Am Freitag feierte „The Return of ‚Das Goldene Zeitalter‘ – 100 neue Wege dem Schicksal das Sorgerecht zu entziehe'“ am Schauspielhaus Dortmund Premiere. Der Abend war ein ebenso fröhliches Theaterspektakel, wie die Originalversion. Die war so schön, das eine Wiederholung ein Gewinn für die Spielzeit 2014/2015 ist. Und eigentlich auch ein Muss – ist doch das Grundmotiv des Stückes, das von Alexander Kerlin und Kay Voges inszeniert wurde, die Wiederholung. Das Publikum freute sich offensichtlich, lachte viel und verliess kaum den Theatersaal, obwohl man sich bei der Vorstellung des Goldenen Zeitalters mit Getränken versorgen kann. Doch wer springt schon mitten in der Fahrt aus einer Achterbahn? Die Zuschauer schienen weder erholungsbedürftig, noch mochten sie beim Sekt- oder Bierholen irgendetwas vom Stück verpassen.
Zum Beispiel den Erklär-Bär, der wie Balou über die Bühne trottet, bevor er sich als wahrer Massaker-Bär entpuppt – und glücklicherweise (bevor er wieder zum erneuten Leben erwacht) in den Theatergraben fällt. Aber es gibt auch jede Menge anderer Wiedersehen mit „Vertrauten“. Zum Beispiel mit der sehr lieb gewonnen, nimmersatten Raupe, die auf die Hilfe ihres Regisseurs, wahlweise des Publikums hofft und wacker gegen Widrigkeiten des Treppensteigens ankämpft.
Nicht nur die Raupe, auch die zauberhaften Blumen, die direkt Alice’s Wunderland entsprungen sein könnten, zeigen echte kostümbildnerische Kunst. Pia Maria Mackert hat eine wundervolle Welt der Phantasiewesen geschaffen. Zu ihnen gehören neben einem schwarzen Engel und einer Qualle im Tütü auch die beiden Verliebten Adam und Eva, die einfach nur zum kn(a)utschen sind. Bei Adam hilft zwar zum Schluss beim Flirten nur noch mädchenhaftes Rabiatsein – aber Ende gut, Apfel gut.
Unvergessen auch der Sound, der entsteht, wenn man Kaffee trinkt. Die Zuschauer lachen schon vorher, sie wissen welcher Spaß sie erwartet. Dazwischen Zitate von Kästner, Brecht, Stalin, ein paar bekannte Werbeslogans, Nietzsche, Gorki und „Die Gedanken sind frei“. In diesem Stück sind sie es – gedankenfrei in der Assoziation der Bilder, Ideen und Zitate. Wie Heiner Müller sagt: „Eigentlich können wir nur noch in Zitaten miteinander sprechen. (..) Es gibt keine originären Texte in Träumen. Wir sind in einer solchen Traumphase“. Das Wort Traum beschreibt dieses Theaterstück wohl am besten. Dass sich Heiner Müller auf Freud bezieht, erst recht. Das Unbewusste, das Unbearbeitete liebt die Wiederholung. Und ist irrational, manchmal anarchisch.
Auch diesmal hat die Geschichte keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende. Alles fließt und wiederholt sich im Rhythmus eines geheimen Zyklus. Die trommelnden Hasen und der Schweiss gebadete Sisyphos mit seinem schweren Stein können diesem Rhythmus nicht entfliehen. Aber schon tönt fröhlich das Kinderlied: „Du bist anders, egal – das macht nichts, das Leben ist bunt!“ Ja, es ist wirklich bunt. Man kann sich wieder zurücklehnen, aufatmen.
Kerlin und Voges und das Schauspieler-Team haben es an diesem Freitagabend ohne Zweifel geschafft, dem Schicksal das Sorgerecht zu entziehen. Am Ende der Vorstellung hat man dieses Prickeln im Bauch und das ultimative Weekend Feeling. Wir wünschen uns noch mehr sorglose Abende – und 2016 dann das Goldene Zeitalter 3 drei III
Karten unter 0231-50 27 222 oder www.theaterdo.de I Theater-Blog hier.
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