Terror in der Nachbarschaft – Brandanschlag auf die Moschee in Berlin-Wilmersdorf

Berlin, Wilmersdorfer Moschee, Brienner Straße Foto: Axel Mauruszat

Der siebte Brandanschlag auf Berliner Moscheen innerhalb weniger Monate lässt die Ermittler ratlos zurück. Von Andreas Lichte.

Yasir Aziz, 27, geboren in Pakistan, studiert in Schweden. Vor einem Monat kommt er nach Berlin, um in Ruhe an seinen Masterabschlüssen in Marketing und in Weltpolitik – Spezialisierung in Menschenrechten – zu arbeiten. Am Samstag, 8. Januar 2011, um 1:45 Uhr nachts, ist es mit Ruhe und Menschenrechten vorbei, Aziz sagt:

„Ich arbeitete gerade am Computer, als ich lautes Knallen hörte. Zuerst dachte ich: »vielleicht die Sicherungen, ein Kurzschluss«, aber dann schaute ich aus dem Fenster und sah das Feuer vor der Tür.“

„Die Tür“ ist die Tür zum Wohnhaus des Imam, direkt neben der Moschee. Dort ist Aziz für 2 Monate zu Gast.

Aziz ruft die Polizei, und versucht selber das Feuer zu löschen. Die Polizei-Streife, die schon nach 3 Minuten da ist, kann mit ihrem Feuerlöscher den Brand der Haustür erfolgreich bekämpfen.

Aziz sagt: „Ich war geschockt.“ Was wäre passiert, wenn er geschlafen hätte, und die Polizei nicht so schnell am Einsatzort gewesen wäre? Aziz: „Wenn es erst einmal brennt, dann gibt es für das Feuer keine Grenzen mehr. Von der Tür hätte das Feuer leicht auf die Holzfenster darüber übergreifen können …“

Und auch die Kriminalpolizei nimmt den Anschlag ernst, untersucht 5 Stunden lang den Tatort, obwohl der Brandsatz dilettantisch aus Gaskartuschen, Spiritusflaschen und Silvesterböllern gebastelt war. Der Hintergrund, die Berliner Morgenpost schreibt:

„Schon von Juni bis Dezember 2010 hatte die Polizei in Berlin insgesamt sechs Brandanschläge auf islamische Einrichtungen registriert. Im Juni, zweimal im August und im November war die Sehitlik-Moschee am Columbiadamm Ziel gewesen. Weitere Anschläge wurden im November auf die Neuköllner Al-Nur Moschee und im Dezember auf ein islamisches Kulturzentrum in Tempelhof verübt.“

Also sagt ein Polizeisprecher zum Fall der Wilmersdorfer Moschee: „Ob ein Zusammenhang mit Brandanschlägen oder versuchten Brandanschlägen auf Moscheen in der Vergangenheit besteht, wird derzeit geprüft.“

Ich wohne in Sichtweite der Ahmadiyya-Moschee, der unter Denkmalschutz stehenden, ältesten Moschee Deutschlands in Berlin-Wilmersdorf. Ich liebe ihre Architektur: Ein UFO in der biederen Villen- und Reihenhausbebauung.

Im Winter letzten Jahres kam ich abends nach Hause, der Feuerwehr-Grosseinsatz war nicht zu übersehen, die Strasse war gesperrt. Mein erster Gedanke: „Die Moschee!“ Nein, damals war es nur ein Wohnhaus in ihrer Nähe. Aber was ist da los, dass ich jederzeit mit einem Anschlag rechnete?

Und das war noch bevor „Deutschland schafft sich ab“ des geistigen Brandstifters Thilo Sarrazin das ganze Land in Hysterie versetzte.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
17 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Der Moslem
13 Jahre zuvor

Aber, aber … wer wird denn gleich solch böse Gedanken haben als selbst-kasteiender Doischer? Nehmen Sie sich ein Beispiel an unserem stolzen dutschen Föhrärr Stefan Herre mit seiner PI-Truppe – da hat man doch schon sicher bald Beweise dafür gefunden, dass das muslimische Anschläge waren. Anständige Deutsche machen doch sowas nicht, ts, ts, ts … In der „Reichskristallnacht“ wurden die Synagogen doch sicher auch von Juden angezündet, um Dem Deutschen ein schlechtes Gewissen zu machen, gell?

himynameis
himynameis
13 Jahre zuvor

Uuuuund da ist direkt der erste Vergleich mit der Shoa. Nice..

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Der Moslem

..und ich dachte den Moslem als solchen gibt es gar nicht.

