannt konziliante Art, aufmerksam gemacht. Das habe ich ausschließlich deshalb getan, weil wir uns hier gerade in einer hochbrisanten politischen Diskussion befinden, bei der es um die Verteilung der jämmerlichen Restmittel geht, die die Stadt Duisburg noch selber vergeben darf.
Und dabei habe ich eindeutig eine andere Position als Sie, und die vertrete ich, auch wenn Sie sich „nicht auf den Artikel beziehen, sondern auf die Argumentation von Herrn Voß“.
Für mich haben die Kürzungen in den anderen Bereichen eine höhere Brisanz als die Auflösung der Opernehe, die ja nicht einmal die Schließung der Oper bedeutet, wie Sie selber schrieben.
Allerdings wäre es mir lieber, wenn es genügend Geldmittel gäbe, um die kulturellen Einrichtungen, die schon vorhanden sind, sogar noch besser auszustatten.
In diesem Fall hätten wir uns vermutlich gegenseitig nicht viel zu sagen.
#24 Gut, dass Ihr Kragen noch an Ort und Stelle sitzt, insbesondere wenn es sich um einen so einen konzilianten Menschen handelt, als den Sie sich ja beschreiben. 😉
Wem wäre nicht daran gelegen, die bestehenden Einrichtungen besser auszustatten. Keine Frage.
Aber wie gesagt, ich glaube, sind erst einmal die kulturellen „Bollwerke“ mitsamt ihrer Education-Arbeit zerschlagen, dann sind die vermeintlich geretteten Bereiche halt bei der nächsten Sparrunde dran. Das ist dann nur noch Pillepalle und geht wohlmöglich ohne viel Aufsehen vonstatten.
Das bedeutet nicht – um eine mögliche Unterstellung Ihrerseits im Vorfeld zu vermeiden -, dass Bücherbusse & Co. Pillepalle sind. Ganz im Gegenteil. Mir liegen Begrifflichkeiten wie Hoch- und Populärkultur sowie die damit verbundenen stereotypen Konnotationen fern.
Doch zurück zu Duisburg: Bollwerke futsch (Auch wenn die Rheinoper gänzlich schließt, so werden de facto ihre Pforten in Duisburg geschlossen sein. Nennen Sie es meinetwegen „Teilschließung“, um ganz korrekt zu sein.) – rasante Talfahrt nach unten. Die bürgerlichen Schichten, gut Ausgebildeten etc. werden sich noch stärker weg orientieren. Mögliche Investoren werden in ihren Planungen an Duisburg nicht einmal mehr einen Gedanken verschwenden. Freie Szene wird ein Terminus aus längst vergangenen Zeiten sein. Kommentar #8 beschrieb das drohende Szenario recht anschaulich.
Wie gesagt, die eine Seite mag die ästhetische Qualität, die künstlerische Vielfalt sein, über deren Erhalt man sicherlich unterschiedlicher Ansicht sein kann, das andere ist die Signalwirkung und die daraus resultierenden Konsequenzen, die von einer derartigen Schließung ausgehen.
@ Urmelinchen
Nochmal: Die Rheinoper verschwindet nicht, die Stadtteilbibliotheken in Duisburg z.B. tun dies aber. Das ist die konkrete Entscheidungslage. Die Opernkunden in Duisburg werden deswegen nicht weniger, denn sie werden nach Düsseldorf oder Essen fahren. Die Kinder und Jugendlichen in den Stadtteilen werden das Problem nicht so einfach lösen können. Sie werden in der Mehrzahl eher keine Bibliothek mehr besuchen.
Wo also fällt hier ein kulturelles „Bollwerk“, Urmelinchen?
@ Voss
Das „Nochmal“ hätten Sie sich sparen können. Es lässt Ihren Kommentar altklug, meiner Meinung nach gar „vatihaft“ wirken. Es fällt auf, dass sobald man nicht ins gleiche Meinungsrohr trötet wie manche (ältere?) Herren hier, sofort ein Duktus angeschlagen wird, der auf unangenehme Weise belehrend ist, so als wollte man(n) sagen: Mensch, nun versteh‘ doch endlich, was Sache ist.
Ich denke, das braucht’s nicht, um zu diskutieren, oder?!
Nicht alles was ihnen nicht passt, müssen sie gleich mit „altväterlich“ abtun, Urmelinchen. Beantworten sie stattdessen einfach meine Frage. Bitte. Oder finden sie eine Frage als solche schon als belehrend?
@Arnold Voss,
Du hast @Frau Urmel genau die Antwort gegeben, die sie von mir selber bekommen hätte, wenn ich hätte antworten wollen.
Auf die Sache bezogen, gibt es also kaum noch eine offene Frage, die noch nicht durchgekaspert worden wären.
Und Argumente sind nun mal nur durch bessere Gegenargumente zu entkräften.
Jetzt aber taucht durch eine junge? mittelalte? Frau? ein Gedanke auf, den ich für interessant halte. Klar will ich sagen: „Mensch, nun versteh’ doch endlich, was Sache ist.“
warum diskutiere ich sonst?
