Tempolimit? Nee! Meine Karre fährt auch ohne Wald!

Tempolimit? Wieso, werden Sie sich jezz fragen, wieso schreibt die jezz über datt Tempolimit? Wir haben doch gar keins! Kann ich Ihn sagen: die Statistik für letztes Jahr is‘ raus und seit zwanzig Jahre gibt datt wieder mehr Tote und Verletzte auf deutsche Straßen. Aus diesen Grund sind die Experten jezz am diskutieren, watt man gegen die ganze Umfallopfer unternehmen kann.

 

Jezz muss man wissen, alle haben ein Tempolimit, die Franzosen, die Holländer, die Schweizer, sogar die bekloppte Italiener haben eins, allerdings is‘ datt so kompliziert, datt sich eh niemand dadran halten, geschweige denn datt kontrollieren kann. Die Österreicher haben gar keine Straße, die lange genug wär‘, datt man dafür ein Tempolimit brauchen würde, aber die haben trotzdem eins. Selbst im Land vonne begrenzte Unmöglichkeiten schleichen die mit 55 Meilen über ihre tagelang geradeaus führende Highways! Sogar die aufstrebende Weltmacht China hat eins, obwohl da schon die Schlaglöcher für ’ne ausreichende Tempobegrenzung am sorgen sind…

 

Nur wir Deutsche sind anders als die andern Kinder. In Deutschland heißt datt immer noch „Freie Fahrt für freie Bürger!“ Wobei, so frei auch wieder nich‘. Auf Landstraßen gildet Tempo 100. Aber die Autobahnen! Die geben jedem Tempomanen die Möglichkeit, sein innerstes (Männer)Ego auszuleben. Obwohl, auch wieder nich‘ so wirklich. Inzwischen gildet auf über 70 Prozent vonne deutschen Autobahnen ein Tempolimit. Außerdem gibbet da noch die, ich sachma, verkehrsimanente Tempolimits: Nacht, Regen, Schnee, Hagel, Sonnschein, Mittelspurfahrer, zähfließender Verkehr, Feierabendverkehr, Sonntagsfahrer (ich gucke keinen an, ne, Schwiegermutti…), Elefantenrennen von LKWs (gerne auf Steigungen), Baustellen, Urlaubstaus und weiß den Geier noch watt alles.

 

Da könnte man jezz endlos weiter machen und am Ende bleiben nich‘ mehr viele Autobahnkilometer für freifahrende Bürger übrich. Und vonne A40 reden wir ers‘ ganich! Oder vom Ruhrschnellweg. Welchen sadistischen Hannebambel im Straßenverkehrsamt den so genannt hat, wird zu dem sein Schutz wohl immer ’n Geheimnis bleiben…

 

Mal unter uns Pastorentöchter: wieso fordert unter diese Voraussetzungen überhaupt noch jemand ein allgemeines Tempolimit auffe Autobahn? Wo den Verkehr datt doch quasi von selbst erledigt! Jezz stehen zwei inne letzte Reihe auf und rufen: „Umwelt!“ – „Und Umfälle!“

 

Geh mir wech mitte Umwelt, hömma. „Umwelt“… Datt kost doch jezz schon mehr Sprit und Nerven, wenn die ganze Umweltheinis mit 110 sich auffe Überholspur ’ne Naht zusamm fahren! Vonne Rentner mit karierte Hütchen auffen Kopp und gehäkelte Klopapierrollenabdeckung auffe Heckbalage ganz zu schweigen. Wenn die auch noch datt Gesetz im Rücken hätten, die würden ja nich‘ mal mehr rüberwechseln, wenn man ihnen mit zwei Metern Abstand die Tröte und die Lichthupe reinhaut. Nee echt jezz, die dauernde Abbremserei und wieder voll beschleunigen bis datt den nächsten Umweltdödel die linke Spur blockiert, datt kost mehr Sprit, als wie wenn man schön gleichmäßig mit 180 oder 200 Sachen über dem Asphalt am heizen is‘, glaubste. Is‘ man ja auch viel schneller da! Man is‘ nich‘ die Straße am blockieren und keine Staus am verursachen, weil man längst weg is‘ – also brauch‘ man auch viel weniger Sprit, hömma.