Oliver Fink
13 Jahre zuvor

Mit welcher Textstelle ruft Herr Sarrazin doch gleich zur Gewalt gegen Moslems auf? Ich find’s grad nicht…

Gerd
13 Jahre zuvor

@ Oliver Fink

unterstützten Sie und die FDP Thilo Sarrazin?

Ich find’s grad nicht auf Ihrer homepage…

„Oliver Fink … Auch all denen, die mir persönlich im Wahlkampf oder durch ihre Erst- oder auch Zweitstimme Unterstützung und Vertrauen signalisiert haben, danke ich ganz herzlich dafür. Ich biete Ihnen unabhängig von Ihrer Haltung zur FDP an, dass ich Ihnen auch nach der Wahl gern für Gespräche, Diskussionen oder auch Anmerkungen und Kritik zu unserer Regierungsarbeit zur Verfügung stehe …“

trackback

[…] Terror in der Nachbarschaft: Brandanschlag auf die Moschee in Berlin-Wilmersdorf … ruhrbarone […]

Gerd
13 Jahre zuvor

@ Oliver Fink, FDP

haben Sie das zu verantworten?

https://www.shz.de/nachrichten/lokales/wilstersche-zeitung/artikeldetails/article/111/gegenwind-fuer-geistigen-brandstifter.html

„Thilo Sarrazin in Itzehoe

Gegenwind für „geistigen Brandstifter“

WILSTERSCHE ZEITUNG, 4. Januar 2011 | 06:40 Uhr | Von Katrin Götz / Volker Mehmel

Thilo Sarrazin soll bei einer FDP-Veranstaltung im Itzehoer Theater auftreten – elf Organisationen von Antifa bis zur Gewerkschaft Verdi wollen das nicht zulassen.

„Das Theater ist der Kultur und Aufklärung verpflichtet.“ Und auf Skandal-Autor Thilo Sarrazin, meint Christine Weber-Herfort von „attac“, treffe weder das eine noch das andere zu. Deshalb dürften die Türen des theater itzehoe auch nicht für einen „geistigen Brandstifter“ wie ihn geöffnet werden. Vor dem Auftritt Sarrazins beim Dreikönigstreffen der FDP am Donnerstag brachten Weber-Herfort und Eilhard Stelzner von „attac“ gestern einen offenen Brief ins Rathaus und zu Theater-Chefin Dr. Mechtild Hobl-Friedrich. Im Namen von elf Organisationen – von der Antifa über den Koordinationsrat der Iranerinnen und Iraner in Hamburg bis zu verdi Pinneberg/Steinburg – sowie 13 Einzelpersonen fordern sie: „Machen Sie von Ihrem Hausrecht Gebrauch und verweigern Sie der FDP für diese Veranstaltung das Theater!“

Es dürfe nicht sein, „dass auf der Bühne des Itzehoer Theaters Hetzer und Demagogen einen Auftritt bekommen“, heißt es in dem Brief. Der bedeutendste kulturelle Raum der Stadt dürfe nicht einem Mann zur Verfügung gestellt werden, „der mit aufgewärmten Rassetheorien und sozialdarwinistischen Thesen durchs Land zieht“. (…)

Diese „Klientelpartei selbst ernannter Leistungsträger“ suche offenbar aus Verzweiflung „neue Wählerschichten im Dunstkreis des Rassismus“, heißt es in dem Brief, in dem die Kreis-FPD als Veranstalter „aufs Schärfste“ kritisiert wird. (…)“

Müller
Müller
13 Jahre zuvor

@ Gerd

Wie war das nochmal mit der Meinungsfreiheit ? Gilt die nur für Ihnen genehme Meinungen ?

crusius
crusius
13 Jahre zuvor

Gelegentlich sollten Blogger auch mal Studien lesen.

„Im nationalen Interesse ist unter bestimmten Umständen eine Diktatur die bessere Staatsform.“: 26,8 % der Befragten stimmen zumindest teilweise zu.

„Ohne Judenvernichtung würde man Adolf Hitler heute als großen Staatsmann ansehen.“ 28,5 % der Befragten stimmen zumindest teilweise zu.

„Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert.“ 44,6 % der Befragten stimmen zumindest teilweise zu.

„Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert.“ 29,1 % der Befragten stimmen zumindest teilweise zu.

„Wie immer in der Natur sollte sich immer der Stärkere durchsetzen.“ 36,8 % der Befragten stimmen zumindest teilweise zu.

„Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen.“ 65,7 % stimmen zumindest teilweise zu.

„Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß.“ 42,1 % stimmen zumindest teilweise zu.

