“Terfs gibt’s in jeder Stadt – bildet Banden macht sie platt“

Uni Leipzig Foto: MaryG90 Lizenz: CC BY-SA 3.0

Frauenhass und Antisemitismus gehören wahrscheinlich mittlerweile zum guten Ton unter Studenten. So scheint es zumindest an der Universität Leipzig. Queerfeministische Gruppen riefen schon Tage vorher dazu auf, eine Veranstaltung von Sisters e.V. “zum Desaster zu machen“. Was ihnen tatsächlich auch gelungen ist. Der Vorwurf war, es würde sich um eine Veranstaltung von Terfs (Trans-Exkuldierende Radikalfeministinnen) und Swerfs (Sexarbeit-Exkludierenen Radikalfeministinnen), also Frauen, die sich kritisch zur Vereinnahmung von Frauen-Schutzräumen durch biologische Männer und kritisch gegenüber der Prostitution positionieren, handeln. Es sollte der Film „Bordell Deutschland“ gezeigt werden. Eine anschließende Diskussion war geplant. In dem Film kommen Frauen in der Prostitution zu Wort. Er zeigt, wie es den Frauen in der Prostitution europaweit tatsächlich geht. Kurz vor Beginn der Veranstaltung stürmten dann ca. 60 Leute mit FFP-2-Masken, grünen Haaren, Palituch und Schildern den Hörsaal, machten Krach, pfiffen mit Trillerpfeifen und schrien Parolen wie “Alerta Queerfeminista“, “Terfs gibt’s in jeder Stadt – bildet Banden macht sie platt“ “Ganz Leipzig hasst euch Swerfs und Terfs“. Die Linse des Beamers für die Filmvorführung wurde verdunkelt.

Es ist immer das gleiche Muster. Eine inhaltliche Auseinandersetzung wird nicht mal in Erwägung gezogen. In dem Aufruf zur Störung der Veranstaltung wurde eine Diskussion explizit ausgeschlossen. Zudem enthält er auch viele Falschbehauptungen. Und dann wird blind drauflosgeschlagen. Und natürlich vermummt und mit Palituch, denn so gehört sich das, wenn man Revolution spielt.

Der Film wurde schließlich nicht abgespielt. Es waren vielleicht 10-15 Leute dort, die den Film gern sehen wollten. Die Veranstalter und die Gäste empfanden die Lage schwer einschätzbar, bedrohlich und psychisch belastend. Sie wurden am Verlassen des Hörsaals gehindert, ausgebuht und diffamiert. Nach einer dreiviertel Stunde kamen Polizisten in den Hörsaal. Es gab Tumult. Personalien wurden aufgenommen. Danach stand es allen frei zu gehen. Die Wenigen, die den Film sehen wollten und die Veranstalter wurden schließlich unter Polizeischutz aus dem Hörsaal geleitet.

Und dann positionierte sich der „Student*innenRat“ ganz klar für die Extremisten dieser “Anti-Terf-Demonstration“, für die Gewalt scheinbar ein probates Mittel ist. Wie kann das sein? Sie stuften den Protest als legitim und friedlich ein, was er definitiv nicht war und kritisierten den Polizeieinsatz. “Friedlich protestierende Studenten seien Repression und Polizeimaßnahmen ausgesetzt gewesen.“ Das erklärte der „Student*innenRat“ in einem offenen Brief an die Hochschulleitung. Sie fordern darin eine sofortige Einstellung aller Strafanzeigen gegen diese Studenten, die nach ihrer Ansicht ihr Recht auf Meinungsfreiheit und friedlichen Protest wahrgenommen hätten und ein Ende der Polizeipräsenz auf dem Campus. Die Rektorin wurde aufgefordert, „die Universität als Schutzraum zu verteidigen und die Studierenden nicht weiter solchen Maßnahmen auszusetzen, die an Unterdrückung erinnern“. Täter-Opfer-Umkehr?

Hier werden die Narrative der Extremisten völlig unreflektiert übernommen werden. Ohne sich mit der Realität auseinanderzusetzen, Methoden, die auf Einschüchterung beruhen, gelten als “friedlicher Protest“. Das rechtfertigt der „Student*innenRat“ damit, dass es ja für die vermeintlich gute Sache sei. Meinungsfreiheit gilt also nur, solange es um die eigene Meinung geht?

Immerhin wird in den Kommentaren unter ihren Instagramm-Post deutlich, dass der „Student*innenRat“ nicht für die Gesamtheit aller Studenten spricht
und die Rektorin der Universität Leipzig Eva Inés Obergfell positionierte sich ganz klar gegen solche Art Extremismus: „Zu einer Universität als Ort der Bildung und Freiheit gehört der Raum für den demokratischen Austausch, und nicht das Verhindern eines Austauschs durch Bedrohung und Störungen. Wir stellen uns gegen jede Form von Gewalt und Extremismus.“

Vielleicht bewirkt ja auch das Ampel-Aus ein Umsteuern, so dass solche woken Extremisten nicht mehr unsere Unis infiltrieren können.

Statement des Veranstalters Sisters e.V.: https://www.instagram.com/p/DCDBKKLMjdU/

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Werbung