 

Jezz ruft der Dödel ausse letzte Reihe aber wieder: „Und Unfälle!“. Da stellen wir uns mal blöd und gucken mal, wer produziert denn die ganze Unfälle? Etwa die Leute, wo Autofahren können? Wer mit 200 über die Autobahn kachelt, der passt auch auf! Der schläft nich‘ ein am Steuer oder fummelt mit sein Handy rum, weil der muss ja dauernd hellwach sein, damit der wegen die Umweltdödel rechtzeitig bremst und den nich‘ kapaaftich inne Möhrchen rein fährt. Diese Verkehrshindernisse sollte man vonne Autobahn schaffen! Eigene Autobahnen für LKWs, Kleinwagen und Umweltheinis. Dann wären die andere Autobahnen energie- und zeitsparend, flott und so gut wie fast völlig unfallfrei! Da könntense aber ein drauf lassen, könntense da.

 

Und is‘ bis hier hin einer aufgestanden und hat „Die Wirtschaft!“ gerufen? Nö! Aber man muss die Sache grade inne Krise auch unter diesen Aspekt her betrachten: bloß weil datt bis heute kein Tempolimit gibt und die Besitzer vonne dicke Nobelhobel glauben, sie könnten damit ungebremst über die Autobahn stochen, machen unsere große deutsche Edelkarossenhersteller diese Riesengewinne, auf dem datt unser gesamtes Wirtschaftswachstum sich am ausruhen is‘! Und selbst wenn mal ’n Unfall passiert, also bitte, datt is‘ doch auch ein Teil vom Gesamtbruttosozialprodukt! Schrauber, Schrottplätze, Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte tragen doch zum BIP bei! Ne neue Kiste brauch‘ man da dann auch. Ob jezz so eine oder so eine.  Und Bestattungsunternehmen zahlen auch Steuern!

 

Oder watt mein Sie dazu?

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Nansy
Nansy
12 Jahre zuvor

So ganz kann ich nicht nachvollziehen, warum wir auf einmal wieder die Tempolimit-Diskussion führen sollen. Die Statistik zeigt und, dass seit 1990 die Zahl der Verkehrstoten ständig zurückgegangen ist (von 11.428 auf 3.812 im Jahr 2010). 2011 scheint da eine Ausnahme zu sein. Frage ist, woran das liegt?
Zitat: „Den stärksten Anstieg tödlicher Unfälle gab es auf den Landstraßen. Nach genaueren Erhebungen, die erst für die ersten drei Quartale vorliegen, waren es 8,8 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Weniger tödliche Unfälle sehen die Fachleute nur auf den Autobahnen“
Der Anstieg hat also nicht mit den Autobahnen zu tun. Aber vielleicht merken es die Leute ja nicht.

Ulf
Ulf
12 Jahre zuvor

Tja Ingeborch, so ist das in diesem Land. Da werden Gewohnheiten gern zu Menschenrechten umdeklariert. Du könntest einen nahezu identischen Artikel über das Bohei anlässlich des Gesetzes zum Schutz von Nichtraucherinnen und Nichtrauchern schreiben, das von Kampagenjournalisten gern als Rauchverbot diffamiert wird. Auch da sind die Deutschen „anders als die andern Kinder“. Denk mal drüber nach, ich freu’ mich drauf.

Robin Patzwaldt
12 Jahre zuvor

Egoismus und Aggressivität in der Gesellschaft steigen insgesamt. Das kann man nicht nur bei Autofahrern beobachten. Auch die Anzahl von Gewaltübergriffen in der Öffentlichkeit und der gestiegene Vandalismus bezeugen das.
Mit dem fehlenden Tempolimit kann man die Zahl der Verkehrstoten zudem kaum begründen, da die Unfallschwerpunkte andere sind.
Und wo und wann kann man denn wirklich mal fahren so schnell man mag? Faktisch haben wir durch Fülle der Straßen und vorhandene Geschwindigkeitsbegrenzungen (gerade auch auf den Autobahnen hier im Revier) doch schon fast überall ein Tempolimit.