„Wir sollten endlich wieder Mut zu einem starken Nationalgefühl haben.“ 70,1 % stimmen zumindest teilweise zu.

„Eigentlich sind die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen.“ 36 % der Befragten stimmen zumindest teilweise zu.

Ich muß ehrlich gestehen, ich mag nicht mehr. Es gibt noch mehr Aussagen, noch mehr Prozentzahlen. Jeder, der zu bestimmten Themen die Kommentarspalten von „derwesten.de“ durchsieht, wird mir zustimmen:

Wir leben in einer Gesellschaft, in der „Rechtspopulismus“ (ich nenne das mal vorsichtig so) in weiten Teilen wieder salonfähig geworden ist. Der ehemalige Bundesbankvorstand hat nichts gebrandstiftet, sondern surft auf einer Welle. Zukünftige Historiker werden sich vermutlich streiten, ob diese Entwicklung erst mit Möllemann oder schon mit der ominösen Änderung des Asylrechts im Jahr 1993 begonnen hat. Das aber muß uns nicht betreffen.

Denn: Menschen, die so denken, leben hier. Jetzt. Ob nun 20 %, 30% oder 40% Antisemiten sind, ist letzten Endes auch schon fast egal. Wie sich Antiislamismus, Antisemitismus und „Wir wollen einen Führer haben“ in bestimmten Segmenten überlagern oder nicht, ist auch von eher akademischem Interesse.

Straftaten einzelner sind berichtenswert. Ja. Sie mögen Bewußtsein wecken. Ja. Ich persönlich möchte aber auch wissen: Wie soll diese Republik noch funktionieren, wenn in diesem Land ein signifikanter Anteil von Menschen wenig dagegen einzuwenden hat, zurück in eine Vergangenheit zu marschieren, die wir, die Mehrheit, aus tiefstem Herzen verabscheuen? Wer glaubt, das Problem sei auf bestimmte politische Lager zu begrenzen und noch nicht in der „Mitte“ der Gesellschaft angekommen, den brauche ich nichtmals an Horst Mahler, sondern nur an Klaus Schäfer zu erinnern.

crusius
crusius
13 Jahre zuvor

Nachtrag (Formatierungsfehler): Hier die Quelle [PDF].

crusius
crusius
13 Jahre zuvor

Weil WordPress wohl keine PDF-Links mag: https://library.fes.de/pdf-files/do/07504.pdf

Andreas Lichte
13 Jahre zuvor

@ crusius

du schreibst: „Gelegentlich sollten Blogger auch mal Studien lesen.“

Die Studie „DIE MITTE IN DER KRISE – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010“ der Friedrich Ebert Stiftung habe ich in der Tat nicht gelesen, ihre Aussagen waren mir aber in der Tendenz bekannt. Danke, dass du einen link angegeben hast:

https://library.fes.de/pdf-files/do/07504.pdf

Andreas Lichte
13 Jahre zuvor

@ crusius

Du schreibst: „Der ehemalige Bundesbankvorstand hat nichts gebrandstiftet, sondern surft auf einer Welle.“

Thilo Sarrazin hat erheblichen Anteil daran, dass sich die „Welle“ vergrössert hat. Nicht erst mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“, sondern auch schon vorher. Der SPIEGEL, vorher, am 08.01.2010, Zitat:

„Gutachten stuft Äußerungen Sarrazins als rassistisch ein“

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,670835,00.html

Die „Welle“ hat auch vor den Ruhrbaronen nicht halt gemacht, siehe den Artikel des Christlichen Fundamentalisten Malte Trösken:

„Abenteuer Ruhrpott – Ein Leben zwischen Orient und Okzident“

https://www.ruhrbarone.de/abenteuer-ruhrpott-–-ein-leben-zwischen-orient-und-okzident/

crusius
crusius
13 Jahre zuvor

@ andreas

Daß Malte bestimmte Dinge anders sieht, tut in diesem Zusammenhang nichts zur Sache. Ich halte seine Position auch für falsch.
Aber dennoch würde ich ihm nach dem, was ich von ihm bisher gelesen habe, zubilligen, „fest auf dem Boden der FDGO“ zu stehen.

Andere tun das nicht: 42,7% der Befragten stimmen zumindest teilweise der Behauptung zu (=haben nicht vollkommen verneint), daß Juden in unserem Staat zuviel Einfluß hätten. 65,7% der Befragten glauben zumindest zum Teil , daß Ausländer nur den Sozialstaat ausbeuten wollen.

