Brauchte Englisch-Unterricht: Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) / MUNLV
Zehntausende gibt die schwarz-gelbe Landesregierung für ihre persönliche Beratung aus, Millionen für ihre Selbstbeweihräucherung auf Festen. Offenbar lässt sich aber jede Partei gerne schön coachen: Auch rot-grün hatte jahrelang ein teures Beraterheer um sich.
Englisch zu sprechen fällt NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg offenbar schwer. Der christdemokratische Landwirt ließ sich von Steuergeldern Unterricht in der Weltsprache erteilen. Kosten 480 Euro. Auch seine Parteifreundin und Düsseldorfer Bildungsministerin Barbara Sommer ließ sich coachen: Seit ihrem Amtsantritt vor vier Jahren gab sie für die "persönliche Vorbereitung, Sprechtraining und Medienberatung" knapp 50 000 Euro aus. Rüttgers selber mag das persönliche Medien-Coaching. Siehe hier: klack
Ihre kostspieligen Typberatungen musste die schwarz-gelbe Landesregierung nun fein säuberlich auflisten: Die oppositionelle SPD hatte eine große Anfrage zum Thema "Lobbyismus und Öffentlichkeitsarbeit" gestellt. Die in den Umfragen glänzende konservative Regierung sollte bloß gestellt werden. Dumm nur, dass die jahrzehntelang regierenden Sozialdemokraten offenbar das Geld für ihre persönliche Performance genauso locker ausgegeben haben: Ihre Etats für Beratung und Werbekampagnen sind in etwa gleich hoch. Siehe hier: klick
Auch das ist nun transparent: Die CDU hatte ihrerseits mit einer großen Anfrage die Regierungsjahre von Johannes Rau, Wolfgang Clement und Peer Steinbrück unter die Lupe genommen.
Üblicherweise stellt eine solche Anfrage nur die Opposition. "Wir haben Gleichstand hergestellt", sagt ein Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Nach seinen Berechnungen habe die SPD sogar mehr ausgegeben. "Irrtum", sagt hingegen Wolfram Kuschke, der Transparenz-Beauftragte der SPD-Fraktion. Er glaubt, die CDU habe "alle Grenzen überschritten".
Schon jetzt ist absehbar: Beide Regierungen lassen sich gleichermaßen gerne beraten, Sätze vorsprechen und Deutungen einpauken. Persönliche Coachs konzipieren Reden mit ihnen, Politikwissenschaftler setzen sich in die Bürosessel von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) um Wahlergebnisse zu interpretieren. Und auf groß angelegten Straßenfesten und Jubiläen ließen sich beide Regierungen gerne feiern. Alleine der NRW-Tag schlägt mit 300 000 Euro zu Buche. Offiziell sollten die Termine den Landespatriotismus der Bürger stärken, am Landtag wurden Hüpfburgen aufgebaut und Luftballons an Kinder verteilt. Aber natürlich redet dort auch Rüttgers und macht Werbung für seine Regierung.
Die endgültige Rechnung wollen beide Parteien erst in ein paar Wochen aufmachen. Bis Mitte August sollen die 13 000 Seiten umfassenden Antworten analysiert und verglichen sein — gerade noch rechtzeitig, um vor der Kommunalwahl am 30. August für Schlagzeilen zu sorgen.
Na, zumindest bei Papa Rüttgers hat das mit dem Sprechen und Darstellen ja nicht so gewirkt.
Naja was ist an diesem Artikel jetzt so überraschend?? Es ist doch wohl klar, dass Persönlichkeitscoaching und Trainings in unserer Mediendemokratie unerlässlich sind. Auch schon auf unterer ehrenamtlicher Ebene, auch hier indirekt mit Steuermitteln gefördert. Jede Firma macht Weiterbildungen zur Qualifizierung der Mitarbeiter. Finde das nicht sonderlich verwerflich…
Verwerflich finde ich das auch nicht. Aber interessant.
Und das wahrscheinlich wieder von Politikwissenschaftlern und Co…. 🙂
@ David
Interessant allerhöchstens, daß derartige coaching heutzutage „notwendig“ erscheint. Auch ich kann nur wenig erwähnenswertes oder verwerfliches an der Geschichte feststellen, ausser vielleicht den Preisen die von den coaches aufgerufen werden (aber vielleicht ist das auch nur gelber Neid), das ist aber eigentlich auch schon @all Daher also @all:
Der Artikel impliziert für mich, daß derjenige, der über den nötigen Gestaltungswillen verfügt, um Politiker zu werden zu wollen, auch gleichzeitig über die Fähigkeit zur mitreissenden freien Rede verfügen muss. O.K. schaden kann das nicht, aber es ist kein notwendiges Kriterium. Platt formuliert bezahlen wir Steuern als Preis dafür, daß das Produkt „Staat“ funktioniert. Sich darüber zu mokieren, daß „der Staat“, als Arbeitgeber, die Kohle für Trainingsmaßnahmen des mittleren Managementes verjubelt halte ich für sinnlos. Das ist ungefähr so, als würde man die Preise für ein x-beliebiges Konsumprodukt in Frage stellen, weil damit nicht nur die reinen Material- und Produktionskosten beglichen werden, sondern eben auch Schulungsmaßnahmen des (Verkaufs-)Personals (und anderes sind Minister in meinen Augen nicht).
In diesem Sinne, Sommerloch ahoi!
@Kolb, niemand mokiert sich! Das ist ein Bericht und natürlich ist das erwähnenswert: Es gab immerhin eine große Anfrage im Landtag und jetzt die Antwort vom Land. Ich weiss schon gerne, wofür Regierende Geld ausgeben. Wer eigentlich nicht?