Aber als ich 15 Jahre alt war, wollte ich das auch schon. Bisher dachte ich, dass das, zumindest bei mir, völlig unabhängig vom Lebensalter wäre.
Dass das „auf unangenehme Weise belehrend ist“, ist doch m.E. schlicht daran gekoppelt „Überzeugen zu wollen“, jedenfalls ist es bei mir nicht zusätzlich beabsichtigt.
Heutzutage gibt es allerdings kaum noch so harte Diskussionen, wie es sie in meinen jungen Jahren gab. Diese Frau Urmel hat da wohl, innerhalb ihrer Altersgruppe wenig Gelegenheiten, hart zu diskutieren. An den Unis kann man das sowieso nicht lernen.
Das weiß ich durch lange Erfahrung.
Aber auch diese Frau? ist unartig. Ähnlich wie ein anderer Bochumer samt seiner Frau nennt Sie ihre Diskussionspartner nicht beim vollen Namen, sondern gelegentlich mit der Kommentarnummer. Du bist da wohl etwas besser dran als ich. Ich reagiere oft aggressiver drauf, als sonst, und ich habe das mehrfach deutlich gemacht, dass ich solche Anreden nicht mag. Dies als Schwäche auszunutzen ist in der Politik üblich, aber bringt meist nicht viel, weil das spontan erfolgen muß.
In so einem Bloq habe ich aber viel Zeit. Da kann ich einen ganze Tag überlegen, was ich antworte.
Tatsäch hatte @Höddeldipöpp mir vor langer Zeit, und zwar während der brutalsten Diskussion, die ich je geführt hatte, mir bescheinigt, dass ich „konzilianter“ sei, als er. Damit hat er mich zwar verblüfft, aber das habe ich gerne angenommen.
Ich habe diesmal unter meinem Namen einen Link angegeben, aus dem man mein Alter ablesen kann.
Das werde ich aber wieder einstellen, weil es zusätzlichen Aufwand macht.
Sehr geehrter Herr Junge,
sehr geehrter Herr Voss,
zunächst einmal war mir nicht bekannt, dass Sie, Herr Junge, wert auf die volle Anrede legen. Die „Unartigkeit“ (auch schon wieder so ein Vatiwort) resultierte also aus Unwissenheit.
Ansonsten ergehen Sie, Herr Junge, sich in Ihrem Kommentar in einer geradezu unerträglichen Selbstdarstellung, die zusammengefasst besagt: 1) wir konnten noch so richtig diskutieren – damals 2) an den Unis ist das nicht möglich, ich weiß wovon ich spreche. Puuuuuuuuuuuh, und das alles, obwohl ich Sie in meinem letzten Kommentar gar nicht angesprochen habe. Genau das ist diese altväterliche Attitüde par excellence, von der ich sprach.
Überzeugen wollen, klar, davon lebt, die Diskussion, aber das WIE will auch stets bedacht werden.
Herr Voss, mittlerweile sind wir überspitzt formuliert beim Punkt angelangt: Bücherbusse vs Oper, Kinder vs Kulturbesucher. Derartiges auszudiskutieren ist nicht meine Sache, weil es auf ein aus meiner Sicht Gegen-einander-ausspielen hinausläuft und jede Diskussionspartei die eigenen Argumente geradezu wiederkäut.
Wie Sie, mir dies nun wiederum auslegen, bleibt Ihnen überlassen.
Ihnen einen guten Start in die Woche.
Freundliche Grüße, die „unartige“ Frau Urmel 😉
@ Helmut Junge
Ich weiß/wusste nicht mal ob Urmelinchen ein Mann oder eine Frau ist, geschweige denn ihr Alter. Ehrlich gesagt, interessiert mich das auch gar nicht. Ich war aber nichtsdestotrotz etwas überrascht über ihre Reaktion, muss ich zugeben. Sie kann nämlich selbst ganz schön bissig mit den Worten fechten, was nun mal zu einem Blog wie den Ruhrbaronen mit gehört.
Ich hoffe deswegen auch, dass sie hier jetzt nicht ausssteigt, denn sie kann obendrein auch sachlich gut argumentieren und beides zusammen gibt einer Blog-Debatte doch erst den nötigen Pfeffer.
@ Urmelinchen
Da ist jetzt was parallel gelaufen, Urmelinchen. Schön, dass sie hier weiter mitmachen. Und auch ihnen einen guten Start in die Woche.
@Urmelinchen, (30)
Danke für die Hinweise. Ich werde darüber nachdenken. Und, falls das möglich ist,
von der „altväterlichen Attitüde“ in der Zukunft abrücken.
Diese mindestens aber etwas besser maskieren.
Aber vermutlich werden Sie es unter Ihrem Blickwinkel bereits wieder als „altväterlich gönnerhaft“ einstufen, wenn ich Ihnen „eine durchaus gute Argumentationstechnik attestiere“. Wieder so ein altväterlicher Ausdruck.
Auch ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche, wobei ich vielleicht gar nicht gemeint war, bei Ihrem Gruß. Aber trotzdem.