Und das alles wegen Herrn S.? Das scheint mir zu viel Ehre. Herr S. hat die Leute da abgeholt, wo sie stehen. Das mag schlimm genug sein. Mich als Wahlbürger würde viel mehr interessieren, warum meine Mitmenschen da stehen, wo sie stehen. Wie wollen wir in Zukunft mit 30% rassistischen Wutbürgern zusammenleben? Vorschläge sind willkommen.

Andreas Lichte
13 Jahre zuvor

@ crusius

deine Frage: „Wie wollen wir in Zukunft mit 30% rassistischen Wutbürgern zusammenleben? Vorschläge sind willkommen.“

Frag doch mal den Berliner Integrationsbeauftragten Günter Piening:

………………………………………………….

https://www.berlin.de/lb/intmig/presse/archiv/20110113.1000.326492.html

„“Anschläge auf Berliner Moscheen sind Anschläge auf uns alle“

Pressemitteilung

Berlin, den 13.01.2011

(…) Ratlosigkeit und Sorge herrschen in der Gemeinde nach dem Anschlag, erfuhr Berlins Integrationsbeauftragter Günter Piening bei einem Besuch der Gemeinde. Allerdings berichtet die Gemeinde auch von großer Anteilnahme und Unterstützung gerade durch die Nachbarn im Stadtteil, die vorbeikommen und ihre Verbundenheit ausdrücken oder auch Hilfe anbieten, wie etwa Gemeindemitglieder der benachbarten Dänischen Kirche.

Für den Integrationsbeauftragten ist das ein ermutigendes Zeichen: „Diese Anschläge sind Anschläge auch gegen das Zusammenleben hier in Berlin. Die Täter versuchen, das Klima zu vergiften und Hass zu säen. Neben der Verstärkung der polizeilichen Schutzmaßnahmen ist darum entscheidend, dass sich die Berlinerinnen und Berliner über alle Religionsgrenzen hinweg entschieden gegen Hass und Gewalt stellen. Ich danke den Anwohnerinnen und Anwohnern der betroffenen Gemeinden für ihren Zuspruch. Die Basis für das gutnachbarschaftliche Zusammenleben ist stabil. Daran werden weder die heimtückischen Anschläge etwas ändern noch die herabsetzende und den Islam diffamierende Stimmungsmache, die gerade in den letzten Monaten viele Muslime verunsichert hat.“

Am morgigen Freitag, dem 14.1.2011, wird der Integrationsbeauftragte am Freitagsgebet in der Moschee in der Brienner Straße teilnehmen.“

………………………………………………….

Beim Freitagsgebet am 14.1.2011 war ich – als Zuschauer – dabei. Wie auch die das Fernsehen (Deutsche Welle).

Vor laufender Kamera sagte Piening, dass die muslimische Gemeinde gerade grosse Solidarität in der Berliner Bevölkerung erfahre.

Ich hab’s ihm nicht geglaubt, und hab gleich mal eine „Stimme des Volkes“ eingeholt, die Kioskbesitzerin in meiner Strasse. Sie sagt:

„Es gibt keine Solidarität in Berlin.“ Sowieso nicht, und schon gar nicht mit Muslimen.

Andreas Lichte
13 Jahre zuvor

Stand vom 23.1.2011, die taz berichtet:

https://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/moscheen-brandstifter-gefasst/

„ERMITTLER SPRECHEN VON EINZELTÄTER

Moscheen-Brandstifter gefasst

Nach mehreren Anschlägen auf Berliner Moscheen hat die Berliner Polizei einen Mann festgenommen. Hinweise auf politische Motive liegen derzeit nicht vor. (…)“

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Crusius

30% partiell rassistische, antisemitische, demokratie- und fremdenfeindliche Bürger ist, bei realistischer Betrachtung, eine geradezu beruhigende Zahl, wo wir Deutschen doch schon mal bei fast 90% nicht partiell sondern total rassistischen, anisemitischen usw. Volksgenossen waren.

Mit 30% partiellen Wutbürgern liegen wir auch im euorpäischen Maßstab nahe am Durchschnitt. Wer schön wenn es weniger wären, keine Frage. Aber diese Quote nur unter 20% zu senken halte ich für schwer, und sie unter 10% zu kriegen für unmöglich. Egal wieviel wir gemeinsam bereit sind in diesbezügliche Aufklärung und Bildung zu stecken.

Angst- und Minderwertigkeitskomplexe sind nun mal nicht rationalisierbar, dafür aber umso mehr mobilisierbar. Und viele der Einwanderer die hier als Migranten unter Fremdenfeindlichkeit leiden wären in ihren Heimatländern, d.h. in der umgekehrten Rolle, nicht viel besser als die, die sie als Migranten hier zu recht kritisieren und fürchten.

Werbung