Nansy
Nansy
12 Jahre zuvor

@Ulf

Eine interessante Beweisführung. Die Zahlen sagen zwar was anderes, aber es muß was geändert werden, weil andere Länder es auch so machen? Ich fürchte, es soll mal wieder auf so eine rot/grüne Volkserziehungsmaßnahme hinauslaufen.

Nansy
Nansy
12 Jahre zuvor

Ingeborch, ich traue ja auch keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe, aber für die Begründung eines Tempolimits auf Autobahnen taugen die vorhandenen Zahlen nun einmal nicht. Manchmal tun die Statistiker einem einfach nicht den Gefallen…
https://www.stern.de/auto/news/mehr-tote-auf-den-strassen-fussgaenger-und-motorradfahrer-leben-gefaehrlich-1761893.html

Peter Podewitz
Peter Podewitz
12 Jahre zuvor

@3
Werter Ulf: faktisch läuft es auf ein Rauchverbot hinaus. Linientreue Kampagnenhelfer der Volkserzieher haben nur das Wort „Nichtraucherschutz“ ersonnen, weils schöner klingt. „Tempolimit“ klingt ja auch netter als „sinnlose, irgendwie leider doch nicht durch irgendwas zu begründende Einschränkung, die wir aber unbedingt brauchen, weil mein R4 sowieso nur 120 schafft und da brauchen die anderen auch nicht schneller zu sein“, gell?

carsten
carsten
12 Jahre zuvor

Die vorhanden Zahlen zu Verkehrstoten eignen sich auch nicht als Gegenargument (oder der verlinkte Stern-Artikel). Entscheidender dürfte sein, wie die Gesamtzahl an Verkehrsunfällen und der Anteil an erhöhter Geschwindigkeit daran aussieht. Dass weniger Autofahrer sterben, könnte auch gut an verbesserter Sicherheitsarchitektur liegen, wovon Fahrad-, Motorradfahrer und Fußgänger eher weniger profitieren.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

Die Geschwindigkeit eines motorisierten Gegenstandes hat eine ganz eigene physikalische Logik jenseits von Umwelt und Fahrmoral. Je höher sie ist, desto härter wird der Aufprall. Je schneller sie ist, desto höher ist der dazu notwendige Energieverbrauch. Der Bezin/Dieselverbrauch selbst steigt dabei ab ca. 120 km sogar exponential. Der Spaß bei denen, die gerne schell fahren, allerdings auch. Vielleicht auch deswegen, weil sie im Ernstfall, siehe Aufprall, auch schneller sterben.

Katharina
Katharina
12 Jahre zuvor

Mann/Frau rodet den Wald und schon ist die unfallfreie Fahrt gesichert.
Man o man.
Gehört und gesehen in Duisburg, Kaiserberg.
Fantastische Planung.
Ob nun die gerodeten Bäume irgendwo, irgendwie, irgendwann ersetzt werden?
Pro gefälltem Baum 2 oder 3 neue irgendwo hinpflanzen.
Hat Herr Greulich ein Veto eingelegt?
Erst den Botanischen Garten „sanieren oder planieren“, jetzt den Kaiserberg.
1. Klasse Arbeit.

Ich würde mich auf ein autofreies Wochenende freuen, dann könnte ich mal wieder so richtig ohne Tempolimit mit dem Fahrrad über die Autobahn rasen.

Peter Podewitz
Peter Podewitz
12 Jahre zuvor

Liebe Ingeborch: nee, schlimmer – ich bin Fußgänger. Da is das Tempolimit baubedingt vorgegeben und ich komm höchstens auf 120 Kardialinfarkte pro Stunde.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Ingeborch # 15
Ich schließe daraus, dass ihr Mann noch lebt, obwohl er gerne schnell fährt. Ein Glückskind also. So einer braucht keinen Physikunterricht. 😉

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